Donnerstag, 28. März 2024

Papst: Mehrheit der Ehen ungültig

Franziskus beantworte Fragen von Priestern bei der Öffnung der Diözesankonferenz vom Bistum Rom

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Diözesankonferenz, 16. Juni 2016 / © PHOTO.VA – OSSERVATORE ROMANO

Eine große Mehrheit der sakramentalen Ehen könnte ungültig sein. Diese Einschätzung hat Papst Franziskus am Donnerstag bei der jährlichen Konferenz der Diözese Rom gegeben. Er begründete das damit, dass viele Eheversprechen ohne Bewusstsein über die Konsequenzen gegeben werden, und daher nur vorläufig seien. Die Ehepartner wüssten oft nicht, was das Sakrament bedeute. Er warnte vor dem Entschluss zur Ehe unter Druck, wenn etwa ein Kind unterwegs sei. Die Paare sollten nicht zur Hochzeit gedrängt werden, sondern vielmehr den Entschluss dazu reifen lassen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche antwortete damit auf eine Frage zur Krise der Ehe.

Er sagte, dass es wichtig und notwendig sei, Familienthemen zu analysieren. Die Analysen verhelfen seiner Auffassung nach zu einem gesunden Realismus. Nichts sei jedoch mit dem Realismus des Evangeliums vergleichbar. Darin bleibe es nicht bei der Situationsbeschreibung, der Schilderung von Problemen oder noch weniger von Sünden, sondern gehe immer darüber hinaus, und sehe hinter jedem Gesicht, jeder Geschichte und jeder Situation eine Gelegenheit oder Möglichkeit. Diesen Realismus kennzeichne das Wissen darum, dass Weizen und Unkraut zusammen wachsen.

Der Papst verwendete das biblische Bild vom alten Mann aus dem Buch Joel, der Träume träumen sollte, um den Wert des Erbes, besonders der Rolle der Älteren in der Gesellschaft darzustellen. „Als Gesellschaft haben wir die Älteren um ihre Stimme gebracht, um ihren Raum, um die Gelegenheit, uns über ihr Leben erzählen zu lassen, ihre Geschichten und ihre Erfahrungen“, bedauerte er. „Wir haben sie beiseite gestellt und dadurch den Reichtum ihrer Weisheit verloren. Indem wir sie ausgeschaltet haben, haben wir die Möglichkeit verworfen, mit dem Geheimnis in Kontakt zu kommen, das ihnen ermöglichte vorwärts zu kommen. Wir sind des Zeugnisses von Eheleuten beraubt, das nicht nur die Zeit überdauert hat, sondern auch in ihrem Herzen die Großzügigkeit für alles, was sie gelebt haben, bewahrt.“

Der Mangel an Zeugnissen, an Vorbildern, hindere junge Leute an der Befähigung zu planen, angesichts der Tatsache, dass die Zukunft Unsicherheit, Argwohn und Angst auslöse. Wie sollten junge Leute denn auch den Herausforderungen von Ehe und Familie begegnen, wenn sie fortwährend hörten, dass dies alles eine Last sei, fragte der Papst. “Wenn wir uns Visionen wünschen, so lasst uns unsere Großeltern erzählen, uns ihre Träume mit uns teilen, so dass wir Prophezeiungen des Morgen haben können.“

Die Worte von Papst Franziskus sind  im Wortlaut hier (in italienischer Sprache) abrufbar.

Quelle: Michaela Koller. Dieser Artikel erschien auf dem Nachrichtenportal Zenit.org und darf hier weiterverbreitet werden. The Cathwalk empfiehlt seinen Lesern das Abonnieren des zenit.org-Newsletters.
  1. Diese Ansicht, dass möglicherweise wegen fehlender angemessener Intention sehr viele Ehen ungültig sind, hat schon Benedikt XVI. genannt. F. baut hier auf B. auf.
    Auch entspricht die häufige Praxis der Ehe-Annullierungen durch Rom dieser Einschätzung doch recht genau.

    Wir haben grundsätzlich das Problem, dass die Ehe als Sakrament natürlich unauflöslich ist, in einer „Volkskirche“ deren ernsthafte Verwirklichung aber nicht oder nur schwer erreichbar ist. Das war von der Tendenz her auch in älteren Zeiten nicht anders. Man denke nur an die kirchlich geduldeten Huren- und Mätressenverhältnisse an sämtlichen Höfen und oft auch den Bischofssitzen und päpstlichen Höfen.

    Eine ernsthafte sakramentale Eheschließung setzt etwas voraus, dem nicht nur das gesellschaftliche Leben und die kirchliche Situation entgegensteht, sondern eben auch die Ver-Irdischung des christlichen Lebens. Sobald man sich all zu sehr im Irdischen verankern will – und die Ehe ist dafür sehr anfällig – landet man auch schnell in einer entsprechenden Entgleisung.
    Auf der anderen Seite versuchte man oft und tut es auch jetzt in entsprechenden Kreisen, durch Zwang, Furchteinflößung und Verkrampfung eine sakamentale Zeichenhaftigkeit zu erreichen, die aber auch dort nur all zu oft misslingt. Wie oft rennen Leute, die bei den Tradis sich außerhalb der kirchlichen Jurisdiktion haben trauen lassen dann zum „neurömischen“ Ortspfarrer und stellen den Antrag auf Annullierung in Rom – der Gipfel der Absurdität heutiger Tage? Mir hat ein älterer Priester mal das Problem geschildert und wie oft es vorkommt!

    Es kann sein, dass F. – recht verstanden – eine schmerzliche Wahrheit ausspricht: Mit Laxheit einerseits und übertriebenem sektiererischem Druck andererseits sät man nur Unkraut, und die, die heiraten, gehen so oder so von falschen Vorstellungen aus. Anstatt den Glauben der Menschen zu stärken, will man entweder das Diktat über sie verstärken oder sie der totalen Libertinage überlassen.

    Wenn das aber so ist, müsste man sich eingestehen, dass das, was Benedikt „Entweltlichung“ nannte, konsequent durchgeführt werden müsste, um hier Abhilfe zu schaffen. Eine Totalsanierung der Kirche – aber wie macht man das, ohne auch noch den Rest an Heilem zu zerstören?

    Vielleicht müssen wir uns aber auch eingestehen, dass dies immer schon eine Gratwanderung war und vermeintliche heile Zeiten zwar keine so hohen Scheidungsraten hatten, dafür aber heimlichen Ehebruch, sehr viel Frauendiskriminierung und Heuchelei.

    Was allerdings an der krichlichen Ehelehre fast vollkommen fehlt, ist ihre spirituelle Deutung. Man hat stets Regeln aufgestellt, aber wenig erklärt, welchen sakramentalen Charakter eine Ehe denn hat. Das fehlt etwa in den entsprechenden Trienter Dekreten oder auch im Röm. Katechismus, und dabei blieb es.
    Im Grunde verstanden die Leute nicht, welch ein „Mysterium“ darin verborgen liegen könnte, von dem einst Paulus im Epheserbrief sprach. Erlegte eine persönliche Deutung vor, und es wäre eigentlich unser eAufgabe, hier weiterzudenken. Getan hat das bisher kaum einer, jedenfalls nicht auf einem Niveau, das dem „sacramentum magnum“ angemessen wäre.

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