Donnerstag, 28. März 2024

Vom „popule meus“ hin zur „felix culpa“

Von Markus Lederer

Es dürfte keine intensivere und heiligere Woche für einen Christen geben, als die Karwoche, die im Triduum Sacrum (oder auch Triduum Paschale genannt) gipfelt. Der Verrat des Judas am Gründonnerstag, das Abendmahl und die Einsetzung des Priestertums, führt uns über die dunkelste Stunde überhaupt – dem Karfreitag – zum Wendepunkt der gesamten Heilsgeschichte: der Auferstehung Christi an Ostern.

Sowohl das „Dunkel“ als auch das „Licht“ präsentieren sich in dieser Woche in ihrer Absolutheit und werden konkret in Jesus Christus. Er, der das Schicksal der gesamten Menschheit in sich getragen und vollendet hat.

Die Tragweite dieses Trdiuum Sacrum erschließt sich nur, wenn man sich die Zeit nimmt, die Bedeutung für sich persönlich zu erschließen. Der Gründonnerstag, der Karfreitag und Ostern sind keine abstrakten Gedenktage, sondern sind auf das innigste mit dem eigenen Leben verbunden: Wegen uns setzte Christus die Hl. Messe am Gründonnerstag ein, wegen uns wurde Christus gekreuzigt und für uns ist er auferstanden. Kardinal Ratzinger setzte diese Haltung der persönlichen Anteilnahme mit dem Schicksal des Herrn in seiner Kreuzwegandacht im Jahre 2005 voraus:

Hilf uns, nicht nur mit hohen Gedanken mit dir mitzugehen, sondern uns mit dem Herzen, ja mit den ganz praktischen Schritten unseres Alltags deinen Weg zu gehen.

Heute am Karfreitag können insbesondere die Improperien uns zu einem tieferen Verständnis helfen. Im „popule meus“ klagt der Herr die Treuelosigkeit seines Volks an:

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt? Antworte mir!

Diese Perspektive des anklagenden Gottes, welcher durch die Abwendung des Menschen betrübt ist, muss uns bestürzen.

Ich habe dir ein Königszepter in die Hand gegeben, du aber hast mich gekrönt mit einer Krone von Dornen. Mein Volk, was habe ich Dir getan.

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In Glaubenszeiten, in welchen oftmals nur noch im Mittelpunkt die Frage nach dem: „Wie sehe ich Gott“ steht, kann diese Perspektive befreien. Es steht die Reflexion der Frage an: Wie sieht Gott mich? Was sagt Gott zu meinem Leben? Wo habe ich gefehlt?

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Die Sünde, die freiwillige Abwendung des Menschen vom Willen Gottes, ist keine Bagatelle. Da Jesus unserer Sünden willen gekreuzigt worden ist (Röm 5,6), ist klar, dass er die Folge unserer menschlichen Verfehlungen auch ganz konkret auf seinem Kreuzweg spürte und durchlitt. Der hohe Preis unserer Erlösung, den der Herr aus Liebe zu uns gezahlt hat, darf nie vergessen werden. Dieses Bild sollte man sich am Karfreitag vor Augen führen: Auf Golgatha wurde zwar die Menschheit erlöst, aber Christus hat auch die Sünden jedes Einzelnen mit seinem Kreuzesopfer gesühnt.

Trotz dieser Erlösung ist die Nacht menschlichen Daseins, die Sünde, bis zum heutigen Tag nicht das Ende. Allerdings hat die Kirche aus dieser Not, quasi eine Tugend gemacht und spricht in der Osternacht in Bezug zur Erbschuld sogar von einer felix culpa:

O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!

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Die Nacht ist besiegt durch das Licht aller Völker, Jesus Christus. Der Sieg Christi über die Sünde hat uns bessere Güter gegeben als die, welche die Sünde uns weggenommen hatte. „Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.“ (Röm 5,20). Den vielfältigen Versuchen die Auferstehung symbolisch umzudeuten, muss der immense Glaubenseifer der ersten Christen entgegengestellt werden.

Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift.“(1 Kor 15, 3-4)

Durch sein Kreuz und seine Auferstehung sind wir von Satans Joch befreit. Darum sollte die gesamte Christenheit vor Freude jauchzen. (Vgl. Freu dich, du werte Christenheit) Der beste Beweis der Auferstehung Christi ist die jahrtausendealte tiefe Freude der Christen weltweit, die bis heute andauert und nie vergehen wird.

Verleiht etwa nicht die Gewissheit, dass Christus auferstanden ist, den Märtyrern jeder Epoche Mut, prophetische Unerschrockenheit und Ausdauer? Vermag etwa nicht die Begegnung mit dem lebendigen Jesus so viele Männer und Frauen zu bekehren und zu faszinieren, die seit den Anfängen des Christentums alles verlassen, um ihm zu folgen und ihr Leben in den Dienst des Evangeliums zu stellen? „Ist aber Christus nicht auferweckt worden“ – sagte der Apostel Paulus -, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1 Kor 15,14). Aber er ist auferweckt worden! – Papst, Benedikt XVI. Generalaudienz, 26. März 2008

Nicht das Leiden und das Kreuz stehen am Ende dieser Woche, sondern die beglückende Freude, dass das Leben durch Christi Sieg gewonnen ist. Die tiefe Dimension dieser Tage wird man nur verstehen, wenn man die Herzen wirklich zu Gott erhebt und sich in diese österlichen Geheimnisse nicht nur ein- sondern komplett fallen lässt: Die eingehende Betrachtung des Leidens (Johannespassion), die Kreuzesverehrung mit seinen wunderbaren Gesängen (popule meus und crux fidelis) sowie später dann das Nachempfinden der Osterfreude (Exsultet).

kreuzigung photoDabei kann uns unsere himmlische Mutter das beste Beispiel sein: Sie stand vor dem Kreuze und sah dort ihren eigenen Sohn nackt und entstellt, Blut überströmt hängen; sie ging nicht weg. Doch Jesus stellt uns abermals die Frage, ebenso wie der klagende Gott im popule meus, „Und ihr, wollt ihr mich etwa auch verlassen?“ (Joh 6,67) Versuchen wir Christus nicht zu verlassen und besonders diese Tage aufrichtig seinen Leidensweg zu betrachten, um mit ihm zusammen am Ostermorgen zu jubeln:

Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?

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