Dienstag, 19. März 2024

Mit Zarah Leander durchs Sonntagsevangelium – ein Versuch!

Prälat Imkamps Sonntagspredigt

Es wäre ein billiger, unnützer Trost, wenn man der Witwe im heutigen Evangelium mit einem der berühmtesten Schlager von Zarah Leander (1907-1981) zurufen würde: „Nur nicht aus Liebe weinen, es gibt auf Erden nicht nur den Einen“, denn für diese Witwe gab es ja wirklich nur den Einen, sein Tod bedeutet für die verwitwete Mutter auch den Zusammenbruch aller sozialen Sicherungen. So erlebt sie als bittere Wirklichkeit: „Wir werden vom Schicksal getrieben und das Ende ist immer Verzicht“. Die Melancholie der Contra-Alt-Stimme von Zarah Leander trifft die Stimmung der Witwe wohl noch besser mit der Zeile: „Alles ist aus, ich bin so allein“. In dieser buchstäblich Trost-losen Situation trifft die Witwe mit dem Trauerzug auf Jesus und seine Begleitung: „Vor dem Stadttor begegnete der Zug des Lebens dem Zug des Todes“ (Walter Grundmann).

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Jesus versteht sofort die Situation der Frau, er versucht gar nicht sie zu trösten oder „Trauerarbeit“ anzubieten, er handelt als der Herr, so wird er hier im Lukasevangelium erstmals bezeichnet. Zuerst befiehlt er der Mutter: „Weine nicht“! Dann hält er die Totenbahre an, „eine Geste der Herrschaftsausübung“ (Wilfried Eckey), und dann spricht er buchstäblich ein „Machtwort“: „Ich befehle dir….“ Jesus ist der Herr über Leben und Tod, er gibt Befehle, er übt Herrschaft aus und er spricht das Machtwort des Lebens!

Sein Mitleid ist kein unverbindliches Gefühl der Solidarität, sondern Motiv einer Herrschaftsausübung, die alle Naturgesetzlichkeiten hinter sich lässt. Der Zug des Todes „aus grauer Städte Mauern“ wird zum Triumphzug des Lebens durch das Machtwort des Herrn über Leben und Tod.

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„Alles ist aus, ich bin so allein“, diese Worte, die das Gefühl der Witwe so gut treffen, stammen aus dem Schlager: „Davon geht die Welt nicht unter, sieht man sie manchmal auch grau“. Das Machtwort des Herrn vertreibt die Grauschleier von Trostlosigkeit und Einsamkeit. Ausdrücke wie Machtwort, Herrschaftsgeste, Herr und Befehl, aber auch Wunder, haben heute keine Konjunktur. Häufig sind wir auf die Grauschleier von Herrschafts- und Machtmissbrauch so fixiert, dass die Platte mit dem Zarah Leander-Schlager an der Zeile „Alles ist aus“ in der Endlosschleife irdischer Unzuträglichkeiten hängen bleibt. Nein, es gilt die Zuversicht: „Davon geht die Welt nicht unter“, denn: „ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn und dann werden tausend Märchen wahr“, wie Zarah Leander im Film „Die große Liebe“ (1942) gesungen hat. Wunder sind keine Märchen, sie sind geschehen und werden geschehen. Wunder sind Tatsachen, wir müssen nur den Jesus als Herrn, der ein Machtwort sprechen kann, wirklich ernst nehmen und ihm vertrauen. Schicksal, Verzicht, Einsamkeit müssen und dürfen nicht die Melodie unseres Lebens bestimmen! Hoffnung auf den Herrn, Vertrauen auf sein Machtwort sollten die Tonlage unseres Lebens bestimmen. Dann, aus diesem Vertrauen heraus, gilt für uns, dass wir gerade deshalb nicht aus Liebe weinen sollen, weil es auf Erden nur den Einen gibt, nämlich Jesus Christus, aus dessen Machtwort wir Hoffnung schöpfen dürfen und dann können wir Zarah Leander ergänzen und in dieser Hoffnung sagen: „ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn, und auch ich werde von den Toten auferstehn“.

Quelle: Wallfahrtsdirektion Maria Vesperbild (Pressemitteilung, 6. Juni 2016)

2 Kommentare

  1. Hier kann man auch auf das Zarah-Leander-Zitat in der modernen Popmusik verweisen:

    https://www.youtube.com/watch?v=LKXUNRrYQd0

    That said, der Inhalt des Sonntagsevangeliums wird, statt von dem (wenn auch musikalisch schmissigeren) „Davon geht die Welt nicht unter“ mit dem oft und vielleicht allzu oft gehörten Ratschlag „tja, aber dann gewöhnt man sich dran und man sieht es ein“, doch viel eher von „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“ getroffen.

    In diesem Sinne:

    Aber immer mit frischem, frohem Mut (zwo, drei!), ja Mut (zwo, drei!), ja Mut (zwo drei!), aber immer mit frischem, frohem Mut (zwo, drei!) ziehn wir der Heimat zu.

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