Freitag, 19. April 2024

Rosa von Lima – (M)eine Heilige für das Jahr 2018

Ein hagiografischer Neujahrsgruß von Dr. Markus Büning

Eine Heilige aus Amerika – Besonders verehrt in Holland!

Rosa von Lima (* 20. April 1586 in Lima, Vizekönigreich Peru; † 24. August 1617 ebenda)

Im niederländischen Sittard, Diözese Roermond, wird sie besonders verehrt: Rosa von Lima. Was bringt die Niederländer dazu, eine Heilige aus dem fernen Peru zu ihrer Stadtpatronin zu machen? Jedes Jahr rankt sich um ihren Gedenktag, den 23. August, ein großes Spektakel mit Kirmes und Prozession. Sittard ist seit einigen Jahrhunderten ohne Rosa nicht mehr zu denken. Wieso? Rosa hat dieser Stadt geholfen. In schwerer Zeit von Epidemien und Seuchen empfahlen in Sittard ansässige Dominikaner den Bewohnern dieser Stadt, zur ersten Heiligen Lateinamerikas ihre Zuflucht zu nehmen. Und, mit Erfolg! Es ist schön zu sehen, wie sehr die Dankbarkeit der Menschen bis heute noch zu spüren ist.

Ein großes Los – Zunächst schwer verständlich!

Nottuln, am Silvestermorgen 2017, im Kreis der Familie sitzend und betend, wie jedes Jahr: Wir ziehen unsere Jahresheiligen. Ein wunderbarer Brauch, wie ich finde. Warum? Man vertraut das neue Jahr der Fürsorge Gottes auf ganz besondere Weise an. Wir bitten den Herrn der Zeit uns einen Fürsprecher an die Seite zu stellen, der das neue Jahr begleitet. Im gezogenen Los erblicken wir zudem eine konkrete Aufforderung, sich an diesem Weggefährten ein Beispiel zu nehmen.

„Oh! – Das ist doch die mit der Dornenkrone!“, so meine erste Reaktion, als ich den Namen „Rosa von Lima“ las. Eine Heilige, die oft mit einer Dornenkrone und dem Kleid der Dominikanerinnen dargestellt wird. Dabei war sie zeitlebens ein Laie, weil nur Terziarin des Ordens. Sie war mit sich sehr streng: Fasten, Selbstgeißelung, Schlafen auf Scherben, das sind nur einige Beispiele, die uns Wohlstandschristen heute doch eher skurril, wenn nicht gar widerwärtig anmuten. Selbst die Beichtväter fanden in der Zeit, in der solche Bußübungen an der Tagesordnung waren, dass Rosa hier übertreibe und verboten ihr das Ausmaß der von ihr gewählten Kasteiungen. Ich erspare mir hier die genaue Schilderung der von ihr gewählten Bußübungen. Wenn ich ehrlich bin, kann ich das Ausmaß an selbst zugefügter Brutalität überhaupt nicht nachvollziehen. Hier ist und wird sie mir wohl eher fremd bleiben. Allerdings müssen wir mit unserem Urteil vorsichtig sein. Denn jede Zeit fordert bekanntlich ihren ihr eigenen Tribut. Was will der liebe Gott mir mit einer solchen Heiligen für 2018 nur sagen?

Aber dann fasste ich mich und fing an, in der mir zur Verfügung stehenden Literatur über Rosa ein wenig zu lesen. Und siehe da: Die Dinge werden gefügiger und verständlicher. Rosa beginnt mich zu faszinieren. Ja, eine erste Ahnung kommt auf, was der Herr mir mit diesem Los sagen will. Aber nun der Reihe nach: Werfen wir zunächst einen Blick auf ihr Leben:

Ein Leben in Buße und Entbehrung – Eine Anfrage an uns alle!

Rosa wurde als Tochter spanischer Kolonialisten mit dem Namen Isabel de Flores am 20. April 1586 in Lima (Peru) geboren. Wieso heißt sie nun aber Rosa? Bereits die Namensänderung beruht auf ein übernatürliches Eingreifen Gottes und der Gottesmutter Maria. Die Mutter Rosas sah über der Wiege des Kindes auf der Höhe ihres Gesichtes eine wunderschöne Rose schweben. Nach dieser Vision rief die Mutter freudig aus: „Isabel, fortan sollst Du Rosa heißen!“. Rosa wuchs heran und wurde sie skeptisch, ob die Namensänderung zu Rosa nicht einem eitlen Einfall ihrer Eltern entsprungen sei. Unter Tränen betete sie in einer Kirche zur Mutter Gottes und bat um Aufklärung der Umstände der Namensänderung. Da erschien ihr die Gottesmutter und eröffnete ihr, dass dieser Name der Wille ihres Sohnes Jesus sei. Zudem solle fortan der Zusatz „von der heiligen Maria“ angefügt werden. Rosa war erleichtert, dass die Namensänderung eine Fügung des Himmels war und forderte fortan alle auf, sie „Rosa von der heiligen Maria“ zu nennen. Schließlich erhielt sie diesen Namen bei ihrer Firmung als Firmnamen.

Schon mit fünf Jahren legte sie das Gelübde ewiger jungfräulicher Keuschheit ab. Der Anlass dieses ungewöhnlichen Geschehens ist nicht minder ungewöhnlich: Ihr Bruder neckte sie und bewarf ihr schönes Haupthaar mit Schmutz. Hierüber ärgerte sich die kleine Rosa sehr. Daraufhin sagte der Bruder auf schelmische Weise zu ihr, ob sie denn nicht wisse, dass solches Frauenhaar für viele Jünglinge den Abstieg in die Hölle bedeutete. Diese nicht ernst gemeinte Aussage des Bruders nahm Rosa sich so sehr zu Herzen, dass sie diesbezüglich die Hölle offen sah und die Folgen der ungeordneten Sexualität. Daraufhin entschloss sie sich sofort und mit aller Energie, die sexuelle Enthaltsamkeit zu geloben. Zum äußeren Zeichen schnitt sie sich ihre Haare ab.

Fortan lebte sie in asketischer Weise. Fasten und Beten prägten bereits ihren kindlichen und jugendlichen Alltag. Es kam so, wie es kommen musste: Die vornehmen Eltern hatten mit der Tochter ganz andere Pläne. Sie wollten sie unter die Haube bringen. Eine gute Partie im neu eroberten Land der Spanier war aus deren Sicht nicht zu verachten, trug eine solche doch auch zur eigenen Existenzsicherung bei. Doch Rosa ließ sich nicht von dem gewählten Weg abbringen. Nein, sie wollte nun sogar ins Kloster gehen. Aber im Gebet wurde ihr dann schließlich klar, dass dies nicht ihr Weg sei. Sie erkannte, dass sie sich nach ihrem großen Vorbild, der hl. Katharina von Siena (1347-1380), mit dem Leben im Dritten Orden der Dominikanerinnen begnügen musste. Sie nahm am 10. September 1606 das Ordenskleid der Terziaren. Fortan lebte sie zunächst im Gartenhäuschen ihres Elternhauses. Später lebte sie im Hause des königlichen Beamten Gonzalo de la Maza, dessen Frau ihre Freundin war. Neben den auferlegten Selbstkasteiungen, die in dieser Lebensphase noch zunahmen, widmete sie sich der Liebe zu den Armen und Kranken mit großer Hingabe. In ihr wuchs der Wunsch, ein Kloster zu gründen, welches ihrer Lieblingsheiligen geweiht werden sollte. Leider erlebte sie die Gründung des Klosters nicht mehr. Nach schwerer Krankheit starb sie am 24. August 1617 in Lima. Bereits im Jahr 1671 wurde sie vom Papst Clemens X. (1590-1676) als erste Amerikanerin zu den Ehren der Altäre erhoben. Sofort nach ihrem Tod kam eine starke Bewegung in Peru auf, Rosa als Heilige verehren zu dürfen, da recht schnell erste Wunderheilungen aufgrund ihrer Fürsprache eintraten.

Die wahre Missionarin Lateinamerikas – Ein Impuls für unser Kirchesein!

Der selige Papst Innozenz XI. (1611-1689) sagte über sie folgenden bemerkenswerten Satz: Es gab wahrscheinlich in Amerika keinen Missionar, der mit seinen Predigten mehr Bekehrungen erreicht hätte, als Rosa von Lima durch ihre Gebete und Bußübungen.“. Hier liegt vielleicht der Schlüssel zum Verständnis ihrer Selbstkasteiungen. Rosa war empört über das Leben ihrer spanischen Landsleute in den Kolonien. Sexuelle Ausschweifungen, Gold- und Geldgier, die Geringachtung der einheimischen Indios und die unglaubwürdige Lebensweise vieler Kleriker waren ihr ein Dorn im Auge. Sie spürte intuitiv, dass man mit solch einer Lebensweise keinen Indio von der Liebe des Gekreuzigten überzeugen kann. Ganz im Gegenteil, das Leben der Eindringlinge war abschreckend und versperrte den Blick der Einheimischen auf den Glauben an den Erlöser. Sie wollte mit ihrem Beispiel das Kontrastprogramm vorleben: In Armut und in der mystischen Vereinigung mit dem Gekreuzigten wollte sie den Menschen Perus zeigen, wer dieser Jesus wirklich war. Auch die Zuwendung zu den Kranken und Armen, vor allem aber auch die Seelsorge waren ihr hierbei ein wichtiges Anliegen. Davon werden wir noch hören. Nimmt man dies alles zusammen, verliert mein eingangs geschildertes Unbehagen an Gewicht. Ich fange an, demütig und voller Scham auf dieses Leben der Heiligen zu blicken. Was wäre aus Amerika geworden, wenn diese heroische Gestalt nicht gelebt hätte? Sie erscheint gleichsam wie eine „Kirchenmutter“ dieses Landes, ja des ganzen lateinamerikanischen Kontinents. Ihr Büßerleben hat Früchte getragen, die mit den vielen schalen und faulen Früchten der amtlich beauftragten Kirchenfunktionäre nicht aufzuwiegen sind. Das ist das Wunder von Lima! Sie muss den Indios wie eine lebendige Christusikone erschienen sein, die die Herzen der Menschen so sehr ergriff, dass auch sie mit diesem Jesus leben wollten. Das war die Missionsstrategie der Hl. Rosa.

Bevor ich auf die „Seelsorgerin“ zu sprechen komme, muss noch ein Moment ihres Lebens erwähnt werden, der mich zutiefst bewegt: Diese Frau wurde nur 31 Jahre alt. Seit ihrem fünften Lebensjahr lebte sie bewusst wie eine Heilige. Sie wurde von Gott gewürdigt, wunderbare Erfahrungen seiner Nähe zu erleben: Jesus erschien ihr als Kind und mehrmals durfte sie die Gottesmutter, die Engel und andere Heilige schauen. Wenn man so will, durfte Rosa den Himmel offen sehen. Aber dann: Ab dem 16. Lebensjahr bis kurz vor ihrem Tod erlebte sie eine Zeit der Dürre und Trockenheit. Gott schien sie verlassen zu haben. Ganz ähnliches wird uns aus neuerer Zeit von der hl. Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) berichtet. Trotz dieser tiefen Erfahrung der Gottverlassenheit blieb sie in allem ihrem Glauben treu. Sie trug diese Durststrecke durch. Das ist für mich der Kern ihrer Heiligkeit. Glaube ist eben nicht nur ein Gefühl, schon gar nicht ein Hochgefühl. Der Glaube hat etwas mit dem Verstand und mit dem Willen zu tun. Er ist eine bewusste Entscheidung für Gott, die auch dann bestehen bleibt, wenn das Gefühl eine konträre Melodie in einem entfacht. Hier ist sie für uns alle ein großes Vorbild: Treu bleiben im Glauben auch dann, wenn das schöne und erhebende Gefühl nicht mehr da ist. Ich bin davon überzeugt, dass die Erfahrung der Trockenheit und Dürre für unsere Heilige schlimmer gewesen ist als jedwede Bußübung, die sie vielleicht auch mit Übereifer über sich hat ergehen lassen. Letztlich wird hier deutlich, dass Gott selbst es ist, der den Weg der Erprobung wählt. Gott ist der Pädagoge, dem wir uns nicht entziehen können. Ein jeder von uns kann im Laufe seines Lebens ein Lied davon singen. Rosa kann uns helfen, unsere Lebenskreuze in Liebe und Geduld anzunehmen und für das große Ganze, das Wirken der Kirche in der Welt, ja letztlich für das Heil der Seelen aufzuopfern.

Damit sind wir schon beim letzten Punkt unserer Betrachtung über diese sonderbare Heilige angelangt: Ihr ganzes Leben verstand sie als Einsatz für das Heil der Seelen. Hierin erkannte sie den Kernauftrag allen kirchlichen Handelns. Ein anderer großer Heiliger, der hl. Antonius Maria Claret (1807-1870), selbst Bischof und Gründer eines Missionsordens, verehrte unsere Heilige sehr. In seiner Autobiographie[1] finden wir eine sehr wertvolle Passage über Rosa von Lima, die uns an das missionarische und seelsorgliche Charisma dieser Heiligen erinnert. Ich möchte es hier nicht vorenthalten. Dort heißt es zu Beginn wie folgt:

Das größte Mitgefühl empfand sie mit denen, die in Todsünde lebten, denn in dem Licht, das Gott ihr schenkte, erkannte sie, wie bedauernswert der Zustand dieser Menschen ist. Beständig beweinte sie ihr Elend und bat Gott, alle Sünder zu bekehren. Dabei sagte sie sogar, sie wolle ganz allein alle Qualen der Hölle erdulden, auch wenn sie von Schuld frei wäre, damit nur keiner verdammt würde. Deshalb wünschte sie sehr, dass man den Ungläubigen das Evangelium und den Sündern die Buße predigte.

Hier kommt einem sofort das Gebet von Fatima in den Sinn: „Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle! Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen!“ Rosa weiß, worauf es letztlich ankommt: der Glaube an Jesus den Erlöser, die dem entsprechende Ausrichtung des Lebens nach den Geboten Gottes und die ständige Notwendigkeit der Umkehr. Rosa ermahnt uns bis heute, den Ruf Jesu, umzukehren und an das Evangelium zu glauben, wirklich ernst zu nehmen. Die Sünde ist keine Bagatelle, nein, sie kann in das ewige Verderben führen. Lassen wir uns von Rosa helfen, den ständigen Weg der Bekehrung zu gehen und uns ganz der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen. – Dann schildert der hl. Bischof Claret folgende Episode aus ihrem Leben:

Einem ihrer Beichtväter wurde eine Missionsreise angeraten. Er hatte Angst vor der Reise wegen der mit ihr verbundenen Gefahren und besprach diese Angelegenheit mit der Heiligen. Sie sagte zu ihm: ‚Gehen sie nur, mein Vater, und fürchten sie sich nicht. Gehen Sie, um diese Ungläubigen zu bekehren. Bedenken Sie, der größte Dienst, den die Menschen Gott erweisen können, ist der, Seelen zu ihm zu bekehren, und das ist ein den Aposteln eigenes Werk. Auch wenn Sie nicht mehr erreichen, als einen Menschen, und sei es nur ein armseliger Indio, zu taufen und ihn durch die Pforte der Taufe zum Himmel zu führen: Könnten Sie denn ein größeres Glück finden als dieses?

Eine ganz unglaubliche Episode! Da werden die Rollen vertauscht. Das Beichtkind, dazu noch eine Frau – wir sind im 16. Jahrhundert! – wird zum Seelsorger des Seelsorgers. Sie wird von Gott berufen, die Priester zu ermutigen, ans Werk der Mission zu gehen. Und hierbei setzt sie den richtigen Maßstab an: Es geht nicht um Massenmission. Nein, es geht um jede einzelne Seele. Schon eine Seele zu Christus zu führen reicht, ist ein großer Erfolg! Sie überfordert hier nicht. Sie weiß um die Schwierigkeit der Mission. Was bedeutet das für uns? Unglaublich viel! Auch wir sind gefordert, Menschen für Jesus zu gewinnen. Jeder mit den Mitteln und Möglichkeiten, die ihm geschenkt worden sind. Aber übernimm dich dabei nicht! Sei dir gewiss, dass du bereits alles getan hast, wenn du nur einen Menschen zu Jesus geführt hast! Das ist die ermutigende Botschaft der Rosa von Lima an einen jeden von uns. – Dann berichtet Claret davon, dass sie sogar im Stande war, die Dominikanermönche über den wahren Sinn der Theologie zu belehren. Hier bekommt sie schon das Profil einer Kirchenlehrerin, ganz nach dem großen Vorbild der von ihr so sehr verehrten Terziarin aus Siena:

Sie redete allen Dominikanermönchen zu, sich diesem apostolischen Dienst zu widmen, und sagte ihnen, dies entspreche nicht weniger dem Geist der Profess als das Studium der Theologie. Die Theologie sei vielmehr auf diesen Dienst hingeordnet, er sei ihr Ziel und Zweck.

Die Theologie ist Werkzeug für die Mission. Das ist die Überzeugung unserer Heiligen. Wo ist unsere Gegenwartstheologie noch missionarisch? Auch hier fragt uns Rosa alle an, die das „Geschäft der Theologie“ betreiben. Wo ist unser missionarischer Geist nur geblieben? – Und dann wird es geradezu – so wird man wohl heute sagen – feministisch. Rosa bringt ihren Unmut zum Ausdruck, nicht selbst Apostolin sein zu dürfen:

Auch äußerte sie, sie würde gerne, wenn es ihr gestattet wäre, von Land zu Land ziehen und den Glauben verkünden, um alle Ungläubigen zu bekehren. Am liebsten würde sie durch die Straßen gehen, das Kreuz in der Hand, mit einem Bußgürtel angetan, um mit lautem Rufen die Sünder wach zu machen und zur Buße zu bewegen. Sie hatte fest im Sinn, einen verwaisten Jungen großzuziehen und ihn studieren zu lassen, einzig in der Absicht, ihm den Wunsch zu vermitteln, Ungläubige zu bekehren, und Christus einen Prediger zu schenken, da sie ja nicht die Möglichkeit hatte, selbst zu predigen.

Das sind Aussagen einer Frau, die ein Problem offenkundig nicht hatte: ein zu schwaches Selbstbewusstsein! Nein, ganz im Gegenteil, sie wusste um ihre missionarische Begabung, die sie selbst aber nicht ausleben durfte. Ganz ähnliche Töne kennen wir von Theresa von Avila und der kleinen Therese. Allerdings ging es ihr nicht um Macht! Nein, Bußgürtel und Kreuz stehen für die gegenteilige Haltung! Das ist sicher eben nicht die Strategie der gegenwärtigen sogenannten feministischen Theologie. Aber dennoch die Frage: Wie können Frauen Anteil haben am apostolischen und missionarischen Auftrag der Kirche? Diese Frage ist aus meiner Sicht bisher nicht mit der nötigen Überzeugungskraft von der Kirche beantwortet worden. – Dann folgt bei Claret noch die Kritik am lauen Prediger. Diese Zeilen haben an Aktualität ebenfalls nicht eingebüßt:

Sie bedauerte sehr, dass es den Predigern, wie sie meinte, in ihren Predigten nicht um das ging, was die Seelen weiterbringt. In Lima predigte zum Beispiel ein Dominikanermönch aus dem Rosenkranzkloster in etwas geziertem Stil und erntete viel Beifall. Da sagte die heilige Jungfrau eines Tages in aller Bescheidenheit, aber sehr nachdrücklich zu ihm: ‚Pater, bedenken Sie, Gott hat Sie zu einem Prediger gemacht, damit Sie Seelen zu ihm bekehren. Verschwenden Sie ihr Talent doch nicht unnötig mit Schönrederei, denn das ist nutzlose Mühe. Sie sind doch Menschenfischer. Also werfen Sie das Netz in einer Weise aus dass die Menschen hineingehen, und nicht so, dass Sie Beifall erhalten. Der Beifall ist nur wenig Luft und Windhauch. Vergessen Sie nicht, dass Gott für diesen hohen Dienst auch Rechenschaft von Ihnen verlangen wird.

Die hier überlieferten Rosazitate haben an Aktualität nichts verloren. Es ist allerdings beruhigend, dass die Lage vor vierhundert Jahren offenkundig nicht viel anders war als heute. Auch damals gab es schon die Gefahr des angepassten Predigens, des um Beifall haschenden Klerikers, der eben nicht mehr in der Lage ist, die Wahrheit des Glaubens, sei es gelegen oder ungelegen, den Menschen zu verkünden. Rosa hatte den Mut, auf diesen Missstand fruchtloser Verkündigung hinzuweisen.

Abschließend kommt Claret dann nochmals auf das von Rosa tief empfundene Dilemma zurück, nicht selbst als Verkünderin durch die Lande ziehen zu dürfen. Resümierend hält er dann fest:

Da man ihr nicht zu predigen erlaubte, versuchte sie mit himmlischer Beredtsamkeit, wie Gott sie ihr schenkte, alle Leute, mit denen sie umging, dafür zu gewinnen, dass sie die Tugenden liebten, die Laster aber verabscheuten.

Das liest sich wie eine Arbeitsanweisung an einen jeden von uns. Wir alle können an unserem Ort kleine Apostel des Alltags sein und versuchen, mit unserm Beispiel die Menschen zur Christusnachfolge anzuspornen. Rosa ist wenn man so will ein überzeugendes Beispiel für das Laienapostolat, zu welchem uns Vinzenz Pallotti und dann in seinem Gefolge das Zweite Vatikanum aufrufen. Letztlich erging mit der Taufe an uns alle der Ruf, Salz der Erde zu sein. Möge die Hl. Rosa uns helfen, diese Berufung neu zu erkennen und im Alltag durch Werke der Liebe fruchtbar zu machen. So wird die Hl. Rosa für uns alle zu einer guten Wegbegleiterin für das neue Jahr. Übrigens: Papst Franziskus wird in diesem Jahr eine Pilgerfahrt nach Peru machen. Selbstredend macht er am Grab dieser großen Heiligen auch einen „Gebetsstopp“. Möge die Hl. Rosa unseren Papst aus Lateinamerika schützen und begleiten. Hl. Rosa, bitte für den Papst, für die Kirche und für Dein so geliebtes Lateinamerika!

[1] Die folgenden Zitate stammen aus Antonio Maria Claret, Autobiographie, 2. Aufl. Würzburg 2008, S. 129-131.

1 Kommentar

  1. Ein Mensch sollte seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Es ist wichtig, gesundheitsbewusst zu leben und sich unegoistisch zu verhalten. Es ist sinnvoll, die körperliche Leistungsfähigkeit zu vergrößern, diverse Herausforderungen zu meistern, die Natur zu schützen usw. Und dann sollte man sich morgens unmittelbar nach dem Aufwachen auf einen Wunsch konzentrieren und sich (nochmal) in den Schlaf sinken lassen. Durch Traumsteuerung (oder im halbwachen Zustand nach dem Aufwachen) kann man zu mystischen Erfahrungen (und Heilen wie Jesus) gelangen. Der Mensch (genauer: das Ich-Bewusstsein) kann mystische Erfahrungen nicht bewirken, sondern nur vorbereiten. Bestimmte Meditations- und Yoga-Techniken, Hypnose, Präkognition usw. sind gefährlich. Traumsteuerung ist auch ohne luzides Träumen (das u. U. gefährlich ist) möglich. Man sollte sich nur dann einen luziden Traum wünschen, wenn man durch Traumdeutung herausgefunden hat, dass man dafür die nötige Reife hat. Oder man kann sich vor dem Einschlafen wünschen, dass sich nur Dinge ereignen, für die man die nötige Reife hat. Es ist gefährlich, während eines luziden Traumes zu versuchen, den eigenen schlafenden Körper wahrzunehmen. Luzide Träume dürfen nicht durch externe Reize (Drogen, akustische Signale usw.) herbeigeführt werden. Man kann sich fragen, ob eine echte (nicht nur eine eingebildete) Zeitdehnung in Träumen möglich ist. Zudem, wie sich Schlaf-Erlebnisse von Tiefschlaf-Erlebnissen (und Nahtod-Erlebnissen usw.) unterscheiden. Die Bedeutung eines symbolischen Traumgeschehens kann individuell verschieden sein und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
    Es bedeutet eine Entheiligung der Natur, wenn Traumforscher die Hirnströme von Schlafenden messen. Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung der Beschaffenheit des Willens seinen freien Willen verliert. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Mensch verrückt wird, wenn er sich fragt (wie schon vorgekommen), ob das Leben nur eine Illusion ist. Das Leben ist real. Es kann in Teilbereichen auf wissenschaftlichen (und technischen) Fortschritt verzichtet werden. Es ist z. B. falsch, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Man sollte möglichst dort wohnen, wo man arbeitet. Dadurch werden viele Privatfahrzeuge (nicht Firmenfahrzeuge) überflüssig. Es ist sinnvoll, überflüssige Dinge (Luxusgüter, Gottesdienste, Werbung, hohe leistungslose Einkommen, Kreditwesen, Urlaubsindustrie, Rüstung usw.) abzuschaffen. Der MIPS muss gesenkt werden (Regionalisierung senkt Transportkosten, ein Öko-Auto fährt über 50 Jahre, ein 1-Liter-Zweisitzer-Auto spart Sprit usw.). Ein Mensch kann im kleinen und einstöckigen 3-D-Druck-Haus (Wandstärke ca. 10 cm) mit Nano-Wärmedämmung wohnen. Wenn die Menschen sich ökologisch verhalten, kommt es zu einer günstigen Erwärmung im Winter. Denn das Klima ist (so wie das Leben) in der Lage, sich positiv weiterzuentwickeln. In der Medizin sollte u. a. die Linsermethode gegen Krampfadern (auch dicke) eingesetzt werden. Es ist wichtig, den Konsum von tierischen Produkten (und Süßigkeiten und Eis) zu reduzieren oder einzustellen. Hat man eine bestimmte Reife, kann man sich vegan ernähren oder von Urkost ernähren (oder sogar fast nahrungslos leben). Die berufliche 40-Stunden-Woche kann durch die 4-Stunden-Woche ersetzt werden (bei Abschaffung des Renteneintrittsalters). Wenn die Menschen sich richtig verhalten, werden die Berufe (zukünftig) zunehmend und beschleunigt beseitigt.

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