Update: 3. August 2021
„Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben vorfinden?“, fragt Christus im Evangelium. Unglaube, Laster und Gewalt, das waren die Zustände, die nach der Französischen Revolution in Ars herrschten.
Nicht erst heute gibt es die große Not des Glaubens. Und nicht erst heute fragt man sich, wie diese Not gewendet werden kann. Menschlich scheint es unmöglich. Doch auch 1818 galt, was Christus vor 2000 Jahren versprochen hat: „Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.“ So geschah in Ars, was Paulus verkündete: „Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.“ Die Gnade hat in Ars gewohnt, mächtig, erhaben und stark, in einem kleinen, schwächlichen und demütigen Priester. Die Gnade war Johannes Vianney, der Pfarrer von Ars.
„Ist Vianney fromm?“
Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts: Die Französische Revolution hat die einst stolze katholische Nation ins Chaos gestürzt. 1793 wurde Terror Staatsdoktrin. Massenmord an Priestern und allen Geweihten, die ihrem Glauben treu blieben und den Revolutions-Eid verweigerten, war an der Tagesordnung. Frankreich, die älteste Tochter der Kirche, ertrank im Blut der Guillotine. Der Wiener Kongress von 1815 konnte die Zerstörungen der Revolutionsjahre nicht mehr heilen. Frankreich blieb ein gezeichnetes Land.
In diese stürmischen Zeiten wurde Johannes Vianney 1786 hineingeboren. Nie hätte jemand gedacht, dass er einmal der größte Beichtvater des 19. Jahrhunderts werden würde – der bäuerliche, sensible und dumme Franzose, der das Lateinstudium nicht schaffte. Lange sah es so aus, als würde sein großer Traum, Priester zu werden, scheitern. Wie oft hörte er de Satz: „Er ist zu dumm, um Priester zu werden.“
Die Abschlussprüfungen bestand Vianney nicht. Aber er hatte Gott an seiner Seite, der auf krummen Linien gerade schreibt. Nach dem Scheitern ging Vianneys Lehrer und geistlicher Vater, Pfarrer Balley, mit ihm zum Erzbischof. Der Erzbischof fragte nur: „Ist Vianney fromm? Verehrt er die Gottesmutter? Betet er seinen Rosenkranz?“ – „Ja, er ist ein Muster von Frömmigkeit, hochwürdiger Herr!“, antwortete Balley überzeugt. Der Generalvikar stimmte zu. Damit war die Sache für den Erzbischof klar: „Das ist es, was Frankreich in unseren Tagen braucht, fromme Priester. Gut, ich berufe ihn. Die Gnade Gottes wird das übrige tun.“ Johannes Vianney bedankte sich und hatte Tränen in den Augen.
Johannes Vianney wurde der Pfarrer von Ars
1815 wurde Vianney zum Priester geweiht und Kaplan in Ecully. Drei Jahre später wurde der Pfarrer von Ars. Ars war damals ein kleines und unscheinbares Dorf mit nicht mal 300 Einwohnern. Statt frommer Beschaulichkeit tobten die Leidenschaften. Je größer die Sünden, desto mehr hat der Pfarrer gelitten. Was unerhört klingt, ist die größte Art der Liebe: sich hinzugeben, um andere zu retten. Und das tat der Pfarrer von Ars. Er fastete, betete, geißelte sich sogar, um seine Gemeinde zu retten. Unter Tränen, Trockenbrot und am Tabernakel opferte er sich für jeden einzelnen in seiner Gemeinde auf.
Vianneys Leiden aus Liebe blieb nicht unbemerkt. Bald schon erkannten die Einwohner von Ars, dass die göttliche Barmherzigkeit im einfachen und demütigen Pfarrer wohnt. Sie kamen zur Beichte und kehrten um. Es sprach sich schnell rum, dass der demütige Pfarrer ein besonderes Charisma hatte, schnell kamen Menschen von überall – aus Frankreich und der weiten Welt.
Vianney aber sehnte sich immer mehr nach der Einsamkeit, es wurde ihm zuviel, er wollte fliehen. Auf einem Fluchtversuch hörte er Christus: „Wohin gehst du, Johannes Vianney?“ „Ich suche dich in der Einsamkeit, o Herr!“, stammelte der Priester. „Ich bitte dich, laß mich gehen!“ Aber er vernahm vom Kreuz, das in der Finsternis unsichtbar blieb, die Antwort des Herrn: „Nicht in der Einsamkeit suche mich, Johannes Vianney, sondern in den Seelen, die mein Erbarmen zu dir führt! Eine einzige Seele wiegt mehr als alle Gebete, die du in der Einsamkeit verrichten könntest. Geh zurück, Johannes Vianney! Geh in deine Kirche! Ihre Wunden warten auf den barmherzigen Samariter.“
Der Pfarrer von Ars hatte wie Pater Pio die Seelenschau und wie Pater Pio wurde er Jahrzehnte lang vom Teufel gequält – körperlich und seelisch. Von 1824 bis 1858 litt er unter den Nachstellungen des Bösen. Unvorstellbare Versuchungen der Verzweiflung gingen damit einher. Im Inneren hörte er die Stimme: „Jetzt steht fest, dass du in die Hölle kommst.“
Johannes Vianney: Patron der Pfarrer
Vianney wollte mehrmals flüchten. Aber er blieb – aus Liebe, aus Verantwortung, aus Gehorsam. Seine Mission war noch nicht erfüllt. Stundenlang hörte er die Beichte in seiner Pfarre und litt für die Bekehrung aller Menschen, die Gottes Barmherzigkeit ihm gab.
Im August 1859 war seine Mission erfüllt. In der Nacht zum 4. August empfing der Pfarrer von Ars den Sterbeablass. Am nächsten Tag starb Johannes Vianney. Die Totenglocke läutete. Ein Heiliger war heimgegangen. Pius X., der am 4. August 1903 Papst wurde, sprach Vianney am 8. Januar 1905 selig. Pius XI. erklärte den Pfarrer am 31. Mai 1925 zum Heiligen. 1929 wurde er zum Patron aller Pfarrer ernannt. Noch heute ruht Johanney Vianney unverwest in Ars. Sein Festtag ist der 8. August (Alte Messe), beziehungsweise der 4. August (Novus Ordo).
Literatur:
- Christini, Louis, Der heilige Pfarrer von Ars.
- Hünermann, Wilhelm, Der Pfarrer von Ars. Johannes Vianney.
Ein kurzer guter Artikel – es fehlt sein Wirken / bitte ergänzen
Können Sie das etwas ausführlicher erklären?