Dienstag, 23. April 2024

Atmosphäre des Heiligen: Die Anziehung der Alten Messe

Vor knapp einem Jahr wurde Pater Bernhard Gerstle, der Distriktsobere der Priesterbruderschaft St. Petrus, vom Internetportal „katholisch.de“ interviewt. Wir wissen: Die Macht der Vorurteile ist zuweilen bestimmend: Lange Zeit wurden Gläubige, die der Alten Messe verbunden waren, als restaurativ oder reaktionär gesinnte Traditionalisten angesehen. Die Alte Messe galt als Messe der frömmelnden, alten Leute, die gern sentimentale Lieder singen oder eine unklare Neigung zu Formen des lateinischen Gebetsgemurmels haben.

Gläubige Christen sind nicht nur von Atheisten bekämpft worden. Sie wurden und werden noch immer auch mitten in der Kirche oft verspottet und verhöhnt. Wer die „Alte Messe“ besucht – so lauten andere Vorurteile –, ist zudem ein hoffnungslos vorgestriger Ästhet, der mittelalterliche Gesänge bevorzugt und sich am Weihrauchnebel erfreut. Meinungen über Gesinnungen, Haltungen und Lebensweisen sind stabil, werden öffentlich kommuniziert und reichen weit hinein in die Bastionen postmoderner Erzliberalität. Wer fundamental römisch-katholisch ist, wird mitunter als konservativer Fundamentalist angesehen. Ungleich traditionalistischer aber als viele vermeintlich reaktionär gesinnten Katholiken, die der Alten Messe tief verbunden sind, könnten die Ansichten und Vorurteile ihrer Gegner und Feinde sein.

Pater Gerstle weist in dem Interview auf die Jugendfrische der Kirche hin, die besonders in der Alten Messe sichtbar werde: „Für die jungen Leute ist die alte Liturgie gewissermaßen die neue Liturgie.“ Nicht der „Novus Ordo“ scheint problematisch zu sein, sondern der freisinnige, freigeistige Umgang mit der Liturgie. Wenn die heilige Messe zu einer pastoralen Schaubühne verwandelt wird, regt sich nicht unbedingt Begeisterung. Gläubige, ob Jung oder Alt, fragen nach Gott. Sie suchen nicht eine Aktionsgruppe, sie wünschen sich die „tätige Teilhabe“, nicht veräußerlicht, sondern von innen her.

Die Sehnsucht nach Gott wird oft verkannt. Wer die heilige Messe mitfeiert, möchte die Liturgie nicht gestalten, sondern von der Liturgie der Kirche gestaltet werden. Wer sich Gott und Seiner Kirche zuwendet, der möchte sich erneuern lassen – und nicht die Kirche nach den eigenen Wünschen umgestalten. Wer die heilige Messe besucht, lässt sich ungern überraschen. Gegen die schleichende Protestantisierung katholischer Gottesdienste darf man durchaus protestieren. So viele Gläubige möchten keine neue deutsche Liturgie Marke Eigenbau aushalten und ertragen, sondern einfach die heilige Messe mitfeiern, in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche aller Zeiten und Orte.

Wer die Alte Messe besucht, ist kein Traditionalist, sondern tatsächlich der Zukunft zugewandt, nämlich Gott. Er freut sich staunend, glücklich und dankbar, wie Pater Gerstle sagt, an der „Atmosphäre des Heiligen“. Die „Alte Messe“ ist natürlich keine Messe für  bornierte und traditionalistische Zeitgenossen, im Gegenteil  – in ihr wird die Jugendfrische der Kirche sichtbar: „Et introibo ad altare Dei: ad Deum, qui laetificat iuventutem meam.“ (= „Und eintreten will ich zum Altar Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut.“)       

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