Mittwoch, 24. April 2024

Hingabe an die Sakramente: Eine ostkirchliche Betrachtung der Nachfolge Christi

Von Beile Ratut

„Weil ich an Jesus glaube, bin ich erlöst.“ Der moderne „Christ“ ist der Überzeugung, seine Unterschrift unter das christliche ABC, die bloße Zustimmung zu einer Aussage also, würde ihn auf magische Weise in einen Christen verwandeln; der moderne Christ meint, durch die Inhalte seines eigenen Denkens, Erkennens und Glaubens, Erlebens und Empfindens Christ zu sein. Die bloße Tatsache aber, dass er bestimmte Aussagen als wahr anerkennt, macht aus ihm oder aus uns längst noch keine Christen; und ohnehin schillern unter uns Modernen heute unterschwellig die tiefgehenden Zweifel im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der christlichen Glaubensinhalte: Jungfrauengeburt, Wundertaten, die Auferstehung Jesu und der Toten, und vieles mehr; all das ist gar nicht mehr unbedingter Teil des modernen Bekenntnisses.

Ist die Annahme, dass sich in uns selbst etwas Entscheidendes ändern würde, nur weil wir bestimmte Fakten abnicken, eigentlich mit der Vernunft und Wahrheit Gottes vereinbar? Für westlich geprägte Menschen, für römische Katholiken genauso wie für Protestanten, stehen meist juristische Aspekte im Vordergrund, man richtet sein Augenmerk insbesondere darauf, dass Christi Sterben und Auferstehen unsere Sünde hinweggewaschen habe.

Doch das ist zu kurz gedacht! Uns allen soll doch in Christus die Fülle des Lebens Gottes zugänglich sein! Ist das nicht viel mehr als eine juristische Richtigstellung, mehr als unser Denken, mehr als jedes Bekenntnis und mehr als unser Glauben? Wenn es nur darum ginge, dass unsere Sünde weggespült ist, wäre es da nicht wichtiger, ohne Sünde weiterzuleben? Geht es in diesem neuen Menschsein dann bloß darum, wie eine Produktionsmaschine immer perfekter zu werden, um auf diese Weise glücklicher und moralisch sauber zu sein?

Die Kraft der Dritten Person Gottes kommt in diese Welt, nachdem Christi geschichtlich-körperliches Sein endete und er zum Vater auffuhr; diese Kraft vertritt Christus in allem und ordnet unsere gefallene und entstellte Welt, die doch weiter Gegenstand der Liebe Gottes geblieben ist, durch die Kirche und in der sakramentalen Welt der Kirche neu. Die Schöpfung gelangt erst als sakramentale Welt zu ihrem eigentlichen Selbst und zur höchstmöglichen Realität, ihrem letzten Sinn und ihrer wahren Fülle. Christus ist dabei das sich vervielfältigende Ursakrament, und die sieben Sakramente der Kirche sind jene Heilshandlungen Gottes, durch die wir in die im Christusleben gegründete neue Lebensform kommen. Das Leben eines Christen ist also nicht geprägt durch das, was er von sich und der Welt denkt und zu erkennen glaubt, nicht durch das, wovon er überzeugt ist, sondern durch das, was er tut, zu was er sich hinwendet, was er anbetet und liebt – das Ziel von allem und aller.

Der moderne Gottesdienstbesucher glaubt, es sei sein Glaube, der dazu führt, dass mit ihm und der Welt etwas geschieht – aber wäre das nicht Selbsterlösung? Es ist der dreieinige Gott selbst, der in den sieben Sakramenten das eigentliche Leben und die Wahrheit wirkt! In den Sakramenten der Kirche nimmt ER uns hinein in die kosmische Wirklichkeit, die alle Zeiten überdauert und die die Seine ist. Eckstein ist Jesus Christus selbst, wie ER sich immer in der Kirche gezeigt hat, durch die mündliche und die schriftliche Tradition der Kirche, in den manchmal dunklen „Spiegeln Gottes“, den Heiligen, die von der Kirche gerichtet, gereinigt, gefördert und verehrt werden. Denn in den Heiligen lebt das Nicht-Abstrakte, Nicht-Ideologische, nicht der Glauben, sondern die Person, nämlich: die Person Gottes, Jesus Christus.

Alles Christ-Sein ist nicht ein Christentum. Christus spricht: Wo ich war, soll ER werden. Ein sog. „Christentum“ – das haben Religionswissenschaftler der Aufklärung daraus gemacht, die selber schon Heiden waren. Christ-Sein ist kein „-tum“, sondern ist „Jüngerschaft“, also: der heiligen Person folgen, den Vätern und Müttern der Kirche, es ist Übergabe, Weitergabe. Alles selbstgemachte Geglaube der Christen stößt in sich selbst nur an die eigenen Grenzen und die des Heiles Gottes, denn das sind Mysterien, die wir nicht begreifen. An sie müssen wir unser glaubendes Selbst und Ich hingeben. Das Ziel der kirchlichen Formen ist es, der Liebe Gottes genau zu entsprechen und nicht der menschlichen und nicht der eigenen!

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