Dienstag, 19. März 2024

Herr, bleibe bei uns: Kardinal Sarah über die Krise des Abendlandes

Teil 1 von 4

„Ich glaube, dass das Abendland im Sterben liegt. Ein Selbstzerstörungsprozess ist immer umkehrbar.“ So resümiert Kardinal Sarah in einem Kapitel über den Zustand des Westens in seinem Buch HERR BLEIBE BEI UNS. DENN ES WILL ABEND WERDEN. Der Leitgedanke dieses Kapitels geht auf ein Buch Ratzingers zurück („Werte in Zeichen des Umbruchs“). Es gebe einen als pathologisch zu bezeichnenden Selbsthass, der sich zwar fremden Werten öffnen wolle, aber in seiner eigenen Geschichte nur noch das Grausame und Zerstörerische sehe.

„Man weiß nicht mehr, was ein Mann, was eine Frau ist.“

Kardinal Sarah

„Man weiß nicht mehr, was ein Mann, was eine Frau ist“, stellt Sarah fest. Als weitere Kennzeichnen nennt er Abtreibungen, die Vernichtung der Familie und der geistigen Werte. Es gebe einen „Selbstmord eines ganzen Kulturkreises“. Ohnmächtig sähen wir den Niedergang einer Zivilisation mit an, ein einmaliger Untergang in der Menschheitsgeschichte.

Das Abendland steht für die Einheit von Glaube und Kultur, für eine Gesellschaft, die ganz vom Christentum durchdrungen ist. Das heutige Europa hat sich weit davon entfernt. Es steht heute für Nihilismus und Gleichgültigkeit, wie Kardinal Sarah analysiert: „Die Vorzüge aber, die Europa der Welt zur Verfügung stellen könnte, sind seine Identität, seine zutiefst vom Christentum durchwirkte Kultur. Doch was hat es muslimischen Neuankömmlingen anderes angeboten als seinen Unglauben und sein barbarisches Konsumdenken? Warum erstaunt es uns, dass diese Neuankömmlinge sich in den islamischen Fundamentalismus zurückziehen?“

„Warum erstaunt es uns, dass diese Neuankömmlinge sich in den islamischen Fundamentalismus zurückziehen?“

Kardinal Sarah

Im Westen gibt es eine Leere, die nur der Glaube füllen kann. Der demokratische Liberalismus wird daher zusehends zu einer liberal-demokratischen Ideologie, die, wie Kardinal Sarah sagt, aus „medialer Verfolgung und Indoktrination ab der der Wiege“ besteht. Es gebe in dieser Ideologie nur Raum für politische, wirtschaftliche und ökonomische Fragen. Christen bleiben solch einer Gesellschaft ein Dorn ein Auge. „Denn sie wiederholen unentwegt, dass wir nicht für diese Welt geschaffen sind. Unsere Heimat ist im Himmel!“

Die Heilmittel

Die Krise des Abendlandes hat, so Sarah, viel mit Trägheit und Depression zu tun. „Die Trägheit greift die Freude an, welche das Merkmal einer mit Gott verbundenen Seele sein sollte. Die Seele freut sich nicht mehr darüber, Gott zu kennen und zu lieben. Es wird von ihr vielmehr als langweilig empfunden, widert an, belastet sie. Sie möchte etwas anderes lieben.“

Das Abendland sei vergleichbar mit dem reichen Jüngling, der sich im letzten Moment weigere, alles herzugeben. Vor dem größten Opfer knickt er ein, bleibt gefesselt von seinem Reichtum und versinkt in Traurigkeit.

„Schwer ist der Kummer und unerträglich der Überdruss, Tränen hin zu Gott aber sind mächtiger als beide.“

Kardinal Sarah zitiert Evagrius

Die Freude und der Sieg über die Trägheit können aber nicht von innen kommen, sondern nur von außen: von Gott. Sarah spricht vom „Eintreten Gottes in unser Fleisch“. Echte Umkehr ist also notwendig. So zitiert Sarah den Wüstenvater Evagrius: „Schwer ist der Kummer und unerträglich der Überdruss, Tränen hin zu Gott aber sind mächtiger als beide.“ Wir müssen wieder lernen dankbar zu sein und zu staunen. Es gibt keine anderen Waffen als die „Treue zur eigenen Selbstverpflichtung und Beharrlichkeit im Gebet; außerdem müssen wir vermeiden, alles infrage zu stellen. Vor allem aber sollen unsere innere, übernatürliche Freude bewahren, uns von Gott geliebt und gerettet zu wissen.“

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Zum zweiten Teil:

5 Kommentare

  1. Und wieso genau? Dass wir christlich geprägt sind, heißt nicht, dass der Rückgang des Christentums das Abendland sterben lässt. Die abendländische Kultur war ursprünglich heidnisch, dann christlich und jetzt ändert sie sich wieder. Wo genau stirbt jetzt das Abendland?

  2. Ich weiß nicht, ob der Kardinal keinen Plan von Latein hat, aber das Wort Okzident, wie auch die deutsche Entsprechung Abendland hat mit der Sonne zu tun. Es geht hierbei als rein um die Himmelsrichtungen. Das Abendland war auch vor dem Christentum schon ein Abendland. Bitte keine Verbindungen hinzudichten, wenn eure Aussagen nicht an Glaubwürdigkeit verlieren sollen.

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