Mittwoch, 24. April 2024

Unsere Demokratie und Solschenizyns Weckruf: Der Westen muss umkehren zu Gott

Unsere Demokratie verdanken wir der Amerikanischen Revolution (1776). In den USA wurden jene Prinzipien Gesetz, die in ganz Europa übernommen wurden: liberale Menschenrechte, Gewaltenteilung, demokratische Grundsätze. Das Erstaunliche ist, dass die politischen Vorstellungen der nahezu zeitgleichen Französischen Revolution (1789) gar nicht weit entfernt waren von den Ideen der Amerikanischen Revolution. Doch Frankreich endete im Terror, Amerika in der Weltherrschaft.

Wo liegt der Unterschied zwischen der Amerikanischen und der Französischen Revolution? Er liegt in einem Wort: Gott. Während die Französische Revolution eine Revolution gegen Christentum, Gott und Tradition war, war die amerikanische Revolution im Kern eine Befreiung von der englischen Krone und ein Kampf für Unabhängigkeit. Obwohl viele amerikanische Gründungsväter fragwürdige religiöse Vorstellungen hatten, war die amerikanische Revolution a priori eine Freiheitsbewegung, die offen war für Christentum, Gott und Tradition.

Die zentrale Aussage der Unabhängigkeitserklärung der USA ist: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit gehören.“ Was genau mit „Schöpfer“ gemeint ist, bleibt zwar offen und ob die „unveräußerlichen Rechte“ tatsächlich naturrechtlich bestehen ebenso, aber: der Mensch wird hier als Geschöpf Gottes beschrieben und Rechte werden göttlich begründet. Der Mensch wird von Gott her verstanden und erst dadurch werden Freiheit und das Streben nach Glück ermöglicht. Damit ist im Gegensatz zum französischen Modell humanistischer Totalitarismus ausgeschlossen, der immer in der Katastrophe endet. Die Französische Revolution reduzierte den Menschen nämlich auf seine Leidenschaften, die bald vom im Besitz ergriffen bis sie ihn ganz beherrschten und zerstörten.

Alexander Issajewitsch Solschenizyn hat 1978 eine Rede in Harvard gehalten, die ein Weckruf für das ganze Abendland ist und uns heute mehr denn je daran erinnern sollte, welchen Weg wir gehen müssen, um eine Zukunft zu haben:

„… In den frühen Demokratien, wie in der amerikanischen Demokratie zur Zeit ihrer Entstehung, wurden alle individuellen Menschenrechte auf der Grundlage gewährt, dass der Mensch Gottes Geschöpf ist. Das heißt, die Freiheit wurde dem Einzelnen in der Übernahme seiner ständigen religiösen Verantwortung bedingt gewährt. Das war das Erbe der vorangegangenen eintausend Jahre. Vor zweihundert oder sogar fünfzig Jahren wäre es in Amerika völlig unmöglich gewesen, dass einem Individuum grenzenlose Freiheit ohne Zweck gewährt wurde, einfach zur Befriedigung seiner Launen.

In der Folge wurden jedoch all diese Beschränkungen überall im Westen ausgehöhlt; es kam zu einer totalen Emanzipation vom moralischen Erbe der christlichen Jahrhunderte mit ihren großen Reserven an Barmherzigkeit und Opfern. Die staatlichen Systeme wurden immer materialistischer. Der Westen hat endlich die Rechte des Menschen erreicht, ja sogar ein Übermaß, aber das Verantwortungsgefühl des Menschen gegenüber Gott und der Gesellschaft wurde immer schwächer. In den letzten Jahrzehnten hat der legalistische Egoismus der westlichen Weltanschauung seinen Höhepunkt erreicht, und die Welt befindet sich in einer schweren spirituellen Krise und in einer politischen Sackgasse. All die gefeierten technologischen Errungenschaften des Fortschritts, einschließlich der Eroberung des Weltraums, lösen die moralische Armut des zwanzigsten Jahrhunderts nicht ein, die sich noch im neunzehnten Jahrhundert niemand hätte vorstellen können …

Über das physische Wohlergehen und die Anhäufung materieller Güter hinaus haben die Staatssysteme und Sozialstrukturen alle anderen Eigenschaften, alle anderen Bedürfnisse des Menschen, die erhabener und weniger elementar sind, nicht in Erwägung gezogen, so als ob der Mensch seinem Leben keinen edleren Sinn zu geben hätte. Und so sind in diesen Gefügen gefährliche Leerräume hinterlassen worden, durch die heute die Strömungen des Bösen in jeder Richtung eindringen.

Wenn der Mensch, wie es der Humanismus vertritt, allein für ein glückliches Leben geboren wäre, so würde er nicht auch zum Sterben geboren. Doch weil er körperlich dem Tode verfallen ist, kann seine Aufgabe auf dieser Erde nur eine geistige sein: nicht das Aufgehen im Alltag, nicht die Suche nach besseren Systemen des Erwerbs und anschließend des unbekümmerten Vergeudens der materiellen Güter, sondern die Erfüllung einer harten und beständigen Pflicht, so dass der ganze Weg unseres Lebens zur Erfahrung einer vornehmlich sittlichen Askese wird, die uns am Ende des Weges als erhabenere Kreaturen zurücklässt, als wir es am Anfang waren. Es ist unvermeidlich, dass wir die universal angenommene Werteskala revidieren und uns über ihre Unangemessenheit und Falschheit verwundern müssen.“

Als traditionelle Katholiken können wir sogar noch expliziter sagen: Die Gottvergessenheit hat den Materialismus geboren. Dabei spielt es keine große Rolle, ob er „sozialistisch“, „humanistisch“ oder „liberal“ ist. Der Materialismus kennt keine anderen Ziele als die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse. Die großen Fragen bleiben unbeantwortet: „Wo komme ich her, wo gehe ich hin, was ist meine Aufgabe auf Erden?“ Am Ende führt das zur Degeneration des Menschen, zu seiner Zerstörung. Denn der Mensch ist im Kern kein hedonistisches Tier mit einem größeren Gehirn, sondern Ebenbild Gottes.

Was wir also brauchen, ist die Umkehr zu Gott. Denn Gott ist Grund und Ziel eines jeden Menschen. Giovannino Guareschi hat in seinem Werk „Don Camillo“ den Verfall des Abendlands durch den Materialismus gesehen und genau die Gegenmittel genannt, die wir brauchen, um „erhabenere Kreaturen„, das heißt Heilige zu werden: „Liebe, Güte, Frömmigkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Hoffnung. Und Glauben.“

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