Freitag, 19. April 2024

Was wir von der Alten Messe lernen können

Eine geistliche Betrachtung

Brauchen wir, wie die modernistischen Apostel des Zeitgeistes uns ständig erklären wollen, eine Neuerfindung der Kirche? Es gibt eine natürliche Kirchenpädagogik. Wenn Sie eine gotische Kathedrale betreten, etwa den Hohen Dom in Regensburg, dann möchten Sie als Erstes auch nicht alles neu und kunterbunt anstreichen. Die natürliche Reaktion eines ganz normalen Menschen, ob Christ oder nicht, liegt im Schauen und Staunen – und das ist genau richtig.

In der Kirche geht es um Gott, nicht um säkulare Ideen einzelner Personen. In der Feier der heiligen Messe sind nicht wir zentral, nicht unsere Absichten oder unsere Selbstverwirklichung, sondern einzig Gott ist im Mittelpunkt. Ihm gebührt alle Ehre, nicht uns selbst. Wir treten als Bettler zu Gott, als Sünder, als unwürdige Mägde und Knechte. Wir dürfen Dank sagen, das heißt: Eucharistie feiern. Darum lieben auch gerade viele junge Menschen die Alte Messe. Der Oxforder Philosoph Joseph Shaw hat in einer Studie dazu dargelegt:

„Die Verbindung der außerordentlichen Form mit jungen Menschen und Familien ist weder ein Mythos noch auf einige Länder begrenzt.“ Mitnichten also erweist sich die Alte Messe als eine Veranstaltung für frömmelnde Nostalgiker. Das Durchschnittsalter liegt auch nicht bei „90 plus“.

Diejenigen Christenmenschen, die annehmen möchten, dass junge Menschen eher ein freisinniges Gute-Laune-Event mit kirchenpolitischen Büttenreden aus dem synodalen Karneval vorziehen als eine würdig gefeierte heilige Messe, verwechseln möglicherweise die dominante mediale Berichterstattung mit der Realität. Die Gottesfrage besteht fort, die Sehnsucht nach Erlösung ebenso. Doch eine Kirche, die sich neu erfindet, ihre Lehre zeitgeistlich zurechtzimmert und die Liturgie nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip – „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt.“ – feiert, wendet sich von Gott ab und macht sich nur lächerlich.

Wir möchten und müssen demütig die Knie vor dem Allerheiligsten Sakrament des Altares beugen – und nicht niederknien vor den trostlosen Ansichten der deutschkatholischen Jünger des Zeitgeistes. Wir bekennen unsere Sünden, unsere Schuld und hoffen auf Vergebung. Wir loben nicht die Macht des selbstbewussten, scheinbar aufgeklärten Einzelnen, sondern wir preisen Gottes Allmacht. Wir bekennen uns nicht zu Reformen. Wir hoffen nicht darauf, dass wir endlich die Kirche belehren und korrigieren können. Wir achten die heilige Stille.

Wir suchen die Begegnung mit Gott. Wir wollen weder ein geistliches Amt noch besondere Plätze in der Kirche für uns erstreiten, sondern wir sind dankbar, dass wir einfach da sein dürfen, zu Gast in Seinem Haus. Joseph Ratzinger erinnert sich an seine Kindheit: „Es war ein fesselndes Abenteuer, langsam in die geheimnisvolle Welt der Liturgie einzudringen, die sich da am Altar vor uns und für uns abspielte. Immer klarer wurde mir, daß ich da einer Wirklichkeit begegnete, die nicht irgend jemand erdachte hatte, die weder eine Behörde noch ein großer einzelner geschaffen hatte.

Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlung war in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. … Nicht alles war logisch, es war manchmal verwinkelt und die Orientierung gewiß nicht immer leicht zu finden. Aber gerade dadurch war dieser Bau wunderbar und war er eine Heimat.“ Die Liturgie bot als „alle Individuen übersteigende große Realität“ zu „immer neuem Staunen und Entdecken Anlaß“: „Die unerschöpfliche Realität der katholischen Liturgie hat mich durch alle Lebensphasen begleitet“ (Joseph Kardinal Ratzinger: Aus meinem Leben. Erinnerungen. Stuttgart 1997, 23).

Denken und beten wir darum wie im „Stufengebet“: „Et introibo ad altare Dei: ad Deum, qui laetificat juventutem meam. onfitebor tibi in cithara, Deus, Deus meus: quare tristis es, anima mea, et quare conturbas me? Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi: salutare vultus mei, et Deus meus. Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto.”

Ja, dass Gott alle Ehre gebührt – das zeigt uns die Alte Messe, in ihrer würdigen, hohen Einfachheit und in ihrer zeitlosen Schönheit.

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