Mittwoch, 24. April 2024

Dominikus und die Dominikaner

Die Dominikaner (Ordenkürzel OP für Ordo Praedicatorum, Predigerorden) sind traditionell die schärfsten Konkurrenten der Jesuiten. Ein Witz aus dem Dominikanerorden bringt das perfekt auf den Punkt: „Die Dominikaner wurden gegründet, um die albigensische Häresie zu besiegen, und die Jesuiten wurden gegründet, um die protestantische Reformation zu besiegen. Wie viele Albigenser siehst du heute herumlaufen?“

Der Predigerorden (1216) ist fast zeitgleich mit dem Franziskanerorden (1209) gegründet worden und einer der beiden großen Bettelorden des Mittelalters. Was die Franziskaner für die tätige Nächstenliebe sind, das sind die Dominikaner für die Theologie. Aus dem Dominikanerorden ist der größte Theologe hervorgegangen (Thomas von Aquin), ein heiliger Papst (Pius V.) und nur wenige Häretiker (wie Giordano Bruno). Der jüngste Niedergang des Ordens darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es bei den Dominikanern und später bei den Jesuiten mit den theologischen Orden schlechthin zu tun haben. Die Dominikaner haben den Jesuiten eines voraus. Während letztere bereits vom Niedergang der Neuzeit geprägt sind, haben die Dominikaner den Vorteil, dass sie voll und ganz im Mittelalter verwurzelt sind und damit die holistisch-abendländische Tradition des Christentums bestens verkörpern.

Das Besondere an den Dominikanern ist, dass im Zentrum ihrer Mission die Predigt steht. Sie glauben an die Überzeugungskraft des Wortes und wollen so Menschen für Christus gewinnen. Eine große Rolle in der Geschichte der Menschenrechte spielt der Dominikaner Bartolomé de Las Casas, der im frühen 16. Jahrhundert im Namen der wahren Menschenrechte gegen die grausamen Konquistadoren protestierte.

Der Ordensgründer Dominikus wurde 1170 bei Burgos in Spanien geboren. Als während seiner Studienzeit 1191 eine Hungersnot ausbrach, verkaufte er seine Bücher und gab den Erlös den Armen. Als Priester zog er 1206 im Auftrag des Papstes Innozenz III. nach Südfrankreich, um gegen die Albigenser zu predigen, die durch Rigorismus und Bildung einen Kontrast zum damaligen Klerus bildeten. 1215 gründete Dominikus ein Predigerheim im Toulouse. Er plante einen Orden von Seelsorgern zu gründen, die an keine Kirche gebunden und dem Diözesanbischof direkt unterstellt wären und vom Bettel leben sollten. Ihre Lebensnorm sollte auch von jeder bisher approbierten Ordensregel abweichen. Innozenz III. versagte die Bestätigung und verlangte die Annahme einer bestätigten Regel. Nach Annahme der Augustinerregel erhielt Dominikus von Papst Honorius III. 1216 die Bestätigung seines Ordens.

Der Dominikanerorden breitete sich schnell in Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn und Deutschland und England aus. Auch konnte die Ordensregel zunehmend an den ursprünglichen Ordensplan angepasst werden.

Dominikus ist der Stifter des Rosenkranzes, den er von der Muttergottes empfangen hat. Die Attribute von Dominikus sind: Lilie, Buch, Stern, Hund mit Fackel als Sinnbild des Predigers. Sein besonderes Charisma war der Eifer für das Heil der Seelen. Entsprechend wurden die Dominikaner als „Vorbild der Seelsorgsorden“ (Scheeben) gegründet. Ein chronisches Leiden soll verhindert haben, dass Dominikus selbst ein aufsehenerregender Prediger wurde.

Dem Dominikanerorden wurde zunehmend die theologische Lehre und der Kampf gegen Häresien (u.a. durch Inquisition) anvertraut. Der Orden hat einen eigenen Ritus (Dominikanischer Ritus) und ist vom Thomismus geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert wirkten Dominikaner an den wichtigsten theologischen Enzykliken und Lehrentscheidungen mit (wie durch Reginald Garrigou-Lagrange). In Deutschland ist der Orden heute in einem katastrophalen Zustand (mit wenigen Ausnahmen). Hoffnung machen die Altrituellen Dominikaner der Fraternité Saint-Vincent-Ferrier in Frankreich. Sie wachsen jedes Jahr.

Dominikus starb am 6. August 1221 in Bologna und ist dort in der Ordenskirche beigesetzt. Am 3. Juli 1234 wurde er, kurz nach Franz von Assisi (1228) heiliggesprochen. Sein Festtag ist der 4. August (Alte Messe) oder der 8. August (Novus Ordo).

Literatur:

Scheeben, Heribert Christian, Dominikus, in: LThK 3 (1931). Sp. 394-395.

Walz, Angelus, OP, Dominikaner, in: LThK 3 (1931), Sp. 382-394).

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