Freitag, 29. März 2024

Eine geistliche Betrachtung

Eucharistie – die Insel des Friedens

Wir sagen Dank. Wir tun dies auf besondere Weise, wenn wir Eucharistie feiern, in der Gemeinschaft der Kirche, die Himmel und Erde verbindet. Der Begriff Eucharistie ist verwurzelt im Griechischen: „Eucharistomen“, das heißt: Wir danken. Dieser Dank umschließt auch die Schönheit der Begegnungen unter Menschen. Wir danken für die Erfahrungen von Güte, Freundlichkeit und Herzenswärme, die uns zuteil werden. Wir danken für Geborgenheit und Freundschaft.

Wir sagen Dank für das Geschenk des Lebens und für die Schöpfung. Zugleich verweist „Eucharistomen“ über alle Dimensionen der menschlichen Dankbarkeit hinaus. Im Hochgebet der Messe heißt es: „gratias agens benedixit fregit deditque“. Wir wissen: Er, der Herr, sagte Dank, brach das Brot und reichte es seinen Jüngern. Wir feiern Eucharistie. Wir sagen Dank. Wir setzen all unsere Hoffnung auf Gott und verzehren uns nach dem Brot des Lebens.

Auch in diesem Jahr ist der Advent von weltlichen Besonderheiten gekennzeichnet. Angst und Furcht scheinen die Welt zu beherrschen. Es wird unendlich viel debattiert, in der Kirche, im Internet, in Gesellschaft und Politik, in der Familie und anderswo. Unter so vielen Worten scheint das einzige Wort, auf das es ankommt, das Wort, das Fleisch geworden ist, wie vergessen zu sein. Die Apostasie hat viele Gesichter und greift um sich. Nervosität, Aggression und Gereiztheit nehmen zu.

Was sollen wir tun? Adventlich leben, möchte ich sagen, und offen für Gott und füreinander bleiben. Die Feier der Eucharistie kann uns stärken. Die heilige Messe ist eine Oase des Friedens. Benedikt XVI. legte 2010 in der Homilie in der Christmette dar: „Gott hat Inseln des Friedens aufgebaut in der weltumspannenden Weite der heiligen Eucharistie. Wo immer sie gefeiert wird, ist eine Insel des Friedens von Gottes eigenem Frieden. Dieses Kind hat das Licht der Güte in den Menschen entzündet und ihnen Kraft gegeben, der Tyrannei der Macht zu widerstehen. Es baut in jeder Generation sein Reich von innen her, vom Herzen her.“

Nach diesem Frieden suchen wir, und nur in Gottes Frieden können wir Ruhe und Geborgenheit finden. Niemandem darf die Teilnahme an der Feier der Eucharistie verwehrt werden, so glaube ich. Nichts ist wichtiger, nichts wertvoller. Kurz möchte ich von einem Erlebnis berichten, das bald vierzig Jahre zurückliegt. Meine Mutter hatte vor der zehntägigen Winterreise nach Südtirol mit der Schulklasse gesagt: „Die heilige Messe am Sonntag kann er euch nicht verbieten.“ Mit „er“ meinte sie unseren Klassenlehrer. Wir waren drei Katholiken, suchten das Gespräch mit ihm und ersuchten darum, am Sonntag die heilige Messe in St. Johann im Ahrntal mitfeiern zu dürfen. Der Lehrer war katholisch, dachte nach und untersagte uns den sonntäglichen Weg zur Kirche: „Es geht hier auch um die Gemeinschaft.“ Mich machte das nur traurig. Die zuständige Autorität erteilte mir ein Gottesdienstverbot. Was sollte das für eine Gemeinschaft sein?

Später und auch heute denke ich an das Wort im Johannes-Evangelium, das Jesus über seine Jünger gesagt hat: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.“ (Joh 17,16). Immer mehr zog ich mich damals in die Stille zurück. Mein Protest gegen diese Institution und manche Autoritäten dieser Welt nahm, von heute aus betrachtet, eine Form der inneren Emigration an. Ein Lehrer konnte mir die Teilnahme an der heiligen Messe verbieten, aber seine Macht über mich war sehr begrenzt und endlich. Wie sehr freute ich mich damals wieder, zu Hause zur heiligen Messe gehen zu dürfen.

Die Eucharistie erlebe ich bis heute als einzig wahre Insel des Friedens auf dieser Welt. Wie dankbar bin ich bis heute, wenn ich vor dem Tabernakel im Gebet verweilen darf. Besonders im Advent wissen wir: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Ja, Christus wird wiederkommen in Herrlichkeit. Ist das nicht wunderbar?

Die siebte Strophe des eucharistischen Hymnus „Adoro te devote“ des heiligen Thomas von Aquin schenkt eine Anschauung von der Sehnsucht nach dem Brot des Lebens: „Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht: Laß die Schleier fallen einst in Deinem Licht, daß ich selig schaue, Herr, Dein Angesicht.“ Wir sind im Advent auf dem Weg zur Krippe, zum Stall von Bethlehem. „Bethlehem“ können wir aus dem Hebräischen übersetzen mit: „Haus des Brotes“. Möge auch jede Feier der Eucharistie in diesem Advent für uns eine Insel des Friedens sein.

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