Mittwoch, 24. April 2024

Kurienpriester outet Freimaurer im Vatikan

Es ist eine unglaubliche Geschichte. Der katholische Priester und Kurienmitarbeiter (1974-79) Charles Murr schreibt in seinem neuen Buch „Murder in the 33rd Degree. The Gagnon Investigation into Vatican Freemasonry“ (erschienen am 21. Mai 2022) über Freimaurer im Vatikan – und outet dabei zwei hohe Geistliche als Freimaurer. Warum hat Murr das Buch geschrieben, warum jetzt? Er selbst sagt im Video (OnePeterFive): „Ich habe das Buch nicht geschrieben, um Geld zu verdienen … Ich wollte, dass es bekannt wird bevor ich sterbe.“ Murr war ein enger Freund und Sekretär von Édouard Kardinal Gagnon. Gagnon soll im Auftrag Pauls VI. untersucht haben, wer an der Kurie Freimaurer war (Gagnon Investigation).

Welche Namen werden genannt? Sebastian Kardinal Baggio und Erzbischof Annibale Bugnini. Murr schreibt, dass zwei Kardinäle, Dino Staffa und Silvio Oddi, Dokumente hätten, die Baggio und Bugnini schwer belasten würden. Damit seien sie 1974 zu Paul VI. gegangen. Bischof Gagnon wurde beauftragt diese Anschuldigungen zu untersuchen. Bischof Giovanni Benelli habe Gagnon dafür vorgeschlagen.

Der erste Beschuldigte, Kardinal Baggio, war der Präfekt der Bischofskongregation. Er habe als der „freimaurerische Botschafter am Heiligen Stuhl“ gegolten. Baggio habe dafür gesorgt, dass liberale Priester Bischöfe wurden. Diese „Baggio Boys“ sollten eine „progressive“ Agenda durchsetzen.

Der zweite Beschuldigte, Erzbischof Bugnini, war der Hauptverantwortliche der Liturgiereform, der Schöpfer der Neuen Messe. Wenn Bugnini Freimaurer gewesen wäre, hätten wir einen handfesten Skandal. Denn dann könnte auch der Novus Ordo davon beeinflusst sein, die römische Liturgie von 1969. Murr jedenfalls sieht dies als klare Gefahr: „Bugninis freimaurerische Mitgliedschaft könnte sicherlich viel von dem erklären, was so drastisch falsch lief in der Kirche, liturgisch, doktrinär und moralisch.“

Kann bewiesen werden, dass Baggio und Bugnini Freimaurer waren? Murr berichtet über die Audienz von Gagnon bei Paul VI. am 16. Mai 1978, wenige Monate vor dem Tod des Papstes (6. August). Der Papst war zu dieser Zeit schon sehr krank und litt zusätzlich an Depressionen. Paul VI. soll zu Gagnon gesagt haben: „Benelli schlussfolgerte, dass die Berichte über Erzbischof Bugnini fundiert waren. Auf dieser Basis entschieden Wir, Seine Exzellenz in den Iran zu senden, als Unseren Nuntius.“ Dann soll Gagnon gefragt haben, was mit Baggio geschehe. Der Papst soll die Anschuldigungen gegen Baggio für falsch gehalten haben. Er habe seinen Staatssekretär Jean-Marie Villot gefragt, der die Anschuldigungen gegen Baggio „haltlos“ nannte. Baggio selbst habe im Gespräch mit dem Papst alles abgestritten und von „Verleumdung“ gesprochen, sowie die Entlassung Benellis gefordert. Gagnon habe die Einschätzung des Papstes nicht glauben können. Er sei schockiert gewesen, der Papst aber müde und erschöpft: „Sie haben einen alten, müden Mann vor sich, der an der Schwelle des Todes steht und sich in diesen Tagen vorbereiten muss, seinem Schöpfer zu begegnen …“ Murr berichtet weiter, dass Gagnon dies nicht gelten lassen wollte und empört geäußert habe: „Ein Freimaurer ernennt unsere Bischöfe!“ Dann soll er den Papst auf die Vatikanbank aufmerksam gemacht haben, die kurz vor dem „Kollaps“ stehe. Außerdem sei Villot der schlimmste Gegenspieler des Papstes. Paul VI. soll auf seinen Nachfolger verwiesen haben. Er solle sich darum kümmern. Gagnon habe enttäuscht die Audienz verlassen.

Und welcher Papst wurde ermordet? Das soll Johannes Paul I. gewesen sein. Kardinal Baggio hatte eine Audienz beim herzkranken Luciani-Papst. In dieser Audienz soll der Papst Baggio gebeten haben, seinen Posten als Präfekt der Bischofskongregation aufzugeben und Patriarch von Venedig zu werden. Baggio soll laut geworden sein, habe geschrieben und sich geweigert, zurückzutreten. In der folgenden Nacht starb der Papst, am 28. September 1978. Murr verbreitet im Buch und in YouTube-Videos (siehe unten) die These, dass der Papst nicht direkt ermordet, aber psychologisch in den Tod getrieben wurde. Sein Herz hätte der Bosheit und dem Druck nicht standgehalten.

Im selben Jahr begann der Pontifikat Johannes Pauls II. Gagnon ging auch zu ihm und kannte Erzbischof Lefebvre. Doch das sind Geschichten für weitere Artikel.

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1 Kommentar

  1. Lesenswertes Buch, wenn auch die Kernfakten in der obigen Rezension (leider) beinahe alle genannt werden. Es beschreibt sehr gut aus der Sicht eines einfachen Priesters die damalige Situation. Gleichzeit sieht wie diese kleine fast verlorene Schar auf die Kraft des Gebetes setzt und der gegenseitigen Ermutigung im Kampf für das Gute.
    Dieses kleine Buch erscheint mit fast wie ein Prequel vom bekannten Buch von Malachi Martin „Der letzte Papst“ („The windswept house“).

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