Mittwoch, 24. April 2024

Charismatische Bewegungen haben falsche Grundlagen

Auf dem Weltjugendtag 2008 in Sydney sang Darlene Zschech von „Hillsong United“ „Worship-Songs“. Mission: „Ganz viel Gefühl“. So in etwa wie „My Heart Will Go On“, Herzschmerz und Sehnsucht, aber christlich. Ich glaube, dass solche Auftritte eher schlechte Celine-Dion-Kopien sind und weder die Musik noch den Glauben voranbringen. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass charismatische Bewegungen falsche Grundlagen haben.

Warum sage ich, dass charismatische Bewegungen falsche Grundlagen haben? Weil sie den Glauben ganz falsch verstehen. Sie schaffen keinen Glauben, sondern Gefühle. Sie schaffen nicht Glaube, Hoffnung, Liebe, sondern bestärken den Ich-Kult der Moderne, indem sie Glauben zum Gefühl machen. Verstand und Vernunft bleiben auf der Strecke. Sie bleiben das Feld der kalten Berechnung, während der Mensch „im Herzen“ eine Ruhestätte für den Gefühlsgott hat. So kommen keine nachhaltigen Bekehrungen zustande.

Was heißt Glauben? Thomas von Aquin sagt, dass der Glaubensakt wesentlich im Wissen besteht. Glaube ist ein intellektueller Akt, dessen Gegenstand die Wahrheit ist. Er hat sowohl einen subjektiven als auch einen objektiven Aspekt. Von Seiten des Subjekts ist es die Zustimmung des Verstandes zu dem, was nicht gesehen wird: „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1). Außerdem kann diese Zustimmung als Willensakt für den Gläubigen verdienstvoll sein, auch wenn sie immer den Beistand der Gnade Gottes einschließt.

Glaube ist also das Gegenteil von „fühlen“, er ist eine intellektuelle Handlung mit dem Beistand der Gnade. Glauben heißt, die Wahrheit annehmen. Gefühle können als Nebenprodukt hinzukommen, als Freude über die Wahrheit, sie sind aber nicht nötig. Gefühle haben mit Glauben nichts zu tun, auch nicht mit dem Willen oder mit dem Herzen, sie sind im Kern eine ganz egozentrische Regung. Sie können motivieren, mehr nicht. Rafael Hüntelmann schreibt: „Jede menschliche Tätigkeit soll so sein, dass der Verstand führend ist. Man sollte sich also weder vom ‚Bauchgefühl‘ leiten lassen noch von Emotionen, Gefühlen oder der Sinnlichkeit. Wer sich von der Sinnlichkeit leiten lässt, isst z.B. mehr als vernünftig ist und wird auf die Dauer krank. Wer sich von seiner Wut beherrschen lässt, kann z.B. andere Personen verletzten und handelt somit böse.“

Wenn wir unseren Glauben von Gefühlen abhängig machen, bleiben wir im Ich gefangen, schwach und manipulierbar – und der Glaube beherrscht dann auch nicht unser ganzes Wesen. Der Gefühlskult ist ein Produkt der Moderne, die die Wahrheit ausklammert und stattdessen mit „guten Gefühlen“ neue Konsumenten gewinnen will. Christus fordert das „Ja“ von unserem Verstand.

Es ist uns nicht verheißen, dass wir uns „gut fühlen“ sollen, wenn wir an Christus glauben. Christus sagt das Gegenteil: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ Lk. 9, 23). Der Heilige Geist ist kein Gefühlsgeist. Seine Gaben sind Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und  Gottesfurcht.

Franz Xaver ging nach Indien und Japan und starb einsam vor einer Insel in China. Pater Damian De Veuster ging in eine Lepra-Kolonie infizierte sich selbst und starb. Sie haben sich dabei kaum gut fühlen können. Aber sie haben Zeugnis gegeben: Gott ist größer als der Tod.

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3 Kommentare

  1. Wenn etwas nur auf ein Gefühl ausgelegt ist, wie Sie es generell den Charismatikern unterstellen, ist es falsch. Wenn etwas nur starr traditionell, auf den Verstand abzielend ausgelegt wird (ich meine hier nicht die Inhalte der römisch-katholischen Glaubenslehre!), ist es ebenso falsch. Seit vielen Jahren besuche ich nun schon die traditionelle Messe und fand sie stets wunderschön. Nun allerdings empfinde ich sie zunehmend als abgekühlt. Warum müssen sogar in den Werktagsmessen die lateinischen Zwischengesänge gesungen werden, und kein deutsches Lied mehr beim Einzug oder zwischendurch? Unterm Strich bleibt dann ein deutsches Lied beim Abschluss. Warum tragen immer mehr Frauen Kopftuch? Warum bleiben einige lange in der Kniebeuge, bevor sie zur Kommunionbank gehen oder verweilen dann noch gefühlt eine Ewigkeit knieend, und verzögern so den Ablauf? Das empfinde ich alles als nicht schön! Aber der Mensch besteht aus Verstand und Gefühl. Beides muss genährt werden. Ich kann aber nicht das Eine gegen das Andere in die Waagschale schmeißen. Ich liebe Gott, grundsätzlich die traditionelle Messe, aber auch gefühlvolle, charismatische Anbetungsstunden. Und nun?

  2. Ich frage mich wirklich, warum ein Artikel, der die charismatischen Bewegungen basht, hier veröffentlicht wird. Ich frage mich und wage zu bezweifeln, ob/dass der Autor auch nur eine einzige Person aus charismatischen Kreisen kennt. Was ist denn das Ziel eines solchen Artikels? Möglichst viele Klicks und Likes eines bestimmten Klientels? Oder möchte der Autor einfach seinem Ärger mal ordentlich freie Fahrt lassen – was ein journalistisches Armutszeugnis wäre und eigentlich genau das, was der Autor in seinem Artikel bemängelt – ein Sich-leiten-lassen von Emotionalität. So ein Artikel hier ist auch aus dem Grund lächerlich, weil auf Cathwalk immer wieder positiv über Personen bzw. katholische Werke berichtet wird, die charismatische Elemente in ihren Dienst integrieren (z.B. Pater Paulus Maria Tautz) oder der Werbeartikel für den katholischen MAMA-Kongress (Viele der Sprecherinnen dort sind aus charismatischen Bewegungen, die Initiatorin ist Mitglied der Loretto-Gemeinschaft).

    Ich würde dem Autor raten, einfach mal die charismatischen Bewegungen und ihre Dienste kennen zu lernen. Anfang könnte man z.B. mit Dr. Johannes Hartl, der ein „Kind“ der charismatischen Bewegung ist und viele Elemente daraus in seinem vielfältigen Dienst integriert. Gleichzeitig ist er DER katholische Intellektuelle unserer Tage, der den katholischen Glauben erklärt wie kein zweiter im deutschsprachigen Raum. Durch ihn haben sich übrigens ganz viele Freikirchler dem katholischen Glauben zugewandt. Das entnehme ich der persönlichen Erfahrung. Noch ein Tipp: eine der Leiterinnen der „bösen“ charismatischen Loretto-Gemeinschaft wird nun zur ewigen Jungfrau geweiht. Die „Krone“ (auflagenstärkste Tageszeitung Österreichs) berichtete groß über die 31-Jährige.

    Was für ein Zeugnis für den Glauben für unsere Gesellschaft! Wenn der angebliche „Gefühlskult“ der Charimatiker sie dazu gebracht hat, sich mit Christus zu vermählen, sollten vielleicht mehr Menschen sich den ach so „gefühlsduseligen“ charismatischen Bewegungen anschließen ;). *sarkasmus off*

    • Guten Tag „Emma“ ;-). Hier ist der Autor. Ich mag den Klartext des Kommentars.

      Zur Frage: „Ich frage mich und wage zu bezweifeln, ob/dass der Autor auch nur eine einzige Person aus charismatischen Kreisen kennt.“ – Ja, ich kenne viele sogar, ich war sogar mal Teil einer solchen Bewegung.

      Der Cathwalk ist mittlerweile volle Kanne Tradi, insofern berichtet er vollkommen „positiv“ darüber, was er als den vollständigen katholischen Glauben ansieht.

      Der Spotify-Vortrag von P. Paulus ist vollkommen vereinbar mit der katholischen Tradition, der MAMA-Kongress fördert mW das katholische Familienleben und ist daher unterstützenswert. In der Liturgie würde mehr Alte Messe aber gut tun.

      „Gleichzeitig ist er [Johannes Hartl] DER katholische Intellektuelle unserer Tage, der den katholischen Glauben erklärt wie kein zweiter im deutschsprachigen Raum.“ – Ernsthaft? Ich sehe nicht, dass das Gebetshaus Mission im Sinne des katholischen Glaubens betreibt, sondern irgendwelche eigenwilligen Aktionen veranstaltet, Disko-Style und die Vermischung von allem. Die Morallehre mag stimmen, aber das ist letztlich Naturrecht. Die „Missionare“ im Gebetshaus, (was ein absurdes Wort in diesem Zusammenhang) haben alle möglichen religiösen Hintergründe – zu was „bekehren“ sie dann? Das kann nur eine selbstgemachte Religion sein. Wenn ich an Missionare denke, dann denke ich an Franz Xaver, Damian de Veuster, Josef Freinademetz oder Maximilian Kolbe.

      Die Weihe zur ewigen Jungfrau ist zu begrüßen, vor allem, weil sie nicht „heimlich“ geschieht, wie oft in vielen Bistümern.

      Letztlich ist es so: Es gibt nichts besseres als die katholische Tradition, es gibt nichts erfüllenderes, nichts, dass Vernunft und Glaube und auch Gefühl, wenn man so will, besser und harmonischer zusammenbringt. Daher sage ich: Die katholische Tradition ist die größte Gnade meines Lebens.

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