Donnerstag, 25. April 2024

Bischöfen und Priestern wurde der katholische Glaube nie beigebracht

Die neuesten Aussagen von Bischof Helmut Dieser, Bischof von Aachen, sind verwirrend. Er lehnt die katholische Sittenlehre ab und sagt: „Die Neigung zur Homosexualität [sei] ‚gottgewollt‘, eine ‚hundertprozentige Binarität‘ der Geschlechter gebe es nicht, bei der Empfängnisverhütung brauche es eine ‚Neueinschätzung‘, denn sie stärke auch den Lebensschutz, und für die Weihe von verheirateten zu Priestern ‚wäre ich offen“.“

Damit stellt er sich offen gegen die Heilige Schrift, gegen die Tradition der Kirche und gegen das Naturrecht. Man kann nun sehr sauer auf diesen Bischof sein, der sogar mein Bischof ist, weil ich im Bistum Aachen wohne. Ich zahle jedes Jahr hohe Kirchensteuern dafür, dass die Sittenlehre in meinem Bistum vom eigenen Bischof nicht vertreten, sondern bekämpft wird.

Es gibt also allen Grund, sauer zu sein. Aber ich sehe hier auch noch eine andere Realität, eine viel traurigere und dramatischere, die so dunkel ist, dass man am liebsten wegsehen möchte. Es ist eine Realität, die für gläubige Katholiken nur schwer einzuordnen ist. Diese Realität lautet: Die Bischöfe unserer Zeit und vor allem auch die Priester kennen den Glauben nicht mehr. Es ist tatsächlich so, dass sich nach dem Konzil eine neue Theologie verbreitete und man oft sogar den Anschein hat, man habe es mit einer „neuen Religion“ zu tun, wie Erzbischof Lefebvre oft sagte.

Ich kann mir wegen meiner eigenen Zeit als Theologiestudent und Priesterkandidat des Bistums Aachen in Münster und Chicago sehr gut vorstellen, dass Bischof Dieser, genauso wie ich, den katholischen Glauben nie kennengelernt hat, sondern nur die abenteuerlichen Thesen Rahners, die „anthropologische Wende“ und anderen pseudo-humanistischen Nonsens und Modernismus, der nichts mit dem überlieferten katholischen Glauben zu tun hat.

Mir sind in den vergangen Jahren oft die Augen aufgegangen. Besonders als ich „Grundriss der katholischen Dogmatik“ von Ludwig Ott (1954) gelesen habe. Das ist katholische Theologie. Thomas von Aquin ist katholische Theologie, die Kirchenväter, die Heiligen, die Tradition. Was man aber seit den 60ern oder 70ern in den katholischen Priesterseminaren und katholischen Fakultäten lernt, hat damit nichts zu tun. Es dreht sich nicht mehr um die Ehre Gottes, es geht nur noch um den Menschen. Das Diktum vom protestantischen Theologen Bultmann: „Von Gott reden, heißt vom Menschen reden“, ist heute überall Wirklichkeit. In der katholischen Kirche hat Rahner diesen Anthropozentrismus verbreitet. Auch andere deutschsprachige Theologen wie Peter Knauer in St. Georgen in Frankfurt und Herbert Vorgrimler in Münster haben ähnliche Thesen aufgestellt und durften sie ungehindert verbreiten. Generationen von Theologen wissen heute nicht mehr, was der katholische Glaube ist. Sie kennen Kant besser als den Katechismus.

Deshalb vertritt heute ein katholischer Bischof den katholischen Glauben oder in diesem Fall die Sittenlehre nicht mehr und er fühlt sich anscheinend sogar moralisch dazu verpflichtet. Er hat nur gelernt, über den Menschen zu reden, über seine Sehnsüchte, seine Bedürfnisse und seine Betroffenheit. Deshalb kann er auch nicht mehr von „Sünde“ reden, weil er die Perspektive Gottes und die der der Erlösung nicht mehr kennt. Er weiß auch nicht mehr, warum er überhaupt im Zölibat leben soll. Er hat nichts Traditionelles gelernt von der Erbsünde, von der gefallenen Natur, den präternaturalen Integritätsgaben und der heiligmachenden Gnade.

Wundern wir uns also nicht, dass es heute so ist, wie es ist. Wundern wir uns, dass noch nicht alles zusammengebrochen ist. Natürlich wünsche ich mir den Zusammenbruch der Kirche nicht. Ich will nichts lieber, als dass die Kirche, die Braut Christi, wächst und gedeiht. Ich leide sehr unter dieser Krise. Ich weiß aber auch, dass es nichts bringt, sich über Bischöfe und Priester aufzuregen, die, wahrscheinlich wie ich, im Theologiestudium nichts Gutes gelernt haben und die Grundlagen des Glaubens nicht kennen. Das ist auch das Grundproblem beim „Synodalen Weg.“ Hier wollen Taube über den Glauben sprechen, den sie nie gehört haben.

Wir müssen schauen, wo die Lösung ist. Ein Satz begleitet mich in jüngster Zeit in dieser Krise: „Wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Römer 5, 20). Die übergroße Gnade ist heute bei der Piusbruderschaft und jedem traditionellen Priester. Sie sind Leuchttürme im Sturm, die verirrte Schiffe in den sicheren Hafen führen.

Am Sonntag fahre ich nach Kerkrade, öffne mein Volksmissale und bete für Bischof Dieser. „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1, 37).

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7 Kommentare

  1. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Auch uns beschäftigt dieses Thema sehr, denn dieser Bischof ist auch unser Bischof, da wir in Aachen wohnen. Während der Coronazeit kam uns, als Ehepaar, eine Idee für ein Projekt. Wir haben gesehen, dass die Menschen in Deutschland die Kirche nur noch mit Missbrauchsfällen und Verboten betrachteten und assoziierten. Vor Beginn unseres Projektes „catholAix“ haben wir unserem Bischof Dieser dieses Projekt vorgestellt und er hat dieses und uns gesegnet. Wir sprechen auf YouTube über unseren persönlichen Glauben und unsere Erfahrung bezugnehmend auf die Sonntagslesungen. Auf diese Art und Weise wollten wir den Menschen das Wort Gottes und den Glauben weitergeben. Ihnen zeigen, dass wir einen liebenden Gott haben, der uns so annimmt wie wir sind. Er fand diese Idee gut und hat uns mit seinen Worten und dem Segen Mut gespendet. Heute ist es ein anderer Mensch, wenn man sich seine Aussagen anschaut. Es ist für uns wirklich unverständlich und erschreckend, wie man sich in so einer kurzen Zeit, so sehr verändern kann. Leicht kommen sehr viele Gedanken und Ideen woher das kommt oder was die Motivation für sein Verhalten ist, aber letztendlich sind es nur Spekulationen. Gerne wüssten wir woher dieser Wandel kommt. Wir wollten Ihnen noch auf den Weg geben, dass Sie uns mit Ihrem Projekt und den Beiträgen Mut geben weiterzumachen. Es freut uns auch sehr, dass Sie aus dem Bistum Aachen kommen, so viel gutes tun und wir hier nicht alleine sind! Gottes Segen für Sie Natalie und Maik

    • Liebe Natalie und Maik,

      Danke für Ihren Kommentar. Ich möchte ein ähnliches Beispiel aus Münster nennen. Als Bischof Genn, ich glaube es war 2010, im Priesterseminar Münster eine Ansprache vor Seminaristen und Priestern hielt, sprach er davon, dass wir alle eine Berufung zur Heiligkeit hätten. Einige Priester, das wurde deutlich, waren schon „genervt“ von diesem „frommen Gerede“. Damals galt Genn noch als „konservativ“. Heute ist er voll auf der Spur des Synodalen Wegs. Ich glaube, dass es bei Bischof Bischof Dieser ähnlich sein kann. Ich glaube aber auch, dass beide neben der Frömmigkeit sehr wenig klassische, traditionelle Theologie akzeptieren. Beide werden heute sehr stark von den Berufskatholiken beeinflusst, das heißt von den Angestellten im Generalvikariat, im Bistum und von der Politik. Viele von diesen Personen üben Druck aus, endlich eine linke und liberale Agenda zu verbreiten. Es gibt die typischen Forderungen: die Kirche „müsse mit der Zeit gehen“, „Lebenswirklichkeiten annehmen“ usw. Letztlich denke ich, dass der Glaubensabfall auch in der Kirche, bei Laien und Priestern, die dort arbeiten, gewaltig ist. Wir müssen für die Kirche, die Bischöfe, die Priester und ihre Mitarbeiter beten.

      • Vielen Dank für Ihre Antwort. Ja, da stimmen wir Ihnen voll und ganz zu und kommen zu dem Schluss, dass er den Menschen gefallen möchte und nicht Gott. Das er den Menschen ins Zentrum stellt und nicht Christus. Es ist natürlich eine Unterstellung, aber bei der aktuellen Situationen, ist es schwer anders zu denken. Wir beten auch für diese Anliegen und sind guter Hoffnungen.

  2. Grosser Dank Ihnen für Ihre Einschätzung, die ich voll und ganz teile.
    Ich besuche die Trident. Messe 3- 4 Mal wöchentlich. Das hat meine Katholische Glaubenslehre erheblich neu definiert.
    Ein mir bekannter und betagter Priester studierte während des II. Vatikan.
    Konzils in Rom. Er denkt alles sei ideal und gut und modern erneuert worden…
    Ich merke die Lauheiten auch in der Beichte..
    Gott sei Dank schrieben Sie diese Zeilen.
    Man kann nur noch beten, das Pius- und Petrus Bruderschaften sich überreichlich mehren.
    Letztlich steht die Konsekration auf dem Spiel.
    Bitte entschuldigen Sie die Kürze der Formulierung.
    Sie können sehr schön schreiben!

  3. Herzlichen Dank für Ihren Artikel.
    Es tut in der Seele weh, was zur Zeit in der kath. Kirche geschieht. Aus dieser letzten Bastion nehme ich mich als heimatvertrieben wahr und danke von hier aus den Petrusbrüdern und der Piusbrüderschaft.

  4. Ja, und ich bin dankbar für die Petrusbruderschaft, die den Mut hatte, tapfer im Boot der katholischen Kirche dem Sturm zu trotzen und uns die Wahrheit und Schönheit des römisch-katholischen Glaubens zu vermitteln!

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