M\u00fcnchen im Jahre des Herrn 1704: In Europa tobt seit drei Jahren der Spanische Erbfolgekrieg. Englische, niederl\u00e4ndische und kaiserliche Soldaten r\u00fccken in Bayern ein. Die St\u00e4nde der bayerischen Hauptstadt f\u00fcrchten die Pl\u00fcnderung M\u00fcnchens. In dieser Zeit der tiefsten Not schl\u00e4gt die Stunde der \u201eLindmayrin\u201c. In einer Vision wird ihr mitgeteilt, sie solle dem F\u00fcrstbischof von Freising, Johann Franz Ecker eine Botschaft mitteilen: Er solle bereit sein, f\u00fcr die Kirche Gottes zu streiten und es werde ihm wohl ergehen.<\/p>\n\n\n\n
Anfangs wehrt Maria Anna Lindmayr sich, dem nachzugehen. Sie f\u00fcrchtet, dass ihr kleiner glaube und man sie f\u00fcr verr\u00fcckt erkl\u00e4re. Doch man kann sich Gott nicht dauerhaft widersetzen. Ihr wird klar, dass sie ihren Widerstand aufgeben muss. Sie bittet den F\u00fcrstbischof um eine Untersuchung ihrer mentalen und k\u00f6rperlichen Gesundheit und um eine Audienz. Lindmayrs Gesundheit wird best\u00e4tigt und der F\u00fcrstbischof stimmt zu, sie zu empfangen.<\/p>\n\n\n\n
Vom 2. bis 11. Juli 1704 hat sie mehrere Audienzen in Freising. W\u00e4hrenddessen erh\u00e4lt sie ihre gro\u00dfe Vision von der Dreifaltigkeit. Ihre Vision f\u00fchrt zum feierlichen Gel\u00f6bnis der drei St\u00e4nde der Stadt M\u00fcnchen: Am 17. Juli 1704 versprechen Adel, Geistlichkeit und B\u00fcrger der heiligsten Dreifaltigkeit eine Kirche zu bauen, damit die Stadt vor Brandschatzung und Verw\u00fcstung verschont wird. So unwirklich wie das Gel\u00f6bnis scheint, so unwirklich scheint seine Verwirklichung. Bayern, Frankreich und Kurk\u00f6ln werden am 13. August 1704 vernichtend geschlagen und alles sieht einer Pl\u00fcnderung M\u00fcnchens aus.<\/p>\n\n\n\n
Doch der Himmel nimmt das Gel\u00f6bnis an und die Geschichte einen anderen Lauf. Zwar wird M\u00fcnchen besetzt, aber nicht belagert, nicht von der Pest heimgesucht und nicht gepl\u00fcndert \u2013 anders als das \u00fcbrige Bayern.<\/p>\n\n\n\n
Am 21. Oktober 1711 wird mit dem Bau der Dreifaltigkeitskirche begonnen. Neben der Kirche wird gleichzeitig auch mit dem Bau eines Karmelitinnenklosters begonnen. Es ist der gro\u00dfe Traum der Lindmayrin, in den Karmel einzutreten. Lange bleibt er unerf\u00fcllt. Nun ist ihre Zeit gekommen. 1712, im Alter von 54 Jahren wird sie in den neu gegr\u00fcndeten Karmel aufgenommen. Ein Jahr sp\u00e4ter legt sie ihre Profess ab. Maria Anna Lindmayr wird vom Konvent zur ersten Priorin und sp\u00e4ter zur Novizenmeisterin gew\u00e4hlt. 1726 stirbt sie als Karmelitin in ihrem Kloster. Lange muss sie warten, aber aus einem guten Grund: Zuerst soll sie M\u00fcnchen retten, danach erst kann ihr Herzenswunsch erf\u00fcllt werden.<\/p>\n\n\n\n
Am 8. Januar 1715 verlassen die letzten Besatzungstruppen M\u00fcnchen. Am 29. Mai 1718 erfolgt die Konsekration der Kirche. Die Dreifaltigkeitskirche ist die einzige Kirche der Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg verschont bleibt. Was der Himmel baut, kann kein Mensch vernichten. Sie steht an der Pacellistra\u00dfe und es gibt auch heute noch Schwestern, die in ihr beten.<\/p>\n\n\n\n
Literatur: Hartl, Karl (Hg.)<\/strong>, Maria Anna Lindmayr 1657-1726. Ihr mutiges Ringen um eine reale Diagnose ihrer Zeit … Und was nun? Predigten und Vortr\u00e4ge der Karmelitin Maria Anna Josepha a Jesu Lindmayr in der Dreifaltigkeitskirche 2003-2005. <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" M\u00fcnchen im Jahre des Herrn 1704: In Europa tobt seit drei Jahren der Spanische Erbfolgekrieg. Englische, niederl\u00e4ndische und kaiserliche Soldaten r\u00fccken in Bayern ein. Die St\u00e4nde der bayerischen Hauptstadt f\u00fcrchten die Pl\u00fcnderung M\u00fcnchens. In dieser Zeit der tiefsten Not schl\u00e4gt die Stunde der \u201eLindmayrin\u201c. In einer Vision wird ihr mitgeteilt, sie solle dem F\u00fcrstbischof von […]<\/p>\n","protected":false},"author":23,"featured_media":24291,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[3483],"tags":[],"yoast_head":"\n