artnouveau Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/artnouveau/ Abendland & Alte Messe Mon, 28 Jun 2021 18:41:06 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png artnouveau Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/artnouveau/ 32 32 Perlen der Moderne: Sakralarchitektur im 20. Jahrhundert https://www.thecathwalk.de/2015/10/29/perlen-der-moderne-sakralarchitektur-im-20-jahrhundert/?pk_campaign=feed&pk_kwd=perlen-der-moderne-sakralarchitektur-im-20-jahrhundert https://www.thecathwalk.de/2015/10/29/perlen-der-moderne-sakralarchitektur-im-20-jahrhundert/?pk_campaign=feed&pk_kwd=perlen-der-moderne-sakralarchitektur-im-20-jahrhundert#comments Thu, 29 Oct 2015 07:00:49 +0000 http://thecathwalk.de/?p=1959 Die moderne Architektur nimmt in der Geschichte der Architektur eine Sonderstellung ein. Zum einen tritt der dekorative und symbolische Charakter des Bauwerks zugunsten eines Funktionalismus („Form follows function“) immer mehr in den Hintergrund und zum anderen verkürzen sich die Stilepochen aufgrund der durch den technischen Fortschritt reduzierten Bauzeit wesentlich. Ähnlich wie die profane Architektur versucht […]

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Die moderne Architektur nimmt in der Geschichte der Architektur eine Sonderstellung ein. Zum einen tritt der dekorative und symbolische Charakter des Bauwerks zugunsten eines Funktionalismus („Form follows function“) immer mehr in den Hintergrund und zum anderen verkürzen sich die Stilepochen aufgrund der durch den technischen Fortschritt reduzierten Bauzeit wesentlich.

Ähnlich wie die profane Architektur versucht auch die Sakralarchitektur – wobei hier in erster Linie die katholische gemeint ist – zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Historismus und Eklektizismus des 19. Jahrhunderts zu überwinden. Fatalerweise ahmt sie jedoch nur die Profanarchitektur ihrer Zeit nach, ohne zu beachten, dass Sakralarchitektur ohne Symbolismus und Metaebene nicht funktionieren kann. Jahrtausende an kirchlicher Architektur werden, da sie als – im weitesten Sinne des Wortes – zu symbolisch angesehen werden, ignoriert.

Des Weiteren vergisst man, dass Sakralarchitektur äußerst komplex und anspruchsvoll ist und daher wesentlich mehr Zeit zur Planung und Ausreifung benötigt als bspw. eine Shopping Mall oder ein Verwaltungsgebäude. Das Ergebnis sind misslungene moderne Sakralbauten, die man meist nur aus einem einzigem Grund als Kirchen identifizieren kann: es befindet sich ein Altar bzw. ein Tisch an exponierter Stelle. Traurigerweise sind diese Sakralbauten in vielen Fällen auch noch Kopien an sich fragwürdiger architektonischer Versammlungsbauten. So sind bspw. Konzertsäle als Bauvorbild sehr beliebt.

Interessanterweise existieren jedoch einige wenige Bauten, die das 19. Jahrhundert wirklich überwunden haben, indem sie die kirchliche Architektur im Kontext neuer Baustile und Technologien weiterentwickelt haben. Diese Bauten beweisen, dass man nicht zu der Neo-Architektur zurückkehren muss, sondern dass in jedem Baustil Theologie materialisiert werden kann – und das ist letztendlich der Kern jeder gelungenen Sakralarchitektur.

Im Rahmen dieser Reihe sollen vier solcher gelungener Sakralbauten vorgestellt werden. Zwei der Beispiele stammen aus dem 20. Jahrhundert und zwei weitere wurden erst in den letzten 15 Jahren realisiert.

Bei der Betrachtung moderner Sakralarchitektur ist es äußerst wichtig, dass man die Bauten vorurteilsfrei betrachtet und sich zunächst einmal von dem Bild einer Kirche oder eines anderen Sakralbaus, das man in der Regel im Kopf hat, befreit, denn sonst nimmt man sich die Möglichkeit, diese Art von Architektur zu begreifen.

Das erste Beispiel für funktionierende Sakralarchitektur des 20. Jahrhunderts ist Otto Wagners wunderschöne Jugendstilkirche Zum hl. Leopold, besser bekannt als Kirche am Steinhof, die zwischen 1903 und 1907 in Wien entstanden ist. Der Architekt verbindet hier eine klassische byzantinische und im entferntesten Sinne gotische Formensprache mit dem leichten Dekor des Jugendstils, wobei eine einzigartige Gesamtkomposition entsteht.

Ein weiteres Beispiel ist Le Corbusiers Klosterbau Sainte-Marie de la Tourette, ein Dominikanerkloster, das zwischen 1953 und 1960 in Frankreich erbaut worden ist. Es stellt eines der gelungensten Bauwerke des 20. Jahrhunderts dar und dennoch schreckt es den Betrachter normalerweise erst einmal ab. Der Grund dafür ist wahrscheinlich in seinem Baustil, dem eher unbeliebten und als hässlich empfundenen Brutalismus (→ fr. béton brute: roher Beton), zu suchen.

Das Geniale und Faszinierende an diesem Gebäude ist die Art und Weise, wie Le Corbusier die traditionelle Sakralarchitektur im Kontext und mit der Technologie des Brutalismus interpretiert hat. Beispielsweise hat er das klassische Element des Kreuzganges zu einem kreuzförmigen Verbindungsgang zwischen den einzelnen Gebäudeteilen umgestaltet. Dieser dient gleichzeitig als Begegnungsort, womit er den damaligen aktuellen Diskurs bei der Planung beachtet hat.

Einen zweiten Kreuzgang, der eher als Meditationsort verstanden werden kann, wurde hingegen auf das begrünte Flachdach verlegt. Le Corbusier hat somit den Kreuzgang als klassisches Element aufgesplittet und, die Möglichkeiten der brutalistischen Bauweise nutzend, sehr interessant neu umgesetzt. Des Weiteren hat der Architekt das Kloster in einmaliger und erstaunlicher Weise in die umgebende Natur und gleichzeitig die umgebende Natur in die Gestaltung des Klosters integriert. Aus den italienischen Klöstern der Frührenaissance kennt man die zahlreichen Fresken an den Klosterwänden.

Bei La Tourette jedoch übernimmt die Natur diese dekorative und meditative Funktion, indem sie durch zahlreiche Fenster an der Gestaltung des Klosters teilhat. Ein weiterer hochgradig interessanter Gebäudeteil ist die Krypta, die mehrere Altäre beherbergt und die, durch die geschickte Konstruktion und Anordnung farblich gestalteter Lichtschächte, in eine mystische Atmosphäre gehüllt ist.

Da man sich dieses Meisterwerk nur schwer vorstellen kann, empfehle ich jedem folgende kurze Dokumentation über La Tourette:

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Teil 2:

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