Benedikt XVI Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/benedikt-xvi/ Abendland & Alte Messe Sat, 05 Feb 2022 18:37:43 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Benedikt XVI Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/benedikt-xvi/ 32 32 Die Verteidigung der Tradition https://www.thecathwalk.de/2017/04/27/die-verteidigung-der-tradition/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-verteidigung-der-tradition https://www.thecathwalk.de/2017/04/27/die-verteidigung-der-tradition/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-verteidigung-der-tradition#comments Thu, 27 Apr 2017 08:21:13 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=11089 Von Hannes Kirmse Der Titel „Verteidigung der Tradition“ klingt reißerisch. Er verweist auf das in der Kirche in allen Zeiten gültige Prinzip der Überlieferung, aber auch der Auslieferung an die sich im Wandel befindliche Welt. De Mattei ist es daran gelegen, uns zu zeigen, daß sich dieses Traditionsprinzip nicht ausschließlich auf die apostolische Sukzession in Form […]

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Von Hannes Kirmse

Der Titel „Verteidigung der Tradition“ klingt reißerisch. Er verweist auf das in der Kirche in allen Zeiten gültige Prinzip der Überlieferung, aber auch der Auslieferung an die sich im Wandel befindliche Welt. De Mattei ist es daran gelegen, uns zu zeigen, daß sich dieses Traditionsprinzip nicht ausschließlich auf die apostolische Sukzession in Form der Weitergabe einer Amtsvollmacht bei Bischofsernennungen beschränkt, wie gemeinhin angenommen werden könnte. Die Tradition will sich gar nicht als eine rein bürokratisch-ernüchternde Kategorie verstanden wissen. Sie will durch ihre universelle und reichhaltige Vitalität nicht nur überzeugen, sondern gerade auch den Menschen inspirieren und erfüllen. Sie will in ihrer Schönheit in die Welt der unübersichtlichen Obskurität und Ungewissheit hineinstrahlen.

Da ist es in diesem Zusammenhang nicht zu leugnen, daß es die Missa tridentina ist, die durchweg die großen Komponisten immer wieder angeregt hat. Ohne die wie ein Schatz gehütete traditionelle Liturgie mit ihrer Ästhetik und Formensprache, die nicht von dieser Welt ist, könnten wir heute genauso wenig die Klänge von Haydns grandioser Paukenmesse, von Mozarts Krönungsmesse, wie die von Verdis Messa da Requiem vernehmen. Die Töne dieser Werke mit ihrem Verweis auf die Transzendenz wären uns unwiederbringlich abhandengekommen. Die Welt wäre laut, sehr laut sogar, könnte aber keine wahren lichthaften Momente für uns bereithalten. 2017 als Erscheinungsjahr der deutschsprachigen Ausgabe von de Matteis‘ Schrift ist dann auch neben dem Fátima-Jubiläum das Jahr, in dem sich das Summorum Pontificum Benedikts XVI. zum zehnten Mal jährt, aus dem ein besonderes Bewußtsein für die überlieferte Liturgie neu erwachsen ist.

Auf dem Umschlag der im St. Grignion Verlag bei Altötting erschienenen Übersetzung von Roberto de Matteis „Apologia della Tradizione“ prangt Erzengel Michael, wie er auch auf dem römischen Castel Sant’Angelo anzutreffen ist. Er erscheint uns keinesfalls drohend, aber sehr wohl sich seiner Bedeutung bewußt. Es ist ihm anzusehen, daß er in die Welt hineinragen, sich behaupten und seine Fittiche gebrauchen will. Der als Büchnerpreisträger und Verfasser der „Häresie der Formlosigkeit“ bekanntgewordene Martin Mosebach empfängt den Leser mit einem knappen, aber fundierten Prolog. Er will uns heranführen zu jenem neuralgischen Punkt, an dem die katholische Amtskirche nunmehr angelangt ist.

Es wird bei ihm nicht gefragt, wie der amtierende Papst handelt, wie sein Handeln unter bestimmten Gesichtspunkten zu bewerten sei und gibt sich damit auch keiner gewissen Lagerbildung im Inneren der Kirche hin. Er weist, wie Roberto de Mattei es dann fortführt, auf die Frage hin, der wir uns angesichts der gegenwärtigen Lage ausgesetzt sehen: Was ist das Wesen des Papstamtes und wie ist die Kirche, für die er wirkt, beschaffen? Es wird versucht, das anklingen zu lassen, woran sich der Papst in seinem bewussten Handeln selbst bemessen sollte. Theologisch greift Mosebach hierfür die von Benedikt XVI. 2005 eingeführte Hermeneutik der Kontinuität auf, der die Hermeneutik der Diskontinuität, des Bruches gegenübersteht. Daß dies kein Alleingang des gerade frisch in das Amt Eingeführten war, zeigt sich auch daran, daß sein Vorgänger Johannes Paul II. 1980 während seiner Reise nach Lisieux zwei Tendenzen ansprach, die dem katholischen Glauben abträglich seien: Integralismus und Progressismus.

Die Kirche darf sich der Welt nicht verschließen, muß aber gleichwohl sich ihres Sendungsauftrages bewußt bleiben. De Mattei gräbt sich dann durch die Tiefenschichten des Werdens der Kirche wie wir sie heute vorfinden – durch das Zeitalter der Verfolgungen, die Krise von Avignon, bishin zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Kirche hatten in diesem Werden zahlreiche Krisen und Zerwürfnisse erlebt, die aber nie eine Sinncrisis werden konnten durch die Rückkopplung an die Ursprünge, an das Mysterium, an die Heilsnotwendigkeit, an die Tradition.

Bezeugt wird durch de Mattei besonders das Ringen um Wahrheit, wenn sich die Kirche in der Auseinandersetzung mit der Welt und deren Problemen befand. Der neuralgische Punkt, können dann nicht überwunden werden, so geht es hervor, wenn die Suche der Wahrheit nicht fortgesetzt würde. Wenn die hehren Werte der Kirche nicht auch in ihrem Anspruch Ausdruck finden und lediglich als chimärenhafte Floskeln fortbestehen, wären tatsächlich ihr Sinn und Wesen gefährdet, der dann eine reelle und energische Verteidigung unumgänglich machen würde.

Durch die immerwährende Wahrheitssuche kann es einem gelingen, sich seinen Weg durch die Tiefenschichten zu bahnen, das Wesen der Kirche zu ergründen, ihre Geschichte zu verstehen und sich mit ihr zu identifizieren. Denn nichts anderem ist die Kirche mit ihrer Geschichte ähnlicher als der menschlichen Seele, die sich immer wieder Herausforderungen und tiefgreifenden Fragen ausgesetzt sieht. Da eignet sich die Lektüre der Verteidigung der Tradition nicht nur für einen Expertenkreis von hochgeschulten Theologen, sondern gerade auch für den einfachen Laien, dem die Wahrheit nicht gleichgültig ist. Er kann, indem er von dem 1948 geborenen Geschichtsprofessor Roberto de Mattei durch die Tiefenschichten der Kirche und des Glaubens geführt wird, die Töne vernehmen, die das eigene Leben bereichern.

In dieser Tiefe, so kann man nach der Lektüre feststellen, ertönt das mos maiorum, das Bewußtwerden der Tradition. Durch die Zeiten hindurch hat sie sich herausgebildet. Die Lektüre kommt dann einem Gongschlag gleich, sie gibt uns als Leser das Gefühl der tiefen Verwurzelung im Gewordensein der Kirche. Es werden die Wurzeln deutlich, die weit in das Erdreich vorgedrungen sind, die sich nicht mehr leichtfertig aus ihrem Gefüge herausreißen lassen.

Roberto de Mattei Verteidigung der Tradition. Die unüberwindbare Wahrheit Christi Vorwort von Martin Mosebach; übersetzt von Wolfram Schrems St. Grignion-Verlag 2017 //  ISBN-13: 978-3932085673 // Mit Schutzumschlag und Lesebändchen versehen: 192 Seiten; 29,95 Euro // Fotos: Verteidigung der Tradition – Bildquelle: Grignion-Verlag

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Fünf Mythen zum Papsttum, die viele Leute immer noch glauben https://www.thecathwalk.de/2017/04/25/fuenf-mythen-zum-papsttum-die-viele-leute-immer-noch-glauben/?pk_campaign=feed&pk_kwd=fuenf-mythen-zum-papsttum-die-viele-leute-immer-noch-glauben https://www.thecathwalk.de/2017/04/25/fuenf-mythen-zum-papsttum-die-viele-leute-immer-noch-glauben/?pk_campaign=feed&pk_kwd=fuenf-mythen-zum-papsttum-die-viele-leute-immer-noch-glauben#comments Tue, 25 Apr 2017 12:00:13 +0000 http://thecathwalk.de/?p=9611 DENVER (CNA Deutsch).- Das Papsttum ist eines der Erkennungsmerkmale des Katholizismus. Leider ist das Amt auch eines, das mit am meisten falsch verstanden wird, ganz egal ob nun der Papst Franziskus heißt, Benedikt oder anders. Hier sind die fünf häufigsten Mythen über das Amt des Mannes, den Katholiken auch gerne liebevoll den „Heiligen Vater“ nennen: Mythos […]

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Christus gibt Petrus, dem ersten Papst, die Schlüssel: Das Fresko in der Sixtinischen Kapelle wurde um 1482 von Pietro Perugino gemalt. Foto: via Wikimedia (bearbeitet)

DENVER (CNA Deutsch).- Das Papsttum ist eines der Erkennungsmerkmale des Katholizismus. Leider ist das Amt auch eines, das mit am meisten falsch verstanden wird, ganz egal ob nun der Papst Franziskus heißt, Benedikt oder anders. Hier sind die fünf häufigsten Mythen über das Amt des Mannes, den Katholiken auch gerne liebevoll den „Heiligen Vater“ nennen:

Mythos 1: Der Papst ist immer unfehlbar

Wahr ist: Die Bedingungen, damit eine Lehre des Papstes als unfehlbar gilt, wurden im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 festgelegt. Er ist unfehlbar, „wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten…“

Viele Päpste beriefen sich nie auf ihre päpstliche Unfehlbarkeit (es sei denn, die Heiligsprechungen zählen). Das beseutet nicht, dass die Katholiken ignorieren können, was der Papst lehrt. Es heißt nur, dass es nicht unfehlbar ist (wenn es nicht zuvor als unfehlbar definiert worden war).

Mythos 2: Das Papsttum findet sich nicht in der Bibel

Wahr ist: Das Papsttum wurde von Christus selbst eingesetzt. Jesus beruft Simon und ändert seinen Namen in Petrus. Er ist es, zu dem er sagt: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Ihm übergibt er die Schlüssel des Himmelreiches und Petrus taucht immer als erster in der Liste der Apostel auf. Er ist es auch, für den Jesus besonders betet, der beauftragt wird, den Glauben seiner Brüder zu stärken und der als Haupt der Kirche des oftmals Initiative ergreift.

Mythos 3: Der Papst ist notwendigerweise ein Heiliger

Wahr ist: Die Kirche hat nie gelehrt, dass alle Päpste heilig sind. Die Päpste sind sündige Menschen, die der Gnade Gottes bedürfen, wie der Rest der Menschheit auch.

Zudem hängt die Kraft des Papsttums allein von Christus und seiner Gnade ab, nicht von der Intelligenz, Heiligkeit oder Weisheit (oder deren Mangel) der Person, die dieses Amt innehat. Gott kann sogar sehr sündige Menschen für seine Zwecke benutzen.

Letztendlich ist die Tatsache, dass die Kirche überlebt hat, obwohl viele ihrer Oberhäupter nicht unbedingt die besten christlichen Vorbilder waren, ein Beweis dafür, dass die Kirche wirklich von Christus geleitet wird.

Mythos 4: Der Papst kann dem Wort Gottes etwas hinzufügen

Wahr ist: Die Kirche lehrt, dass die öffentliche göttliche Offenbarung bereits vollständig offenbart worden ist und dass es Aufgabe der Kirche und auch des Papstes ist, sie zu bewahren, zu interpretieren und das Evangelium allen Nationen zu verkünden.

Das Zweite Vatikanische Konzil sagt: „Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft“ (DV 10).

Somit besitzt der Papst keine Autorität, dem Wort Gottes irgendetwas hinzuzufügen. Er kann es nur treu interpretieren und seiner Generation predigen.

Mythos 5: Das Papsttum stellt eine eigene Form der heiligen Weihen dar

Wahr ist: Es gibt nur drei Grade der heiligen Weihen: Diakon, Priester und Bischof. Weitere Titel wie Kardinal, Erzbischof, Patriarch oder Papst sind Ämter, die ein Bischof ausüben kann. Aber vom Sakrament her gesehen ist der Papst einfach „nur“ ein Bischof wie die anderen Bischöfe auch; und hat die selben sakramentalen Vollmachten.

Wenn er schon Bischof ist, dann wird der neu gewählte Papst nicht zum Papst geweiht, sondern übernimmt einfach das Amt des Bischofs der Diözese Rom und indem er dies tut, empfängt er alle Vollmacht und Autorität, die aus dieser Stellung herrühren. Wenn er auf das Amt des Papstes verzichtet (wie es bei Benedikt XVI. der Fall war), verliert er die päpstlichen Vollmachten, behält aber jene eines emeritierten Bischofs.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von www.ChurchPOP.com

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Der Revolutionär https://www.thecathwalk.de/2017/04/23/der-revolutionaer/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-revolutionaer https://www.thecathwalk.de/2017/04/23/der-revolutionaer/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-revolutionaer#comments Sun, 23 Apr 2017 08:30:38 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=11021 Von Dr. Michael Kunze Wer Reform will, erneuert das Bestehende mehr oder weniger behutsam. Martin Luther aber stürzte Kirche, Politik und Gesellschaft seiner Zeit um – mit langanhaltenden Folgen, die auch im Jahr des Reformationsgedenkens nachwirken. DRESDEN. Martin Luther wollte keine Spaltung der Kirche, sondern sie reformieren. So lautet der Tenor bei Kirchenvertretern oder Politikern […]

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Von Dr. Michael Kunze

Wer Reform will, erneuert das Bestehende mehr oder weniger behutsam. Martin Luther aber stürzte Kirche, Politik und Gesellschaft seiner Zeit um – mit langanhaltenden Folgen, die auch im Jahr des Reformationsgedenkens nachwirken.

Die einen widmeten ihm Denkmäler, die andern sahen dunkle Wolken mit dem Wittenberger aufkommen: Martin Luther wurde und wird für vieles instrumentalisiert, legte dafür aber selbst die Grundlagen. Foto: Michael Kunze

DRESDEN. Martin Luther wollte keine Spaltung der Kirche, sondern sie reformieren. So lautet der Tenor bei Kirchenvertretern oder Politikern im Jahr des Reformationsgedenkens. Auch katholische Theologen wie Dirk Ansorge von der Hochschule Sankt Georgen sind von der Reformabsicht des Wittenbergers überzeugt. Die Wirklichkeit vor 500 Jahren legt aber einen anderen Schluss nahe: Luthers Wunsch nach Kirchenreform war bald nach Veröffentlichung seiner 95 Thesen wider den Ablasshandel erschöpft. Dann betrieb er so aus- wie tiefgreifend Spaltung und Revolution statt Wandel und Erneuerung des Bestehenden. Bei Luthers Tod 1546 war das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ geteilt in ein evangelisches, sich konfessionell weiter zerfaserndes und in ein katholisches Lager. Unzählige hatten den Streit mit ihrem Leben bezahlt – lange vor dem Gemetzel des Dreißigjährigen Krieges.

Der antirömische Affekt lebt weiter

Die religiösen und gesellschaftlichen Konsequenzen bis in Familien hinein währten Jahrhunderte. Ältere kennen noch die mitunter dramatischen Umstände, wenn vor 60, 70 Jahren zum Beispiel eine gemischtkonfessionelle Eheschließung zur Debatte stand. Da haben Eltern Kinder enterbt, sich Familien zerstritten, wurde einander verstoßen. Die Spaltung, die Luther mit Fürstenhilfe einleitete, stellte sich als derart gravierend und nachhaltig heraus, dass es bald 500 Jahre brauchte, um sich Luthers und der Ereignisse des Herbstes 1517 ohne Siegesfeier wider die Altgläubigen in Rom zu erinnern, bei der das katholische Deutschland stets als unsicherer Geselle in nationaler Sache abqualifiziert worden war.

Auch Bismarck hielt das noch so; er ließ wenig unversucht, Katholiken zu unterdrücken – im Kampf gegen Zentrumspartei, Konfessionsschulen, kirchliche Ehe. Der antirömische Affekt hielt sich bis weit ins 20. Jahrhundert. Für eine Vielzahl von Katholiken wirkt er abgeschwächt noch immer, wenn sie sich den Umgang deutscher Medien oder Politiker wie der evangelischen Bundeskanzlerin mit Papst Benedikt XVI. im Zusammenhang mit Holocaustleugner und Ex-Piusbruder Richard Williamson in Erinnerung rufen.

Die politischen Auswirkungen von Deutschlands weltweit einmaliger Spaltung sind das eine, das andere die religiösen. Luther hat die Kirche nicht reformiert; er zwang andere, dies zu tun, nachdem er ihr den Rücken gekehrt hatte und schuf parallel dazu eine neue, die das Gegenteil der katholischen sein sollte. Das wird im Verhältnis zum Papstamt offenbar, das Luther anfangs als Ausdruck menschlichen, nicht aber göttlichen Rechts noch akzeptierte. Es zeigt sich auch darin, welche Rolle Kirche als Institution für Lutheraner spielt. Diese unterscheidet sich grundsätzlich von dem, was sie für Katholiken darstellt. Während sie letzteren als Gottes Werkzeug gilt, mit dem er jetzt, direkt, sichtbar in der Welt handelt, ist sie für Lutheraner organisatorisches Mittel zum Zweck.

Die Katholische Kirche beruft sich für die herausgehobene Stellung des Papstes als Nachfolger des Apostels Petrus auf das Matthäus-Evangelium. Dort stehen Jesu Worte: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Weihe verändert das Amt

Alles, was sich daraus ergibt, deutet der Form nach auf Dauer hin, dazu auf hohe Autorität. Darauf fußt die katholische Hierarchie. Diese leitet die Stellung der Bischöfe, deren erster der von Rom ist, aus dem Handeln in direkter Nachfolge der Apostel ab. Jesus selbst hat sie in die Welt gesandt. Durch Handauflegen wurde diese besondere Würde von den Aposteln, dem Zwölfer-Kreis um Jesus, an die Bischöfe weitergegeben. Lutheraner hingegen kennen kein Weiheamt; die Abfolge des Handauflegens ist bei ihnen unterbrochen. Denn Luther ging vom Priestertum aller Gläubigen aus, zu dem jeder Getaufte berufen ist. Die Landesbischöfe sind eine junge Notlösung, entstanden nach Untergang der Monarchien in Deutschland. Bis dahin waren die Fürsten Oberhäupter der Landeskirchen, dazu gab es als deren „Aufseher“ Superintendenten, Bischöfe hingegen nicht.

Der evangelische Pfarrer wiederum leitet eine Gemeinde mit dem aus Laien bestehenden Kirchenvorstand gemeinsam. Er ist durch sein Theologiestudium zwar religiös besonders gebildet, erhält aber keine Weihe (aus der sich weitreichende Rechte und Pflichten ableiten) wie sein katholischer Amtsbruder. Lutheraner ordinieren ihre Pfarrer. Das heißt, sie werden gesegnet und ausgesandt, um Gottes Wort zu verkünden und die Sakramente zu verwalten. Luther war der Überzeugung, dass es vor Gott nicht auf Leistung ankommt, da Erlösung nur als dessen Gnadenakt denkbar ist (dem schließen sich Katholiken heute weitgehend an). So verbiete sich ein Priesterstand, der durch Weihe, Gelübde, Lebensform über anderen Gemeindegliedern steht.

Während das lutherische „ecclesia semper reformanda“ betont, dass sich „Kirche immerfort wandeln“ muss, um Jesu Botschaft zeitgemäß zu verkünden, hebt die Katholische Kirche Kontinuität hervor. Sie fürchtet den Bruch mit der Tradition wie der Teufel das Weihwasser. Immer geht es darum, die große Linie aus der Zeit Jesu bis in die Gegenwart weiter zu zeichnen – auch mal kurvig, doch ohne Unterbrechung. Dem Zeitgeist wird mit Skepsis begegnet. Nicht allein die Schrift, Luthers „sola scriptura“ – nur das, was in der Bibel steht –, dient als Richtschnur katholischen Christseins. Die Bibel ist vielmehr einer von weiteren, wenn auch ein wichtiger Stein des Hauses Kirche. Ihre Entstehung ist dabei selbst Folge eines kirchlichen Traditionsprozesses: beispielsweise von Konzilsbeschlüssen oder Glaubensprüfungen und Erkenntnisprozessen der Kirchenväter, die die Aufnahme der vier Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes ins Neue Testament nach sich zogen, während andere Schriften außen vor blieben (die sogenannten Apokryphen).

Kirchenverständnis gilt als Haupthinderungsgrund für weitere Annäherung

Luther war im Wortsinne Fundamentalist; er warf der Kirche vor, sie habe sich zu weit von ihren Wurzeln entfernt, führende Vertreter hätten sich zu sehr diesseitigen Zwecken ausgeliefert und die Gläubigen gleich mit. Was er am Ablass kritisierte, war die Verknüpfung von weltlicher Leistung, klingender Münze, mit jenseitigem Lohn – getreu dem Motto des Pirnaer Predigers Johann Tetzel: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ Viele Missstände hat die Katholische Kirche nach und nach abgestellt. Schon auf dem Konzil von Trient (1545-1563), das allerdings Jahrzehnte zu spät kam, wurden grundlegende Reformen eingeleitet.

Diese konnten das sich aus dem unterschiedlichen Kirchen- ergebende abweichende Amtsverständnis bei Katholiken und Protestanten nicht mehr zusammenführen, das heute als Haupthinderungsgrund weiterer Annäherung gilt. Es gibt aber zusätzliche Unterschiede wie die Anzahl der Sakramente. Katholiken kennen sieben dieser sichtbaren Zeichen, die die unsichtbare Wirklichkeit Gottes vergegenwärtigen und die die, denen sie gespendet werden, an dieser Wirklichkeit teilhaben lassen: Taufe, Eucharistie (Kommunion/Abendmahl), Beichte, Firmung, Ehe, Krankensalbung, Priesterweihe. Luther hat nur zwei akzeptiert: Taufe und Abendmahl, auch wenn er die Krankensalbung für einen guten Brauch hielt und die Beichte schätzte. Was beim Abendmahl passiert, deutete er teils abweichend vom katholischen Verständnis.

Was das in der Konsequenz bedeutet, mag eine Begebenheit illustrieren, von der im Januar 2007 der „Wiesbadener Kurier“ berichtete: Dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz war seinerzeit in der Heiligen Messe aufgefallen, dass jemand eine konsekrierte Hostie stehlen wollte. Zu Eltz suchte dies zu verhindern. Der Zeitung gegenüber gab er an, den Leib Christi, denn darum handelt es sich nach katholischem Verständnis, notfalls mit seinem Leben zu verteidigen. Währenddessen berichtet der Ökumenebeauftragte der als sehr konservativ geltenden Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Peter Meis, gegenüber dem Autor, dass es in seinem Kirchensprengel den Pfarrern überlassen sei, wie sie etwa mit Wein umgehen, der beim Abendmahl übrigbleibt. „In der Regel wird er weggeschüttet“, sagt er. Nur solche Pastoren, die dem katholischen Verständnis sehr nahe stünden, hielten es anders.

Sakrament, ja oder nein, maß Luther jedenfalls daran, ob ein Zeichen von Jesus selbst eingesetzt worden ist und davon die Bibel entsprechend berichtet. Für ihn galt das nur für die genannten beiden. Auch wenn Meis in der Rückschau von einem „erstaunlichen Reformweg“ der Katholiken spricht, nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sondern seit Trient, bleiben die genannten großen, maßgeblich von Luther inspirierten Unterschiede, die auch dazu führen, dass es Katholiken beispielsweise (anders als in einem Gottesdienst der Orthodoxen) auf Geheiß der eigenen Kirchenführung nicht gestattet ist, am lutherischen Abendmahl teilzunehmen. Während zudem seit einiger Zeit Frauen in immer mehr lutherischen Kirchen auch jenseits Deutschlands Pfarrer werden können, ist ihnen dies in der Katholischen Kirche verwehrt. Maßstab dafür ist, dass Jesus in den Kreis seiner Apostel nur Männer berufen hat, was die Katholische Kirche gerade nicht als Ausdruck zeitbedingter Benachteiligung von Frauen interpretiert.

Auch wenn in diesem Jahr die Errungenschaften Luthers gewürdigt werden – als Bibelübersetzer, Hochdeutsch-Entwickler, Streiter fürs Selberlesen und Kämpfer wider Korruption in der Kirche –, ändert dies nichts daran, dass er die Kirche („weg von Rom“) und Deutschland selbst gespalten hat. Ausgerechnet letzteres wird selten beachtet, gilt er doch gerade jenen als Leumund, die die nationale Einheit in Abgrenzung zum Anderen entgegen dem allumfassenden, katholischen Prinzip besonders beschwören. Dabei scheiterte Luther mit seinem Ansinnen, eine deutsche Nationalkirche zu schaffen und ein Nationalkonzil einzuberufen. Die Bauernmassen, die sich auf die von ihm proklamierte Gewissensfreiheit beriefen, um auch ihre vielfach prekäre politisch-wirtschaftliche Stellung zu verbessern, ließ er mithilfe seiner fürstlichen Unterstützer totschlagen. Er hielt die Aufrührer für vom Teufel besessen.

Innerkirchliche Reformen trieben statt Luther andere voran

Reformen in der Kirche wollten aber andere, Luthers Zeitgenosse Erasmus von Rotterdam etwa, den Luther beschimpfte. Dabei hatte der sich wortgewaltig mit dem Zustand der Klöster oder der aus dem Ruder gelaufenen Heiligenverehrung auseinandergesetzt: „Wir küssen die Schuhe der Heiligen und ihre schmutzigen Schweißtücher“, schrieb er, „ihre heiligsten und wirksamsten Reliquien aber, nämlich ihre Bücher, lassen wir achtlos liegen.“ Doch der Humanist blieb katholisch, obwohl einige seiner Schriften auf dem Index landeten: „In Luthers Kirche hätte ich eine der Koryphäen werden können“, sagte er, „aber ich wollte lieber den Hass ganz Deutschlands auf mich ziehen, als mich von der Gemeinschaft der Kirche zu trennen.“ Während Erasmus außerdem für die menschliche Willensfreiheit eintrat, verwarf Luther diese. Es kommt so nicht von ungefähr, dass der Wittenberger heute manchen Historikern stärker als Exponent mittelalterlichen Denkens gilt, das er eher fortschrieb, denn als Neuerer – was paradox anmutet angesichts all der Veränderungen, die er bewirkte.

Deutlich wird das zum Beispiel im Teufels- und Dämonenglauben, „dem Luther eine Buchstäblichkeit beließ, die seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr selbstverständlich war“, schrieb der Mittelalter-Historiker Kurt Flasch. Außerdem fordere uns die Luther-Verehrung auf, Doctor Martinus aus seiner Zeit heraus zu verstehen, so Flasch, was als bewährtes Prinzip moderner historiografischer Forschung gilt. Es führt aber mit Blick auf Luther zu zweierlei Maß. Während man ihm oder Begleitern einiges als „mittelalterlich“ oder zeitgebunden („die wussten es nicht besser, das muss man verstehen“) durchgehen lässt, zeigt sich der kritische Betrachter gegenüber (katholischen) Zeitgenossen vielfach weniger nachsichtig. Dass Luther die Doppelehe des wichtigen Verbündeten und Landgrafen Philipp von Hessen rechtfertigte – „diese wüssten wir nicht zu verurteilen“ –, taugt oft nur als Fußnote. Aus theologischer Sicht war das unglaublich. Aber die Zustände in Rom!

Doch Luther wollte den nachhaltigen Bruch mit der „alten“ Kirche, dafür brauchte er Verbündete. Und nur wer sich von Gott persönlich beauftragt wähnt, konnte, wie er im Jahre 1522, sagen: „Wer meine Lehre nicht annimmt, der möge nicht selig werden.“ Das lässt sich nicht auf einen Nenner bringen mit dem „Alle sollen eins sein“, das Jesus selbst im Johannes-Evangelium forderte. Nur Abweichler in den eigenen Reihen verurteilte er rigider als Römisch-Katholisches: Die „Irrtümer“ des Wegbereiters der Reformierten Kirche, Ulrich Zwingli, hielt Luther für siebenmal schlimmer als die der „Papisten“. Dabei hatte auch der Apostel Paulus, den Luther verehrte, einst an die Gemeinde in Korinth geschrieben: „Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen Jesu Christi, … duldet keine Spaltungen unter euch.“ Vielleicht nicht in erster Absicht, doch in der Konsequenz hatte Luther sein halbes Leben lang an nichts anderem gearbeitet.

Bild: Jakob Gleisberg

Dr. Michael Kunze (*1982) ist Journalist, Autor, Blogger, Zeitzeuge. Beiträge für Hörfunk und Zeitung (u.a. FAZ, FAS sowie Die Tagespost) zu Politik, Kultur/Feuilleton, Wirtschafts- und Wissenschaftsthemen, Lokalem. Interesse an Kunst, Literatur und Mode, klassischer Gitarrenmusik von Hans Neusidler bis John Dowland, Politik, Sakralarchitektur und (katholischer) Theologie. Zuletzt erschien: „Sigmund Neumann – Demokratielehrer im Zeitalter des internationalen Bürgerkriegs“, Berlin 2015.

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„Behüt’s Sie Gott“ https://www.thecathwalk.de/2016/06/28/behuets-sie-gott/?pk_campaign=feed&pk_kwd=behuets-sie-gott https://www.thecathwalk.de/2016/06/28/behuets-sie-gott/?pk_campaign=feed&pk_kwd=behuets-sie-gott#comments Tue, 28 Jun 2016 13:47:10 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6345 Feierlichkeit im Palazzo Apostolico anlässlich des 65-jährigen Priesterjubiläums von Benedikt XVI. „Davon haben Sie immer und legen Sie bis heute Zeugnis ab: dass das Entscheidende in unseren Tagen ist – ob mit Sonne oder Regen – , mit dem allein auch der Rest kommt, dass der Herr wahrhaft gegenwärtig ist, dass wir ihn wünschen, dass […]

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Feierlichkeit im Palazzo Apostolico anlässlich des 65-jährigen Priesterjubiläums von Benedikt XVI.

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Benedikt XVI. / Pixabay CC0 – Wengen, Public Domain

„Davon haben Sie immer und legen Sie bis heute Zeugnis ab: dass das Entscheidende in unseren Tagen ist – ob mit Sonne oder Regen – , mit dem allein auch der Rest kommt, dass der Herr wahrhaft gegenwärtig ist, dass wir ihn wünschen, dass wir ihm innerlich nah sind, dass wir ihn lieben, dass wir wirklich tief an ihn glauben und wir ihn glaubend wirklich lieben“, erklärte Papst Franziskus heute in der Sala Clementina im Apostolischen Palast anlässlich des 65-jährigen Jubiläums der Priesterweihe des Papstes emeritus Benedikt XVI.. Benedikt XVI. empfing am 29. Juni 1951 in Freising die Priesterweihe.

Bis heute, stellte der Papst fest, diene Benedikt XVI. der Kirche und höre nicht auf, mit seiner Weisheit zu ihrem Wachstum beizutragen. Vom Kloster „Mater Ecclesiae“ aus vermittle er Ruhe, Frieden, Kraft, Vertrauen, Reife, Glauben, Hingabe und Treue, „die mir und der ganzen Kirche wohl tun und Kraft geben“, dankte Papst Franziskus und sprach Benedikt XVI. seine guten Wünsche aus.

Kardinal Gerhard Müller, Herausgeber der „Omnia Opera“ von Joseph Ratzinger, stellte in den Mittelpunkt seiner Ansprache die Begriffe „Verkündigung“ und „Freude“. Benedikt XVI. habe in Wort und Tat gezeigt, dass die Freude aus der vertrauensvolle Hingabe an den Plan Gottes stamme und eine Gabe des Herrn sei.

Kardinal Müller kündigte das in mehrere Sprachen übersetzte Buch „Die Liebe Gottes Lehren und Lernen“ zu Ehren des 65-jährigen Jubiläums von Benedikt XVI. an und dankte dem Papst emeritus für die vielen gemeinsamen Jahre im Dienst der Kirche.

Kardinal Angelo Sodano, Dekan des Kardinalkollegiums, zeichnete in seiner Ansprache knapp den Werdegang von Benedikt XVI. nach und erinnerte an die berührendsten Momente dessen Priesterweihe. Benedikt XVI. habe sein Priesteramt stets so verstanden, dass er den Menschen „Gottes Licht und Gottes Liebe“ bringen wolle und die Priester aufgefordert habe, dies mit der „Gesinnung Jesu Christi” zu tun. Papst Franziskus folge in seinem Pontifikat dem von Benedikt XVI. gezeichneten Weg zu den Bedürftigen, Armen, Schwachen, am Rand Stehenden.

Kardinal Sodano dankte Benedikt XVI. für dessen Dienst und wünschte „Behüt’s Sie Gott“.

Quelle: Britta Dörre. Dieser Artikel erschien auf dem Nachrichtenportal Zenit.org und darf hier weiterverbreitet werden. The Cathwalk empfiehlt seinen Lesern das Abonnieren des zenit.org-Newsletters.

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Marienverehrung ist keine Nebensache https://www.thecathwalk.de/2016/05/01/marienverehrung-ist-keine-nebensache/?pk_campaign=feed&pk_kwd=marienverehrung-ist-keine-nebensache https://www.thecathwalk.de/2016/05/01/marienverehrung-ist-keine-nebensache/?pk_campaign=feed&pk_kwd=marienverehrung-ist-keine-nebensache#comments Sun, 01 May 2016 14:20:25 +0000 http://thecathwalk.de/?p=3878 Ein Tag ist nicht genug – Marienmonat Mai. Ein Kommentar von Monsignore Florian Kolfhaus ROM, (CNA Deutsch).- Am zweiten Sonntag im Mai überraschen viele Kinder ihre Mutter mit selbstgemalten Bildern, einem Blumenstrauß oder sogar einem Gedicht, das sie in der Schule auswendig gelernt haben. Und jedes von ihnen versucht, wenigstens die nächsten 24 Stunden ganz besonders brav […]

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Ein Tag ist nicht genug – Marienmonat Mai. Ein Kommentar von Monsignore Florian Kolfhaus

Der heilige Johannes XIII. hat einmal über Maria und die Liebe zu ihr gesagt: „Ja, lasst uns Maria verehren mit dem Innersten unseres Herzens, mit der ganzen Hingabe unseres Gemütes und mit aller Sehnsucht; denn das ist der Wille dessen, der wollte, dass wir alles durch Maria empfangen sollten.“ So sollte der Mai als Marienmonat gefeiert werden. Und warum nicht auch mit der frommen Naivität von Kindern, die für ihre Mutter basteln, malen, dichten, singen, Kerzen anzünden und versuchen ganz besonders „brav“ zu sein. Auch Erwachsene, die im Alltag Verantwortung für andere tragen und es sich nicht leisten können, kindlich zu sein (etwas ganz anderes als „kindisch“!), dürfen im Muttermonat Mai Maria sagen: „Ich habe Dich lieb. Du bist die bester aller Mütter.“

Mittlerin des Mittlers

Am Ende des kommenden Monats feiert die Kirche in aller Welt (in Deutschland allerdings am 2. Juli) das Fest der Visitatio, das gleichsam Licht auf die vorausgehenden 30 Tage wirft und erklärt, warum wir die Mutter Gottes  ehren. Maria besucht Elisabeth, um ihr zu helfen. Maria eilt zu ihr, um ihr beizustehen Überall wo Not ist, will sie da sein und Gutes tun. Sie bringt Christus, den sie verborgen in ihrem Schoß trägt. Das ist Mariens Wesen: Christusträgerin zu sein und ihn den Menschen zu bringen. Wo die Mutter ist, da ist auch der Sohn. Wo sie um Hilfe angerufen wird, da – wie auf der Hochzeit zu Kanaa – wirkt er Wunder. Mit Christus bringt uns Maria alles Gute, das wir ersehnen: Friede und Freude, Milde und Barmherzigkeit, Hoffnung und Trost. Der heilige Paulus fragt angesichts der Liebe des Vaters, der den Sohn dahingibt: „Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8, 32). Nun ist aber Christus durch Maria in die Welt gekommen. Ihr Jawort in Nazareth hat ihn uns gebracht. Sie ist die Mittlerin des Mittlers und all der Gaben, die er uns geben will. Wie sollte sie uns mit ihm nicht alles schenken? Elisabeth erkennt das und ruft als erste laut aus, dass Maria die Mutter ihres Herrn ist, gebenedeit unter allen Frauen. Sie ist die erste Marienverehrerin, deren Lob von jenem Moment an durch die Jahrhunderte weitergeht und im Ave Maria zum millionenfachen Chor in aller Welt wird. Maria sieht das voraus: „Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter!“

Der Monat Mai ist eine Einladung, dieses Lob der Elisabeth in unserem Alltag zu singen. Es gibt viele Möglichkeiten ganz konkret unsere Mutter zu feiern:

  • Besuch der Maiandacht
  • Gebet des Rosenkranzes, vielleicht auch nur ein Gesätzchen, jeden Tag
  • Gebet der Lauretanischen Litanei oder täglich ein anderes bekanntes Gebet zu Maria: MemorareSalve ReginaSub tuum Praesidium
  • Gebet des Regina Caeli (in der Osterzeit statt dem Angelus)
  • Wallfahrt zu einer Marienkirche
  • Ein Gebetsbildchen der Madonna auf den Schreibtisch oder das Nachtkästchen legen (oder wie das der Freundin im Geldbeutels dabeihaben) oder vielleicht sogar ein schönes Bild in der Wohnung aufhängen
  • Eine Kerze vor ihrem Bild entzünden – in einer Kirche oder auch daheim
  • Den Wahlspruch des heilige Johannes Paul II. zum Stoßgebet machen: „Ganz Dein, Maria“
  • Die beiden großen Texte des heiligen Johannes Paul II. über Maria lesen: „Redemptoris Mater“ und „Rosarium Virginis“ (finden sich auf vatican.va)
  • Jeden Tag einen Abschnitt aus dem „Goldene Buch“ des heilige Ludwig Maria Grignion lesen
  • Die Aussagen des Katechismus zu Maria studieren (findet sich auch unter vatican.va)
  • Die „Wunderbare Medaille“ tragen und sie großzügig verschenken
  • Die biblischen Texte zu Maria betrachten
  • Maria Blumen bringen (Frauen lieben Blumen!)
  • Zettelchen mit Gebetsanliegen unter ihre Statue legen
  • Zu Hause Marienlieder singen (Unmusikalische bei verschlossenen Fenstern)
  • Maria im Alltag nachahmen: Demut, Hilfsbereitschaft, Glaube auch „unter dem Kreuz“ … Fürsprecher und „Mittler“ für andere sein

Marienverehrung ist keine Nebensache. Benedikt XVI. hat am 28. Mai 2011 gesagt: „Katholisch sein, heißt marianisch sein.“ Ohne Maria kein Jesus; ohne Jesus keine Erlösung; ohne Erlösung kein Himmel. Wo Maria geliebt und geehrt wird – mit Vertrauen und Begeisterung, ohne Engstirnigkeit und falsche Rücksichten – da wächst die Familie Christi. Maria ist ja die Mutter, dank der Jesus unser Bruder werden konnte.

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Benedikt XVI.: „Katholisch sein, heißt marianisch sein.“

Dieser Artikel erschien hier auf CNA Deutsch und darf von The Cathwalk nach Rücksprache übernommen werden.

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Buchvorschau: „Welt auf der Kippe“ https://www.thecathwalk.de/2015/12/09/buchvorschau-welt-auf-der-kippe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=buchvorschau-welt-auf-der-kippe https://www.thecathwalk.de/2015/12/09/buchvorschau-welt-auf-der-kippe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=buchvorschau-welt-auf-der-kippe#respond Wed, 09 Dec 2015 10:02:58 +0000 http://thecathwalk.de/?p=2146 Mit freundlicher Genehmigung des Autors Jakob John Seewald, mit dem The Cathwalk ein Interview führte, welches Morgen (10. Dezember) hier veröffentlicht wird, dürfen wir eine Buchvorschau von „Welt auf der Kippe“ publizieren. Dieses Buch legt den Finger in viele offene Wunden der aktuellen globalen Entwicklung der Menschheit und zeigt vielfältige Probleme, Missstände und Fehlentwicklungen in zahlreichen Bereichen auf. […]

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Mit freundlicher Genehmigung des Autors Jakob John Seewald, mit dem The Cathwalk ein Interview führte, welches Morgen (10. Dezember) hier veröffentlicht wird, dürfen wir eine Buchvorschau von „Welt auf der Kippe“ publizieren. Dieses Buch legt den Finger in viele offene Wunden der aktuellen globalen Entwicklung der Menschheit und zeigt vielfältige Probleme, Missstände und Fehlentwicklungen in zahlreichen Bereichen auf. Im hier veröffentlichen Prolog werden die umfassenden Probleme und Herausforderungen, der sich jeder einzelne Bürger, aber auch die gesamte Weltbevölkerung in einer globalisierten Welt ausgesetzt sieht kurz umrissen und skizziert.

PROLOG

»Ändere die Welt, sie braucht es. Ändere sie auch, wenn alle dich drängen zu glauben, dies sei unmöglich.«

Bertolt Brecht

Mobile Telefone lassen uns heute an jedem Ort Nachrichten empfangen. Dass sie eine höhere Rechnerleistung haben als die Computer der NASA bei der Mondlandung, nehmen wir als selbstverständlich hin. Intelligente Technik navigiert uns im Auto bequem durch die Stadt und macht im Keller die Heizung an. Ganze Branchen erfinden sich neu und bieten Dienstleistungen an, die früher Kaiser und Königen vorbehalten waren.

Und das ist erst der Anfang. Mit Google und Facebook, Apple und Amazon sind Mächte von unvorstellbarer Größe entstanden. Sie werden mit riesigen Clouds und dem Internet der Dinge dem Karussell noch einmal richtig Schwung geben. Ingenieure für künstliche Intelligenz treiben die Verschmelzung von Mensch und Maschine voran. Genome Engineering soll nicht nur Gene manipulieren, sondern in die Keimbahn des Lebens eingreifen, die seit Beginn der Menschheitsgeschichte niemals verändert wurde.

Vieles ist nicht nur einfacher, sondern auch besser geworden. Wir können nahezu unbeschränkt reisen. Medizinischer Fortschritt schenkt uns ein längeres Leben. Wir sind wacher geworden gegenüber Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Gleichzeitig aber sehen wir, dass viele Dinge eine Qualität bekommen, die uns Sorgen bereiten muss. Sie lassen uns die Zukunft weniger in ihren positiven Möglichkeiten sehen, sondern als Raum drohender Katastrophen.

Schon heute erreichen uns jeden Tag Fluten beunruhigender Nachrichten. Sie jagen einander in einer Geschwindigkeit, dass wir morgen nicht mehr wissen, was uns gestern noch schockiert hat. Ein Turbokapitalismus macht aus der Welt ein Spielkasino und verzockt riesige Vermögen. Es gibt neue Gefahren für unsere Sicherheit, für das friedliche Miteinander der Kulturen und Nationen. Unzählige Terrorakte vertreiben Millionen von Menschen aus ihrer Heimat. Alleine von Januar bis August 2015 kamen 300 000 Menschen über das Mittelmeer, 2500 kamen dabei ums Leben. »Es ist wie ein dritter Weltkrieg«, klagt Papst Franziskus, »der Stück für Stück ausgetragen wird.« Kofi Annan, der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, fügt hinzu: »Der Krieg ist überall. Die Welt ist in einem fürchterlichen Zustand. Für viele Menschen fällt diese Welt auseinander.«

Geologen haben unserer Epoche einen Namen gegeben: Anthropozän – altgriechisch für »Das menschlich (gemachte) Neue«, das »Menschenzeitalter«. Kein schmeichelhafter Titel, insofern damit gemeint ist, dass kein Fleck der Erde inzwischen vom Fallout menschlicher – das heißt zumeist zerstörerischer – Aktivität unberührt ist. Die Emissionen von Treibhausgasen sind auf einen neuen Höchststand angestiegen. Weltweit werden Temperaturrekorde gemessen. Die Ozeane sind so warm wie nie. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich. Umweltdesaster und Artenschwund, der Raubbau der Ressourcen, die Verschmutzung der Atmosphäre und die Versäuerung der Böden haben Teile des Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht.

Stoßen nicht auch unsere persönlichen Ressourcen an die Grenzen der Belastbarkeit? Dauerconnected sollen wir jederzeit erreichbar sein. Tausende Verführungen locken uns in Dinge, die wir im Zweifelsfall gar nicht tun wollen. Schon ein einziger Tag genügt, um verrückt zu werden: E-Mails checken, Facebook-Freunde »besuchen«, Sitzungen vorbereiten, Stromanbieter wechseln. Der Datenhunger der Konzerne und modernes Marketing haben aus uns Wesen gemacht, die in der Ich-AG die eigene Haut zu Markte tragen. Ist es Zufall, dass Krankheiten wie Burn- out und Herz-Kreislauf-Schäden zu Massenphänomenen werden? Teenager leiden unter Depression, Angstzuständen und Blockaden. Dreißigjährige fühlen sich überfordert und erschöpft – während gleichzeitig die Lasten, die auf sie zukommen, immer größer werden.

Da ist dieser Müll an Unkultur und Dummheit, unter dem man leiden kann. Der Terror der irren Trends aus der Medien- und Entertainment-Industrie. In der neuen Hierarchie der Werte ist der Ehrliche der Dumme, der Betrüger der Hero und der Skandalist das Vorbild. Und haben nicht auch George Orwell und Aldous Huxley mit ihren Prophetien in „1984“ und „Schöne neue Welt“ recht behalten? Sind wir gar dabei, ihre Visionen über den überwachten, gegängelten, ausgebeuteten und manipulierten Menschen, dem vorgegeben wird, was er zu denken, zu sagen und wie er sich zu verhalten hat, noch zu toppen?

Als wir vor vielen Jahren damit anfingen, für einen Beitrag für das Magazin der Süddeutschen Zeitung Begebenheiten und Nachrichten aus unserem »ganz normalen Wahnsinn« zu sammeln, hatte das noch eine gewisse Komik. Es ging um die Verspätungen der Bundesbahn, Geiz-ist-geil-Kampagnen und Nervenkrisen, die durch Behördenirrsinn ausgelöst werden. Verrückte Welt! Eine Zeit lang ist das ganz lustig. Aber verrückt heißt auch: dass die Dinge nicht mehr an ihrem Platz sind. Dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist.

Wir hatten den Eindruck: Die Systeme sind überreizt. Es wird künftig immer weniger funktionieren. Angst, Verunsicherung und Konfusion nehmen zu. Wir sind immer weniger fähig, Orientierung zu finden. Immer mehr Menschen denken, das Leben ziehe an ihnen vorbei, weil sie das Gefühl haben, nur noch Getriebene zu sein. Die Frage war: Wie vernünftig ist unsere Welt geworden? Wie gerecht ist sie? Wie sozial und kinderfreundlich, wenn wir von einer demografischen Katastrophe sprechen müssen, die das soziale Gefüge grundlegend verändern wird? Wie glücklich und zufrieden macht sie uns, wenn immer mehr Menschen krank werden, süchtig, in Einsamkeit und Depression verfallen? Wie klug, wie gebildet, wie zivilisiert ist sie, sodass sie der Hochkultur früherer Epochen etwas hinzufügen könnte?

Arm und Reich driften immer weiter auseinander. Ein Prozent der Menschen besitzt 99 Prozent des gesamten Vermögens auf diesem Planeten. Immer mehr Bereiche des Lebens werden rein ökonomischen Gesichtspunkten untergeordnet. »Unsere Gesellschaft misst Menschen immer stärker daran«, so der britische Glücksforscher Lord Layard, »wie sie im Wettbewerb mit anderen abschneiden. Und nicht mehr daran, ob es anständige Leute sind.« Nicht mal mehr Leistung, nur noch der Erfolg zähle.

Obendrein: Können wir weiterhin noch von einer »freien Welt« reden, derer sich der Westen rühmt, wenn Freiheit und Selbstbestimmung zunehmend eingeschränkt werden? Nicht nur durch Überwachung, sondern vor allem durch Zeitnot, Arbeitshetze und allumfassende Werbemanipulation? Und das Merkwürdigste daran: Wir haben uns an all den Wahnsinn gewöhnt. Wir sind unter die Räuber gefallen und zucken bestenfalls mit den Schultern.

Die Welt ist nicht nur Problem. Sie ist, trotz allem, noch immer der schönste und bezauberndste Planet, der in den Weiten des Universums zu finden ist. Aber muss man nicht längst auch von einer globalen zivilisatorischen Katastrophe sprechen? Wie geht es weiter? Wird René Girard, französischer Philosoph und Mitglied der Académie française, recht behalten, der als das Kennzeichen zivilisatorisch-technischer Entwicklungen jeweils die »Steigerung bis zum Äußersten« sieht? Mit anderen Worten: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Wo gehen wir hin? Und wollen wir da, wo es jetzt hingeht, auch wirklich landen?

Fest steht: Ein Zurück wird es so wenig geben wie eine Umkehr großen Stils. Der Traum von einer heilen Welt oder von einem »neuen Menschen« war schon immer eine jener gefährlichen Illusionen, die stets mit einer Katastrophe endeten. Die Krise ist Bestandteil von Entwicklung. Krise war immer. Und Krise ist immer. Aber fast scheint, als ob es eine Codierung gäbe, eine Reißleine, die uns exakt an diesem Punkt der Entwicklung an elementare Dinge erinnert, die wir im Trubel unseres Lifestyles vergessen haben. An Fragen wie: Was ist der Mensch? Wie müssen wir uns zu dieser Welt verhalten? Wie zu uns selbst? So gesehen rückt mit der Entwicklung der Technik und dem Siegeszug von Computern das eigentlich Menschliche wieder ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Etwas, das man so wenig erschaffen oder berechnen kann wie Glück. Wie Liebe. Nämlich unser eigentliches Wesen, das sich nicht künstlich herstellen lässt. Kein Roboter, und sei er noch so rechenstark, kann träumen, nachdenken, fühlen oder gar lieben. Keine Maschine verfügt über ein Sein, verfügt über eine Seele, verfügt über das, was wir den göttlichen Funken nennen.

Dieses Buch will den vielen erschienenen Essays zu den Bedrohungen unserer Zeit weder einen neuen Alarmismus hinzufügen, noch ist es unsere Absicht, Ängste zu schüren. Hier geht es um Fakten. Wie ist es wirklich? Ein Querschnitt von Meldungen, Zahlen und Entwicklungen soll zeigen, wie und wo es brennt. Es ist das, was im dröhnenden Overkill der Nachrichten täglich an unseren Augen und Ohren vorbeirauscht. Aber erst dadurch, dass man die unzähligen Splitter an News, die uns täglich bombardieren, zu einem Bild zusammensetzt, zeigt sich das in der Tat schockierende Ausmaß der Gefährdungen. Erst wenn wir die Dinge benennen, ihnen einen Ausdruck geben, können sie aus dem Unbemerkten herausgezerrt, als Problem erkannt und verändert werden. Die Welt steht auf der Kippe. Wir bezahlen schon heute mit riesigem materiellen und immateriellen Aufwand für die Fehler der Vergangenheit. Was werden die nachfolgenden Generationen in 20, 30 Jahren bezahlen?

Alles ist möglich. Im Schlechten. Aber auch im Guten. Es geht dabei um mehr als um Ökokatastrophen. Klar, der Feinstaub in den Städten kann bedrohlich sein. Gift in Lebensmitteln ist keine Bagatelle. Aber die eigentliche Gefährdung sind geistige und moralische Fehlentwicklungen. Sie beuten unsere Emotionen aus. Sie zerstören Strukturen, Ordnungsschemen, die als Wegmarkierung dienten. Sie machen unser Hirn zu einem Stopfhirn, das wie die Leber bei den Gänsen zwangsgefüttert wird, ohne dass wir uns wehren könnten.

Erstaunlich: Wenn es um die Zerstörung von Baudenkmälern geht, hallt ein Aufschrei um die Welt. Unwiederbringliches sei vernichtet worden. Wieso schweigen wir, wenn es um das geistig-geistliche Erbe der Menschheit geht, das doch so viel bedeutsamer ist? Warum nehmen wir im Gegensatz zu den Grenzen des ökonomischen Wachstums die Grenzen der menschlichen Belastung nicht stärker wahr? Warum dulden wir die Relativierung der Familie, als wäre sie nicht der Grundbaustein jeglicher Gesellschaft? Warum betrachten wir öffentliche Verdummung nicht als ähnlich gefährdend wie CO2-Emissionen? Warum prangern wir die Verunreinigung der Flüsse an, aber nicht die Verunreinigung an den Seelen unserer Kinder? Bräuchten wir nicht auch eine Klimakonferenz für unsere Sinne? Ist die Rettung der geistigen Ozonschicht und unserer spirituellen Regenwälder nicht gar die Voraussetzung gegen die ökologische Dürre, die das Leben auf Erden schon in wenigen Jahrzehnten vertrocknen lassen könnte? Hier steht das große Wort von Benedikt XVI.: »Wenn der Mensch verfällt«, warnte der Papst aus Deutschland, »verfällt auch die Umwelt, in der er lebt.«

Dieser Planet wird nicht wieder heil werden. In vielen Bereichen ist ein point of no return erreicht. Aber wir können einiges reparieren, schädliche Prozesse stoppen. Genügend Gutes ist vorhanden, was es zu schützen lohnt. Ist es nicht besser, einen ramponierten Planeten weiterzugeben an Kinder und Kindeskinder als einen völlig kaputten? Erstmals ist der Gedanke der Umkehr gesellschafts- und mehrheitsfähig geworden. Nun gilt es, Ausstiegsstrategien zu finden für den Einstieg in eine lebbare Zukunft, die sich den Abgründen von Barbarei und Zerstörung entgegenstellt. Widerstand zu leisten gegenüber Dingen,die uns nicht gut tun. Eine Kultur der Achtsamkeit zu entwickeln und Ressourcen zurückzugewinnen, die für ein humanes Leben unverzichtbar sind. Oder ganz einfach den Moloch, der uns bedroht wie das gefräßige Tier in der Apokalypse, durch verändertes Verhalten nicht länger zu füttern – um stattdessen wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, mit Leit-planken, vernünftigen Regeln und verlässlichen Wegweisern.

Wachstum um jeden Preis und die Philosophie des anything goes haben Erde und Mensch erschöpft. Die Frage, ob wir alles, was wir machen könnten, auch wirklich tun dürfen, ist zu einer Frage von Sein oder Nichtsein geworden. Der Franzose Edgar Morin, ein Veteran der Résistance und Weggefährte von Stéphane Hessel, dessen Manifest „Empört euch“ der Protestbewegung vor Jahren das Stichwort gab, hat einen wichtigen Hinweis in die Debatte getragen. Es gäbe heute die Unfähigkeit, sich ein Europa über den rein wirtschaftlichen Standpunkt hinaus vorzustellen. Morin plädiert deshalb für eine Wiederentdeckung des gemeinsamen geistigen und kulturellen Erbes, das seiner Ansicht nach in der mediterranen Kultur begründet liegt. Nicht das Modell des Südens sei heute bankrott, sondern das einseitig auf Verwertung, Optimierung, Pragmatismus und Tempo ausgerichtete Modell des Nordens. Die Stärke des Südens liege darin, so Morin, den Wert des Lebens nicht nur quantitativ zu bemessen, sondern es von seiner Qualität her zu definieren. Es nicht vorwiegend an Effizienz auszurichten, sondern an Dingen wie Empathie, Familiensinn, Zwischenmenschlichkeit, Ästhetik, Gastfreundschaft und Lebensbejahung.

Vordringlich ist heute nicht, die Kultur zu modernisieren, sondern die Moderne zu kultivieren. Eine Rezivilisierung der Gesellschaft wird versuchen, das Gute mitzunehmen, das Schlechte nicht zu wiederholen, vor dem Hässlichen zu schützen und das Schöne zu pflegen. Es ist die Chance der Krise, einmal durchgerüttelt zu werden in der kalten Nacht von Trauer, Einsamkeit und Depression, um die Spuren im Sand wieder zu sehen. Herauszutreten aus dem Gleichtritt einer kreisförmigen Bewegung, die nicht weiterführt. Das Leben als Projekt, das ist neu. Das heißt aber dann auch: das Leben so zu gestalten, dass es gut ist. Gut für sich. Gut für andere. Mit den Veränderungen bei sich selbst zu beginnen wäre wohl die größte Revolution von allen.

München, im September 2015 Peter Seewald

Peter Seewald, Jahrgang 1954, war bis 1994 Redakteur und Autor bei »Spiegel«, »Stern« und dem Magazin der »Süddeutschen Zeitung«. Seine Bücher mit Joseph Kardinal Ratzinger, »Salz der Erde« und »Gott und die Welt«, wurden in 30 Sprachen übersetzt. Mit Benedikt XVI. veröffentlichte er den Weltbestseller »Licht der Welt«, das erste Interviewbuch eines Papstes. Zuletzt erschienen von ihm »Die Schule der Mönche«, »Kult« und »Jesus Christus: Die Biografie«. Peter Seewald ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in München.

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Schön und gut: Eine philosophisch-theologische Reflexion zur Bischofssynode 2015 https://www.thecathwalk.de/2015/10/22/schoen-und-gut/?pk_campaign=feed&pk_kwd=schoen-und-gut https://www.thecathwalk.de/2015/10/22/schoen-und-gut/?pk_campaign=feed&pk_kwd=schoen-und-gut#comments Thu, 22 Oct 2015 06:00:41 +0000 http://thecathwalk.de/?p=1945 Von Benjamin Kalkum In seinem vor drei Wochen erschienenen Cathwalk-Interview sagte Dr. Maximilan Krah einen interessanten Satz, der mich zum Nachdenken brachte: „Die katholische Lehre assoziiert das Gute mit dem Schönen.“ Um das „Gute“ wird auf der Bischofssynode gerade schwer gerungen. Wenn das Gute und das Schöne aber ja zusammengehören, dann müsste die katholische Lehre […]

Der Beitrag Schön und gut: Eine philosophisch-theologische Reflexion zur Bischofssynode 2015 erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Cathwalk verfasst.

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Von Benjamin Kalkum

In seinem vor drei Wochen erschienenen Cathwalk-Interview sagte Dr. Maximilan Krah einen interessanten Satz, der mich zum Nachdenken brachte: „Die katholische Lehre assoziiert das Gute mit dem Schönen.“ Um das „Gute“ wird auf der Bischofssynode gerade schwer gerungen. Wenn das Gute und das Schöne aber ja zusammengehören, dann müsste die katholische Lehre von Ehe und Sexualität am Ende vor allem eines sein: schön!

Im Alltag sind das Schöne und das Gute intuitiv assoziiert. Schöne Menschen werden u.a. für ehrlicher gehalten. Und nicht ohne Grund werden die Sprüche in sozialen Netzwerken immer mit einem schönen Hintergrundbild gepostet. Oder warum stecken Unternehmen tausende von Euros in gutes Design und die Qualität ihrer Druckerzeugnisse? Schönheit schafft nicht nur Aufmerksamkeit, sondern die Aussagen erscheinen wahrer. Man glaubt sie leichter. Das hat wohl etwas mit der Verarbeitungsflüssigkeit  zu tun, schöne Dinge kann unser Gehirn einfach leichter verarbeiten.

Vielleicht haben die Mitglieder des deutschsprachigen Arbeitsgruppe auf der Bischofssynode in der ersten Zusammenfassung ihrer Ergebnisse  deshalb angeregt, „am Beginn des ersten Kapitels einen Abschnitt einzufügen, der die Schönheit der Ehe und den Auftrag der Ehen und Familien umschreibt“. Bei der Redaktion des Gesamtdokuments solle hingegen „eine negativ abgrenzende und normativ verurteilende Sprache [..] (forensischer Stil)“ vermieden werden, zugunsten einer „positive[n], die christliche Position entfaltende[n] Sprache, die damit implizit zur Sprache bringt, welche Positionen christlich inkompatibel sind.“

Die FAZ reagierte mit einer ungewöhnlich scharfen Polemik  auf dieses allzu durchschaubare Manöver, bloß niemandem wehtun zu müssen. Denn „de gustibus non est disputandum“, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – und so scheint die Konzentration auf das Schöne und Positive sich als billiger Kompromissweg anzubieten.

Oder kann es vielleicht doch mehr sein?

Dass das Gute, Wahre und Schöne zusammengehören, ist jedenfalls eine uralte Idee, die das erste Mal bei Platon begegnet. Bei ihm sind das Gute und das Schöne höchste Ideen, auf die unser Erkenntnisvermögen ausgerichtet ist und deren Struktur wir dadurch in der Wirklichkeit wiedererkennen können (vgl. Verarbeitungsflüssigkeit). Als höchstes Ziel menschlichen Strebens fällt das Schöne mit dem Guten zusammen, es ist das Gute unter dem Aspekt von dessen ästhetischer Anziehungskraft. Das erlesene Fremdwort dazu heißt Kalokagathia (abgeleitet von καλὸς καὶ ἀγαθός, „schön und gut“). Es meint insgesamt die Vortrefflichkeit eines Menschen im Sinne seiner Bestimmung.

Augustinus hat diese platonischen Ideen später theologisch rezipiert. Gott ist bei ihm „bonitas bonorum omnium, pulchritudo pulchrorum omnium“, die Gutheit alles Guten und die Schönheit alles Schönen. Der Mensch, sein Ebenbild, kann deshalb im Schönen und Guten Gott nahen. „Schönheit ist der Glanz der Wahrheit“, schrieb er. Diese Sätze wurden fester Bestandteil der mittelalterlichen Philosophie. Auch bei Thomas von Aquin sind Schönheit und Gutheit fast Synonyme: das Gute geht das Strebevermögen an, das Schöne aber das Erkenntnisvermögen, letztlich sind beides Weisen der Erfassung der positiven Wirklichkeit. Dazu passt, worauf Benedikt XVI. einmal hinwies, nämlich „dass die mittelalterlichen Theologen das Wort ‚Logos‘ nicht nur mit ‚verbum‘ übersetzt haben, sondern auch mit ‚ars‘: ‚verbum‘ und ‚ars‘ sind gegenseitig austauschbar. Nur in beiden zusammen tritt für die Theologen des Mittelalters die ganze Bedeutung des Wortes ‚logos‘ hervor. Der ‚Logos‘ ist nicht nur mathematische Vernunft: der ‚Logos‘ hat ein Herz, der ‚Logos‘ ist auch Liebe. Die Wahrheit ist schön, Wahrheit und Schönheit gehören zusammen: die Schönheit ist das Siegel der Wahrheit.“

Schön und gut, möchte man sagen. Trotzdem ist ja nicht alles was irgendwie „schön“ ist, automatisch wahr. Aber ist die Beziehung zwischen Schönheit und Wahrheit vielleicht doch stärker als bloße Subjektivität?

War der Ansicht, dass unschöne Mathematik keine Daseinsberechtigung habe: der Zahlentheoretiker Godfrey H. Hardy (1877–1944) Image Source : http://www.uh.edu/engines/epi2931.htm
War der Ansicht, dass unschöne Mathematik keine Daseinsberechtigung habe: der Zahlentheoretiker Godfrey H. Hardy (1877–1944)
Image Source : http://www.uh.edu/engines/epi2931.htm

Diese Meinung vertritt zumindest Sir Michael Atiyah, einer der profiliertesten Mathematiker der Gegenwart, der dazu letztes Jahr in Heidelberg einen Vortrag gehalten hat. Oft werde Wahrheit mit Objektivität gleichgesetzt, während Schönheit als bloß subjektiver Eindruck abgetan werde. Dies sei aber eine falsche Einstellung. Zumindest für die Mathematik – welche ja als die objektive Wissenschaft schlechthin gilt – stimme das so nicht. Zum einen sei in schöner Kunst oft Mathematik anzutreffen – wie zum Beispiel in den Symmetrien islamischer Kunst, Endlosschleifen in Escher-Radierungen, geometrische Abstraktionen bei Kandinsky und Mondrian oder Fraktale in den Gemälden von Jackson Pollock. Es scheint also auch in der Schönheit gewisse Gesetzmäßigkeiten zu geben, auch wenn man Schönheit wohl nicht völlig auf Mathematik reduzieren kann. Nach Atiyah geht die Verbindung noch tiefer. Zum Beispiel sei der Analytiker Karl Weierstrass (1815–1897) der Überzeugung gewesen, dass niemand ein wahrer Mathematiker sein könne, der nicht die Seele eines Poeten besitze. Und der Zahlentheoretiker Godfrey H. Hardy (1877–1944) meinte, dass unschöne Mathematik keine Daseinsberechtigung habe. Der Physiker Paul Dirac (1902–1984) wiederum behauptete, dass physikalische Gesetze mathematische Schönheit besitzen müssten. Ebenso ist Atiyah überzeugt davon, dass die Berücksichtigung ästhetischer Dimensionen oft sogar verlässlichere Hinweise für die Forschung gebe als vermeintliche Wahrheit. Die Schönheit einer Vermutung, die sich in ihrer Eleganz, Klarheit, Überschaubarkeit, Originalität und Tiefgründigkeit ausdrücke, sei ein Indiz für Wahrheit, das Mathematiker unbedingt ernst nehmen sollten. Und die Bischöfe?

Sie liegen vielleicht tatsächlich gar nicht so falsch mit ihrem Bemühen um Schönheit. Zumindest ist es unverzichtbar, wenn man nicht nur eine Lehre rechtfertigen will durch profunde Dogmatik und logische Deduktionen, sondern auch Menschen (und zuerst mal die eigenen Anhänger) für sie gewinnen will. Atiyah zumindest fordert ein solches Bemühen für die Mathematik: Wenn ein Theorem mit „hässlichen“ Methoden bewiesen wurde, zum Beispiel durch einen computergestützten Beweis, sollte weiter nach „schöneren“ Beweisen gesucht werden. Unweigerlich würden dadurch neue Zusammenhänge aufgedeckt.

Es könnte sich also auch in der Theologie lohnen, sich mehr mit den Versuchen beschäftigt haben, welche diese Herausforderung bereits angegangen sind. Die Theologie des Leibes von Johannes Paul II. darf als solcher Versuch gelten, gemeinsam mit den vielen Übersetzungsversuchen die es von ihr gibt. Und es MUSS möglich sein: dass die Lehre nicht nur wahr ist, sondern auch schön – mehr noch: dass sie schön ist weil sie wahr ist und wahr, weil sie schön ist.

Kant hat in seiner vorkritischen Phase einmal seine Gefühle angesichts des Sternenhimmels beschrieben: „Bei der allgemeinen Stille der Natur und der Ruhe der Sinne redet das verborgene Erkenntnisvermögen des unsterblichen Geistes eine unnennbare Sprache und gibt unausgewickelte Begriffe, die sich wohl empfinden, aber nicht beschreiben lassen.“

Wir müssten wieder lernen, so von Liebe, Sexualität und Ehe zu sprechen. So, dass die Schönheit zur Wahrheit führt. Das wäre schön und gut.

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