Eucharistie Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/eucharistie/ Abendland & Alte Messe Sun, 09 Feb 2020 20:53:53 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Eucharistie Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/eucharistie/ 32 32 Vergossene Liebe – Der Monat des kostbaren Blutes https://www.thecathwalk.de/2016/07/17/vergossene-liebe-der-monat-des-kostbaren-blutes/?pk_campaign=feed&pk_kwd=vergossene-liebe-der-monat-des-kostbaren-blutes https://www.thecathwalk.de/2016/07/17/vergossene-liebe-der-monat-des-kostbaren-blutes/?pk_campaign=feed&pk_kwd=vergossene-liebe-der-monat-des-kostbaren-blutes#comments Sun, 17 Jul 2016 05:00:15 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6678 Von Monsignore Florian Kolfhaus / CNA Deutsch ROM,(CNA Deutsch).- Der heilige Johannes XXIII. war ein großer Verehrer des kostbaren Blutes. Diese Andacht scheint überholt – nicht nur, weil das traditionell am 1. Juli gefeierte Fest des kostbaren Blutes aus dem Kalender gestrichen wurde. „Blut zu verehren“ erscheint wenigstens sonderbar oder weckt Assoziationen an „blutrünstig“, also an […]

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Von Monsignore Florian Kolfhaus / CNA Deutsch

Der österreichische Aktionskünstler Herman Nitsch hat mit eben diesen Bildern auf provokante, oft unerträgliche und blasphemische Weise gespielt. Vor versammeltem Publikum hat er literweise Tierblut vergossen, Messgewänder damit beschmiert und als ekelhaften Höhepunkt seiner Performance Schweine gekreuzigt. Die „aufgeklärten“ Zuschauer, die sich nicht nur ihres vermeintlichen Kunstsinns, sondern auch ihrer jeder Übelkeit trotzenden Mägen zu rühmen glaubten, waren begeistert: „Das ist Kult!“ – Und in gewisser Weise – wenn auch entsetzlich pervertiert – haben sie Recht. „Vergossenes Blut“ ist Kult – genau das ist das innerste Zentrum der heilige Messe: Christi Blut vergossen zur Vergebung der Sünden.

Es ist schon bemerkenswert, dass selbst viele Katholiken die Eucharistie letztlich für ein Gemeinschaftsmahl im Gedenken an den Meister halten, der Brot und Wein austeilt, damit seine Jünger ihn und einander nicht vergessen, während manche Künstler auf schockierende Weise den Opfercharakter des heiligen Geschehens am Altar aufgreifen und für ihre Performance missbrauchen. Nach der Wandlung ist im Kelch kein Wein mehr, sondern jenes Blut, das auf Golgotha vergossen worden ist und – wie es „The Passion“ von Mel Gibson so eindrücklich zeigt – den Soldaten, der die Seite Jesu durchbohrte, am ganzen Leib „befleckte“, um ihn und die Menschheit von jeder Befleckung zu reinigen. Fast alle Religionen, die ein Opfer kennen, bringen auch Blut dar als Sinnbild für das eigene Leben, das Gott angeboten wird. Dramatisch mussten die Juden erleben, wie mit der Zerstörung des Tempels aus einer Opfer- eine bloße Wort- beziehungsweise Buchreligion, aus einer auf das Haus Gottes in Jerusalem hin orientierte Gemeinde, eine Synagoge geworden ist.

Was das erwählte Volk auf dramatische Weise erleiden musste, erleben manche unserer Pfarreien aufgrund eigener Entscheidungen und Unterlassungen: das Verschwinden des Opfers, wenigstens im Wissen und im Glauben ihrer Mitglieder. Das Wort wird zum alleinigen Mittelpunkt, nicht die Darbringung von Jesu Leib und Blut. Damit aber läuft die Kirche Gefahr, das zu verlieren, was das Zweite Vatikanische Konzil als „Mitte und Höhepunkt“ ihres Lebens bezeichnet. Ein guter Freund hat mir von einem jüdischen Gelehrten erzählt, der ihm gesagt habe: „Ich habe den Eindruck, dass evangelische Christen in der Feier ihrer Gottesdienste Erben der Synagoge sind, während bei Euch Katholiken darüber hinaus immer noch der Tempel da ist. Und tatsächlich sind Eure Kirchen nicht nur Versammlungsräume, sondern Haus Gottes – wie das Heiligtum in Jerusalem – in dem, wie ihr glaubt, Gott wohnt und das Opfer seines Sohnes dargebracht wird.“ Er hat Recht!

Vergossenes Blut. Vergebliche Liebe?

„Wissen Sie, was ich nie habe begreifen können? Dass unser Herr, der unendlich gut ist und uns grenzenlos liebt, von den  Menschen so wenig geliebt wird!“ Das war die brennende Frage des heiligen Antonius Maria Claret, der damit immer wieder die ihm anvertrauten Menschen zur Entscheidung herausgefordert hat. „Warum wird das Opfer nicht geliebt?“ könnte man heute fragen und damit durchaus die mehrfache Bedeutung dieses Wortes ernst nehmen. Sein und mein Opfer, seine und meine Hingabe, Jesu Messe und „meine Messe“.

Martin Luther, der in diesen Monaten vor Beginn des Reformationsgedenkens immer wieder in den Medien erwähnt wird, hat um die Frage gerungen „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“. Dieser Gedanke treibt heute kaum noch jemanden um, ja oft scheint es, dass man in der Verkündigung ganz bewusst die Rede von den „letzten Dingen“ – Tod, Gericht, Himmel, Hölle, Fegefeuer – vermeidet. Der heilige Petrus schreibt, dass wir Christen „mit dem kostbaren Blut des Lammes ohne Fehl und Makel erkauft sind“. Diesen Satz kann man nicht verstehen, wenn man sich nicht fragt, was mich nach dem Leben auf Erden erwartet oder – das ist noch wichtiger – wovon mich Jesus erlöst hat.

Christus hat uns vom Sklavenmarkt frei gekauft, um uns als Freunde, nicht als willenlose Knechte ins Vaterhaus zu holen. Er hat den Preis bezahlt – mit seinem Blut. Ja, in seinen Augen sind wir es wert, dass er Tag für Tag den Kelch der heilige Messe füllt, um ihn als Bezahlung für uns erneut auszugießen.

Kein Preis zu hoch

Die heilige Messe ist Kult! Beginnt man zu verstehen, was am Altar geschieht, dann ist die Feier des Opfers Christie nicht mehr vielleicht langweilig erscheinende Liturgie, sondern ergreifendes Geheimnis. Was Nitsch pervertiert hat, um damit zu schockieren und zu provozieren, das wird in der eucharistischen Liturgie als „Geheimnis der Liebe“ gefeiert. Im Verborgenen der Gestalten von Brot und Wein – weil Jesus nicht provozieren, schockieren und abschrecken möchte – vergießt der Herr sein Blut. Die heilige Messe ist Kult, aber keine Show. Liebe ist nicht nur Romantik, Halleluja und Herzflimmern, sondern auch Hingabe und Treue, Opfer und Schmerz. Wo der wahre Begriff der Liebe verschwindet – „Wir versuchen´s mal miteinander, aber wenn’s der eine dem anderen zu schwer macht, dann trennen wir uns.“ – da verschwindet auch das Opfer. Und auch der Umkehrschluss gilt: Wo man nicht mehr um das Opfer weiß, erkaltet die Liebe. Das „vergossene Blut“ Christi ist seine über uns „ausgegossene Liebe“.

Das Wort Gottes ist nicht vorrangig jenes geschriebene, das in der Bibel steht – auch wenn es unfehlbar Jesus bezeugt – sondern Er selbst ist es, wahrer Gott und wahrer Mensch aus Fleisch und Blut. Dieses Ewige Wort des Vaters ist in der Konkretheit der Gestalten von Brot und Wein auf unserem Altar. Niemand der liebt, begnügt sich mit Fotos und Briefen des Geliebten, so wertvoll sie ihm auch sind, sondern sucht die wirkliche Begegnung. „Für euch vergossen“ heißt es in den Wandlungsworten. „Für mich“ gibt Christus sein kostbares Blut, sein Herzblut. Ist er der teure Preis, den es für meine Sünden zu bezahlen galt, so ist er auch – das ist die andere Seite ein und derselben Medaille – „mein Schatz“ verborgen im Kelch. Er ist der Preis, der für mich entrichtet wurde; er ist aber auch der Preis, den ich gewinne, wenn ich ihm vom Sklavenmarkt folge und nicht meine eigenen Wege gehe.

Die Andacht zum kostbaren Blut, die dem Papa buono, dem guten Papst Johannes XXIII. so wichtig war, ist keine überkommene Form der Frömmigkeit. Sie ist – ähnlich wie die Verehrung des Herzens Jesu – ganz konkreter Ausdruck des Bekenntnisses zu Jesus, dem einen und einzigen Erlöser, der sein Blut als Opfer vergossen hat. Er ist die Liebe, die liebt und geliebt werden will – nicht als abstrakte, platonische Idee, sondern als Freund, „begreifbar“ und doch unbegreiflich im Geheimnis der Eucharistie, im Mysterium seines Fleisches und Blutes.

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Ist das Kunst oder kann das weg? https://www.thecathwalk.de/2016/06/03/ist-das-kunst-oder-kann-das-weg/?pk_campaign=feed&pk_kwd=ist-das-kunst-oder-kann-das-weg https://www.thecathwalk.de/2016/06/03/ist-das-kunst-oder-kann-das-weg/?pk_campaign=feed&pk_kwd=ist-das-kunst-oder-kann-das-weg#comments Fri, 03 Jun 2016 06:00:40 +0000 http://thecathwalk.de/?p=4187 Sakrale Kunst kann ein explosives Thema sein. Manch einer möchte den Barock als Kunstform aller Zeiten zementieren, andere suchen nach neuen Zugängen. Obwohl moderne und postmoderne Kunst in derart vielfältigen Ausformungen besteht, dass man nicht pauschal von moderner Kunst sprechen kann, ist dies oft der Kampfbegriff, um den oder gegen den man sich versammelt. Ein […]

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Sakrale Kunst kann ein explosives Thema sein. Manch einer möchte den Barock als Kunstform aller Zeiten zementieren, andere suchen nach neuen Zugängen. Obwohl moderne und postmoderne Kunst in derart vielfältigen Ausformungen besteht, dass man nicht pauschal von moderner Kunst sprechen kann, ist dies oft der Kampfbegriff, um den oder gegen den man sich versammelt.

Ein Kommentar Katholisch ohne Furcht und Tadel

Ich meine, dass es im Grunde nicht darum geht, wie alt oder neu ein Kunstwerk ist, sondern, ob es den Zweck erfüllt, den sakrale Kunst hat. Denn neben der Verherrlichung Gottes ist ein zentraler Aspekt, den Menschen für Gott zu öffnen, ihm eine Begegnung mit ihm zu ermöglichen.

Wie sieht aber Begegnung aus? Natürlich ist Gott immer „mehr“ als wir uns vorstellen können. Manche Menschen neigen daher der abstrakten Kunst zu, um zu verdeutlichen, dass der, der dadurch beschrieben wird, unbegreiflich bleibt.

Allerdings halte ich das für den falschen Ansatz: Es gibt im sakralen Bereich eine Form der Abstraktion, die den Charakter des Unfassbaren bereits mustergültig kenntlich macht – das Symbol. Denn trotz des „mehr“, das Gott immer auszeichnet, ist seine Unermesslichkeit nicht die eines Kraftfeldes oder eines Farbkleckses. Gott ist personal und als solcher konkret, nicht diffus. Ein Symbol stellt eine konkrete Sache dar, weist aber darüber hinaus, verhüllt also sozusagen etwas nicht Darstellbares in einer darstellbaren Form und stellt damit den Zusammenhang zwischen dem Dargestellten und der naturgemäß unzureichenden Darstellung wunderbar her. Abstrakte Kunst dagegen lässt uns im Nebel unbestimmter Vorstellungen zurück. Das erschwert es dem Menschen, wirklich Kontakt zu Gott aufzunehmen. Wie soll ich in einem schwarzen Punkt den personalen Gott erkennen?

Diese vage Ahnung, dass auch Yves Kleins legendäres blau zur Darstellung Mariens nicht taugen wird (ja, ich habe bereits ein Marienbild gesehen, das aus einem blauen Kreis bestand), hat sich in mir  nun zu einer Überzeugung verdichtet, als ich den Karfreitag in einer typischen Kirche aus den 1950er Jahren begehen durfte. Modern, spärlich eingerichtet, aber unverkennbar katholisch und fromm. Um mich vorzubereiten, wollte ich den Kreuzweg beten und begriff plötzlich, wieso „moderne“ Kunst für viele traditionelle Katholiken ein derartiges Problem darstellt.

Die Bilder bestanden aus Strichmännchen. Runde schwarze Köpfe, kastenartiges Gewand. Nicht rundheraus hässlich, aber abstrakt. Also, im eigentlichen Sinne noch nicht gänzlich ohne figürliche Aspekte, aber doch auf dem Weg dahin. Und hier liegt – selbst an Ostern – der Hase im Pfeffer.

Bevor Gott als Mensch geboren wurde, war er nach menschlichen Maßstäben sozusagen „abstrakt“. Man konnte sich kein Bild von ihm machen, er blieb außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft. Wie aber soll man „lieben, was man nicht kennt“? Um diesen Graben so weit wie möglich zu überwinden, gibt uns Gott seit eh und je selbst die Bilder, die wir uns dann auch machen dürfen. Zuerst symbolhaft: Er besucht Abraham in Gestalt dreier Männer. Er begegnet Mose im brennenden Dornbusch und dem Volk Israel in Wolke und Feuersäule. Und schließlich verlässt er selbst das Symbolische und wird Mensch aus Fleisch und Blut, geboren von einer Frau. Das ist das Gegenteil von Abstraktion. Gott wird figürlich. Gott wird Mensch. Konkreter kann Gott für den Menschen nicht werden.

Und diese Strategie verfolgt er weiter: In der Eucharistie wird uns nicht abverlangt, uns zu geistlichen Höchstleistungen emporzuschwingen, um uns zu vergegenwärtigen, wie wir mit Gott in eine tiefe Einheit treten können, mit ihm, dem Unfassbaren, Unendlichen, Unermesslichen. Nein, Brot und Wein, konkreter geht es kaum, werden uns zum Zeichen, wir empfangen ihn verhüllt, weil wir die Unermesslichkeit anders nicht würden empfangen können.

Offenbar weiß Gott, dass man die Erkenntnisfähigkeit des Menschen nicht überfordern darf, dass wir keine reinen Geistwesen sind und das sinnliche Erleben brauchen – wie sollte er das auch nicht wissen, er ist ja Gott. Gewitzte Menschen wissen es aber anscheinend besser und neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen und damit dann auch dazu, sich und andere ständig latent zu überfordern und damit Spiritualität einzuengen statt zu weiten.

Konkret wird das an dem Strichmännchen-Kreuzweg sehr gut deutlich: Natürlich kann ich diesen Kreuzweg beten – aber ich sehe vor mir nicht Christi schmerzerfülltes Antlitz. Ich kann die Grausamkeit in den Augen der Schergen nicht sehen, nicht Mariens liebevollen Blick. Ich sehe keine Peitschen, keine Striemen, keine Dornenkrone. Es erfordert sehr viel Phantasie, sich das Grauen des Kreuzweges auszumalen, wenn einem nur schwarze Punkte und Striche als Anhaltspunkte dienen. Nun könnte man sagen, dass ein Kreuzweg in seiner Minimalform auch einfach aus vierzehn Kreuzen bestehen kann. Das stimmt. Aber man hat ja die Bilder gerade hinzugesetzt, damit sie die Vertiefung und Konzentration erleichtern; und dann sollten sie diesen Zweck doch auch erfüllen.

Natürlich ist ein solcher Kreuzweg nicht gedankenlos gestaltet worden: Man bemerkt, dass er aus einer Zeit stammt, in der noch reichlich aus der kirchlichen Tradition geschöpft werden konnte. Wer tief darin verwurzelt ist, der kann so gut beten, denn in ihm sind ja genügend Anregungen aus anderen Quellen. Er braucht nicht mehr, als diese vage Andeutung, um daraus in seiner Vorstellung in aller Lebendigkeit die Passion nachvollziehen zu können. Ja, für einen Menschen mit lebhafter Vorstellungskraft und starker Verwurzelung im Glauben kann es sogar störend sein, wenn Bilder ihm allzu klar und allzu eindeutig vorgeben, was er zu sehen hat. Er wird sich durch die bloße Andeutung des Passionsgeschehens erst recht ermuntert sehen.

Aber ist das wirklich der Großteil der Menschen, der so denkt? Sehen wir nicht gerade in unserer Gesellschaft eine überwältigende Rückkehr zum figürlichen, konkreten Bild? Wer etwa an Mel Gibsons „Passion Christi“ denkt, der kann nicht umhin, zuzugeben, dass die explizite, eindeutige, figürliche Darstellung auf jeden Menschen wirkt, die abstrakte aber nur auf einige. Zudem setzt die abstrakte Darstellung eben ein gerüttelt Maß an Wissen voraus – wie unfair etwa gegenüber Andersgläubigen, die unsere Kirchen besuchen und durch die Darstellung des Heiligen aufgerüttelt werden könnten, wie unfair aber auch gegenüber den Kindern oder überhaupt gegenüber jedem, der nicht mit einem Kunstwerk in intellektuellen Dialog eintreten will – was ja auch im sakralen Bereich nicht im Geringsten Sinn der Sache ist.

Muss ich mir alles selbst vorstellen, so besteht die Gefahr, dass es schwierig wird, mich über meine eigene Vorstellungskraft hinausführen zu lassen. Denn wer soll mich führen, wenn nicht das Bild selbst Quelle von neuen Ansätzen ist? Mein Horizont ist damit dann das Ende der spirituellen Fahnenstange. Das einzige Mittel zur Weitung dieses Horizonts ist dann das Wort. Wortlastige Erklärungen aber nehmen den Akzent weg von der Emotion, vom sich Einfühlen in Christi Leidensweg, hin zur intellektuellen Reflexion desselben. Ein Bild, das uns von außen etwas vorgibt, zwingt uns ja dazu, uns darauf einzulassen, was es uns anbietet. Da verändert sich die Interpretation des Kreuzweges auch: Schaut z.B. Simon von Cyrene dienstbar und ehrerbietig, oder sieht man ihm an, dass er es verabscheut, das Kreuz für einen vermeintlichen Verbrecher zu tragen?

Eine der Stationen macht das Problem der abstrakten Kunst in Bezug auf Gott grundsätzlich deutlich: Wenn Veronika das Schweißtuch wieder von Jesus entgegennimmt, so ist darauf das Antlitz des Herrn abgebildet – die Züge eines bestimmten Menschen. Niemals davor sah ein Mensch so aus und nie wieder danach wird jemand so aussehen, wie dieser konkrete Mensch Jesus von Nazareth. Und damit hängt auch unsere Liebe zusammen – wenn wir Gott nicht als Idee „lieben“, sondern als Person, dann brauchen wir dafür ein Gegenüber, und dieses Gegenüber hat mit Jesus Christus ein Gesicht und einen Körper und besteht nicht aus Punkt und Strich. So wichtig das Hineinversetzen in die Situation ist, zuletzt soll unser Gebet nicht Nachdenken  über Gott sein, sondern das Stehen vor seinem Angesicht, die liebende Beziehung zu ihm. Hat einer der werten Leser zu einem Klecks schon einmal eine liebende Beziehung aufbauen können? Wir empfinden auch – bei allem Bemühen – kein Mitleid mit einem schwarzen Punkt. Ebenso wäre es etwas seltsam, wenn jemand statt eines Fotos des Geliebten lediglich eine Zeichnung mit einem Strichmännchen hätte, das den Geliebten darstellen soll.

Beim Osterfestessen dann wurde ich auf das Problem noch einmal aufmerksam gemacht: Mir wurde von einem Konflikt in der Pfarrgemeinde berichtet. Einige Menschen seien dagegen, am Fest der göttlichen Barmherzigkeit ein Bild vom barmherzigen Jesus aufzustellen. Man würde dem Bild vorwerfen, es sei ja „bloß“ polnische Frömmigkeit und man würde die Darstellung nicht mögen. Die Dame, die das Problem schilderte, verglich das Bild mit den Hungertüchern von Misereor, die dieses Jahr im Altarraum hingen – mit gelben und schwarzen Flecken darauf: „Zu diesem Fastentuch liegt ein Büchlein aus, und man muss es lesen, um zu verstehen, was es bedeutet. Wieso muss ich mir ein Buch durchlesen, bevor ich begreifen kann, was da hängt?“

Dieser Bemerkung braucht man eigentlich nichts hinzuzufügen: Eine Darstellung, die sich nicht aus sich selbst heraus erschließen lässt, hat im sakralen Raum nichts zu suchen, weil sie nicht zum Gebet führen kann, sondern nur zum Nachdenken – außer natürlich, sie führt zum verzweifelten Aufschrei „Herr, hilf, was soll das sein?“ (ich meine, dass Papst Franziskus dieses Stoßgebet bei Betrachtung moderner Kunst mit einem Ablass verknüpft hat, der übrigens auch in Museen erworben werden kann). Dabei bleibt der Mensch sich selbst und seinen Fähigkeiten überlassen.

Jede figürliche Darstellung des Heiligen, insbesondere Ikonen, konfrontieren uns aber mit einem Herrn, den wir nicht nach unserer eigenen Vorstellung modeln können, wie es unser Horizont, unsere Phantasie, unsere Vorstellung gern hätten. Sie erlauben uns nicht, vage zu sein. Vielmehr werden wir daran erinnert, dass nicht wir Gott machen, sondern dass er tatsächlich und wahrhaftig da ist, und zwar personal, so, wie er ist, zwar unabhängig von unserer Vorstellung und immer unendlich mehr und größer, aber deshalb dennoch nicht unkonkret. Zuletzt folgen wir damit auch dem Vorgehen Gottes, der sich uns ja selbst als Mensch offenbart, nicht als Mandala. Im Grunde verlangt dies erst das wirkliche „sich Einlassen“, das von uns im Rahmen postmoderner Experimente erwartet wird. Dass diese demütige Betrachtung des Gegebenen so manchem deutschen Gläubigen der Nicht-Filiale von Rom übel aufstößt, kann ich mir gut vorstellen.

P.S.: Ein Nachgedanke. Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Vorliebe für abstrakte (oder besser: extrem reduzierte) Darstellungen und die Liturgiereform ungefähr in dieselbe Zeit fallen. Wenn man betrachtet, wie sie vor allem in Deutschland ausgefallen ist, dann kann man auch hier zum Teil von einer Abstrahierung sprechen, z.B. was den Hang betrifft, das Ordinarium durch Lieder zu ersetzen: Statt des Gloria und Credo z.B. werden gerne Lieder verwendet, die nur einen Bruchteil der Information und des Inhalts transportieren. Sie stehen sozusagen stellvertretend, als Reminiszens für die tatsächlichen Inhalte. Wer diese gut kennt, kann in seinem Kopf problemlos jedes Glorialied zum Gloria ergänzen und tut dies auch, so wie ich beim Kreuzweggebet die Strichmännchen in der Vorstellung zu echten Menschen ergänzt und dazu die Szenerien entworfen habe, die ich kenne. Wer dagegen in der Tradition nicht verwurzelt ist, dem bleibt die Gebetswelt des Ordinariums mehr oder weniger verschlossen, und damit ein Zugang zum Kern der Liturgie. Dasselbe finden wir in der Ablehnung von Prachtentfaltung: Wer weiß, wie ein levitiertes Hochamt aussieht und was ein Hochaltar ist, der kann auch in einer in der Scheune gefeierten Messe noch einen Abglanz vom himmlischen Geschehen erblicken. Wer das nicht kennt, für den ist es weitaus schwieriger, das „Herrliche“ der Liturgie zu entdecken.

 

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Fronleichnam: Der König kommt https://www.thecathwalk.de/2016/05/26/fronleichnam-der-koenig-kommt/?pk_campaign=feed&pk_kwd=fronleichnam-der-koenig-kommt https://www.thecathwalk.de/2016/05/26/fronleichnam-der-koenig-kommt/?pk_campaign=feed&pk_kwd=fronleichnam-der-koenig-kommt#respond Thu, 26 May 2016 12:47:22 +0000 http://thecathwalk.de/?p=4837 Von Monsignore Florian Kolfhaus ROM, (CNA Deutsch).- Fronleichnam (Fron meint Herr, also „Herrenleib“) ist das große Fest des Staunens und Jubelns über Jesu wahre Gegenwart mitten unter uns. Wir tragen nicht ein Stück Brot durch die Straßen, sondern den Herrn in seiner Gottheit und Menschheit, unscheinbar verborgen, doch wahrhaftig da. Wie aufgeregt ist jeder, der dem Papst […]

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Die weiße Hostie vom Himmel

Jesus ist das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist (Joh 6, 51). Er ist in Bethlehem geboren worden, das übersetzt „Haus des Brotes“ bedeutet. Er hat als Neugeborener in einer Futterkrippe gelegen, um zu zeigen, dass er den Seinen Speise sein will. Jeder Mensch, der liebt, verschenkt etwas an den, den er liebt. Seien es materielle Gaben, seien es Zeit und Energie. Niemals aber kann er sich ganz geben. Nur Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, schenkt uns nicht nur etwas, sondern sich selbst. Im Geheimnis der Eucharistie hört er nicht auf, immer wieder auf die Erde herabzukommen, um sich ganz und gar, fast könnte man sagen, mit „Haut und Haar“ aus reiner Liebe seinen Freunden zu schenken. Wo immer die hl. Messe gefeiert wird, wo immer ein Tabernakel steht, vor dem das Ewige Licht brennt, da ist „Bethlehem“, Haus des Brotes, so der Name der Davidsstadt im Deutschen.

Die Israeliten haben in der Wüste das Manna gegessen, das der Herr vom Himmel fallen ließ, um ihren Hunger zu stillen. Unser Lebensweg ist dem des Volkes Gottes oft sehr ähnlich. In Sorgen und Schwierigkeiten erscheint unsere Welt wie eine sengende Wüste, in der Hunger und Durst nach Liebe und Sinn, Sicherheit und Glück uns brennend quälen. Jede Kirche ist eine Oase, ist „Haus des Brotes“ am Wegesrand, wo wir ausruhen und Kraft finden können. Jesu Fleisch ist das lebendige Brot, das aus dem Tod ins Ewige Leben rettet. Schon in dieser Welt schenkt er wahrhaftig, wenn auch unter sakramentalen Zeichen, was uns im Himmel sichtbar erwartet: innige Gemeinschaft mit dem, der uns liebt. Die Eucharistie ist daher nicht nur „etwas“, was vom Himmel auf die Erde kommt, sondern sie ist der Himmel selbst, Jesus, in unseren Kirchen, in unseren Herzen.

Jesus sucht sich einen Esel, der ihn trägt

Am Fronleichnamsfest feiert die Kirche mit lautem Jubel Christus, den König, auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Der Herr zieht ein in all die Städte und Dörfer, wohin ihn der Priester in der Monstranz trägt. Wie am Palmsonntag bedient sich Jesus – und das schreibe ich als Priester – eines „Esels“, das heißt eines schwachen und sündigen Menschen, um hinausgetragen zu werden in die Welt. Hier geht es nicht um die Heiligkeit der Person, sondern um den Dienst, Lasttier zu sein für den kostbarsten Schatz auf Erden. Jesus sucht und ruft Männer, die sich in dieser Welt zum „Esel“ machen, um ihn zu tragen. Der Herr will alle Menschen durch den Dienst des Priesters besuchen, um mit seiner demütigen Liebe die Welt zu erobern. Der König kommt.

Der weiße Ritter

In geheimnisvollen Worten spricht die Offenbarung des Johannes von diesem eucharistischen Reiter: „Da öffnete sich der Himmel vor meinen Augen, und ich sah ein weißes Pferd. Der darauf saß, heißt der Treue und Wahrhaftige. Es ist der gerechte Richter, der für die Gerechtigkeit kämpft! Seine Augen leuchteten wie flammendes Feuer, und sein Kopf war mit vielen Kronen geschmückt. Sein Gewand war voller Blut, und man nannte ihn: ‚Das Wort Gottes.‘ Die Heere des Himmels folgten ihm auf weißen Pferden. Sie alle trugen Gewänder aus reinem, strahlend weißem Leinen. Auf seinem Gewand, an der Hüfte, stand der Name: ‚König über alle Könige! Herr über alle Herren!'“ (Offb 19, 11-20). Die Braut des Hohenliedes sagt: „Mein Freund ist weiß und rot“ (Hl 5, 10). Das ist Jesus: die weiße Hostie, der blutrote Kelch. Der Ritter, der vom Himmel auf die Erde kommt, der jeden Tag auf dem Altar „weiß und rot“ gegenwärtig wird, um hier in der Welt den guten Kampf zu kämpfen.

Weißgekleidete Soldaten

„Mir nach spricht Christus, unser Held“ singen wir in einem bekannten Kirchenlied. Der göttliche Ritter, der Tag für Tag  in der Gestalt der weißen Hostie in diese Welt „reitet“, will unsere Herzen zurückerobern, damit wir dann, in weißen Taufkleidern, mit ihm den guten Kampf kämpfen. An Fronleichnam hält er seinen Triumphzug in dieser Welt. Die Kirche hatte niemals Sorge, sie könnte dieses Fest zu prunkvoll gestalten. „Quantum potes tantum aude“ sagt der heilige Thomas „Was immer Du tun kannst, das mach, um den eucharistischen Herrn zu ehren und zu feiern!“. Wenn wir mit Jesus durch unsere Straßen ziehen, so wollen wir, dass er unser König sei. Wir wollen, dass er – der weiße Ritter – alle Herzen erobert und über uns herrscht. Im „Vater unser“ bitten wir darum: „Dein Reich komme – so wie es im Himmel ist, so soll es auch hier sein“. An Fronleichnam stellen wir uns unter die Fahne des Christkönigs, um Frondienst zu leisten. Als „weißgekleidete Soldaten“ folgen wir ihm und bitten, dass alle Welt Betlehem, „Haus des Brotes“ werde – Ort seiner liebevollen Herrschaft.

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