Paul VI. Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/paul-vi/ Abendland & Alte Messe Sun, 20 Sep 2020 17:28:30 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Paul VI. Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/paul-vi/ 32 32 Die katholische Vision der sexuellen Liebe (Teil 2) https://www.thecathwalk.de/2017/05/22/die-katholische-vision-der-sexuellen-liebe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-katholische-vision-der-sexuellen-liebe https://www.thecathwalk.de/2017/05/22/die-katholische-vision-der-sexuellen-liebe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-katholische-vision-der-sexuellen-liebe#comments Mon, 22 May 2017 09:30:39 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=11263 „Wer der päpstlichen Botschaft die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient, wird entdecken, dass die katholische Kirche – trotz der angeblichen Anti-Sex-Stimmung – eine Vision der sexuellen Liebe hat, die weit ruhmreicher ist, als alles, wovon Sigmund Freud, Hugh Hefner, Britney Spears oder Howard Stern träumen oder was sie sich vorstellen könnten.“ Das Eingangszitat ist eine […]

Der Beitrag Die katholische Vision der sexuellen Liebe (Teil 2) erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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„Wer der päpstlichen Botschaft die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient, wird entdecken, dass die katholische Kirche – trotz der angeblichen Anti-Sex-Stimmung – eine Vision der sexuellen Liebe hat, die weit ruhmreicher ist, als alles, wovon Sigmund Freud, Hugh Hefner, Britney Spears oder Howard Stern träumen oder was sie sich vorstellen könnten.“

Das Eingangszitat ist eine Übersetzung aus dem Buch „The Love That Satisfies“ von Christopher West. West, ein US-amerikanischer Theologe und Vertreter der „Theologie des Leibes“ sieht die katholische Liebeslehre jenseits von Prüderie und Ausschweifung als wahrhaft menschlich an. Daher verkündet er selbstbewusst, dass die katholische Vision ruhmreicher als alles sei, wovon die Vertreter säkularerhedonistischer Sexualmoral nur träumen könnten. Denn die katholische Vision schenkt nach West die wahre Erfüllung.

Hoffnung auf ein Leben in Fülle

Die katholische Sichtweise ist mit der Hoffnung verbunden, dass ein Leben in Fülle möglich ist, wenn man auf Gott vertraut. Denn die Kirche lehrt, dass Gott Anfang und Ziel aller Menschen ist und als solcher mit der natürlichen Vernunft erkannt werden kann. Dies steht im Zentrum, wenn man die Frage stellt, warum die Kirche eine Vision hat und nicht nur die empirische Realität rezipiert.

Das Leben ist nach dem Glauben der Kirche nicht einfach sinnlos oder ein ständig zu leistender Kampf, sondern ein Geschenk Gottes. Zu diesem Geschenk gehört auch die Sexualität. Die Kirche geht nun davon aus, dass diese nicht nur eine triebhafte Anlage ist, die es einfach auszuleben gilt, sondern dass in der Sexualität Sinn, Ziel, Schönheit und Verantwortung liegen. Sie geht sogar so weit, wie Paul VI. in Humanae vitae von 1968 lehrt, dass sie darin das menschliche Leben in seinem Kern berührt sieht: „Die überaus ernste Aufgabe, menschliches Leben weiterzugeben, durch die die Gatten freie und bewußte Mitarbeiter des Schöpfergottes sind, erfüllt sie immer mit großer Freude; doch ist die Freude vielfach mit nicht geringen Schwierigkeiten und Bedrängnissen verbunden.“

Der Mensch ist als sexuelles Wesen vor die Aufgabe gestellt, egal in welchem Stand oder welcher Situation er ist, mit seiner Sexualität umgehen. Dies betrifft Zölibatäre wie Verheiratete, Singles oder Paare ohne Treueversprechen. Da die Sexualität ein starker Trieb ist, hat sie die Macht – so liest man bereits bei den Wüstenvätern – gleichsam vom Menschen Besitz zu ergreifen und rein hedonistisch-egozentrisch zu wirken. Versteht man Sexualität vor allem in einer hedonistisch-egozentrischen Version, dann ist die andere Person vor allem Objekt meiner Lustbefriedigung, sie dient meinen Bedürfnissen. Aber die volle personale Würde der Person wird dann nicht beachtet. Die andere Person wird gleichsam auf einen „Fleischklumpen“ reduziert, der der eigenen Lust unterworfen wird. Man stumpft ab und füttert den Egoismus.

Sexualität als Ausdruck echter Liebe

Der hedonistisch-egozentrischen Version der Sexualität stellt die katholische Kirche nun ihre Vision entgegen. Verbunden damit ist die Glaubenswahrheit, dass wir nicht zur Sklaverei unter die Triebe, sondern zur Freiheit berufen sind. Sie sieht Sexualität vielmehr als Gottesgeschenk, in dem die Menschen „Mitarbeiter des Schöpfergottes sind“. Sie sind daran beteiligt neues Leben zu schaffen, indem sie sich einander in Liebe ganz hingeben. Man kann dies eine kommunikativ-personale Version der Sexualität nennen, in der nicht die Lust, sondern die andere Person im Zentrum steht. Um die sexuelle Vereinigung in ihrer tiefsten Wahrheit und Schönheit zu leben, ist es nach der Lehre der Kirche nötig, dass Mann und Frau ganz Ja zueinander sagen – und zwar für ihr ganzes Leben. Denn dann steht die Liebe, von der Augustinus sagt, sie bedeutet „Ich will, dass du bist“, im Mittelpunkt.

Jede Form der Sexualität außerhalb der Ehe kann nach katholischer Auffassung nur defizitär sein, da die volle Bajahung und Annahme der anderen Person fehlt. Ohne diese Annahme ist die Möglichkeit der Ganzhingabe und der tiefsten Liebe eingeschränkt. Die Kirche geht davon aus, dass Liebe bis zum Tod möglich ist und Sexualität diese Liebe ausdrücken soll und dazu geschaffen ist. Die Kirche glaubt, dass der Mensch zu solcher Liebe berufen und fähig ist und sie der menschlichen Würde am meisten entspricht. Sie weiß um die Schwäche und das Versagen des Menschen, aber sie vertraut auf die Gnade Gottes, die jede Schwäche überwinden kann.

Siehe auch Teil 1:

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„Unsere Welt ist gesättigt mit Sex, aber bleibt hungernd nach Liebe“ (Teil 1) https://www.thecathwalk.de/2017/05/15/unsere-welt-ist-gesaettigt-mit-sex-bleibt-hungernd-nach-liebe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=unsere-welt-ist-gesaettigt-mit-sex-bleibt-hungernd-nach-liebe https://www.thecathwalk.de/2017/05/15/unsere-welt-ist-gesaettigt-mit-sex-bleibt-hungernd-nach-liebe/?pk_campaign=feed&pk_kwd=unsere-welt-ist-gesaettigt-mit-sex-bleibt-hungernd-nach-liebe#comments Mon, 15 May 2017 09:00:03 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=11150 Die Enzyklika „Humanae vitae“ von 1968 ist seit ihrer Entstehung starken Angriffen ausgesetzt, weil sie Sexualität und Fortpflanzung zusammen denkt. Die entscheidenden Aussagen dazu in der Enzyklika Pauls VI., lauten: „Wenn jemand daher einerseits Gottes Gabe genießt und anderseits – wenn auch nur teilweise – Sinn und Ziel dieser Gabe ausschließt, [Fortpflanzung] handelt er somit […]

Der Beitrag „Unsere Welt ist gesättigt mit Sex, aber bleibt hungernd nach Liebe“ (Teil 1) erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Die Enzyklika „Humanae vitae“ von 1968 ist seit ihrer Entstehung starken Angriffen ausgesetzt, weil sie Sexualität und Fortpflanzung zusammen denkt. Die entscheidenden Aussagen dazu in der Enzyklika Pauls VI., lauten:

„Wenn jemand daher einerseits Gottes Gabe genießt und anderseits – wenn auch nur teilweise – Sinn und Ziel dieser Gabe ausschließt, [Fortpflanzung] handelt er somit im Widerspruch zur Natur des Mannes und der Frau und deren inniger Verbundenheit; er stellt sich damit gegen Gottes Plan und heiligen Willen.“

Die Neu-Kommunikation Johannes Pauls II. wird „Theologie des Leibes“ genannt. Als Quelle der sittlichen Normen galten für den jungen Wojtyla nicht Willensäußerungen Gottes, sondern das Sein des Menschen. Als junger Dozent hatte Wojtyla einen autoteleologischen Ansatz, der für ihn prägend blieb. Bestimmend für seine Theologie und Philosophie waren vor allem Johannes von Kreuz, Max Scheler, Kant und Thomas von Aquin.

Der Begriff „Theologie des Leibes“ wurde von Johannes Paul II. selbst als Arbeitsthese bei seiner letzten Mittwochskatechese 1984 geprägt. Die Katechesen zur Theologie des Leibes fanden von 1979 bis 1984 in Rom statt und gehen ursprünglich auf die Vorbereitungszeit der Bischofssynode 1980 mit dem Thema: „Über die Aufgaben der christlichen Familie in der heutigen Welt“, zurück. Das Ergebnis der Synode ist das Apostolische Schreiben Familiaris consortio. Insgesamt handelt es sich um 129 Katechesen. Die Theologie des Leibes gründet in biblischer Anthropologie, vor allem in drei Schlüsselstellen: Mt.19,3–9, in der es um die Ehe geht. Mt. 22,24–30, in dem vor allem das Thema Ehebruch vorkommt und die Stellen über die Auferstehung (Mt. 22,24–30; Mk. 12,18–27; Lk. 20,27–40).

Deutlich wird also bei Johannes Paul II., dass es sich um die theologisch-biblischen Grundlagen der katholischen Ethik handelt. Diese bestätigen nach Johannes Paul II. voll und ganz Humanae vitae: „der ganze, als ‚Theologie des Leibes‘ bezeichnete biblische Hintergrund [bietet] wenn auch indirekt, die Bestätigung der Wahrheit der in Humanae vitae enthaltenen moralischen Norm“. Der Grund für das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung durch Gottes Willen liege darin, dass Verhütungsmittel gegen die Wahrheit über den Menschen seien. Gott tritt nach dieser Darstellung als Anwalt für die Wahrheit des Menschen ein. Insofern sollen hier Glaube, Anthropologie und Philosophie zusammengedacht werden.

Versuch der Neuvermittlung: Christopher West

Besonders in den USA gibt es vor allem katholische Laien, die bestrebt sind, die katholische Sexualmoral ganz im Sinne der Päpste Paul VI. und Johannes Paul II., die hier theologische bzw. anthropologische Grundlagen legten, zu vermitteln. Ein bedeutender Name in dem Kreis dieser katholischer Laien ist Christopher West. Als Personen, die ihn inspirierten, nennt er den Playboy-Gründer Hugh Hefner und Johannes Paul II. Die auf den ersten Blick widersprüchliche Konstellation wird verständlich, wenn man sich mit seinen Büchern befasst. Hefner sei als Puritaner, wie er in einem Interview deutlich mache, ohne körperliche Zuneigung wie Küsse und Umarmungen aufgewachsen. Er habe daher das Playboy-Magazin als persönliche Antwort auf die Heuchelei des puritanischen Erbes gegründet.

Als Quelle für das Interview nennt West  eine Internetseite, gibt aber keinen genauen Link an. West interpretiert das von ihm angegebene Interview so, dass Hefner auf der einen Seite die „Krankheit des Purtanismus“ zwar richtig diagnostiziert habe, auf der anderen Seite jedoch ein falsches Heilmittel empfehle, nämlich „Genuss“. Damit sei er von einem Extrem in ein anderes geraten. Als geeignetes Heilmittel gegen eine gestörte Sexualität empfiehlt West die „Theologie des Leibes“ nach Johannes Paul II. Wests Buch beginnt in seiner Einleitung mit der Beschreibung eines Phänomens. West hört Popmusik über Liebe im Radio. Moderne Liebesmusik sieht West als Verfallsgeschichte der wahren Liebe und zitiert dazu Benedikt XVI.: „Das Wort ‚Liebe‘ ist heute zu einem der meist gebrauchten und auch missbrauchten Wörter geworden“. Weiterhin sagt West: „Unsere Welt ist gesättigt mit Sex, aber bleibt hungernd nach Liebe“.

West will nun in seinem Buch die Antwort geben, wieso das der Fall ist und wo man noch die Liebe, die zufriedenstellt, finden kann. Sein Ausgangspunkt ist also die säkulare Welt, wie er sie wahrnimmt. Das Ziel ist die Bekehrung der Menschen. West sieht das Kernproblem der katholischen Sexualmoral in der Kommunikation. Er steht voll in der Lehre Humanae vitaes, der theologischen Interpretation Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. Die Kernthese Wests lautet:

„Die katholische Kirche hat – trotz der angeblichen Anti-Sex-Stimmung – eine Vision der sexuellen Liebe, die weit ruhmreicher ist, als alles, wovon Sigmund Freud, Hugh Hefner, Britney Spears oder Howard Stern träumen können.“

Liest man das Buch, so sieht man, dass West mit päpstlichen Enzykliken argumentiert, vor allem mit der ersten von Benedikt XVI.: „Deus caritas est“, auf die sich auch Wests These bezieht. Auch bezieht er sich auf die von Johannes Paul II. entwickelte „Theologie des Leibes.“ Weiterhin zitiert er die Bibel und den Katechismus der katholischen Kirche. Am Ende schließt er sein Buch mit der Anrufung des Heiligen Geistes: „Komm Heiliger Geist. Komm fülle unsere Herzen mit dem Feuer deiner Liebe, damit wir die Welt in Brand stecken mögen!“

Deutlich bei all dem wird, dass West aus der Glaubensperspektive schreibt. Zwar gibt es anthropologische und philosophische Aspekte, aber diese werden im Rahmen der Glaubensverkündigung eingebracht. Aber beschränkt sich der Kreis derjenigen, die diese Lehre annehmen damit nicht auf einen sehr kleinen Kreis? Können Menschen, die nicht glauben oder eine andere Sichtweise haben von der Theologie des Leibes überzeugt werden? Es ist für die affirmative Beantwortung der letzten Frage zentral, dass die Theologie des Leibes als allgemein vernünftig gelten kann.

Siehe auch Teil 2: 

Literatur und Quellen:

Der Beitrag „Unsere Welt ist gesättigt mit Sex, aber bleibt hungernd nach Liebe“ (Teil 1) erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Die Schönheit der Beichte wieder neu herausstellen https://www.thecathwalk.de/2016/06/19/die-schoenheit-der-beichte-wieder-neu-herausstellen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-schoenheit-der-beichte-wieder-neu-herausstellen https://www.thecathwalk.de/2016/06/19/die-schoenheit-der-beichte-wieder-neu-herausstellen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-schoenheit-der-beichte-wieder-neu-herausstellen#respond Sun, 19 Jun 2016 07:02:39 +0000 http://thecathwalk.de/?p=5654 Von Markus Lederer Die aktuelle Lage dieses österlichen Sakramentes ist insbesondere in Deutschland erschütternd. Die Beichtpraxis ist im Gegensatz zu anderen Jahrzehnten auf dem Tiefpunkt angekommen. Doch woran liegt dies? An der fehlenden Verkündigung? Hand auf´s Herz: Könnt ihr euch an eine Predigt oder Katechese über das Sakrament der Hl. Beichte in eurer Gemeinde erinnern? […]

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Von Markus Lederer

Die aktuelle Lage dieses österlichen Sakramentes ist insbesondere in Deutschland erschütternd. Die Beichtpraxis ist im Gegensatz zu anderen Jahrzehnten auf dem Tiefpunkt angekommen. Doch woran liegt dies? An der fehlenden Verkündigung? Hand auf´s Herz: Könnt ihr euch an eine Predigt oder Katechese über das Sakrament der Hl. Beichte in eurer Gemeinde erinnern?

Papst Franziskus und viele Heilige dieses so wunderschönen, ermunternden Sakramentes sind auch heute noch feste Fixpunkt, die uns wieder neu dazu motivieren können, beichten zu gehen. Papst Franziskus kann geradezu als Verteidiger der Beichte gesehen werden. Konkret wird dies, wenn der Heilige Vater spontan sich auf den Petersplatz begibt, um Jugendlichen die Beichte abnehmen zu dürfen. Er will damit ein Zeichen für die Beichte in der heutigen Zeit setzen.

Dabei schreibt der Papst den Beichtvätern wieder neu in das Gedächtnis, dass die Beichte „kein Folterinstrument sei, sondern Ort der Barmherzigkeit Gottes!“ (Evangelii gaudium, 24. November 2013, Nr. 44) Diese positive Herangehensweise an das Sakrament der Versöhnung findet sich nicht nur bei Papst Franziskus. Auch Paul VI. formulierte, dass „eine ehrliche Beichte zu den schönsten, trostreichsten und entscheidensten Augenblicken eines Lebens gehöre.“ (Generalaudienz, 1. März 1975). Des Weiteren „gibt es keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann. Keine! Nur das, was der göttlichen Barmherzigkeit entzogen ist.“ (Papst Franziskus an die Teilnehmer eines Kurses an der Apostolischen Pönitentiarie, 12. März 2015). Die Logik ist also einfach: Wenn wir nicht beichten gehen, berauben wir uns der Barmherzigkeit Gottes; wir entziehen uns seiner göttlichen Liebe. Im Folgenden sollen zwei Heilige der Kirche vorgestellt werden, die ihr ganzes Leben auf dieses Sakrament ausrichteten.

Zwei große Heilige der Beichte – Hl. Leopold Mandic und der Hl. Pfarrer von Ars

Der Hl. Leopold Mandic, dessen Grab ich glücklicherweise selbst in Padua im Frühjahr besuchen konnte, verbrachte täglich bis zu fünfzehn Stunden im Beichtstuhl. Dabei wurde er umringt von Büßern, bei denen er insbesondere wegen seiner Milde beliebt gewesen ist. Manche Spötter nannten ihn sogar den „Pater Allesvergeber.“ Für Mandic war allerdings klar, dass er damit dem Vorbild Jeus folge. Am schmerzlichsten war für diesen großen Heiligen jedoch, dass er die Notwendigkeit und die Schönheit der Beichte für die Christen erkannte und dennoch feststellen musste, dass wenig gebeichtet wurde. Dabei empfahl er jedem Christen unermüdlich zu wiederholen: „Das Geheimnis der Erlösung gilt genau dir, genau deiner Notwendigkeit, das Heil zu erlangen, genau deinem Schicksal! Und genau im Sakrament der Beichte kannst du persönlich teilhaben (…)

Ebenso wie Mandic verbrachte auch der Hl. Pfarrer von Ars mehrere Stunden bis zur Erschöpfung im Beichtstuhl. Dabei machte er immer darauf aufmerksam, dass Gott uns immer wieder vergibt; auch wenn wir immer die gleichen Sünden beichten zu haben: „Der liebe Gott weiß alles. Noch bevor ihr beichtet, weiß er schon, dass ihr wieder sündigen werdet, und trotzdem vergibt er euch. Wie groß ist die Liebe unseres Gottes, der so weit geht, dass er freiwillig vergisst, was noch geschehen wird, nur um uns zu vergeben.“

Etwas wagen – geh zur Beichte!

Selbst Papst Franziskus beichtet nach eigenen Aussagen alle 15 Tage. Wir alle haben unsere Schwächen und unsere Fehler. Doch nun gibt es zwei Wege: Entweder ich versuche mit Gott, der um meiner Schwächen weiß, einen Neuanfang, oder ich entziehe mich der Schönheit der Barmherzigkeit Gottes.

Selbst kann ich sagen, dass es nichts befreienderes gibt, als eine gute Beichte. Man offenbart Gott, dass man schwach ist und es ohne ihn und seiner Vergebung, nicht schafft. Selbst wird man klein, sodass Gott groß werde. Dabei gilt stets: „Es ist nicht schlimm, wenn man hinfällt, sondern liegen bleibt.“ (Nawid Peseschkian)

Gerade in der heutigen Zeit haben viele Menschen Angst, dass sie für ihre Schwächen ausgelacht und an den Pranger gestellt werden. Gerade zu als Kur kann da der Gang zur Beichte – zu Christus – gesehen werden.

Christus wartet auf uns im Beichtstuhl. Er möchte uns durch die Beichte heiligen, stärken und letztendlich retten. Er stellt nicht bloß! Er richtet nicht den Zeigefinger gegen uns! Er vergibt! Die Beichte ist das Kontrastprogramm zu einer nicht verzeihenden, hassenden, bloßstellenden, anprangernden Welt. Im Leben kann man nie tiefer fallen, als in seiner Liebe sich gefangen zu wissen. Seinem Herz, seiner Liebe und seinem Meer an Barmherzigkeit seien unsere Sünden anvertraut. Der Ort der Barmherzigkeit, der Liebe Gottes, ist der Beichtstuhl. Daher ist es die einzig logische Konsequenz zur Beichte zu gehen. Habt keine Angst vor Christus! „Ich verstehe die Seelen nicht, die vor einem so zärtlichen Freund (Jesus) Angst haben.“ (Schwester Faustyna Kowalska Brief 226)

„Ubi caritas et amor! Deus ibi est. Qui non habet caritatem, nihil habe, sed in tenebris et umbra mortis manet; nos alterutrum amemus et in die sicut decet ambulemus lucis filii.“

„Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott. Wer die Liebe nicht hat, der hat gar nichts. Nein er bleibt im Dunkel und im Schatten des Todes. Wir wollen uns gegenseitig lieben und im Tageslicht, so wie es sein soll, als Kinder des Lichtes umhergehen.“

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Markus Lederer (23) studiert katholische Theologie an der Universität Würzburg. Seit 2013 arbeitet er als freier Mitarbeiter bei kathnews. Insbesondere die Schriften Bendikts XVI. haben ihn tief begeistert, da sie ihm immer wieder veranschaulichen, dass lehramtstreue Gesinnung und wissenschaftliches Studium sich nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig bedingen müssen.

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Anstrengende Diskussionen: Heilige und andere Totschlagargumente https://www.thecathwalk.de/2016/02/04/anstrengende-diskussionen-heilige-und-andere-totschlagargumente/?pk_campaign=feed&pk_kwd=anstrengende-diskussionen-heilige-und-andere-totschlagargumente https://www.thecathwalk.de/2016/02/04/anstrengende-diskussionen-heilige-und-andere-totschlagargumente/?pk_campaign=feed&pk_kwd=anstrengende-diskussionen-heilige-und-andere-totschlagargumente#comments Thu, 04 Feb 2016 07:00:51 +0000 http://thecathwalk.de/?p=2506 Dieser zweite Teil über die Heiligen hätte eigentlich erst in der Fastenzeit erscheinen sollen und wäre insofern passend etwas ernster im Ton geraten. Nun: auch wenn jetzt noch Fasching ist, die Fastenzeit kommt bestimmt! Und einige halten ja den Fasching ohnehin nicht für ganz koscher, aber das ist ein anderes Thema und soll ein anderes […]

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Dieser zweite Teil über die Heiligen hätte eigentlich erst in der Fastenzeit erscheinen sollen und wäre insofern passend etwas ernster im Ton geraten. Nun: auch wenn jetzt noch Fasching ist, die Fastenzeit kommt bestimmt! Und einige halten ja den Fasching ohnehin nicht für ganz koscher, aber das ist ein anderes Thema und soll ein anderes Mal besprochen werden. (Vielleicht ja noch weiter unten.)

Wir lieben die Heiligen; wir verehren sie und rufen sie um Fürsprache an; sie sind auch uns im Glaubensleben ein Vorbild.i Wie letzte Woche schon angeklungen ist, bereitet der letztere Punkt, vor allem, wenn er von der typischen Sorte wohlmeinende Zeitgenossen aufbereitet wird, uns bisweilen Mühe. Dann wird aus dem geliebten Heiligen, der uns an Leistung übertrifft, auf einmal der Musterschüler, auf den man zur Beschämung der Schlechteren mit dem Finger zeigt. Außerdem werden die Aussagen, die man Heiligen zuschreiben kann, als gerne Argumente ge- oder missbraucht.

Will man dann dagegenreden, so muß man zunächst einmal aufpassen wie ein Schießhund, daß einem das Gegenüber nicht Blasphemie vorwerfen kann (ob zutreffend oder nicht, ist dabei ja irgendwie zweitrangig), die sich ja auch auf Worte gegen die Heiligen beziehen kann (vgl. KKK 2148)ii, zweitens muß man das Gegenüber davon zu überzeugen, daß man trotzdem katholisch ist, obwohl doch „die Heiligen“ anderer Meinung waren (da sind dann übrigens zumeist einzelne gemeint). Schließlich ist in einer Zeit, in der – wer wollte das bestreiten – doch merkliche Teile der Glaubenslehre und der Morallehre in Predigten selten vorkommen, dadurch ein Vakuum entstanden; die religiös Sensiblen suchen sich dann eben Ersatziii,iv.

Als solcher Ersatz pflegen gewisse „Generalklauseln“ aufzutreten. Da ist zum einen das Bibelwort „Seid vollkommen“ (vgl. Mt 5,48). Da ist zum anderen die generelle Mahnung zur Vorsicht (vgl. 1 Kor 10,12). Und dann sind es schließlich naheliegenderweise die besonders Frommen, und unter ihnen vor allem die Heiligen, die ja schließlich auch besonders fromm waren: zum einen ihr Beispiel, nach dem Motto „wie jetzt, zu müde zur Frühmesse? Der hl. Petrus von Alcantara hat fast gar nicht geschlafen!“v. Zum anderen Ihre Meinung, nach dem Motto: aber Pater Pio hat doch gesagt, ein Bubvi in kurzen Hosen sei nicht wie ein Christenmenschvii angezogen.viii

„Sei nur ja vorsichtig“: aber worin besteht die Vorsicht denn? Nach der klassischen Morallehre darin, die nächste Gelegenheit zur schweren Sünde zu meiden und sich auch nicht ohne Grund in eine entferntere Gelegenheit zur Sünde zu begehen. Was ist die nächste Gelegenheit zur Sünde?ix Eine Situation, in der man in realistischer Selbsteinschätzung damit rechnen muß, daß man sündigen wird. Was ist die entferntere Gelegenheit zur Sünde? Eine Situation, in der man es schwerer als sonst hat, sich von der Sünde fernzuhalten.

Das versteht sich von selbst. Das sollte dann aber durchaus mit sich bringen, Vorsicht mit der Vorsicht zu üben, vor allem damit, anderen Vorsicht vorzuschreiben.x Sonst kommt uns am Ende noch darüber die Glaubensfreude abhanden: „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2 Kor 9,7). Vor allem hat dies recht wenig mit „Situationen, die unter einigen frommen Christen einen schlechten Ruf haben“ zu tun. Die Aussage, Musik, die Wirkung auf den Körper (eher als auf den Geist) ausübe, sei – weil unvorsichtig – zu meiden, ist z. B. schlechterdings abstrus.xi

„Seid vollkommen“: heißt das nun, solange es immer noch einen Heiligen gibt, der etwas besser gemacht hat, hast du’s falsch gemacht? Heißt das nun, solange ich zum Beispiel sagen kann, daß am Sonntag zwei Messen besuchen besser ist als am Abend wegzugehen und am Sonntag eine zu besuchen, daß man dann auch über den, der letzteres tut, sagen kann, naja so richtig mit dem Christentum ernst nehme er es wohl nicht?

Nein. Das Verpflichtende ist verpflichtend und das Freiwillige ist freiwillig: der hl. Thomas besteht ausdrücklich darauf:xii die Vollkommenheit besteht primär und essentiell darin, das zu tun, was ohnehin jeder tun muß. Die Gebote einhalten. (Wieder: „Du kennst doch die Gebote!“)

So auch der hl. Jakobus: „Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater,“, d. h. ein vollkommener, „besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.“ (Jak 1,27) – also, an schön konkreten Beispielen: Gutes tun und alles Böse meiden (vgl. Ps 34,15).

Wir schämen uns dafür, daß wir schlecht, nicht, daß ein anderer besser gehandelt hat.

Gut, aber wenn ich irgendeine Vorschrift, die ich gerne hätte, partout nicht in der Offenbarung finden oder aus dem Naturrecht folgern kann und trotzdem gern hätte? Wenn ich dann schon nicht mit der Vollkommenheit und der Vorsicht argumentieren kann, dann finde ich doch bestimmt irgendwo einen Heiligen, der mit mir übereinstimmt?

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„Sogar Heilige, die als Kirchenlehrer anerkannt sind, können irren, wie der nach allgemeiner Meinung gelehrteste unter ihnen, der hl. Thomas, auch: die später dogmatisierte Lehre von der unbefleckten Empfängnis fand nicht seine Zustimmung.“

Gewiß. Aber in aller Klarheit: das heißt nicht, daß der Diskussionspartner dann zustimmen muß oder man sagen kann, wenn nicht sei er nicht richtig katholisch. Die Offenbarung endet mit dem Tod des letzten Apostels. Die autoritative Entfaltung nimmt das Lehramt vor; wenn es dogmatisiert, kann es nicht irren. Heilige können irren; sogar Heilige, die als Kirchenlehrer anerkannt sind, können irren, wie der nach allgemeiner Meinung gelehrteste unter ihnen, der hl. Thomas, auch: die später dogmatisierte Lehre von der unbefleckten Empfängnis fand nicht seine Zustimmung.xiii Wer das gesamte Lehramt etwa des sel. Pius IX. und des sel. Paul VI. liest, wird einzelne Punkte finden, in denen nicht beide gleichzeitig recht haben können. Und das waren sogar Päpste. Vom hl. Pater Pio war schon die Rede.

Der hl. Vinzenz Ferrer hielt einen Gegenpapst für legitim. Der hl. Cyprian, Kirchenvater, hielt entgegen der Lehre der Kirche die von Häretikern gespendete Taufe für ungültig.xiv Bei den Dogmen ist kein Irrtum möglich. Bei den Heiligen schon.xv

Und was – könnte einer Fragen, der beide Artikel gelesen hat – wenn nun irgendwo wirklich weder ein Einspruch gemacht, noch auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam gemacht werden könnte? Nur einfach alles wie aus dem Lehrbuch, spitzenmäßig?

Sagen wir, ein Mensch konvertiert aus eigenem Entschluß zum Christentum. Er vollbringt schon als Katechumene Heldentaten der Nächstenliebe. Er beantragt die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer, um Christus besser dienen zu können. Nachdem das abgelehnt wird, leistet er seinen Dienst gehorsam zu Ende, wird ehrenhaft entlassen. Dann lebt er als Asket. Wegen seiner Tugend wird er zum Bischof gewählt; wegen seiner Demut – tiefehrlich empfunden – lehnt er ab. Durch die freundliche Schützenhilfe gackernder Mitgeschöpfe doch noch Bischof, wirkt er segensvoll und erfolgreich im Hirtendienst, bis er hochbetagt im Frieden im Kreise seiner geistlichen Schüler stirbt. Noch dabei nimmt er seinen Tod heldenhaft auf sich, aber auch zu „weiterer Arbeit“, sagt er, sei er noch bereit.

Nun, keine Bange. Das ist die Geschichte des Martin von Tours; und auch ihn zählt die Kirche zu den kanonisierten Heiligen.


P.S.: Und was ist jetzt mit dem Fasching?

Der sel. John Henry Newman zeigte sich darüber entsetzt.xvi Aber wir wissen ja, Heilige und Selige müssen nicht recht haben. Ich selber halte es für unwahrscheinlich, daß ein Produkt der katholischen Kultur, das fast überall lebendig ist, wo es auch die katholische Kirche ist, so falsch ist. Und auch wenn im Fasching die Leute über die Stränge des Alltags schlagen und dabei bisweilen auch die der Moral brechen, so dürfte es doch, wenn einzelne das zum Anlaß für Volltrunkenheit und sechstes-Gebot-Sachen nehmen – ein Automatismus ist das nicht! – noch das geringere Übel sein, verglichen mit einem Zustand, in dem die Religion das Austoben überhaupt nie erlaubte und die Leute daher stattdessen gleich in Verbitterung oder Verdrossenheit fallen oder den Glauben, weil zu hart, ganz aufgeben.

Und wie gesagt, man muß die Sünden ja nicht begehen!

Anmerkungen

i Zu dem, was die Heiligen für uns so alles bedeuten, siehe wieder sehr präzise die Präfation “von den Heiligen”.

ii Was denn nun eigentlich Gotteslästerung ist, findet sich dort freundlicherweise ebenfalls präzise beschrieben.

iii Den Gedanken verdanke ich in dieser Präganz einer unglaublich intelligenten, wahnsinnig hübschen und unkaputtbar katholischen Bloggerin. (Sie wollte in der Form zitiert werden. 🙂 )

iv Ergo: die zuständigen Seelsorger müssen – nicht nur, versteht sich, aber auch – allein schon deswegen ein gewisses Maß Strenge aufbringen, weil das sonst nämlich die Laien übernehmen, und das kann umso ungemütlicher werden. In welcher Armee würde man – als Mannschaftler – lieber dienen: in einer, in der die Unteroffiziere, oder in einer, in der die Stubenkameraden dauernd auf einem herumhacken? Das sagt sich als Laie freilich leicht. Es ist mir bewußt, daß es viel verlangt ist, zu Leuten streng zu sein, die man gern hat.

v Am Werktag oder wenn am Sonntag die Sonntagspflicht auch später am Tag noch erfüllt werden kann.

vi nein, kein Mädchen.

vii nein, nicht nur für den Anlass unangemessen locker angezogen, sondern “nicht wie ein Christenmensch”.

viii Zu speziell diesem Heiligen gibt es einen sehr informativen Text auf einem Webangebot der Petrusbruderschaft, http://www.kath-info.de/pioliebe.html. Man muß leider sagen: dies ist nicht die einzige Meinung dieses offenkundig begeisterten und speziell von den Italienern innig geliebten, heiligen Priesters, die einer genauen Überprüfung nicht standhält. Kann ein katholischer Priester einem eifrigen Katholiken, sei er auch ein Priester, wegen einer vielleicht schweren, aber Allerweltssünde, die ehrlich bereut wurde, die Absolution verweigern und zwar nicht nur, wie in der alten Kirche vielleicht üblich gewesen wäre, für eine festgesetzte Bußzeit, sondern “auf immer” – um ihn dann nach einem halben Jahr doch zu absolvieren? Kann ein katholischer Priester sagen, nicht er sei es, der im Beichtstuhl abweise, sondern der Herr, wenn doch der Herr die Entscheidung über die Absolution eines reuigen Sünders explizit den zuständigen Priestern überlassen hat (vgl. Joh 20,23)? Kann ein katholischer Priester einen Mann einen Verweis erteilen, der – nicht irgendeine Bekannte oder Freundin, sondern – seine Braut küßt? (Im Brautstand der Kuß, im Ehestand der Ehevollzug, so läuft doch geradezu die dem Moralgesetz genauestens entsprechende Entwicklung.) Kann ein katholischer Priester einer jungen Frau für die Heirat mit einem geliebten Mann außer der Liebe, der Bereitschaft zum Führen einer katholischen Ehe und so fort auch noch zusätzlich fordern, daß sich “weder zur Zeit noch in der Vergangenheit bei dem Mann selbst oder bei seiner Familie irgendetwas Unmoralisches finden darf?” Daß nach der Lehre der katholischen Kirche sich bei allen Menschen, außer dem Heiland und seiner Mutter, wenigstens läßliche Sünden und damit “etwas Unmoralisches” finden, sei am Rande bemerkt. Kann ein Katholik einem geliebten anderen Menschen mit Vorsatz geistige Schmerzen zufügen, auch wenn das letzterem aufs Fegefeuer angerechnet wird?

ix Bitte um Entschuldigung für die technischen Ausdrücke.

x Daß einige Leute fälschlich meinen, keine moralische Regel sei allgemeingültig, ist kein Grund dafür, solche, die tatsächlich von den beteiligten Personen abhängig sind, wie z. B. wie vorsichtig jemand sein muß, nicht als solche zu behandeln.

xi Gesichtspunkte wie “Qualität”, wie “Wertschätzung des Althergebrachten”, wie “kultureller Rang” oder in einigen Fällen auch “textlicher Inhalt” sind ein anderes Thema und werden vielleicht ein andermal erörtert werden. (Es gibt freilich auch keine moralische Vorschrift, bestimmte Qualitätsansprüche zu stellen.) – Der Verdacht, daß derlei vor allem aus einem Vorurteil hervorgeht, wird zumindest noch von der Tatsache unterstrichen, daß einen derart schlechten Ruf vor allem die Rockmusik hat (worunter in von Rockmusikern nicht nachvollziehbarer Weise auch die Popmusik gezählt wird), der monotone Beat des Hip-Hop, der noch viel deutlicher unter eine solche Beschreibung fällt, jedoch schlicht ignoriert wird. Ich werfe niemandem die unreflektierte Übernahme eines Vorurteils vor, aber drängt sich da nicht der Eindruck auf, das sei eben deswegen, weil die Rockmusik in den 1950ern einen schlechten Ruf hatte? Und dabei wurde ein Song wie Bad Moon Rising von Creedence Clearwater Revival ausgerechnet zu einer Zeit veröffentlicht, als die Kirche das Dies irae gestrichen hatte… aber das ist ein anderes Thema und wird vielleicht ein andermal erörtert werden.

xii Summa theologica, II/II 184 III.

xiii Sie war damals allerdings nicht in der Klarheit formuliert gewesen, in der sie später Dogma wurde.

xiv Sein Fest hat er gemeinsam mit dem Opponenten des damaligen Streites, Papst Kornelius – Rom und Karthago, in christlicher Liebe vereint.

xv Bei dem schon mehrfach erwähnten hl. Thomas dient ein Spruch eines Heiligen deshalb immer nur als hinführendes Argument – als eine Art “Einleitung”, wird für die Begründung von Aussagen selber nicht herangezogen.

xvi Apologia Kap. 2

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