Evangelisierung Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/evangelisierung/ Abendland & Alte Messe Thu, 21 Feb 2019 15:28:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Evangelisierung Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/evangelisierung/ 32 32 Europas katholische Jugendliche fühlen sich oft wie die „letzten Mohikaner“ https://www.thecathwalk.de/2017/03/31/europas-katholische-jugendliche-fuehlen-sich-oft-wie-die-letzten-mohikaner/?pk_campaign=feed&pk_kwd=europas-katholische-jugendliche-fuehlen-sich-oft-wie-die-letzten-mohikaner https://www.thecathwalk.de/2017/03/31/europas-katholische-jugendliche-fuehlen-sich-oft-wie-die-letzten-mohikaner/?pk_campaign=feed&pk_kwd=europas-katholische-jugendliche-fuehlen-sich-oft-wie-die-letzten-mohikaner#respond Fri, 31 Mar 2017 08:31:12 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=10796 Schonungslose Analyse und konkrete Lösungsvorschläge vom Luxemburger Erzbischof Hollerich im CNA-Interview BARCELONA, (CNA Deutsch).- Die Zukunft junger Katholiken in Europa? Die liegt im Aufbau einer Gemeinschaft, denn dann fühlt man sich nicht wie „der letzte Mohikaner“. Das betont der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, im Interview mit CNA-Vatikanist Andrea Gagliarducci. Hollerich ist Mitglied des Rates der […]

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Schonungslose Analyse und konkrete Lösungsvorschläge vom Luxemburger Erzbischof Hollerich im CNA-Interview

Was sind die größten Herausforderungen für die Evangelisierung der Jugend in Europa?

ERZBISCHOF HOLLERICH: Die Herausforderung besteht darin, von der Jugend zu lernen. Wir können das Evangelium nur verkünden, wenn die Menschen sich akzeptiert und geliebt fühlen. Wenn wir uns auf reine Werbung beschränken, dann kann das nicht funktionieren. Wir sind aufgerufen, uns nach den sehr jungen Menschen zu richten, selbst wenn wir nicht der gleichen Meinung sind. Wir müssen jeden Tag Jugend leben.

Was ist heute die größte Gefahr für junge Katholiken?

Säkularisierung, Verweltlichung ist sicherlich die größte Gefahr. Eine ganze Generation weiß nicht, wie man betet, wie man sich zu Gott verhält, auf ihn bezieht. Alle meinen, sie müssen moralisch perfekt leben, und haben vergessen, dass Christen Sünder sind. Wir sind aufgerufen zu zeigen, dass wir Sünder sind die zur Heiligkeit streben, nicht schon perfekt sind. Wir müssen zeigen, dass wir Jünger Christi sind.

Sie haben über praktische Jugendarbeit gesprochen. Aber diese Erfahrung ist verknüpft mit Katechese, Glaubensbildung?

Katechese hat mir Erfahrung zu tun. Katechese bedeutet, das Evangelium zu erkennen. Es ist auch der Gedanke an Petrus, der weiß, dass er dreimal gelogen hat, aber dem Gott vergeben hatt.

Es scheint aber doch so, dass der Glaube in den letzten vierzig Jahren in Europa kollabiert ist. Wo ist dieses Versagen zu verorten?

Manchmal frage ich mich, ob Religion früher stärker war. Ich sehe Menschen in die heilige Messe kommen, oft ältere, und ich frage mich, wie sie glauben. Viele tun es nicht. Wenn Sie eine Umfrage unter praktizierenden Christen machen würden, etwa zur Frage, wie viele von ihnen an die Auferstehung glauben, würden die Antworten überraschen. Erstens hat die Messe die Gesellschaft vereint. Natürlich ist die Situation von Pfarrei zu Pfarrei unterschiedlich, von Land zu Land. Aber wir müssen immer noch evangelisiert werden.

Aber junge Menschen wollen starke Botschaften, oder wollen sei einfach nur akzeptiert werden?

Sie suchen starke Botschaften. Das weiß ich aus persönlicher Erfahrung. Wir waren in einem Dorf im Dschungel, um mit unseren eigenen Händen eine Kirche zu bauen, gemeinsame mit den Ortsansässigen. Es war ein intensives Programm, mit Messe und täglichem Gebet. Die Menschen waren glücklich. Am Anfang der Reise hat sich noch ein junger Mann beschwert: „Jeden Tag Messe? Nicht einmal die Woche?“. Der gleiche junge Mann kam am Ende des Aufenthaltes zu mir und sagte: „Ich werde diese tägliche Messe vermissen“.

Was wird dann für junge Menschen gebraucht?

Es ist wichtig, dass es junge Menschen gibt, die über den Glauben sprechen. Man muss Gemeinschaften aufbauen. Junge Katholiken fühlen sich oft wie die letzten Mohikaner. Es ist sehr schwierig für eine junge Person, vor all ihren Freunden zu ihrem Glauben zu stehen. Dafür müssen wir Gemeinschaften junger Menschen schaffen, die ihren Glauben gemeinsam leben.

Sie waren lange in Asien. Was können junge asiatische Katholiken von europäischen lernen? Und was können Europäer von asiatischen Katholiken lernen?

Europas Jugend kann der Jugend Asiens eine Art Gewissensfreiheit und bürgerliche Verantwortung vermitteln. Asiaten dagegen können ihr Gemeinschaftsleben vermitteln. Als ich in Japan war, und mit jungen Menschen zum Abendessen ging, erlebte ich, dass keiner nur ein einzelnes Gericht bestellte: sie bestellten das Essen zum Teilen. Asiaten sind gemeinschaftsorientiert.

Was ist bedeutet Jugendarbeit in Europa?

Wir müssen junge Menschen ganz maßgeblich ansprechen. Die Gefahr ist, dass das Christentum in Europa stirbt, oder zu einer unwichtigen Sekte wird.

Sie glauben, dass das Christentum in Europa stirbt?

Ich glaube gar nicht, dass es vollkommen ausstirbt, aber dass es immer bedeutungsloser wird. Wir brauchen Jugend, die Frische der Jugend.

Wie groß ist das Problem eines Mangels einer echten Kultur?

Ich sehe täglich einen Mangel katholischer Bildung. Da gibt es Zeitungen, die sich katholisch nennen, es aber nicht sind, weil die Journalisten nicht katholisch sind. Die Bischöfe sind aufgerufen, diesen verminderten intellektuellen Part zu spielen, und die Kultur zu verstehen, in der sie leben. Was junge Menschen betrifft, gibt es viele Jugendkulturen. Wir sind aufgerufen, diese zu untersuchen. Wir müssen Christus in jeder Kultur verkünden.

Was soll die Kirche also tun?

Wir müssen zurück zur Realität, denn Gott ist in der Realität. Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht am Ideal orientieren, nach oben blicken. Das Ideal ist in der Realität. Das muss der Bezugspunkt sein: Wir wollen heilig werden, wir sind keine Heiligen.

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Evangelisieren durch Schönheit https://www.thecathwalk.de/2017/01/08/evangelisieren-durch-schoenheit/?pk_campaign=feed&pk_kwd=evangelisieren-durch-schoenheit https://www.thecathwalk.de/2017/01/08/evangelisieren-durch-schoenheit/?pk_campaign=feed&pk_kwd=evangelisieren-durch-schoenheit#respond Sun, 08 Jan 2017 09:00:23 +0000 http://thecathwalk.de/?p=9505 Wer Schönheit erfährt, wird von ihr fasziniert. Sie zieht an, lässt stauen und erheitert. Das zeigt sich schon im sinnlichen Bereich, wenn Männer sich in Frauen verlieben, weil sie sie schön finden. Schönheit hat etwas Lebensbejahendes, etwas Schöpferisches. Echte Schönheit weist über sie selbst auf etwas Göttliches hinaus, daher ist sie auch ein Mittel zur […]

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Wer Schönheit erfährt, wird von ihr fasziniert. Sie zieht an, lässt stauen und erheitert. Das zeigt sich schon im sinnlichen Bereich, wenn Männer sich in Frauen verlieben, weil sie sie schön finden. Schönheit hat etwas Lebensbejahendes, etwas Schöpferisches. Echte Schönheit weist über sie selbst auf etwas Göttliches hinaus, daher ist sie auch ein Mittel zur Evangelisation.

Das Hohelied der Liebe Salomos zeigt die ganze Kraft der Schönheit, die hier in der Erotik missionarisch wirkt. Weil er seine Freundin schön findet, umgarnt er sie und macht ihr den Hof. Menschen suchen Schönheit und fühlen sich, wenn sie diese wahrnehmen, wohl. Sie strahlt etwas aus, das gute Gefühle auslöst. Im erotischen Bereich der Schönheit steht das Lebendige und Schöpferische im Mittelpunkt. Die wahrgenommene Schönheit treibt dazu an zu werben, zu loben, zu dichten und zu lieben.

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Im erotischen Bereich der Schönheit steht das Lebendige und Schöpferische im Mittelpunkt. Die wahrgenommene Schönheit treibt dazu an zu werben, zu loben, zu dichten und zu lieben. – Diana nach dem Bade, 1742 (François Boucher)

Schönheit als Ästhetik

Neben der erotischen Schönheit kann man auch allgemeiner von Ästhetik sprechen, wenn es um Architektur, Natur oder Kunst geht. Dabei wird sehr deutlich, ob und wie ein Bezug zum Göttlichen gewollt ist. In der Architektur galt lange Zeit, dass sie auch ein Mittel und Zeichen ist, das auf eine andere Größe hinweist. Entweder sollte sie die Herrlichkeit Gottes, wie in Kirchen oder die eines Reiches, wie im Säkularen, widerspiegeln. Daher mussten die Bauten schön sein, um dies entsprechend darzustellen. Diese Sicht ist heute meist einem Pragmatismus gewichen. Gebäude sollen vor allem nützlich sein, ihre Schönheit ist weniger von Belang. Dies klammert jedoch die transzendente Ausrichtung des Menschen aus und lässt ihn in emotional kälter werden.

Wird Schönheit in der Natur wahrgenommen, sehen viele darin einen Verweis auf einen guten Schöpfer. Insofern kann die Natur zu einem Gottglauben missionieren, wenngleich der notwendige Bereich der Offenbarung damit noch nicht mitgeteilt wird.

Mit der Kunst verhält es sich ähnlich wie mit der Architektur. Wie sie ist, ist eine Frage ihrer Ausrichtung und Idee. Nach der Romantik folgten auch hier eher pragmatischere Stilrichtungen, die weniger verklärend und eher darstellend sein wollten. Die Alltagsempirie rückte in den Vordergrund. Naturalismus wurde hier neben anderen Stilrichtungen immer wichtiger. Dabei wurde oft bewust jeder Bezug zum Göttlichen als illusionär gebrandmarkt und ausgeklammert. Dem steht zum Beispiel radikal die Kunst in den vatikanischen Museen entgegen, die gerade durch ihre Schönheit die Wirklichkeit und Wahrheit Gottes verkündigen will.

Schönheit in der Verkündigung

In der Bibel wird die Schönheit Gottes verkündet. Eine wörtliche Übersetzung von Pslam 104,1 macht dies deutlich: „Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt“. So macht die Offenbarung klar, dass Schönheit ein Mittel zum Evangelisieren ist, da sie ja letztlich auf Gott selber verweist und auf ihn zurückgeht. Was schönt ist, preist damit in irgendeiner Weise auch Gott. Schönheit in der Verkündigung bedeutet, dass Schönheit zum Lob und zur Ehre Gottes dienen soll, ihn bekannt machen soll. Wenn man den Glauben als schön darstellt, hat man damit eine sinnliche Wirklichkeit im Menschen angesprochen, die keine Worte braucht, sondern einfach wirken kann. Schönheit macht froh, Schönheit zieht an. Wir sollten sie daher auch in den Glauben hineinlassen.

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Schönheit statt Angst und Mittelmaß: Die katholische Kirche braucht dringend Künstler https://www.thecathwalk.de/2016/11/17/schoenheit-statt-angst-und-mittelmass-die-katholische-kirche-braucht-dringend-kuenstler/?pk_campaign=feed&pk_kwd=schoenheit-statt-angst-und-mittelmass-die-katholische-kirche-braucht-dringend-kuenstler https://www.thecathwalk.de/2016/11/17/schoenheit-statt-angst-und-mittelmass-die-katholische-kirche-braucht-dringend-kuenstler/?pk_campaign=feed&pk_kwd=schoenheit-statt-angst-und-mittelmass-die-katholische-kirche-braucht-dringend-kuenstler#respond Thu, 17 Nov 2016 07:30:11 +0000 http://thecathwalk.de/?p=7518 Von Mary Rezas, NEW YORK , (CNA Deutsch). „Der Mensch kann ohne Wissenschaften leben, ebenso ohne Brot, aber ohne Schönheit könnte er nicht länger leben,  denn auf der Welt gäbe es nichts mehr zu tun. Darin liegt das ganze Geheimnis, darin liegt die gesamte Geschichte.“ So schrieb der russische Autor Fjodor Dostojewski in „Dämonen“, einem […]

Der Beitrag Schönheit statt Angst und Mittelmaß: Die katholische Kirche braucht dringend Künstler erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von The Cathwalk verfasst.

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So schrieb der russische Autor Fjodor Dostojewski in „Dämonen“, einem seiner vier großen Romane. Der russisch-orthodoxe Romancier stimmte einem polnischen römisch-katholischen Papst zu, der ein Jahrhundert später über die Notwendigkeit der katholischen Kirche nach Schönheit und Künstlern, die diese Schönheit erschaffen könnten, schrieb.

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„Die Schönheit ist ein Schlüssel zum Mysterium und ein Ruf nach Transzendenz. Sie ist eine Einladung, unser Leben zu genießen und von unserer Zukunft zu träumen. Deswegen kann die Schönheit der geschaffenen Dinge nie vollständig zufriedenstellen. Sie rüttelt an der versteckten Sehnsucht nach Gott…“, schrieb Papst Johannes Paul II. 1999 in seinem Brief an die Künstler.

Als begabter Schauspieler und Dichter war er selbst Künstler, und daher sah Papst Johannes Paul II. Die Notwendigkeit, an die Künstler einen Aufruf zu richten, im Besonderen dahingehend, dass sie ihre Talente im Dienste des Evangeliums und der Errettung der Welt einsetzen. Er verlangte eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Welt der Kunst und der Kirche, die einst eine der größten Brutstätten für die großartigsten Künstler der Welt wie Michelangelo war, der so beständige Kunstwerke wie die Sixtinische Kapelle und die Pietà schuf.

„Mit diesem Brief wende ich mich an euch, Künstler der Welt, um euch meiner Wertschätzung zu versichern und um euch zu helfen, eine konstruktivere Partnerschaft zwischen der Kunst und der Kirche zu festigen. Ich spreche eine Einladung zur Wiederentdeckung der Tiefe der spirituellen und der religiösen Dimension aus, die für die Kunst in ihren edelsten Formen in jedem Zeitalter typisch war“, schrieb Johannes Paul II.

Es ist kein Geheimnis, dass im jetzigen Zeitalter relativ wenige Michelangelos existieren, in der einige moderne Kirchen eher Raumschiffen ähneln als Gotteshäusern, das Design vieler Pfarrbriefe in den 1980er Jahren stehen geblieben scheint, und einige Kirchenchöre aus zwei Menschen bestehen, die niemals eine Musikstunde genossen.

Jedoch scheint sich eine langsame aber sichere Hinwendung zur Wiederentdeckung der Notwendigkeit der Kunst und der Schönheit in der katholischen Kirche abzuzeichnen. Hier werden unterschiedliche Gruppen vorgestellt, die daran arbeiten, den Aufruf Papst Johannes Pauls II. an die Künstler umzusetzen.

Wie Christus und Künstler zusammengebracht werden

Emily Martínez liebt die Kunst. Besonders das Theater.

Sie studierte während ihrer Studienjahre an der Universität von Nebraska-Lincoln in den Vereinigten Staaten von Amerika Schauspiel, und sie verliebte ich auch in Jesus, dank einiger Missionare, denen sie durch die Studentenbewegung Fellowship of Catholic University Students (FOCUS) begegnete.

Aber während sie Jesus und das Schauspiel liebte, sehnte sie sich danach, dass diese beiden Teile ihres Lebens sich stärker überschneiden. Die Studentenbewegung FOCUS pflegte Kontakte zu griechischen Studenten und Studentensportlern – warum nicht zu Künstlern?

Martínez wollte das ändern. Zusammen mit einem FOCUS Missionar, der Graphisches Design studiert hatte, gründete CREATE – Catholics Redefining Everyday Art Through Excellence (Katholiken, welche die alltägliche Kunst durch Vortrefflichkeit neu definieren). Jeden Monat lud die Gruppe verschiedene Vortragende aus der gesamten Bandbreite der Kunst ein – dem Tanz, der Musik, dem Film, der Dichtkunst, dem Theater – die jedes Mal vor einem Publikum von 30 bis 50 Studenten redeten oder etwas darboten, und erklärten, wie sie ihr Handwerk zur Verherrlichung Gottes benutzten.

„Es machte in meinen Augen Sinn, dass wir Menschen erreichten, die Künstler sind, denn sie werden ihr ganzes Leben lang Sachen erschaffen, die eine Menge Menschen beeinflussen werden“, sagte sie. „Und was wäre, wenn Christus im Zentrum diese Schaffens stehen würde? Was wäre, wenn die Schönheit, die sie erschaffen, uns irgendwie auf Gott zurückverwiese?“

Gegen Ende ihres Abschlussjahres hatten sich Martínezs Pläne eines Wegzugs und auf eine Schauspielschule zu gehen geändert. Stattdessen verspürte sie, dass sie der Herr rufe, damit sie Missionarin für die Studentenmissionsbewegung FOCUS werde. Bestimmt würde sie an eine Schule ohne gutes Kunstprogramm geschickt werden, aber Martínez bereitete sich mental darauf vor, ihre Leidenschaft für Kunst zeitweise  beiseite zu legen.

Bis sie ihren Lehrauftrag an der Universität von New York erhielt, einer der besten Hochschulen für Kunst in den Vereinigten Staaten von Amerika.

„Es war ein Geschenk, und ich arbeitete mit so vielen Künstlern zusammen, weil sich die Hochschule in New York City befindet“, sagte sie. „Also tauchte ich irgendwie einfach hinein und begann, so viele Künstler wie möglich zu treffen.“

Sie lud Kunststundenten (typischerweise Studienanfänger, die ohnehin eine Wohnung suchten) zu ihren Bibelstudien ein, die irgendwie eher wie eine christuszentrierte Kunststunde waren. Sie diskutierten über Gemälde mit religiösen Themen, religiöse Theaterstücke und geistliche Musik.

Sie lasen Johannes Pauls II. Brief an die Künstler, der „sie einfach umwarf“, denn sie wussten, dass es einen Papst gab, der Künstler ermutigte, ihre Kunst nach besten Kräften zu erschaffen, sagte sie.

Am Ende des Jahres ließ Martínez ihre Bibelstudien verfilmen. Jeder Teilnehmer schuf Stücke, die mit ihrem Medium der Kunst zu tun hat (Schauspiel, Tanz, Mode). Der Film basierte auf dem Gleichnis über die Samaritanerin am Brunnen und erzählt, wie die Künstler Christus fanden, vielleicht zu einer Zeit, in der sie etwas anderes suchten.

Die Aufführung sei ein Volltreffer gewesen, so Martínez. Die Mädchen luden ihre Freunde, von denen viele nicht katholisch waren, zur Aufführung ein. Sie erzählten, wie sie Christus fanden, und das auf eine Art und Weise, die authentisch und schön war.

„Es war klasse, dass sie zeigen konnten, was ihre Kunst außerhalb des Bibelstudiums war“, sagte Martínez. „Man kann dies alle Zeit tun, man kann Gott bei seiner Kunst um Beistand bitten.“

Im folgenden Jahr, berichtete Martínez, habe sie das Bibelstudium mit den jungen Frauen etwas vertiefen können, weil sie ihre gemeinsame Leidenschaft für die Kunst bereits gefestigt hatten. Nun arbeitet sie daran, eine Anleitung zum Bibelstudium zu schreiben, die alle FOCUS-Mitglieder benutzen können. Sie basiert darauf, was sie bei ihrem Studium an der Universität von New York tat.

„Ich machte das einfach, ich wusste nicht, ob ich es durfte“, sagte Martínez über ihr Bibelstudium mit den Künstlern. „Und bald wird eine Anleitung zum Bibelstudium  für alle Künstler von FOCUS herausgegeben werden.“

Katholische Kreative: Gläubige Künstler kommen zusammen

Wie Martínez, so waren auch die Brüder  Marcellino und Anthony D’Ambrosio katholische Künstler um die Jahrtausendwende, die sich nach größeren Überschneidungen zwischen der Kirche und guter Kunst sehnten.

Beide arbeiteten früher in der Jugend- und Musikpastoral und wurden später Experten für digitales Marketing und Designer. Sie trafen sich oft mit einem weiteren kreativen Freund, Edmund Mitchell, um die Sachlage bzgl. Kunst und Kirche zu beklagen.

„Wir redeten schließlich darüber, wie schlecht katholische Datingportale sind oder wie schlecht katholisches Design oder Medien sind“, erzählte Anthony der US-amerikanischen katholischen Nachrichtenagentur CNA. „Wir kamen drei Mal zusammen, und so waren wir wie nun, was wäre, wenn mehr Menschen zusammenkämen und wir etwas Produktives zu machen versuchten?“

Die Männer begannen, Kontakte zu anderen katholischen Kunstschaffenden und Mitarbeitern in der Jugendpastoral, die sie kannten, zu knüpfen, und sie beschlossen, sich zum ersten Mal in Dallas im US-Bundesstaat Texas zu treffen.

Das erste Thema, das in Angriff genommen wurde? Das schreckliche Layout der Gemeindeblätter.

„Die Einladung lautete: Kommt, bring ein Sechserpack Bier und ein hässliches Gemeindeblatt mit, und wir erledigen das“, sagte Marcellino.

„Und es war verrückt. Die Menschen kamen von überall her, sie kamen aus den Bundesstaaten Kansas, Neumexiko, Arizona, Menschen schickten uns Gemeindeblätter aus Minnesota zu… es war wie das erste Mal, dass jemand sich fühlte wie: ,Ach du meine Güte, ja, bei diesem Thema würde ich gern mitreden‘.“

Nach jenem ersten Treffen wurde die Gruppe Catholic Creatives (Katholische Kreative) ins Leben gerufen. Es entstand eine Zusammenarbeit katholischer Künstler mit kreativen Profis aus den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, die Gruppe unterhält nun eine Homepage, einen Podcast, und in ihrer Facebook-Gruppe sind annähernd 1000 Mitglieder registriert. Sie plädieren in ihren jeweiligen Gebieten für eine bessere Kunst in der katholischen Kirche.

Eine der größten Hürden für großartige Kunst in der heutigen Kirche, so Anthony und Marcellino, sei die defensive Haltung, welche die Kirche in der heutigen Zeit eingenommen habe.

„Im vergangenen Jahrhundert legte die Kirche besonders stark Wert auf die Wahrheit über die Güte und die Schönheit. Die orthodoxe katholische apologetische Bewegung, die während der letzten ca. 50 Jahre so groß war, sagt, man müsse die Lehre der Kirche verteidigen. Und deshalb werden Konferenzen und Events zur Verteidigung der kirchlichen Lehre, über die Katechese von Kindern und die Vermittlung der Wahrheit an sie. Sie sagt, man müsse sicher stellen, dass die Menschen die Messe verstehen. Wenn sie sie nur verstünden, kämen sie zahlreicher und würden sich stärker um sie kümmern“, sagte Marcellino.

„Aber wenn die Messe in einem wirklich beschissenen Gebäude gefeiert wird, der Chor falsch singt, die Gemeindeblätter wirklich hässlich sind und der Priester gelangweilt und langweilig ist, macht es nichts, ob alles verstanden wird. Die Menschen, die sie verstehen, werden nicht mehr kommen! Denn sie ist nicht das, was sie sein soll“, fügte Anthony hinzu.

Die Schönheit, so Anthony, sei ein einfacher Weg, um das Herz der Menschen für das Evangelium zu beeinflussen. Sie sei Teil des Grundes, warum Christus Mensch geworden sei, fügte er hinzu – die Menschen müssten der Wahrheit und der Schönheit in einer Person begegnen, um sie nicht nur intellektuell zu verstehen.

„Es ist wirklich schwierig, mit einem Sonnenuntergang zu streiten“, sagte Anthony. „Die Schönheit beeinflusst die Menschen auf eine Art und Weise, die kurz diesen ganzen Verteidigungsmechanismus umkreist.“

Das ziel dieser Gruppe ist „den Wandel zu ermöglichen“, fügte Anthony hinzu. Nicht einen Wandel bei der Lehre oder der Orthodoxie der Kirche, sondern „dass die katholische Kunst in den Mittelpunkt der Gespräche auf der Welt zurückkehrt. Nicht nur der Kirche aber der Welt. Wir müssen die Welt dazu bringen, Christi Antlitz mittels guter Kunst, Medien und Evangelisierung wiederzuerkennen.“

Die Verschönerung von Kirchen: die Arbeit eines Projektberaters für liturgische Fragen

Nicht nur die Gemeindeblätter und andere Nebenprodukte der Evangelisierung bedürfen der Hilfe. Die neueste Kirchengeschichte brachte einige genauso missratene Kirchengebäude und Entwürfe hervor.

Aber Patrick Murrays Arbeit als Projektberater bei Granda Liturgical Arts besteht darin, die Schönheit in die Kirchen zurückzubringen. Seine Arbeit reicht von Projekten wie dem Finden neuer Heiligenstatuen bis hin zum weitreichenden Umbau einer Kirche für neue Kirchenfenster und Renovierungen des Innenraums. Hierbei arbeitet Murray mit Kirchen zusammen, um passende Häuser für Gott zu schaffen.

„Bei großen Projekten ist meine Arbeit das Bereitstellen einiger Anfangsgedanken, die auf meinem Wissen über liturgische Normen und meine Kenntnisse der Geschichte und der Architektur basieren“, sagte er.

„Manchmal möchten sie wirklich zu traditionellen Stilen zurückkehren, die sehr stark auf traditionellen Kirchenelementen basieren, und daher helfen wir ihnen, einen Weg zu finden, wie diese auf Gebäude aus den 1960-er Jahren angewandt werden können“, sagte er.

Als Liebhaber der 1000 Jahre alten Kirchengeschichte und der Kunstgeschichte sagte Murray, in der Welt der Kirchenarchitektur habe es eine langsame aber deutliche Tendenz hin zum Neoklassizismus gegeben, die eine Rückbesinnung auf die klassischeren und traditionellen formen des Designs und der Architektur wie der griechischen, der Gotik und der Romanik ist.

„Es bedarf keines Professors für Kunstgeschichte, um in eine hässliche Kirche in einem Vorort zu gehen und zu sagen, dieser Ort fühle sich wie das Wartezimmer eines Kurbades oder so ähnlich“, sagte Murray.

„Und ich glaube, dies ist leider eine ziemlich oft gemachte Erfahrung. Man kann sagen, wann etwas hässlich ist und nicht zu einer heiligen Andacht passt und wann schon, und mehr als ein besonderer Stil oder eine besondere Bewegung, scheint es mir, dass wir langsam aber deutlich beginnen, den Sinn dafür zurückzugewinnen, was passt, und ich hoffe, dass es weiter geht, denn ich in an Bord.“

Murrays persönlicher Lieblingsstil ist die Neoromanik, ein Stil, den mehrere Kirchen sehr schön übernommen hätten, sagte er.

Er liebt auch starke, lebendige Farben in einer Kirche, weil „wenn die Kirche wie der Himmel aussehen soll, bin ich mir ziemlich sicher, dass der Himmel nicht beige ist.“

Der Stellenwert der Schönheit bei der Außen- und er Innenansicht einer Kirche ist etwas, das in Murray in einem frühen Alter eingepflanzt wurde. Bald nach dem Abschluss der High School war er getauft katholisch, der einen lauwarmen Glauben hatte, als er mit seiner Familie nach Chicago zog. Er interessierte sich immer für Kunstgeschichte, und daher hatte Murray Ehrfurcht vor der Schönheit und der Architektur seiner neuen Pfarrkirche.

„Die ganze Kirche ist auf Christus erbaut, aber sie ist wunderschön, und damals merkte ich als ein junger katholischer Mensch zum ersten Mal, dass all dies sowie alle Basiliken in Rom und die Kathedralen in Paris und alles andere mir gehören. Sie sind mein Geburtsrecht als getaufter Katholik, genauso wie für  Papst Johannes Paul II. oder den Heiligen Petrus“, sagte er.

„Also wuchs in mir nicht nur das Interesse an diesem Thema und bekam ich nicht nur eine Arbeitsstelle im Bereich der Sakralen Kunst, aber dies bewahrte mich auch vor einem Leben einer lauwarmen (Apathie) gegenüber dem Katholizismus“, sagte er. „Dadurch erwuchs in mir das Interesse an meinem Glauben und daran, wie Sakrale Kunst Menschen zu Christus führen kann. Ich glaube so stark daran, dass Sakrale Kunst unser Herz und unsere Seele erheben kann, sondern uns auch mit den Traditionen verbindet, welche die Kirche seit so langer zeit bewahrt hat.“

Wie die Kirche Künstler unterstützen kann

Wegen der Macht der Kunst, die Seelen und die herzen der Menschen zu Gott zu erheben, sollte gute Kunst etwas sein, wofür die Kirche bereit ist, Opfer zu bringen, sagte Murray.

„Wir tun dies für Gott, wir bauen diese schönen Kirchen und schnitzen dieses schönen Statuen für Gott. Wenn das ein würdiges Ziel ist, verlangt es unsererseits Opfer, und wir sollten dieses Opfer bringen – das heutzutage normalerweise in finanzielles ist – um diese Künstler, die diese großartige Arbeit verrichten und an der Schaffenskraft Gottes Teil nehmen, zu unterstützen.“

Anthony betonte auch, dass“Künstler eine Familie ernähren können müssen. Gute Kunst wird nicht von Menschen geschaffen, die sie an Wochenenden als Teilzeitbeschäftigung schaffen, wenn sie dazu kommen.“

„Gute Kunst, hervorragende Kunst, so wie in der Sixtinischen Kapelle, die von Menschen kommt, die ihr Leben ihrem Handwerk widmen“, sagte er.

Marcellino fügte hinzu, die Kirche müsse aufhören, aus der Angst heraus zu arbeiten, und sie müsse die Evangelisierung durch gute Kunst aggressiver angehen.

„Bischöfe und Priester müssen aufhören, ängstlich zu wirken, sie müssen aufhören, die Entscheidungen der Seelsorge in die Hände von Rechtsanwälten und Versicherungsgesellschaften zu legen“, sagte er. „Denn wenn Sicherheit überbewertet und über gute Ausdrucksformen und über Innovation gestellt wird,  hemmt sie die Künstler an der Fähigkeit, ihre Sache zu machen.“

Anthony betonte auch, die Künstler dürften in der Kirche nicht entmutigt werden. Sie müssten sich weiterhin an den höchsten aller Standards halten.

„Geben Sie sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden“, sagte er. „Es gibt so niedrige Standards für Kunst in der christlichen Welt, dass man es sich leisten kann, mittelmäßig zu sein.“

„Die Welt braucht Vorzüglichkeit, um die 90 Prozent der Menschen zu erreichen, die glauben, der Katholizismus sie völlig archaisch und bedeutungslos, dies sind die Menschen, die Sie mit Ihrer Kunst erreichen sollen.“

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Der Jargon der Betroffenheit – Raus aus der politisch korrekten Sprachlosigkeit https://www.thecathwalk.de/2016/07/10/der-jargon-der-betroffenheit-raus-aus-der-politisch-korrekten-sprachlosigkeit/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-jargon-der-betroffenheit-raus-aus-der-politisch-korrekten-sprachlosigkeit https://www.thecathwalk.de/2016/07/10/der-jargon-der-betroffenheit-raus-aus-der-politisch-korrekten-sprachlosigkeit/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-jargon-der-betroffenheit-raus-aus-der-politisch-korrekten-sprachlosigkeit#comments Sun, 10 Jul 2016 10:00:07 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6531  Ein Kommentar von Monsignore Florian Kolfhaus ROM, (CNA Deutsch).- Kein Naturschutzverein, keine politische Partei, keine Bürgerinitiative und keine soziale Aktionsgruppe in Deutschland hat auch nur annähernd ähnliche Chancen, ihre Botschaften zu verbreiten, wie die Kirche. Fast jedes katholische Kind besucht von der ersten bis zur letzten Klasse einen zweistündigen Religionsunterricht. Noch immer hören eta 10 Prozent […]

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Bildquelle: https://charismatismus.files.wordpress.com

Fast jedes katholische Kind besucht von der ersten bis zur letzten Klasse einen zweistündigen Religionsunterricht. Noch immer hören eta 10 Prozent der Katholiken jeden Sonntag eine vielleicht zehnminütige Predigt und am Samstag Abend gibt es – fast eine Tradition wie „Dinner For One“ an Silvester – das „Wort zum Sonntag“, das Millionen von Zuschauern sehen. Und doch scheint es, dass kaum eine gesellschaftliche Gruppe so erfolglos ist wie die Kirche. Immer weniger Menschen kennen die Bedeutung christlicher Feste und, was noch schlimmer ist, immer mehr Leuten fehlt die Begeisterung für das, was eigentlich die eine frohe Botschaft sein sollte.

Fragen nach dem Zölibat, der ehelichen Treue, der sexuellen Enthaltsamkeit und des Priestertums, das allein den Männern vorbehalten ist, sind meist nur vorgeschobene „Stammtischthemen“, um nicht deutlich sagen zu müssen, dass die Kirche und ihre Verkündigung schlichtweg langweilig geworden sind. Über die genannten Themen wird ja in den wenigsten Gottesdiensten gepredigt. Sie „überleben“ in Talkshows, Boulevardblättern und Initiativgruppen verbitterter und mittlerweile alt gewordener Damen und Herren, die einen „heldenhaften“ Kampf gegen Windmühlen führen. Don Quichotte, der „Ritter von der traurigen Gestalt“, hat es als literarische Gestalt zu Weltruhm gebracht. „Wir sind Kirche“, „Aufruf zum Ungehorsam“ und all die anderen sind seit wenigstens drei Jahren fast völlig in Vergessenheit geraten. Die 80er Jahre, in denen Frauen mit lila Stola noch Schlagzeilen machten, sind vorbei.

Mut zum Profil, Entscheidung für die Kante

Die Verkündigung der Kirche aber scheint genau in dieser Zeit stecken geblieben zu sein. Es geht um Frieden und Harmonie, innere Freiheit und mutig gezeigte Zärtlichkeit, Gemeinschaft im Mahl und „mal so, mal so“ neue Liturgieformen, die die Einheit stärken sollen. Aber das alles kommt nicht an! Ein Pfarrer meiner Heimat lädt an den beiden Zählsonntagen, die in der Diözese abgehalten werden, stets eine stadtbekannte Jazzband ein, damit sich dann das Gotteshaus füllt.

Die Zahlen stimmen – aber schon eine Woche später bleiben die Gläubigen aus, weil die Predigt zu langweilig ist, und sie nicht wissen, was die hl. Messe ist, deren eigentlicher Wert nicht von der Wortgewalt des Priesters abhängt. Wir predigen davon, stets das Gemeinsame zu suchen und zu benennen, weil die Einheit der Christen, der Religionen, der Völker das höchste Ziel sei, aber dabei vergessen wir, dass eben diese Einheit die natürliche Frucht der Wahrheit ist, die eine Gruppe bekennt. Selbst wenn man „wahr“ und „falsch“ vermeiden möchte, um ja nicht zu urteilen, so geht es doch um eine eindeutige Meinung.

Es geht um Kante und Profil, es geht um das „Salz in der Suppe“ – nicht um zuckersüßen Griesbrei, den vielleicht Kinder mögen, aber Erwachsene nur in ganz geringen Maßen genießen können. Die politischen Parteien würden nicht immer und immer wieder betonen, dass sie mehr gemeinsam haben als sie trennt, obwohl das stimmt. Sie alle stehen auf dem Fundament des Grundgesetzes und bekennen sich zu den Werten des Rechstaates. Politisch interessant sind sie aber nur dann, wenn sie sich profilieren und dabei manchmal auch provozieren.

Eine gesunde Demokratie hat den Streit der Parteien und Politiker dringend nötig. Um es ganz provokant auszudrücken: Ein „politischer Ökumenismus“, der die Spaltung aller Parteien überwinden möchte, wäre eine demokratische Katastrophe! Der Bürger muss Optionen haben, zwischen denen er wählen kann. Wer heute eine Sonntagspredigt hört, kann oft nur schwer nein sagen. Wer ist denn gegen Liebe, Vergebung, Freiheit, Barmherzigkeit, ein Lächeln für Außenseiter und ein gutes Wort für Alleingelassene? Subtil beraubt die moderne Verkündigung ihre Zuhörer der Entscheidungsfreiheit.

Mut zur Provokation

Erik Flügge, ein junger Kommunikationsexperte, hat unlängst ein provokantes Buch vorgelegt, in dem er hart mit der kirchlichen Predigt ins Gericht geht: „Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“. Der Untertitel provoziert – nicht zuletzt wegen des beinahe vulgären Ausdrucks, der so vielen von uns unpassend erscheint, wenn wir seriös und ernsthaft von Kirche sprechen wollen. Aber mit dieser Sprache – „Dem Volk auf’s Maul geschaut“, wie Martin Luther sagte – hatte zum Beispiel zuerst die Reformation, dann die Gegenreformation Erfolg. Es geht nicht darum, andere zu beleidigen, wohl aber herauszufordern und ihnen damit eine wirkliche freie Entscheidung zu ermöglichen, die Konsequenzen hat.

„Honig im Kopf“ heißt ein wunderbarer Film mit Dieter Hallervorden, der einen demenzkranken Mann spielt. Bernhard von Clairveaux, ein gewaltiger Prediger, der hunderte Berufungen durch sein Wort geweckt hat, ist der Doctor mellifluus, der honigfließende Doktor. Aber nicht, weil er verklebte Gehirnwindungen hatte, sondern weil seine Verkündigung geschmeckt hat. Wer davon gekostet hatte, wollte immer mehr und wurde – politisch ist das heute völlig inkorrekt – immer radikaler in seiner Entscheidung für Christus, von dem er nicht genug bekommen konnte. Hier wird das Wort Melanchtons, das Flügge immer wieder zitiert, wahr: Wer Christus hat, hat alles und kann alles.“

Wer entlarvt den „nackten Kaiser“?

Nochmals zum homiletischen und liturgischen Griesbrei in unseren Kirchen. Zu Recht fragt Flügge: „Muss es nicht einen Unterschied machen, ob ich in der Kirche oder Kita bin?“ Wir alle scheinen mittlerweile ein bisschen Honig im Kopf zu haben, denn wir merken nicht mehr, dass die Plakate der Erstkommunionkinder in unseren Kirchen einfach nur bunt und nett sind (und das meist nur für die Familien der Jungen und Mädchen), aber gar keine Botschaft mehr präsentieren. Wir halten uns an den Händen, lächeln uns an, singen „Kleines Senfkorn Hoffnung“, tragen Steine zum Altar, um unsere Last „abzugeben“ und knüpfen Friedensnetze. Die Kirche ist zum spielenden Kleinkind am Baggersee geworden. Die Kirche hat – wie der Kaiser im Märchen – keine neuen, schönen Kleider mehr an, sondern ist nackt. Und keiner sagt’s. Wie sehr warte ich bei manchen Gottesdiensten, Firmrunden, Bibelkreisen und Gesprächsgruppen, die sich um eine bunt gestaltete Mitte treffen, auf das Kind, das endlich ausruft: „So ein Schmarrn!“. Schluss mit Griesbrei in der Kirche!

Jesus ins Zentrum statt „gestalteter Mitte“

Erik Flügges Buch spricht mir auf vielen Seiten aus der Seele, und immer wieder kann ich mir Schmunzeln oder gar Lachen nicht verkneifen, wenn er zum Beispiel den Wortgottesdienst einer Pastoralreferentin beschreibt, deren einziges Ziel es ist, bei ihrem Publikum „Betroffenheit“ hervorzurufen – vage Gefühle in Herz und Buch, die „irgendetwas mit mir passieren lassen“. Da steht sie vorne. „Sie trägt seltsame Gewänder. Zu viele Farben sind in diesem Outfit kombiniert. Sie nennt es „authentisch“, ich nenne es oh je. Aus einem kleinen CD-Player tönt Nora Jone’s Musik.“ Symbole und Bibelworte, Zitate aus dem „Kleinen Prinzen“ und Gesten des „Sich Öffnens“… Ganz zu Recht kommentiert Flügge: „Ich werde von gestandenen Theologinnen und Theologen, Priestern und Pfarrerinnen und Pfarrern in der katholischen und der evangelischen Kirche aufgefordert, Kraftsteine aneinander zu schlagen, Kraftplätze zu erspüren, barfuß Spuren im Sand zu hinterlassen,  Licht zu teilen, Zettelchen zu beschreiben oder einer Klangschale zu lauschen. Damit man es nicht Esoterik nennen muss, wird irgendwie – und sei es mit Gewalt – eine Bibelstelle passend zur Methode umgebogen.“

Warum machen so viele kirchliche Mitarbeiter das? „Je stärker ich mich Symbolen bediene, desto weniger bin ich gezwungen, mich selbst zu positionieren.“ Die bekannte Gretchenfrage in Goethe’s Faust müsste all diesen „Pastoralexperten“ gelten: „Wie hälst Du’s mit der Religion?“ – „Wie hälst Du es mit Jesus, seiner wirklichen Auferstehung, seiner wahren Gegenwart, seiner Macht, die nicht nur inneres Empfinden, sondern Kraft und Wahrheit ist?“ Alles bleibt Griesbrei: „Keine Ecken, keine Kanten, schlicht Einheitsbrei, der keinem weht tut.“

Der Beitrag Der Jargon der Betroffenheit – Raus aus der politisch korrekten Sprachlosigkeit erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von The Cathwalk verfasst.

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