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Man mag dies verneinen – wenn das Internet nur aus „sozialen Netzwerken“ besteht

Es ist immer wieder und seit einigen Monaten häufiger zu lesen. Ich werde hier jetzt keine Linksammlung anheften, denn jeder wird es – insbesondere aus dem Munde der analogen, einstmals führenden Quantitätsmedien – vernommen haben: die Verrohung des Diskurses, insbesondere des gesellschaftlich-politischen, sei auch dem Siegeszug des Internets zu verdanken. Der Wegfall von Klarnamen, der Schutz der Identität, „Shitstorms“ und was da alles an Argumenten fällt.

Ich möchte dieser Deutung widersprechen.

Im Gegensatz zu den vielen selbsternannten Experten und auch Medienschaffenden, die erst über Twitter und Facebook in die Weiten des Internets vorstießen, bin ich schon ein paar Jährchen länger in dieser Parallelwelt mit all ihren Abgründen und all ihren Möglichkeiten unterwegs. Ansatzweise seit 1999, verstärkt und richtig vernetzt ab 2003. Und das noch zu 56k-Modem-Zeiten. In die Genüsse von DSL kam ich erst 2006.

Mein Eindruck ist vielmehr, dass diejenigen, die bereits vor dem Web 2.0 unterwegs waren, dazumal eine eher kleine, aber gut organisierte Avantgarde darstellten. Der Meinungsaustausch fand vornehmlich per Email, Chat oder Diskussionsforen statt. YouTube erschien als interessantes Kuriosum, dessen Auswüchse man nicht absehen konnte. Jeder brauchte plötzlich so ca. ab 2005 ein Blog. WhatsApp gab es nicht, das Instant Messenger Programm hieß ICQ, Trillian oder AOL-Telegramm (AIM).

Und dennoch existierten einige sehr spezifische Unterschiede. Gefühlt änderte sich die Netzkultur radikal etwa ab 2007/2008 durch das Aufkommen der klassischen sozialen Netzwerke – allen voran Facebook, in Deutschland zuvor aber StudiVZ.

Zuerst muss man begreifen, dass – wenn man nicht gerade im größten Abschaum unterwegs war – die Diskussionsforen spezifische Themen hatten. Die ansässigen Mitglieder waren meistens „Experten“ auf ihrem Gebiet, ob es nun um Bücher, Spiele, Filme, Rollenspiele oder anderes ging. Es gab natürlich auch politische Foren, aber dort war das Publikum kaum repräsentativ, da sich im Internet eben nicht der Bevölkerungsdurchschnitt tummelte, sondern meist eher etwas spezielle Personalien. Im Guten wie im Schlechten.

Es ist dabei bemerkenswert, dass auch dazumal ein oftmals sehr direkter, ehrlicher Austausch stattfand – Respektlosigkeiten waren schon damals Teil der Internetkultur. Nur, sie verhielt sich anders. „Trollen“ zeichnete sich durch ein gewisses Maß an Intelligenz aus. Um Leute wirklich zu verärgern, brauchte es eben mehr als einen Verweis mit vielen Ausrufezeichen und irgendeinem blöden Youtube-Video. Insbesondere seriöse Diskussionen waren dafür anfällig. Das aber machte nicht selten auch den Reiz aus.

Obwohl der Ton politisch unkorrekt, manchmal auch hart an der Ehrverletzung sein konnte – es existierte ein Grundrespekt vor den Personen. Das hatte eine bestimmte Bewandtnis: in Foren schreibt man lange, viel und über einen längeren Zeitraum mit denselben Leuten. Foren funktionieren wie Schulhöfe: man prügelt sich, aber über lange Sicht muss man einander aushalten, weil man jahrelang zusammenhängt. Es sei dabei natürlich auch angemerkt, dass schon damals der Männeranteil erstickend hoch war, weit höher noch als heute. Insofern galten auch „männliche“ Regeln: wir schlagen uns, aber Ehrverletzung, das geht nicht.

Was ich damit meine: trotz allem waren die Leute fähig, in verständlichen Worten zu schreiben. Sätze beinhalteten mehr als zehn Worte. Auf Rechtschreibung und Grammatik wurde Wert gelegt. Das Schriftbild war lesbar. Man pöbelte nicht, sondern legte auf Spitzen, auf Subtilität, oder zumindest Kreativität wert, wenn man sich schon mit jemanden anlegte. Und vor allem: wer eine niveauvolle Tirade schreibt, der kommt auch um Argumente nicht herum, weil letztendlich Argumente auch die umstehende Forengemeinschaft eher überzeugen. Der Vorteil der Forenkultur bestand daraus, dass die Gemeinschaft groß genug war, um eine bedeutende Anzahl von Leuten zusammenzubekommen, aber immer noch klein genug, damit jeder jeden kannte, und trotz der Namensanonymität keine Unbekanntheit zwischen den Mitgliedern herrschte. Paradoxerweise entstanden dadurch Gruppengefühle, trotz möglicher Animositäten.

Um wirklich ausfallend und beleidigend zu werden, braucht es aber Anarchie, bzw. das überbewertete Individuum, das sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Foren bildeten Gegengewichte, weil die etablierte Gemeinschaft sich über solche Narzissten lustig machte. Es gab also auch ein Regulativ gegen „Pöbler“, und zwar kein administratives-moderatives, sondern ein soziales.

Noch etwas zur Form. Lange Texte waren normal. Man schrieb briefähnliche Emails. Man textete in Foren lange Beschreibungen. Youtube steckte in den Kinderschuhen, selbst Wikipedia war mit Commons noch im Aufbau, die meisten Bilder waren einfach nicht hochgeladen. Weil man einen Sketch von Monty Python nicht verlinken konnte, musste man ihn beschreiben. Ohne Googlebooks konnte man nicht zu Büchern verlinken, sondern musste sie zusammenfassen. Wenn jemand ein Konzept nicht verstand, musste man es erklären, statt auf Wikipedia zu verlinken. So simpel ist die Wahrheit.

Kurz: Das Internet war eine Schreibmaschine. Was ich nicht schreiben, bzw. beschreiben kann, ist zuerst einmal nicht existent. Das Internet nötigte einem mehr Hirnschmalz ab als heute, wo wir auf alles gemütlich verlinken können. Und man nahm sich Zeit; man antwortete Leuten ausführlich, man versuchte auf lange Texte gleichermaßen lang zu antworten. Es existierten Foren oder Forenbereiche, in denen Einzeiler verboten waren. Wie im realen Leben war die Neigung größer, auf den Gegenüber einzugehen.

Heute dagegen dominiert ein Nachrichtendienst das Netzwerk, bei dem man alles in 140 Zeichen zusammenfassen soll. Und das bei einem Service, der für die kompakt-angelsächsische, und nicht die verschachtelt-germanische Sprache ausgelegt wurde. Zu viel schreiben ist out. Je weniger, desto besser.

Insofern ist weniger das Internet als solches, als vielmehr die Entwicklung ab 2007 (für Europa) als Zäsur anzusehen. Denn es geschah eine „Facebookisierung“ des Internets.

Dabei spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Zuerst einmal war Facebook nun eine gewaltige Sammelstelle für alle möglichen Themen. Weil auch Unternehmen das erkannten, verlagerte bald jeder seinen Diskussionsschwerpunkt auf Facebook, weil „alle auf Facebook“ waren. Der Teufelskreis ging damit erst richtig los: die traditionelle Forenkultur starb aus, weil immer weniger Leute dort und stattdessen bei Facebook waren; schließlich hatte man alles und jeden auf Facebook. Spiele wurden jetzt nicht in einem Spieleforum besprochen, sondern in einer Spielesektion auf Facebook. Der Umbau eines regionalistischen Internets zugunsten eines zentralistischen nahm seinen Lauf, bei dem die reine Masse eine Rolle spielte.

In der Masse geht aber nahezu immer die Qualität unter. Der gewaltige Zuzug von „Neuländern“, die aus dem Alltagsleben ins Internet kamen, ließen oftmals den Duktus fehlen, den man gewöhnt war. Früher konnte man an Stil und Fehlern erkennen, dass man einen Jugendlichen vor sich hatte. Nunmehr traten selbst 30- oder 40jährigen auf, welche von Zeichensetzungsregeln ebenso wenig hielten wie von anständiger Orthographie. Und wenn die Sache erst einmal ins Rollen kommt – ist sie kaum aufzuhalten. In der Masse spielt nicht mehr das Argument oder die Intelligenz per se eine Rolle, sondern das Auffallen um jeden Preis. Laut, schrill, bündig, emotional. Das ist nicht nur beim Internet ein Phänomen, das sich nun zu einem Massennetzwerk wandelte. Und es ist doch kein Wunder, dass der größte Kommentarmorast sich auf Facebook, Twitter und Youtube erstreckt.

Wie gesagt: das ist nicht dem Internet als Solchem, sondern der Masse anzulasten. Es entbehrt nicht der Ironie, dass in dieser Zeit zum ersten Mal immer wieder der Begriff der „Schwarmintelligenz“ auftauchte, die freilich davon ausginge, eine Masse von Menschen sei klüger als ein einzelner. Historiker, die sich nur etwas mit ihrem Fach auskennen, wissen, dass es eigentlich nichts Gefährlicheres als die Masse gibt, eben weil sie unkontrollierbar ist; und wenn, dann nur durch eine starke Hand und mit einfachen, verständlichen Worten formbar. Intellektueller Tiefgang: den kann man dagegen vergessen.

Bleiben wir einen Moment bei den langen Texten. Man muss kein Sprachphilosoph sein, um zu verstehen, dass das Schreiben von essaylangen Diskursen das Schreib- und Denkvermögen schult, und dass es eine wechselseitige Beziehung mit dem gibt, was ich denke, und dem, was ich schreibe. Orwell hat das ausführlich in 1984 beschrieben. Die Sprache ist die Grenze unserer Welt. Wer viel liest und viel schreibt, der hat prinzipiell einen weiteren geistigen Horizont, einfach, weil er seinen Kopf schult wie ein anderer seine Muskeln. Es geht leichter von der Hand, 2.000 Worte täglich zu schreiben, wenn man dies seit Jahren tut. Jemand, der außerhalb der allernötigsten Anforderungen nie schreibt und nur selten liest, wird damit logischerweise größere Schwierigkeiten haben und es bei kleineren, einfacheren Botschaften bleiben lassen.

Demnach habe ich auch eine ziemlich voreingenommene Meinung dazu, wenn Leute auf 140 Zeichen getrimmt werden sollen. Italo hat es auf den Punkt gebracht.Wir amputieren unser geistiges Vermögen. Bei ICQ habe ich niveauvollere und eloquentere Dispute in den Jahren 2003-2007 gehalten als sie mancher Facebook „Habe Hunger. Was soll ich essen?“-Kommentator jemals erleben wird. Statt Diskussionen beherrschen Smileys, Links und Einzeiler mit ungesund vielen Ausrufezeichen oder mannigfaltigen Pünktchen das Schriftbild, ergänzt um belanglose Links zu noch belangloseren Tönen oder Videos. Das Smartphone bringt ein weiteres Unglück dazu: auf einem Smartphone gibt sich nämlich kaum jemand die Mühe, mal nachzudenken und einen stichhaltigen Text zu verfassen; stattdessen glauben viele, der Internetschriftverkehr sei eine Art bebilderte SMS.

Für mich war das Internet auch immer ein Glück, weil man Zeit hatte, sich seine Antwort genau zurechtzulegen und zu überdenken. Man ist allein durch die Tastatur dazu gezwungen. Andere dagegen sehen diese Barriere nicht, und tippen das einfach ein, was sie auch sagen würden. Man sehe sich nur einmal die Tweets und Facebook-Einträge von Persönlichkeiten wie Klaus Kleber, Til Schweiger und Co. an, deren Beiträge oft auf Grundschulniveau daherkommen. Da werden Worte nicht einmal mit Punkt abgekürzt, manchmal steht dort nur ein einzelner Buchstabe. Aber Hauptsache: ich kann mich der Welt mitteilen!

Und da kommen wir zum nächsten Problem der Unhöflichkeit. Höflichkeit entsteht primär aus dem Umgang mit anderen Personen. Diskussionsforen hatten ihren Namen, weil es zumindest meistens um die Sache, das Thema ging, also eben: die Diskussion. Facebook und Twitter funktionieren jedoch per se anders: sie sind Plattformen des Individuums, einsame Inseln im Meer der Masse, wo jeder Schiffbrüchige um Aufmerksamkeit schreit. Es existiert nicht „das“ vorgegebene Thema. Das Thema ist man selbst. Wer aber sich selbst gewissermaßen als der Grund ansieht, um auf diese Dienste zurückzugreifen, sieht die anderen natürlicherweise nur als Publikum, als graue Masse an, die das eigene Leben beklatschen soll. Diskurs setzt Respekt voraus, Austausch von Meinungen führen zwangsläufig dazu, dass ich mich mit meinem Diskussionsteilnehmer auseinandersetze; bei FB & Co. geht aber das Gespräch nur in eine Richtung. Es ist ein Treppenwitz der Internetgeschichte, dass diese Plattformen als Soziale Netzwerke bezeichnet werden, obwohl sie in ihrer klassischen Sender-Empfänger-Funktion eher den Namen a-soziale Netzwerke verdient hätten.

Wenn der Narzisst die Welt nur um sich selbst kreisen sieht, ist es doch völlig logisch, dass er die Welt für belanglos, ja, sogar von sich selbst abhängig sieht. Menschen sind schwach, verführbar, eitel, und neigen dazu, sich abheben und selbstdarstellen zu müssen. Das ist bei vielen veranlagt. Und die fehlende Gruppe, die der totalen Individualität weicht, die schiere Größe und Weite dieser Plattformen mit ihrer Grenzenlosigkeit verführen dazu, sich selbst auf seiner Insel als Nonplusultra anzusehen.

Der Vorwurf der Medien führt daher auch deswegen ins Leere, weil 90% dieser Journalisten gar kein Internet außerhalb dieser Netzwerke kennt. In den verbliebenen Foren, in Blogs, per Email und auch auf diesem Diarium hier habe ich mir zumindest einen kleinen Teil jener Welt von 2003 gerettet, wo man noch angenehm miteinander parlieren kann. Dass ich im allgegenwärtigen Du dieser Welt immer noch das Sie pflege, bis mir andere das Du angeboten haben, ist für mich eine Form von Höflichkeit und Respekt; und nicht zuletzt macht sie klar, dass ich mit FB & Co. so wenig wie möglich zu tun haben will, weil solche Dienste korrumpieren können. Daneben existiert noch eine Vielzahl anderer Seiten, wo sich ich in den Leserkommentaren immer wieder Restspuren eines solchen Gefühls wiederfinden lassen.

Nur, weil die Quantitätspresse sich auf dem Sklavenmarkt in der miesesten Ecke der Hafenstadt Facebook herumtreibt, heißt das ja nicht, dass dies das Problem der restlichen Netzgemeinde ist, die weiterhin in ihren Refugien lebt.

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Gott 2.0 – Warum es höchste Zeit ist im Netz zu evangelisieren https://www.thecathwalk.de/2016/07/29/gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren/?pk_campaign=feed&pk_kwd=gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren https://www.thecathwalk.de/2016/07/29/gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren/?pk_campaign=feed&pk_kwd=gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren#comments Fri, 29 Jul 2016 08:00:07 +0000 http://thecathwalk.de/?p=7114 Zoon katholikon – die Kolumne von Klemens Stenzel Jesus kam nur bis Eboli? Lag wohl daran, dass 2016 die katholische Kirche Großteils offline ist, statt katholikós – allumfassend – dort seine gottgewollte Präsenz zu zeigen! Das Internet, kein Ersatz für die reale Welt, aber ihr verlängerter Arm, die gelebte Globalisierung. Die Welt ist kleiner, schneller, begreifbarer […]

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Zoon katholikon – die Kolumne von Klemens Stenzel

Jesus kam nur bis Eboli? Lag wohl daran, dass 2016 die katholische Kirche Großteils offline ist, statt katholikós – allumfassend – dort seine gottgewollte Präsenz zu zeigen!

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Franziskus macht’s vor: Best Pontifex digitalis ever!

Das Internet, kein Ersatz für die reale Welt, aber ihr verlängerter Arm, die gelebte Globalisierung. Die Welt ist kleiner, schneller, begreifbarer geworden, die Menschen sind digital. Warum nicht auch Rom? „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinen Namen, da bin ich mitten unter ihnen“, Matthäus 18:20, also ab mit uns ins Netz!

Seit über 20 Jahren nutzen wir das Netz, seit 20 Jahren liegt unsere missionarische Arbeit dort de facto brach. Mormonen, Evangelikale und Muslime wissen um die Macht des Internets, dessen Kraft um Worte, Bilder und Mission.

Wir Katholiken im deutschsprachigen Raum dagegen kommen dagegen online Großteils mit einer Dynamik und Begeisterung daher, die jede Kreisbehörde in Demut und Bescheidenheit verfallen ließe. Sicherlich gibt es lobenswerte Ausnahmen, wie die neugelaunchte Seite des Bistums Augsburg [Credo-online.de] oder die zahlreichen katholischen Blogs. Ein Tropfen jedoch auf dem heißen Stein.

Das muss und wird sich ändern, ansonsten verlieren wir den Anschluss an den Menschen, versagen darin, Gottes Mission zu erfüllen und dort zu sein, wo wir den Fragen und Suchen des 21. Jahrhunderts begegnen. Wenn die Menschen nicht mehr in Kirche gehen, bringen wir halt die Kirche zu ihnen!

Der Bedarf ist da, der Aufwand gering, unsere Lehre grandios, nur unser Willen und unser Auftritt dilettantisch. Wie Pharisäer wollen wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen und stützen uns auf die naive Hoffnung, dass die Gesellschaft von selbst zu uns käme. Töricht, anmaßend und nicht katholisch. Absolut nicht katholisch!

Fangen wir mit einem einfachen Beispiel an: wir brauchen eine katholische App.

Gibt es schon, werden Sie rufen. Ja, sage ich, gibt es. Und es interessiert niemanden. Absolut niemanden. Warum? Weil sie lieb- und vor allem nutzlos ist. Lieblos und nicht ansprechend für jene die suchen, und nutzlos für jene die brauchen.

Beispiel Stadtpfarre Gmunden am Traunsee in Österreich: eine wunderbare Gemeinde, jung, lebendig, konservativ und der Pfarrer ein wahres Geschenk Gottes. Nur ist es weder für Durchreisende noch Anwohner schnell, übersichtlich und nutzerfreundlich möglich, z.B. online die Beichtmöglichkeiten zu erfahren oder die kirchlichen Termine schnell in den digitalen Kalender zu übertragen.

Und dann auch noch die Tatsache, dass jede Gemeinde, jede Diözese, etc… auf andere Formate und Medien setzt: Facebook, Website, Twitter… die babylonische Sprachverwirrung lässt als digitale Heteromanie grüßen.

Was wäre sinnvoll? Web 2.0, Facebook sei unser Vorbild!

Stellen Sie sich eine App vor, einfaches, ansprechendes Design, leicht bedienbar. Sie finden sofort jede Gemeinde weltweit, mit Namen des oder der Geistlichen, der Möglichkeit alle Termine einzusehen, einzuspeichern, an diese erinnert zu werden, vielleicht auch eine Information über den Tag selbst, die passenden Gebete und Kirchenlieder, seine Heiligen.

Dies wäre leicht zu organisieren, Nutzer könnten wie bei Facebook gegen Anmeldung helfen die Daten zu pflegen, jede Gemeinde wäre schnell überall einseh- und abrufbar, wir würden zusammenrücken, allumfassend, katholisch sein!

Und was die Informationsebene angeht, so ist dies noch viel einfacher. Sie beteiligen sich als Leser z.B. gerade daran, indem Sie sich hier meinen Erguss zumuten. Kommentieren Sie mich, loben Sie mich, verreisen Sie mich, teilen Sie mich. Fangen Sie selbst an zu schreiben, machen Sie sich Gedanken. Seien Sie aktiv, seien Sie kreativ, seien Sie online!

Bischof Fulton Sheen war zum Beispiel DER katholische Pionier in den „New Media“. Er hatte als erster eine Radiosendung und erreichte in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts knapp vier Millionen Menschen. Später unterhielt er zur Prime-Time eine eigene Fernsehsendung, welche von über 30 Millionen Menschen verfolgt wurde. Und auch damals gab es schon technikfeindliche Katholiken, die meinten, ein Priester (bzw. Bischof) gehöre nicht ins Radioprogramm oder auf die Fernsehbildschirme. Zum Glück hat sich der „Apostle of the New Media“ nicht auf die Technikfeinde gehört und unbeirrt für Christus missioniert.

Und er hat erfolgreiche Nachahmer, wie den Weihbischof von L.A. Bischof Robert Barron, den Passauer Bischof Stefan Oster, Father George Elsbett (LC), Dr. Johannes Hartl und weitere. Diese sind Avantgardisten, transportieren klar und deutlich die korrekte Lehre, haben erkannt das nicht der Inhalt, sondern die Kommunikation das Problem ist und der Erfolg gibt ihnen Recht. Und unser Heiliger Vater Franziskus steht diesen in nichts nach, seine neue App (Docat) erreicht die Menschen, ihre Herzen, ihren Glauben. Weltweit, sofort, direkt: katholikós!

Worauf warten Sie also noch? Seien Sie katholisch! Wann gehen Sie online für unsere Botschaft?

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https://www.thecathwalk.de/2016/07/29/gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren/?pk_campaign=feed&pk_kwd=gott-2-0-warum-es-hoechste-zeit-ist-im-netz-zu-evangelisieren/feed/ 1
Die falsche Mission: Warum „Hurra-Katholizismus“ gefährlich ist https://www.thecathwalk.de/2016/07/18/die-falsche-mission/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-falsche-mission https://www.thecathwalk.de/2016/07/18/die-falsche-mission/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-falsche-mission#comments Mon, 18 Jul 2016 04:34:27 +0000 http://thecathwalk.de/?p=5727 Kirchen verlieren immer mehr Anhänger, Atheismus und Säkularismus wachsen und so sucht man nach neuen Wegen, um vor allem junge Menschen wieder zu begeistern. In den USA hat diese Umbruchsphase dazu geführt, dass gewisse Kreise mit zwei Dingen die Neuevangelisierung voranbringen wollen. 1.: Klare Identität als „100% katholisch“, „romtreu“ usw. 2.: Methoden der modernen Film- […]

Der Beitrag Die falsche Mission: Warum „Hurra-Katholizismus“ gefährlich ist erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Kirchen verlieren immer mehr Anhänger, Atheismus und Säkularismus wachsen und so sucht man nach neuen Wegen, um vor allem junge Menschen wieder zu begeistern. In den USA hat diese Umbruchsphase dazu geführt, dass gewisse Kreise mit zwei Dingen die Neuevangelisierung voranbringen wollen.

1.: Klare Identität als „100% katholisch“, „romtreu“ usw. 2.: Methoden der modernen Film- und Popindustrie einsetzen. Was sich eigentlich abstößt, soll sich vermischen: Tradition in der Moral und Moderne in der Methode. Diese Chimäre lebt vor allem in der „Frühphase“ des „Hurra-Katholismus“ recht erfolgreich. Aber wie alles was contra naturam ist, hat sie keinen Bestand.

Was den „Hurra-Katholizismus“ so gefährlich macht

Die Inszenierung kann – wegen ihrer Methoden – nur eines sein: Show. Und das ist das große Problem. Gefährlich wird diese Show, weil sie mit dem Anspruch auftritt, rechtgläubig zu sein und dadurch emotionalen Druck aufbauen kann. Wahrheit mit Gefühl zu verbinden birgt eine kaum zu überschätzende Gefahr. Die Inszenierung ist oberflächlich, über den Seelenzustand soll man aber in der Tiefe sprechen. Es kommt zusammen, was nicht zusammen gehört. Wahr kann etwas nur sein, wenn es vernünftig ist und mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Das Gefühl kann hier genauso täuschen wie helfen. Es ist wie der Apostel Paulus sagt: „Der Glaube kommt vom Hören“ – nicht vom Fühlen.

Weiterhin wird der Eindruck vermittelt, rechtgläubig hieße, sich mit Hollywood-Methoden lobpreisend durch die Welt zu schwingen, als sei man im Besitz ewiger Heiterkeiten. Das ist so gegen das klassische gesunde religiöse Empfinden, das es schwer ist, diese Phänomene überhaupt noch dort einzuordnen.

Der Glaube rückt zudem gefährlich nahe in den Bereich des Totalitären, wenn Zweifel und Widerspruch nicht erlaubt sind. Als „Praise-the-Lord-Anhänger“ kann man Menschen gefügig machen, indem man sie emotional beeinflusst. Das ist immer dann der Fall, wenn man fühlen soll, was Gott will – statt auf objektive Kriterien zu achten und diese mit dem eigenen Leben zu verbinden. Schaut man zu sehr auf seine Emotionen, geht auch der Sinn für die objektive Wirklichkeit verloren. Gefahren eines Doppellebens oder unauthentischer Glaubensausprägungen werden dann sogar – wenn auch ungewollt – befördert. Die anscheinend vollen Kirchen und Events werden mitunter herangezogen, um den Weg zu rechtfertigen. Wer Erfolg hat, muss sich nicht hinterfragen lassen.

Aber sind die Kirchen wirklich voll und wird wirklich das Evangelium bezeugt? Wenn man das Phänomen genauer ansieht, so stellt es sich doch sehr schnell als Kurzschlussphänomen heraus, das keine Zukunft und Dauer hat. Diese Art von Hollywood-Kirche funktioniert in den reichen und wohlhabenden Gegenden, in denen Glaube sich vor allem über Motivation verkündigen lässt und verblasst schnell. Man begibt sich methodisch auf die Ebene der Popkultur und kann letztlich nur Gefühle ansprechen, die wie die Jugend bald verschwindet.

Hier kann allein schon wegen der Methode kein tragender Glaube erzeugt werden. Im Gegenteil, es scheint vielmehr vor allem eine Vergötzung von Glücksgefühlen stattzufinden, von Schein, Show und Oberflächlichkeit. In der Bibel wird Gott jedoch bezeugt als jemand, der auch dann Gott des Heils ist, wenn der Anschein das Gegenteil nahelegt. Das Kreuz ist unser Weg zum Heil, nicht das Gefühl.

Biblische Geschichten erzählen, was echte Frömmigkeit ist. Hiob und der Beter in Psalm 88 scheinen von Gott verlassen zu sein. Alle Show und alles Glück sind abhanden gekommen. Dennoch bleibt die Glaubenshoffnung bestehen. So kann Hiob sagen: „Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen.“ (Hiob 19, 25 f.). Zu so einer Hoffnung kann aber eine Methode, die ganz auf das Ansprechen von Gefühlen setzt, nicht vordringen.

Es stellt sich weiterhin die Frage, ob diese Gefühlsstimulation nicht nahe an einer Spielart des Calvinismus ist, zumindest in der Art, dass man seinen Gnadenstand bei Gott durch emotionalen Erfolg erfühlen könne. Der Ich-Kult vernachlässigt weiterhin total den sozialen Bereich.

Der Hurra-Katholizismus scheitert vor dem echten Leben

Es ist kaum verwunderlich, dass kein echtes soziales Engagement, keine Pastoral in den Randgebieten der Gesellschaft, bei Armen, Obdachlosen und Ausgegrenzten stattfindet. Diese Art von Kirche ist nur sich selbst verpflichtet und weiß Lobpreis und Glaubens-Wellness finanziell zu vermarkten. Für echtes Leben ist kein Platz. Es soll ausgeschlossen bleiben. Denn wer in der vollen Gefühlswahrheit ist, will die Anfrage des Lebens nicht.

Aber die Anfrage ist einfach da. Was macht man damit? Was macht man, wenn das Leben anders ist, als es der Gefühls-Katholizismus darstellt? Was, wenn Beziehungen und Ehen auch bei solchen Katholiken scheitern? Was, wenn man arbeitslos wird? Was, wenn die Priester doch nicht so heilig sind, wie die Videos und Predigten es einem weismachen wollen? Was, wenn wir trotz allem doch Menschen mit Fehlern, Schwächen und Sünden bleiben, die sich nur zweifelnd und fragend, aber keineswegs sicher dem Glauben nähern können? Was, wenn das Leben viel bunter, viel facettenreicher ist, als das Schwarz-Weiß-Schema des ständigen Lobpreises und Gott-liebt-dich-Kitsches?

Echte Tradition statt Show und Schwärmerei

Nicht selten kommt es zu ernsten Glaubenskrisen, wenn nicht gar zu Skandalen, wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft. Nicht nur aus den USA gibt es genügend Beispiele. Was diese scheinbar so romtreuen Bewegungen, die allesamt moderne Phänomene sind, oft vereint, ist eine gewisse Traditionsvergessenheit. Zwar nennen sie sich konservativ und behaupten, sie seien in der Tradition. Aber in Wirklichkeit sind es moderne Effektshows, inszenierte Luftnummern. Nicht selten werden auch infantile Bibelauslegungen vorgenommen, die kein Fundament haben und nur davon abhalten erwachsen zu werden.

Thomas von Aquin, Augustinus, Bellarmin und Bonaventura kann man nicht einfach ignorieren und so tun als gebe es keine Kirchengeschichte und akademische Theologie. Die Apostel, Wüstenväter und Heiligen haben den Glauben gelebt und aufgeschrieben, ihr Erbe ist unsere Nahrung. Ohne Tradition laufen wir ins Nichts. Die Tradition ist das lebendige Feuer, das bis heute brennt. In ihr lebt der Geist von 2000 Jahren Christentum, nicht der Stumpfsinn von Gebetshäusern mit Lichteffekten. Statt Discos zu kopieren, sollte man lieber ins Original gehen. Macht auch mehr Spaß.

Die Tradition ernst zu nehmen, heißt, aus der Kirchen- und Glaubensgeschichte zu lernen, zu wachsen und zu reifen, nicht das Rad neu zu erfinden, wenn es schon da ist. Wer in der Tradition nach dem Glauben sucht, wird schnell merken, dass er wenig mit Show zu tun hat und viele Fehler gar nicht erst machen müssen. Glaube und Vernunft müssen zusammen gedacht werden. Denken erwünscht – statt blinder Schwärmerei. Das ist der Weg, der trägt und Früchte bringt.

Man soll sich nicht für dumm oder naiv verkaufen lassen, weder von Hollywood, noch vom Staat oder kirchlichen Bewegungen. Ehrlichkeit ist die beste Therapie gegen falschen Schein.

Glauben muss man immer wieder neu wagen, bis man merkt, dass Vertrauen tragen kann. Das stellt sich als viel nüchterner, mühsamer und langatmiger heraus, als es der „Hurra-Katholizismus“ verkauft. Aber es lohnt sich und das ist mehr wert als alle leeren Versprechen.

Der Beitrag Die falsche Mission: Warum „Hurra-Katholizismus“ gefährlich ist erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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