Moral Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/moral/ Abendland & Alte Messe Sat, 08 Oct 2022 16:16:58 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Moral Archive - cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/tag/moral/ 32 32 Der Sonne entgegen – Ein Kommentar zum Höhenflug des heiligen Albert des Großen https://www.thecathwalk.de/2018/11/15/der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen https://www.thecathwalk.de/2018/11/15/der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen#comments Thu, 15 Nov 2018 07:35:00 +0000 http://thecathwalk.de/?p=8704 Über das finstere Mittelalter und seine großen Geistesleuchten Von Monsignore Florian Kolfhaus / CNA Deutsch „Mittelalter“, „Aberglaube“ und „Katholische Kirche“ sind für nicht wenige Synonyme einer dunklen Zeit, in der die Menschen – bis endlich das Licht der Aufklärung sie befreien sollte – in Unwissen und Unmündigkeit lebten. Bis heute glauben viele ohne es zu […]

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Über das finstere Mittelalter und seine großen Geistesleuchten

Von Monsignore Florian Kolfhaus / CNA Deutsch

„Mittelalter“, „Aberglaube“ und „Katholische Kirche“ sind für nicht wenige Synonyme einer dunklen Zeit, in der die Menschen – bis endlich das Licht der Aufklärung sie befreien sollte – in Unwissen und Unmündigkeit lebten. Bis heute glauben viele ohne es zu wissen, dass damals nur wenig gewußt und daher fast alles geglaubt wurde.

Und immer noch halten die klugen Geister unserer Zeit die Kirche mit all ihren Dogmen und Moralvorstellungen für das letzte Relikt einer finsteren Zeit, die längst überwunden gilt. Dabei vergisst man, dass es gerade die Kirche war, die in ihren Klöstern Kultur und Wissenschaft vorangetrieben und die Würde des Menschen gegenüber Ausbeutung seitens staatlicher Willkür verteidigt hat.

Ohne die christlichen Wurzeln Europas wäre dieser Kontinent niemals zu seiner geistigen Höhe gelangt. Einer der großen Wegbereiter und keineswegs ein sinisterer Kirchenmann des Mittelalters ist der heilige Albertus Magnus (um 1200-1280) – Kirchenlehrer, Wissenschaftler und Bischof von Regensburg – dessen die Kirche heute gedenkt.

Fides et Ratio, Herz und Hirn

Albert der Große war eine der vielen Lichtgestalten der Geschichte. Sein große Gelehrsamkeit verschaffte ihm den Titel Doctor universalis. In ihm begegnen wir einem Mann, der in herausragender Weise zeigt, dass die menschliche Seele sich mit den „Flügeln der Vernunft und des Glaubens“ – dieses Bild gebraucht der Heilige Johannes Paul II in seiner Enzyklika „Fides et Ratio“ – zu Gott emporschwingen kann. Albert war ein großartiger Naturwissenschaftler, von dem man sagt, er habe das ganze damalige Wissen studiert und sei so der letzte wahrhafte Universalgelehrte gewesen. Er war, im Gegensatz mancher seiner Zeitgenossen, auch ein wirklich kritischer Geist, der zum Beispiel sehr deutlich die Möglichkeit leugnete, aus Blei Gold herzustellen, was manche Alchimisten immer wieder behaupteten. Albert war es, der bereits die Möglichkeit erwogen hatte, dass es westwärts des Ozeans eine große, von Menschen bewohnte Insel geben könne, das zwei Jahrhunderte später entdeckte Amerika…

An Gottes Dasein zu zweifeln, ist nicht vernunftwidrig – ja unsinnig!

Wer die Natur betrachtet – sei es mit dem Fernrohr, um die unendlichen Weiten des Alls zu durchmessen; sei es mit dem Mikroskop, um den Reichtum ihrer Vielfalt zu erkennen – stößt unweigerlich auf die Frage nach dem Ursprung all dessen, was uns umgibt. Wer diese Frage nicht verdrängt und krampfhaft ausklammert wird auch zu der Erkenntnis gelangen, dass diese Ursache all dessen, was ist, alles Geschaffene überragt – ja ganz anders sein muss: ewig, das heißt ohne Anfang und Ende, ohne Ursprung und Abhängigkeit.

Wenn ein aufrichtiger Wissenschaftler über den überbordenden Reichtum der Welt mit all ihren Pflanzen und Lebewesen ins Staunen kommt, dass es solche Vielfalt und Schönheit gibt, die sich nicht in Zahlen fassen lässt, so ahnt er unweigerlich von der Größe und Güte des Ursprungs aller Dinge. Die suchende Vernunft führt den Menschen über sich selbst hinaus und bringt ihn zur Erkenntnis, dass sich diese Welt nicht selbst verdankt, sondern von einem Schöpfer ins Dasein gerufen worden ist. Freilich vollzieht sich diese Suche nach dem Grund allen Seins nur in menschlicher Freiheit, die sich öffnet und offenhält für die Wahrheit.

Eben daher ist es dem Menschen möglich, die Frage nach Gott auch auszuklammern und das Staunen über die Schönheit eines Sonnenuntergangs mit der Ausschüttung irgendwelcher Hormone zu banalisieren. Und natürlich kann ein Mensch vor Gott davonlaufen, noch ehe er ihm begegnet ist, weil er unausgesprochen ahnt, dass seine Existenz nicht gleichgültig bleibt für den Sinn und das Ziel seines Lebens. Noch ehe also jemand überhaupt zum Glauben kommt, kann er sich Gott verschließen und seiner suchenden Vernunft Grenzen setzen, die sie in diese materielle Welt einsperren.

Atheisten sind, dank der Wissenschaft, längst ausgestorbene Dinosaurier

Atheisten – so die gewagte Behauptung – gibt es gar nicht mehr. Die Leugnung einer ewigen Ursache des Kosmos ist wissenschaftlich nicht zu beweisen, ja die Entstehung des Kosmos ist nur denkbar, wenn es ein sinnstiftendes Ewiges gibt. Kein Naturwissenschaftler kann sagen, warum es etwas gibt und nicht vielmehr nichts. Kein Philosoph kann die Wirklichkeit begründen nimmt er nicht an, dass alles göttlich sei oder alles, was ist, von dem einen Göttlichen kommt und getragen wird.

Die Leugnung Gottes ist wissenschaftlich (!) unsinnig, weswegen die meisten sich stolz Agnostiker nennen, um zu sagen, dass diese Frage nicht zu lösen sei. Was nicht sichtbar und messbar sei, zähle nicht und fände keine befriedigende Antwort. Doch! Aber anstatt „Gott“ zu sagen – das hätte ja erschreckende Konsequenzen – zucken die sonst so eifrig Forschenden mit den Achseln und hören auf wie kleine Kinder immer weiter „warum?“ zu fragen. Selbst die Kleinsten wissen, dass ein Gemälde nicht von selbst an der Wand hängt, sondern an einem „unsichtbaren“ Nagel, der es trägt. Die Welt schwebt nicht von allein im All, sonder wird von einer Macht gehalten, die wir Gott nennen. Eigentlich sonnenklar!

Wir wissen um Gottes Dasein, wir glauben an Seine Liebe

Die Vernunft sagt uns – wenn wir diese wunderbare Welt betrachten – dass es Gott gibt; der Glaube aber, jener zweite Flügel der menschlichen Seele, hilft uns zu erkennen, wer dieser Schöpfer ist. Albert der Grosse hat beide Dimensionen klar unterschieden, aber nicht getrennt und gegeneindar gesetzt. Jeder Mensch erkennt mit Gewissheit die Existenz Gottes, wie das Erste Vatikanische Konzil feierlich lehrt; aber nur der Glaubende, dank der Offenbarung Gottes, weiß wer und wie dieser Gott wirklich ist. Glaube und Offenbarung sind die zwei Seiten einer Medaille. Paulus sagt: Scio cui credidi – Ich weiß, wem ich geglaubt habe. Ich weiß, dass Gott Wirklichkeit ist. Und nicht nur eine geheimnisvolle Macht, sondern liebende Person, die zu mir spricht.

Würde sich Gott nicht aus freier Initiative offenbaren und sagen, wer er ist, so wäre Glaube nicht Zustimmung zur Wahrheit, sondern bloße Meinung, Spekulation, vielleicht sogar Wunschdenken und Projektion. Vielfach wird „glauben“ heute als Idee und persönliche Überzeugung verstanden. In Wahrheit meint es aber – wie das lateinische Wort dafür credere – cor dareandeutet – das Herz schenken. Und zwar jemanden. Ich glaube jemanden das, was er mir sagt. Ich glaube Gott das, was er mir offenbart, was mich die Kirche in seinem Namen lehrt. Ich verstehe manches vielleicht nicht, aber ich vertraue, dass Gott nicht lügt und die Kirche nicht irrt.

Dieses Vertrauen ist nicht einfach blind und stumpf, denn auch hier kommt uns wieder die Vernunft zu Hilfe, die zwar ein Dogma niemals beweisen, wohl aber erklären und verständlicher machen kann, ja alle Einwände dagegen zu widerlegen weiß. Alle Versuche, die Wahrheit von „einem Gott in drei Personen“, von der jungfräulichen Geburt Jesu, wahrer Gott und wahrer Mensch, der Existenz der Engel und der armen Seelen und aller anderen Dogmen, weiß der gläubige Verstand zu entkräften.

So bleibt das Dogma zwar immer sinnvoll, aber doch nie beweisbar. Der Verstand bereitet den Weg, aber der Glaube bekennt. Wir glauben – und daran erinnern uns der Hl. Albert und sein großer Schüler Thomas von Aqzin –  was die Vernunft übersteigt, nicht aber, was ihr widerspricht! Immer müssen wir beide Flügel gebrauchen – Glaube und Vernunft – um zu Gott emporzukommen. Der Glaube hat die Wissenschaft nicht zu fürchten, so wie die wahre Wissenschaft nicht besorgt sein muss, dass der Glaube sie ihrer Methodik und Sachlichkeit beraube.

Von Sinn und Unsinn der Liebe 

An uns ist es, den Flügelschlag zu üben, der im Zusammenspiel von Glaube und Vernunft, Hirn und Herz, Gnade und menschliches Tun uns immer näher zu Gott bringt.

Blindes Vertrauen und der klare Blick auf die Wirklichkeit sind für einen Christen kein Widerspruch. So blind und klar, so verrückt und logisch wie die Liebe ist auch der Glaube. Zwei Liebende kennen sich und deshalb wagen sie, einander zu vertrauen. Sie wissen um die Stärken und Schwächen des anderen und gleichzeitig, werfen sie sich ohne Absicherungen in die Arme des Geliebten. Würde sie nur dem Verstand folgen, so bleiben sie wohl ein Leben lang allein und einsam. Würden sie freilich nur blind dem Herzen – oder schlimmer noch den Hormonen folgen – so bliebe es bei kurzen romantischen Episoden, die immer wieder in Schmerz und Trauer enden.

Christen sind Gottliebende, die es wagen zu glauben – credere, cor dare – das Herz zu verschenken. Sie sind Staunende, die – wie Albert und Thomas und mit ihnen alle Lehrer der Kirche – immer mehr von Gott erkennen und gleichzeitig ahnen, dass er viel größer, schöner und mächtiger ist. Sie stehen nicht im Dunkel der Unvernunft, sondern im Licht, das nicht selten so stark ist, dass es die Vernunft, es nicht direkt betrachten kann, sondern an ihre Grenzen kommt. Glauben heißt nicht, in der Finsternis der Unwissenheit zu wandern, sondern im Leuchten zu gehen, dass manchmal so hell ist, dass es blenden kann.

Auf diesen Wegstücken ist es gut, sich von den Heiligen führen zu lassen, die vor uns der Sonne entgegen gegangen sind, ohne vom Weg abzukommen.

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Zugänge zum Glauben – oder: der kritische Blick in den Spiegel https://www.thecathwalk.de/2017/01/30/zugaenge-zum-glauben-oder-der-kritische-blick-in-den-spiegel/?pk_campaign=feed&pk_kwd=zugaenge-zum-glauben-oder-der-kritische-blick-in-den-spiegel https://www.thecathwalk.de/2017/01/30/zugaenge-zum-glauben-oder-der-kritische-blick-in-den-spiegel/?pk_campaign=feed&pk_kwd=zugaenge-zum-glauben-oder-der-kritische-blick-in-den-spiegel#comments Mon, 30 Jan 2017 12:31:22 +0000 http://thecathwalk.de/?p=9847 Die Kolumne von Georg Dietlein Jeder Mensch hat seinen individuellen Zugang zum Glauben. Jeder Mensch „glaubt“ anders, weil sich der Glaube nicht auf das Für-wahr-Halten von Dogmen beschränkt (fides quae), sondern letztlich in einer ganz persönlichen Beziehung zu Jesus Christus wurzelt (fides qua). Deshalb ist das Gottesbild, aber auch das Bild von Kirche und vom […]

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Die Kolumne von Georg Dietlein

15909489_10208080450305076_1440240424_nJeder Mensch hat seinen individuellen Zugang zum Glauben. Jeder Mensch „glaubt“ anders, weil sich der Glaube nicht auf das Für-wahr-Halten von Dogmen beschränkt (fides quae), sondern letztlich in einer ganz persönlichen Beziehung zu Jesus Christus wurzelt (fides qua). Deshalb ist das Gottesbild, aber auch das Bild von Kirche und vom Menschen bei jedem Christen unterschiedlich nuanciert und akzentuiert (worüber man nun so oder so denken mag). Diese unterschiedlichen Nuancierungen haben übrigens praktische Konsequenzen, welche wiederum einen Rückschluss auf unser Gottesbild erlauben.

Dazu zwei anschauliche Beispiele. Szenario 1: Gehen wir einmal davon aus, ich setze mich für eine Liberalisierung der katholischen Sexual- und Ehemoral ein. Das hohe Ideal, das die Kirche heute noch den Menschen predigt, das kann doch keiner mehr leben!? Dieses Engagement sagt viel über mein Gottes- und Menschenbild aus. Positiv gesagt: Ich betone sehr stark die Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes. Eigentlich will Gott unser Bestes (weshalb die Kirche ja gerade bestimmte Handlungsempfehlungen bereit hält). Aber die Güte Gottes geht dann sogar so weit, dass er das alles nicht so „ernst nimmt“ – und uns das alles ein bisschen „egal“ sein kann.

Negativ gewandt: Diese Haltung sagt auch etwas aus über mein Bild vom Menschen. Ich fordere eine Liberalisierung der Moral, weil ich dem Menschen dieses Ideal nicht mehr zu-traue oder zu-mute. Weil der Mensch so schwach ist (oder unser Glaube an die Güte und Allmacht Gottes so verdrängt), brauchen wir Abstriche – eben ein „Christentum light“. Zugleich sagt das ganz schön viel über unser Bild von Gott aus.

Ein zweites Beispiel: Ich setze mich für eine „Öffnung“ der Kirche ein. Das Ziel ist dabei, Kirche wieder „attraktiv“ zu machen und möglichst viel Sympathie für die Kirche zu wecken. Weil das offensichtlich nicht mit den „Kernkompetenzen“ von Kirche funktioniert (Gebet, Eucharistie, Sakramente), probiere ich es mit kleinen Aktionen und „Reförmchen“: Abschaffung des Zölibates, Öffnung der Weihe für Frauen, „arme Kirche“, Entfernung aller Kniebänke. Möglicherweise bleibt der gewünschte Erfolg für die Kirche aus – aber dann hat man es immerhin mal versucht.

Analyse: Ich will eigentlich nur das Best(gemeint)e für die Kirche. Ich will, dass das kirchliche Leben wieder so funktioniert wie im 19. Jahrhundert (eigentlich ein ziemlich verstaubtes Kirchenbild, oder?). Ich will möglichst viele Kirchenmitglieder und Kirchgänger (und das um jeden Preis). Ich möchte, dass die Kirche wieder zum Mittelpunkt in jedem Dorf und jeder Stadt wird – ein Ort, um sich auszutauschen und sich zu vernetzen. – Negativ gewandt: Mir sind die Inhalte eigentlich egal. Es geht bloß um Zahlen und ums Image. Es geht um Likes auf facebook und eine gute Publicity beim SPIEGEL. Das aber führt zu einem Gesichtsverlust vor dem Spiegel. Die Kirche wird zu einer bloßen NGO, bestenfalls zu einem Verein von #gutmenschen, vermutlich aber einfach zu einem Netzwerk oder einem netten Club. Ein leicht religiöser Anstrich trägt dabei zur Erleichterung des Gewissens bei (oder ist einfach très chic): strahlende Christbäume, ab und zu die Mystik einer weihraucherfüllten Kirche, das lateinische Hochamt als „Event“ und natürlich die kleine Opferkerze als postmoderner Glücksbringer. Ist doch cool – sagen die einen. Ist aber nicht mehr die Kirche Jesu Christi – sagen die anderen.

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Liebt einander! – Teil 1 https://www.thecathwalk.de/2016/11/08/liebt-einander/?pk_campaign=feed&pk_kwd=liebt-einander https://www.thecathwalk.de/2016/11/08/liebt-einander/?pk_campaign=feed&pk_kwd=liebt-einander#respond Tue, 08 Nov 2016 10:22:03 +0000 http://thecathwalk.de/?p=7753 Von Georg Dietlein Im vorangehenden Abschnitt (Die Zukunft hängt an der Liebe [1][2][3][4]) haben wir ganz generell unser Verhältnis zu unserer eigenen Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit betrachtet. Wir sind zu der Einsicht gelangt, dass Gott uns unsere Geschlechtlichkeit geschenkt hat, damit wir aus uns herauszutreten und anderen Zeichen unserer liebenden Hingabe schenken. Unsere Sexualität ist kein […]

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Von Georg Dietlein

Im vorangehenden Abschnitt (Die Zukunft hängt an der Liebe [1][2][3][4]) haben wir ganz generell unser Verhältnis zu unserer eigenen Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit betrachtet. Wir sind zu der Einsicht gelangt, dass Gott uns unsere Geschlechtlichkeit geschenkt hat, damit wir aus uns herauszutreten und anderen Zeichen unserer liebenden Hingabe schenken. Unsere Sexualität ist kein Relikt eines „Urmenschen“ in uns, das allein deshalb im Laufe der Evolution nicht abgestorben ist, damit die Menschheit nicht ausstirbt. Der Sinn unserer Sexualität ist weder allein unsere Fortpflanzung noch unsere Lustgewinnung. Wie wir im ersten Buch der Heiligen Schrift lesen, gehörte die Bipolarität von Mann und Frau bereits von Anfang an zum Schöpfungswerk Gottes dazu.

Bereits vor dem Sündenfall waren Adam und Eva geschlechtlich. Obwohl sie unsterblich waren, schenkte ihnen Gott die Fähigkeit, sich zu vermehren – nicht allein zur Selbsterhaltung der Menschheit, sondern vor allem als Ausdruck der Liebe. Geschlechtlichkeit und Sexualität sind von Anfang an als etwas sehr Positives konnotiert. Gott erschuf den Menschen als Mann und Frau – und er sah, dass es gut war. Die Zweiheit von Mann und Frau, ihre Abhängigkeit voneinander und ihre Erfüllung im miteinander und ineinander gehört zur göttlichen Schöpfungsordnung dazu. Mann und Frau sollen sich finden. Sie sollen sich aneinander verschenken. Ausdruck ihrer sich verschenkenden, verbindlichen und endgültigen Liebe ist schließlich die geschlechtliche Gemeinschaft von Mann und Frau.

Der Natur des Menschen ist nicht die Einsamkeit, sondern die Zweisamkeit eingeschrieben. Gott will nicht, dass der Mensch selbstbezogen oder egomanisch bleibt. Vielmehr will er das Miteinander, Zueinander und Aufeinander hin der Menschen sehen. So lesen wir im zweiten Schöpfungsbericht: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (Gen 2, 18). Gott will den Menschen nicht nur als Hüter seiner Schöpfung haben. Er will ihm auch Anteil an seinem eigenen Wesen schenken, das die Liebe ist. Der Mensch soll mehr sein als ein Tier. Er soll nicht nur essen, trinken und sich vermehren können. Das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist seine Fähigkeit zur Liebe.

Darum unterscheidet sich die Sexualität des Menschen auch fundamental von der Sexualität des Tieres. Tiere „schlafen“ nicht „miteinander“. Ihre geschlechtliche Gemeinschaft ist niemals Ausdruck von Freiheit oder sich verschenkender Liebe. Tiere können ihre Sexualität noch nicht einmal lenken, steuern oder abschalten. Als triebgesteuerte Wesen folgen sie ihrem natürlichen Paarungs-, Balz- oder Brunftverhalten. Sie haben feste Rhythmen, Zyklen und Formen der Begattung. Die Sexualität des Tieres dient allein der Arterhaltung und ist niemals Ausdruck freier und echter Liebe.

Anders ist es beim Menschen. Zwar gehört auch der Sexual- und Selbsterhaltungstrieb zur Natur des Menschen. Seine Sexualität kann er allerdings frei steuern. Er kann sich frei dafür und dagegen entscheiden. Der Sexualtrieb des Menschen beherrscht oder versklavt ihn also nicht. Und im Gegensatz zum Essen und Trinken kann der Mensch – zumindest als einzelner – auch ohne Sex überleben. Sex beruht also immer auf der freien Entscheidung zweier Personen füreinander. Ihr wohnt ein besonderes Element der Freiheit inne: „Ich habe mich für Dich entschieden.“ Die Sexualität des Menschen ist daher niemals allein Mittel zur Fortpflanzung und zur Triebbefriedigung, sondern immer auch Ausdruck der sich selbst bindenden Freiheit, die im Optimalfall echte Liebe ist.

YOLO – You only live once?

Liebe als sich selbst bindende Freiheit? Weniger Gefühl als eine ganz bewusste Entscheidung für etwas und jemanden? Klingt gut, ist aber gar nicht so einfach! Wir leben heute in einer Welt, in der das Motto „You only live once“ zum Maßstab geworden ist. Das Leben ist eine ewige Premiere. Jede Sekunde muss genutzt werden. Was ich im hier und heute verpasse, habe ich für immer verpasst. Mein Leben bietet mir unendliche Möglichkeiten – und: Man lebt nur einmal!

Diese Denkweise macht es jungen Menschen heute immer schwerer, sich zu entscheiden und sich für eine längere Zeit zu binden. Entscheidungen und Bindungen sind immer Früchte von Freiheit, begrenzen diese Freiheit aber auch. Freiheit wäre nichts wert, wenn ich sie nicht gebrauche, wenn ich mich nicht entscheide. Gleichzeit führt der Gebrauch der Freiheit, die Entscheidung, immer zu einem Minus an Freiheit. Dies zu Ende gedacht bedeutet aber: Gerde endgültige Bindungen und Beziehungen – die scheinbare Unfreiheit – sind die höchste Form und die schönste Frucht menschlicher Freiheit. Hier hat sich die Freiheit verwirklicht und für eine Ausgestaltung ihrer selbst entschieden.

Ganz genauso ist es bei der menschlichen Liebe. Gott hat den Menschen aus Liebe und zur Liebe erschaffen. Jeder einzelne von uns ist ein Gedanke Gottes. Gott hat uns um unserer selbst willen geschaffen und uns mit der Freiheit ausgestattet, die notwendig ist, um seine Liebe mit Gegenliebe zu beantworten. Unsere Freiheit ist auf die Liebe hin ausgerichtet – die Liebe zu Gott und die Liebe zu anderen Menschen. In unserer Freiheit können wir uns jeweils für oder gegen die Liebe entscheiden. Das Entscheidende ist, dass wir uns entscheiden. Unsere Leiblichkeit hat uns Gott nicht geschenkt, damit wir einander ausprobieren und konsumieren wie Objekte. Liebe ist eine verbindliche Entscheidung. Wenn ich mich an jemanden mit Leib und Seele verschenke, so erwarte ich, dass diese Liebe auch ehrlich erwidert wird und ich nicht missbraucht werde. Nur wer verbindlich liebt, liebt wirklich.

Die Wahrhaftigkeit der Liebe

Und damit sind wir bei der Frage nach der Wahrhaftigkeit unserer Liebe. Eigentlich können wir uns diese Frage in jeder Lebenslage und mit Blick auf jede Person stellen: Mit welcher Liebe lieben wir unseren Ehepartner, unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Geschwister, unsere Freunde, unsere Feinde, unseren Nächsten? Hier geht es immer um die Reinheit, Wahrhaftigkeit und Echtheit unserer Liebe! – Halten wir einen Augenblick inne und stellen uns diese Frage: Ist unsere Liebe wirklich echt, ehrlich und wahrhaftig? Geht es mir wirklich um das Du, um die Freiheit und das Wohlergehen meines Gegenübers? Oder stelle ich meine eigenen Träume, mein Verlangen, meine Wünsche und Erwartungen in den Vordergrund? Liebe ich Dich oder liebe ich nur Deine Geschenke und oberflächlichen Vorzüge?

Ein interessanter Ort, um sich die Frage nach der Echtheit unserer Liebe zu stellen, sind Discotheken. Unter vielen Jugendlichen geht es hier recht freizügig und zügellos zur Sache: Paare, die sich bisher kaum kennen und doch eng umschlungen tanzen. In Amerika ist diese „Tanzart“ noch viel weiter verbreitet und gehört zum Standardprogramm in der Disco: Der Herr schmiegt sich von hinten an „seine“ Dame an, die in rhythmischen Bewegungen ihre Hüfte kreisen lässt und mit ihrem Hintern an sehr privaten Stellen des Herrn reibt – eine Form imitierten Geschlechtsverkehrs. Das ganze nennt man dann „Grinding“ („reiben“), „Booty Dancing“, „Freak Dancing“ oder „Perreo“ (von spanisch „perro“, d.h. Hund). Den „Perreo“ tanzen übrigens nicht nur verliebte oder verheiratete Tanzpartner, sondern auch Jugendliche, die sich gerade erst auf der Tanzfläche begegnet sind. Der „Intimtanz“ geht – gerade zu fortgeschrittener Stunde – oft mit ganz bestimmten Hintergedanken einher und ist dann der erste Schritt auf dem Weg ins Bett.

Für mich war außerdem eine interessante Erkenntnis, wie in Discotheken zu fortgeschrittener Stunde die „Intervallszeit“ sinkt, also die Zeitspanne zwischen der ersten Begegnung zweier Menschen – meist auf der Tanzfläche – und ihrem ersten Kuss. Meist ging die Initiative dazu vom männlichen Teil aus. Die Antwort der Dame erfolgte meist eher schüchtern, notgedrungen oder unwillig. So ein Kuss muss sich natürlich entwickeln. Schließlich kam mir die „Intervallszeit“ in den meisten Fällen aber doch sehr gering vor. Die Jugendsprache hat für solche Situationen der Enthemmung ganz eigene Vokabeln: „schmusen“, „züngeln“, „knutschen“, „rumlecken“, „rummachen“, „fummeln“. In diesen Worten drückt sich im Kern aus, worum es beim sog. „Rummachen“ eigentlich geht: weniger um Liebe als um das Spiel, um das Sammeln neuer Erfahrungen und das Auslieben und Ausleben eigener Phantasien und Träume.

Soweit so gut. Der Austausch von Küssen und Zärtlichkeiten ist ja an sich eine wunderbare Sache – soweit und solange sie ernst gemeint sind. Aber spätestens dann, wenn das Mädchen, mit dem ich getanzt, geflirtet und „rumgemacht“ habe, wirklich echtes Interesse an mir zeigt, ergibt sich ein größeres Problem: Für mich war das ganze möglicherweise nur ein Spiel, ein Experiment oder eine nette Erfahrung. Meine Tanzpartnerin hingegen hat meine Liebkosungen, Zärtlichkeiten und Küsse als Ausdruck meiner Liebe verstanden – und nicht als „Selbsthilfe“ zur Triebbefriedigung. Die Konsequenz ist offensichtlich: Ein solcher Abend hinterlässt nicht nur Sehnsucht, Liebeskummer und enttäuschte Erwartungen, sondern auch tiefe Verletzungen. Ich selbst habe eine Person, die von der Echtheit meiner Liebe ausgegangen war, nicht nur angelogen und „verarscht“, sondern auch zum Objekt der Triebbefriedigung degradiert. Ich habe mein Gegenüber von Grunde auf belogen und bloß ihre Leiblichkeit, nicht aber ihre Ganzheit als Person ernst genommen. Im Grunde hätte ich sagen können und – aus Gründen der Ehrlichkeit – sagen müssen: „Du als Person interessierst mich eigentlich gar nicht. Das einzige, was mich an Dir interessiert, ist Dein Körper.“ – Wer so etwas sagt, hat Lieben eindeutig verlernt. Er ist nur noch Sklave seiner Triebhaftigkeit.

Liebe braucht Ganzheitlichkeit und Verbindlichkeit

Wenn zu später Stunde (fast) alles erlaubt ist, ergibt sich ein weiteres Problem, nämlich das der unverbindlichen „Liebe“: übereiltes oder zumindest kaum ernst gemeintes Küssen – Berührungen und Zärtlichkeiten, die mehr Spiel und Experiment als Zeichen wahrer Liebe sind – möglicherweise sogar noch verbunden mit der Einladung, eine gemeinsame Nacht der Unverbindlichkeit und „Freizügigkeit“ zu verbringen. Jugendliche nennen diesen Vorgang „abschleppen“ bzw. „klarmachen“ und bringen damit eine tiefliegende Wahrheit zum Ausdruck: Eigentlich geht es mir nicht um die Freiheit des anderen, sondern um Sex ohne Beziehung und ohne Bindung. Letztlich möchte ich mein Gegenüber nur konsumieren – wie eine Tüte Chips oder eine Flasche Cola.

Das Traurige hierbei ist nicht einmal die Unverbindlichkeit, mit der hier „geliebt“ wird. Viel erschütternder ist, dass hier noch nicht einmal geliebt wird. Lieben kann ich eine Person nur ganz – mit Leib und Seele. Begehre ich ihren Leib, liebe ich die Person als solche nicht. Wahre Liebe liebt eine Person immer um ihrer selbst willen, nicht etwa wegen ihrer attraktiven Figur oder anderer Vorzüge. Ein guter Maßstab dafür ist etwa folgende Frage: Will ich wirklich die Freiheit und das Wohlergeben dieser Person? Oder möchte ich sie nur für meine eigenen Zwecke und Bedürfnisse vereinnahmen? Konsumieren wir uns ausschließlich? Oder lassen wir uns wirklich aufeinander ein?

Liebe will die Freiheit des anderen

Oder aus einem anderen Blickwinkel: Wie sieht die reine, ehrliche und wahrhaftige Liebe auf zwei Personen, die sich gerade verliebt küssen – wenn sich der Teufel zu Wort meldet: „Schau mal, die da hättest Du auch haben können!“ – Die reine, ehrliche und wahrhaftige Liebe will immer die Freiheit des anderen. Sie ist glücklich, wenn das Gegenüber glücklich ist.

Sie leidet, wenn das Gegenüber leidet. Und darum liebt sie die Freiheit der anderen Person selbst dann, wenn diese ablehnend ausfällt, wenn die andere Person nicht viel mit mir zu tun haben möchte und mir „einen Korb gibt“. Das fällt nicht immer leicht. Nichts ist schlimmer als enttäuschte und verschmähte Liebe. Verliebt-Sein kann man nicht einfach abstellen. Es bleibt eine Sehnsucht, die nie in Erfüllung gehen wird. Zum Heulen!

Wer jemanden liebt, möchte ihn am Liebsten in seine Arme schließen und nie mehr loslassen. Wahre Liebe umfasst eben nicht nur die freimachende Liebe, sondern auch, wenn sich zwei Liebende einmal gefunden haben, die begehrende Liebe. Wer sich liebt, möchte sich am liebsten nie wieder trennen und für immer zusammensein. Im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern tritt noch eine weitere Form von Liebe hinzu: die aufopferungsvolle und sich verzehrende Sorge der Eltern um ihre Kinder, die den Kindern im Interesse um ihr Wohlergehen auch einmal einen Wunsch abschlagen muss.

Am deutlichsten wird die Liebe der Eltern zu ihren Kindern etwa dann, wenn sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um das Leben ihrer Kinder zu retten. Hierzu ein ganz alltägliches Beispiel: Was wird eine Mutter tun, wenn sich ihr Kind plötzlich von der Hand losreißt und auf eine vielbefahrene, lebensgefährliche Straße losläuft? Sie wird ihrem Kind hinterherlaufen – und wenn sie es eingeholt hat, wird sie es an sich drücken und möchte es nie wieder loslassen.

Bei der Liebe zwischen Mann und Frau läuft das alles etwas anders. Keiner von beiden hat das Erziehungsrecht bzw. die Erziehungspflicht über den anderen, so dass die Grundlage der Beziehung absolute Freiheit ist. Wenn einem Jungen sein Mädchen – aus welchen Gründen auch immer – wegläuft, so darf er ihr zwar hinterherlaufen, festhalten und an sich reißen darf er sie allerdings nicht. Hier finden Liebe und Verliebt-Sein ihre Grenzen an der menschlichen Freiheit. Einem Verliebten mag dies auf den ersten Blick vermutlich nicht einleuchten. Liebe macht blind. Liebe versetzt uns – auch medizinisch nachweisbar – in einen Rauschzustand, in dem wir – zwanghaft – beinahe alles tun würden, um die geliebte Person für uns zu gewinnen bzw. um ihr etwas Gutes zu tun. Wir könnten die Welt umarmen!

Doch Liebeseifer, Eifersucht und Liebeskummer in allen Ehren – wer liebt, muss auch loslassen können. Sonst wird Liebe krankhaft und vereinnahmend. Zwar gibt es auch eine gesunde Form von Liebeseifer, die uns dazu treibt, hinter unserem Geliebten bzw. unserer Geliebten „hinterherzulaufen“ – genauso wie Gott uns Menschen als „Mitliebende“ möchte und uns bis zur letzten Sekunde unseres Lebens hinterherlaufen wird.1 Gleichwohl gibt es hier auch Grenzen. Im letzten Moment respektiert die Liebe die endgültige Entscheidung des anderen, auch wenn diese negativ ausfällt. Wahre Liebe will immer die Freiheit des anderen, auch wenn dies gerade mit Blick auf die Liebe zwischen Mann und Frau sehr schwer fallen kann.

Wer sagt dem anderen am Ende einer Beziehung schon gerne „Alles Gute für Dein weiteres Leben“? Eine Trennung fällt immer sehr schwer. Tiefe Gefühle, Protest, Wut, Rachsucht und Depressionen gehen oft damit einher. Doch auch damit muss die Liebe „klarkommen“. Letztlich gehört dieser Schritt zur Konsequenz von Liebe und Hingabe dazu: Liebe geht so weit, dass sie dazu bereit ist, zurückzustecken, loszulassen und neu anzufangen. Und darum ist es so wichtig, auch nach einer gescheiterten Beziehung den anderen wieder als Person anzusehen, ihm nicht nachzustellen, seine Freiheit zu achten und ihn vor allem nicht zum Objekt zu machen, auf das ich Wut und Rache projiziere. Das fällt nicht immer einfach, ist aber der Anspruch der Liebe, den wir erlernen können.

Mit Blick auf die Endlichkeit und Begrenztheit des menschlichen Lebens müssen sich zwei Verliebte – so sehr diese Perspektive aus dem Blick rücken mag – übrigens stets darauf einstellen, dass diese Liebe eines Tages – zumindest in dieser Form – durch den natürlichen Tod eines Menschen zu Ende gehen wird. Das ist die große Zumutung der Liebe: Sie, die eigentlich die Unendlichkeit und Unbedingtheit des anderen will, muss lernen, die Endlichkeit und Bedingtheit des anderen anzunehmen – und den anderen gerade unter diesen Prämissen zu lieben. Liebe ist völlig verrückt, könnte man da denken.

Aber kommen wir noch einmal zurück zum Blick in die Diskothek: Wo ein Junge vorprescht, ein Mädchen antanzt und schließlich darauf losküsst, kann von Liebe kaum die Rede sein. Wirklich lieben kann ich eine Person eigentlich erst dann, wenn ich sie auch kenne – im Kontext einer Diskothek: wenn ich wenigstens ihren Namen weiß! Darum kann man sich auch erst nach einigen persönlichen Treffen wirklich ehrlich küssen. Ansonsten wird der Kuss – ein intimes Zeichen meiner Liebe, das ich eigentlich immer nur einer Person schenken kann – seines Sinngehaltes beraubt. Vielmehr noch: Der voreilige Kuss wird zur Lüge. Er verhindert das Wachstum wahrer Liebe und wird daher zum „Beziehungskiller“.

Er überrumpelt die Freiheit des einen und beweist, dass der andere den Zusammenhang von wahrer Liebe und echter Freiheit noch nicht verstanden hat. In dem Falle bleibt der erste Kuss auf der Ebene des Verliebt-Seins und ist möglicherweise gar nicht bereit, bis hin zu jener sich entäußernden und verzehrenden Liebe zu gehen. Was würden wir zu einem Jugendlichen sagen, wer sich von einem zum nächsten Mädchen über die Tanzfläche „durchtanzt“ und „durchknutscht“? Das kann er doch nicht ernst meinen! Und ebenso muss die Liebe mit ihren körperlichen Ausdrucksformen wachen: erst eine freundschaftliche Umarmung, später vielleicht eine zärtliche Berührung, die zum ersten Kuss führen kann. Wer sich küsst, signalisiert damit nach außen: Unsere Liebe ist gefestigt.

Wir sind ein Paar! Wer in diesem Punkt übereilt vorprescht, kann es mit der Liebe eigentlich gar nicht ernst meinen, denn wahre Liebe nimmt immer die Freiheit des anderen in den Blick, lässt sie sich entfalten und akzeptiert sogar die ablehnende Entscheidung des anderen. Wer eher auf schnelle Entscheidungen ohne viel Spielraum steht und seinen Partner vor die Alternative „das erste Mal Sex“ oder „Schluss machen“ stellt, ist allein auf die körperlichen Vorzüge des Gegenübers aus. Er möchte sie ausprobieren, austesten, vielleicht auch ausnutzen. An der Person als solcher hat er aber doch weniger Interesse. Er möchte sich eben nicht unbedingt an sie verschenken, sondern stellt die Beziehung unter eine Bedingung. Gerade aber das hat nichts mehr mit Liebe zu tun.

Keine Person sollte sich ausprobieren, austesten oder ausnutzen lassen müssen. Liebe bedeutet ja gerade die Wertschätzung einer Person um ihrer selbst willen. Das heißt: diese Person ohne Bedingungen und Hintergedanken anzunehmen – egal, was die Zukunft bringt – egal, wie die Person sich beim „ersten Mal“ im Bett verhalten wird. Insofern muss jeder, der eine Beziehung und später die heilige Ehe eingeht, ein Stück weit „die Katze im Sack“ kaufen. Doch Verliebte sehen dieses gegenseitige Sich-Überantworten nicht mehr als Risiko, sondern als lebenslanges Abenteuer in unbedingtem Vertrauen und bedingungsloser Hingabe.

1 Vom seligen Johannes Duns Scotus (13./14. Jahrhundert) stammt der schöne Satz: „Deus vult condiligentes“ (Opus Oxoniense III d. 32 q. 1 n. 6) – „Gott will Mitliebende“. Gott, der seinem dreifaltigen Wesen nach in sich selbst die Liebe ist, der uns von Anfang an geliebt hat und uns immer noch liebt, möchte uns Menschen mit seiner Liebe ansprechen und uns in seine Liebesgemeinschaft gleichsam „hineinziehen“. Wie viel Leid, Schmerz und Liebeskummer muss Christus wohl erleben, da wir seine unbegreifliche und unendliche Liebe nicht liebevoll erwidern?

Georg Dietlein (* 1992) ist katholischer Journalist und Publizist. Er begann sein Studium der katholischen Theologie an den Universitäten Bonn und Köln bereits als Schüler im Alter von 13 Jahren. Mit 15 Jahren veröffentlichte er sein erstes Buch. 2013 schloss er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln mit einer Arbeit zum kirchlichen Management ab. Zur Zeit beendet er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln.

Der Beitrag Liebt einander! – Teil 1 erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von The Cathwalk verfasst.

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Alexander VI.: „Inkarnation des Teufels“ oder nobelpreisträchtiger Friedensfürst? https://www.thecathwalk.de/2016/08/17/papst-alexander-vi/?pk_campaign=feed&pk_kwd=papst-alexander-vi https://www.thecathwalk.de/2016/08/17/papst-alexander-vi/?pk_campaign=feed&pk_kwd=papst-alexander-vi#comments Wed, 17 Aug 2016 06:10:43 +0000 http://thecathwalk.de/?p=7357 Viele Gerüchte kursieren bis heute um diesen „unheimlichen Papst“ und seine sinistre Familie: Sexuelle Ausschweifungen, gar Blutschande in der eigenen Sippschaft; laszive Feste; Mord, Gewalt und Grausamkeit haften ihm an. Wie viel Wahrheit aber diesen Gerüchten hängt, ist mehr als fraglich. Jeder, der sich unvoreingenommen mit dem Papst und Politiker Borgia beschäftigt, muss neidlos seine […]

Der Beitrag Alexander VI.: „Inkarnation des Teufels“ oder nobelpreisträchtiger Friedensfürst? erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Marco Gallina verfasst.

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Viele Gerüchte kursieren bis heute um diesen „unheimlichen Papst“ und seine sinistre Familie: Sexuelle Ausschweifungen, gar Blutschande in der eigenen Sippschaft; laszive Feste; Mord, Gewalt und Grausamkeit haften ihm an. Wie viel Wahrheit aber diesen Gerüchten hängt, ist mehr als fraglich. Jeder, der sich unvoreingenommen mit dem Papst und Politiker Borgia beschäftigt, muss neidlos seine diplomatischen Fähigkeiten auf dem internationalen Parkett anerkennen.

Außerdem wird bei all den Gerüchten und politischen Ränkespielen vergessen, dass der große Marienverehrer Rodrigo Borgia der innerkirchlichen Verantwortungen vollends nachkam und dabei die Besserung der Moral verordente: ja, ausgerechnet der sündige Papst schrieb seinen Kardinälen vor, sich von Jagd, Theater und Karneval fernzuhalten. Und ganz wichtig: Kardinäle sollten sich von ihren Kurtisanen trennen.

„Alexander VI., ein Spanier aus der Stadt Valencia, gebürtig Rodrigo Borgia geheißen und Bischof von Porto, ist nach dem Tode Innozenz‘ VIII. in San Giovanni in Laterano zum Papst gewählt und am 26. August mit der päpstlichen Krone geziert worden. Ein Mann von Großmut und großer Klugheit, Umsicht und Weltgewandtheit. In seiner Jugend lernte er an der hohen Schule von Bologna und wuchs dort an Ruhm und Tugend. Zum Lobe seiner Gelehrtheit und seiner Geschicklichkeit in allen Dingen ernannte ihn sein Onkel Papst Calixt III. zum Kardinal. Ein weiteres Zeugnis seiner Tugend und seines Geschicks war, dass er noch als junger Mann in die Versammlung der hochwürdigen und vortrefflichen Kardinäle aufgenommen und Vizekanzler wurde. Aus Erfahrung und Erkundung all dieser Dinge ist es nur recht und billig gewesen, ihn zur Verwaltung und Leitung des Schiffleins des Heiligen Petrus zu befördern. Auch im Angesicht ist er ein herrlicher Mann […].“

Mit Sicherheit sind dies nicht gerade die Worte, die wir mit dem Aufstieg Alexanders VI. verbinden, der allgemeinhin als Schreckgespenst unter den (Renaissance-)päpsten gilt. Die Bewertung stammt allerdings nicht etwa von einem Apologeten der skandalumwitterten Borgia-Familie, sondern aus der berühmten Schedelschen Weltchronik von 1493 – welche ein Jahr nach der Papstkrönung erschien. Die Chronik macht dabei klar: der Mann, der seit einem Jahr über die Christenheit regiert, ist ein würdiger Nachfolger Petri, mit allen theologischen Wassern gewaschen und schon seit seiner Jugend ein Überflieger. Und zu allem Überfluss sieht er auch noch unverschämt gut aus.

Der päpstliche Nepotismus, also die Beförderung von Verwandten in der kirchlichen Ämterlaufbahn, wird hier nonchalant erwähnt. Und in der Tat kann man Rodrigo Borgia diesen Vorwurf noch am wenigsten machen, denn es gehörte geradezu zum guten Ton, Verwandte abzusichern. Wäre nicht Rodrigo Borgia, der Neffe von Calixt III. gewählt worden, so hätte entweder Ascanio Sforza – der Bruder des Herzogs von Mailand – oder Giuliano della Rovere gewonnen. Letzterer war Neffe von Papst Sixtus IV. gewesen, und sollte nach Alexanders Tod als Julius II. auf dem Petrusstuhl folgen. Der Kampf um die Papstnachfolge war also schon damals eine reine Familienangelegenheit um sich Pfründe zu sichern.

Als der neue Papst jedoch seinen Sohn – den berüchtigten Cesare Borgia – zum Erzbischof von Valencia machte, sorgte dies für einen Aufschrei in der Kurie; ein Aufschrei, der aber reichlich heuchlerisch erscheint, bedenkt man den damaligen Zeitgeist. Alle Vorgänger hatten nicht anders gehandelt. Dass ein Papst Kinder hatte, war kein Novum. Sein Vorgänger Innozenz hatte seine Söhne ebenfalls abgesichert, wenn auch auf andere Weise.

Alexander zeugte insgesamt neun Nachkommen mit mindestens vier verschiedenen Frauen. Am bekanntesten sind jedoch die vier Kinder, die ihm seine Geliebte Vanozza de‘ Cattanei gebar; neben Cesare gehörten dazu die beiden Brüder Juan und Jofré, sowie die Tochter Lucrezia.

Viele Gerüchte kursieren bis heute um diesen „unheimlichen Papst“ – wie der Historiker Volker Reinhardt ihn nennt – und seine sinistre Familie. Sexuelle Ausschweifungen, gar Blutschande in der eigenen Sippschaft; laszive Feste; Mord, Gewalt und Grausamkeit haften dem Oberhaupt und seinen Kindern an. Cesare galt als brutaler Fürst, vor dem den Baronen Mittelitaliens die Knie schlotterten, da er schon in seiner Raserei Menschen erschlagen habe; Lucrezia sagte man das Wesen einer femme fatale nach; und Alexander VI. selbst hatte keinerlei Scheu, sich mit annähernd 60 Jahren die blutjunge Giulia Farnese als neue Mätresse auszusuchen.

Wie viel Wahrheit aber an den bösesten Gerüchten hängt, ist fraglich. Die Borgia-Sippe, die bis heute in Film- und TV-Produktionen die Sucht nach „Sex & Crime“ erfüllt, hatte einen schweren Stand in Italien. Die Römer wie die übrigen Einwohner der Halbinsel sahen die spanische Familie als Fremdkörper an, insbesondere, da das Papstamt traditionell ein Italiener besetzte. Die Barone und Grafen des Kirchenstaates, die sich untereinander in Fehden aufrieben, fürchteten, dass der Papst mit einem fähigen Mann wie Cesare Borgia ihre Freiheiten beschneiden konnte – eine Furcht, die sich bestätigen sollte, da der Sohn des Papstes nicht nur das Land in seinen Feldzügen befriedete, sondern die Adelsopposition in einer einzigen, blutigen Silvesternacht ausschaltete.

Es existierten also durchaus Motive, die bis dato sehr erfolgreiche Sippe aus Spanien zu diskreditieren. Ein Anhaltspunkt dafür ist, das nach dem Tod Alexanders eben jene Gerüchte schlagartig verebbten. Kaum lag der Patriarch unter der Erde, schwand die Macht der Familie, und daher das Motiv, weitere Verleumdungen zu erfinden. Bezeichnend, dass Lucrezia, die auf Verlangen des Vaters den Herzog von Ferrara geheiratet hatte, in den fast zwanzig Jahren ihrer Regentschaft an der Seite Alfonsos d’Este kein einziges Mal belangt wurde.

Und das, wo noch bei der Hochzeitankündigung zu eben dieser Ehe – dem skandalösen „Kastanienbankett“ – 50 Prostituierte eingeladen, und jene Festgäste bei der anschließenden Orgie prämiert worden seien, die am häufigsten in aller Öffentlichkeit den Koitus vollzogen. Mittlerweile ist die ganze Szene als „Leyenda negra“ entlarvt worden.

Der Erzfeind der Spanier war der geprellte Kardinal Giuliano della Rovere, der die Papstwahl verloren hatte, und in der Kurie sowie im französischen Exil eine Opposition aufzubauen versuchte. Bestrebungen, ein Konzil einzuberufen und Alexander VI. abzusetzen, scheiterten zwar; aber im Ausland schmiedete della Rovere eifrige Pläne. Dass im Jahr 1494 die Franzosen völlig unerwartet in Italien einfielen, und nach einem halben Jahrhundert Frieden ein halbes Jahrhundert Krieg über die Halbinsel brachten, war auch auf die Einflüsterungen des Kardinals zurückzuführen, der darauf hoffte, der französische König könne in seinem Feldzug gen Neapel auch die „unheimliche Familie“ vertreiben. Als Karl VIII. jedoch in Rom Einzug hielt, und man das Ende des Papstes kommen sah, konnte Alexander VI. den ihm feindlich gesinnten König stattdessen zu einer Allianz überreden.

Nur wenig später, nachdem der Franzose bei Neapel heftige Verluste erlitten hatte, formte Alexander eine Allianz mit Venedig, dem Kaiser, Spanien und Mailand, um die Invasoren wieder zu vertreiben.

An diesem Punkt wird die größte Stärke Rodrigo Borgias deutlich, eben jenes Feld, das ihm als so großer Fehler ausgelegt wird: nämlich das der Politik. Jeder, der sich unvoreingenommen mit dem Politiker Borgia beschäftigt, muss neidlos seine Fähigkeiten in der Behauptung von innerer Ordnung und Diplomatie auf dem internationalen Parkett anerkennen.

Jene Abschaffung der feudalen Strukturen in Mittelitalien, die Cesare in die Wege leitete, einhergehend mit der Durchsetzung kirchenstaatlicher Autorität, waren das Fundament, auf dem Nachfolger wie Julius II. erst aufbauen konnten, um ihre weltliche Macht zu sichern und die politische Unabhängigkeit der Katholischen Kirche zu gewährleisten. Dass Julius II., der zeitlebens Alexander VI. als Giuliano della Rovere bekämpft hatte, dies seinem Vorgänger nie dankte und auch nicht an der Wiederherstellung seines Rufes interessiert war, ist wohl selbstverständlich. Della Rovere verordnete stattdessen die allumfassende damnatio memoriae.

Im Gegensatz zu Julius II., der als Kriegspapst in die Geschichte einging, hatte Alexander VI. – mit Ausnahme des erwähnten Franzoseneinfalls, der allerdings ein Verteidigungsfall blieb – die Diplomatie immer vorgezogen. Sein Meisterwerk bleibt dabei die Aushandlung des Vertrages von Tordesillas, eben jenes Stück Papier, das die Welt in eine portugiesische und eine spanische Kolonialzone aufteilte, und bis heute Grund dafür bleibt, dass man in Brasilien Portugiesisch und im restlichen Südamerika Spanisch spricht.* Auf den ersten Blick erscheint die Grenzziehung im Atlantik, die alles Land westlich dieser Demarkation Spanien, und alles östlich davon Portugal zuteilt, als rigoroser und ungerechter Akt; in Wahrheit war dieser Schiedsspruch ein friedensbewahrender Prozess. Der Papst schlichtete einen Streit zwischen den aufstrebenden iberischen Mächten, der zu einem europäischen Großkonflikt hätte eskalieren können. Unter diesem Zeichen erscheint es nicht zuletzt als Omen, das Alexander sein Pontifikat ausgerechnet im Jahr der Entdeckung Amerikas antrat.

Friedensnobelpreisträger Borgia? Mit Sicherheit hätte er ihn eher verdient gehabt, als gewisse amerikanische Präsidenten mit großen Versprechungen, die diese dann doch nicht einhalten.

Diese Neigung zur Diplomatie, die so ganz dem tradierten Gewaltbild widerspricht, äußert sich auch in der Behandlung Savonarolas, des Schwarzen Mönchs von Florenz, der nach der Vertreibung der Medici dort zum heimlichen Herrscher avanciert war, und gegen die Römische Amtskirche hetzte. Borgia bot Savonarola zuerst den Kardinalshut an, um gemäß der damaligen Mentalität den Rebell in Rom einzubinden. Erst, als der Prediger das Angebot ausschlug und den Papst zu seinem Feind erklärte, gab letzterer sein Einverständnis, kompromisslos gegen Savonarola vorzugehen.

Bei all den Gerüchten und politischen Ränkespielen wird zudem vergessen, dass auch dieser Papst immer noch innerkirchlichen Verantwortungen nachkam. Wenige wissen, dass er Briefkontakt zur Seligen Columba von Rieti hielt und diese sogar besuchte. Und ausgerechnet er betonte die Notwendigkeit einer Reform und verordnete eine Besserung der Moral, sowie Gesetze, welche die Rechte der Kirche schützten – so durfte Kirchengut nicht mehr an Laien veräußert werden (die Methode einiger Geistlicher, um die eigene Geldbörse zu füllen), Ämter durften nicht mehr doppelt besetzt werden (es kam durchaus vor, dass ein Bischof mehrere Bischofstühle besetzte), und ausgerechnet der sündige Papst schrieb seinen Kardinälen vor, sich von Jagd, Theater und Karneval fernzuhalten. Und ganz wichtig: Kardinäle sollten sich von ihren Kurtisanen trennen.

Das mag zynisch klingen. Es war aber eine häufige Regel unter den Renaissancepäpsten, dass jene Exzesse, denen sie angeblich am meisten frönten, auch von ihnen verboten wurden. Sein Nachfolger Julius II. gelangte durch Simonie, heißt: Bestechung an sein Amt, und verbot sofort nach dem Konklave jede Art von Geldgeschenken.

Ein anderer Nachfolger, nämlich Paul III., hieß mit bürgerlichem Namen Alessandro Farnese und war der Bruder jener Giulia Farnese, die Borgia zur Mätresse nahm. Dass es überhaupt zu diesem „Deal“ kam, lag darin begründet, dass Farnese seine Schwester gegen ein Kardinalsamt verschachert hatte. Auch hier erscheint es merkwürdig, dass uns Paul III. nicht als skrupelloser Karrierist, sondern als großer Papst des Konzils von Trient in Erinnerung bleibt, der die Kirche wegweisend gegen die Gefahr des Protestantismus aufstellte. Von Borgia bleibt dagegen nur der Lustmolch übrig.

Auch hier darf man sich fragen, inwiefern Alexander VI. nicht vorbildlicher als andere handelte, die Söhne und Töchter nicht anerkannten oder sich gar von ihnen distanzierten. In den berühmten Appartements des Apostolischen Palastes, die das Mäzenatentum des spanischen Papstes bezeugen, erscheinen Rodrigo und seine Kinder in den Szenen eines Familienidylls. Ein Hinweis, dass für den Patriarchen die Kinder nicht nur Mittel zum Zweck waren, sondern der ruchlose Papst auch ein liebender Vater war. Die übrigen Bastarde Europas konnten von solcher Behandlung nur träumen.

Man mag daher Anstoß an der Freizügigkeit, dem Luxus und dem Lebensstil des Rodrigo Borgia nehmen; das Pontifikat selbst war jedoch weder politisch, noch innerkirchlich ein solches Desaster, wie es seine Feinde oder auch die kirchenkritische Forschung aufstellt. Mit einigen seiner Entscheidungen prägte er nicht nur die heutige Kirche, sondern sogar die ganze Welt – und das durchaus auch in positivem Sinne. Dennoch bleibt der Nachwelt vor allem jene Sicht auf den Spanier erhalten, welche Julius II. nach seinem Amtsantritt diktierte:

„Ich werde nicht in den Gemächern leben, in denen die Borgia lebten. Er hat die Kirche entweiht wie kein anderer zuvor. Mit der Hilfe des Teufels hat er die päpstliche Gewalt an sich gerissen, und ich verbiete jedem unter Androhung der Exkommunikation über Borgia zu sprechen oder gar an ihn zu denken. Sein Name und sein Andenken muss vergessen werden. […] Alle Gräber der Borgia sollen geöffnet, und ihre Leichen dahin zurückgeschickt werden, wo sie hingehören – nach Spanien.“

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*Abgesehen natürlich von Guayana und sonstigen Einsprengseln protestantischer Seefahrernationen in der Karibik.

Marco Fausto Gallina studierte Politik- und Geschichtswissenschaften in Verona und Bonn. Geboren am Gardasee, sozialisiert im Rheinland, sucht der Historiker das Zeitlose im Zeitgeistigen und findet es nicht nur in der Malerei oder Musik, sondern auch in der traditionellen italienischen Küche. Katholische Identität und europäische Ästhetik hängen für ihn dabei unzertrennlich zusammen. Unter den Schwingen des venezianischen Markuslöwen betreibt er seit 2013 sein Diarium, den Löwenblog.

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Das Konzil zu Calzedonia (1/2) https://www.thecathwalk.de/2016/06/13/das-konzil-zu-calzedonia-12/?pk_campaign=feed&pk_kwd=das-konzil-zu-calzedonia-12 https://www.thecathwalk.de/2016/06/13/das-konzil-zu-calzedonia-12/?pk_campaign=feed&pk_kwd=das-konzil-zu-calzedonia-12#respond Mon, 13 Jun 2016 14:00:05 +0000 http://thecathwalk.de/?p=5151 Die ikonoklastische Hypermoralisierung Deutschlands im Sommer 2015 (revisited) – Teil 1 Der Sommer 2015 wird in die Geschichte eingehen; ebenso wie der „summer of love 1967“ und das „Sommermärchen“ von 2006. Und so wie im blutigen Fanal des Rock-Konzerts von Altermont 1969 die Flower-Power-Träume von 67 wie Seifenblasen platzten und sich 2006 – passend zur […]

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Die ikonoklastische Hypermoralisierung Deutschlands im Sommer 2015 (revisited) – Teil 1

Der Sommer 2015 wird in die Geschichte eingehen; ebenso wie der „summer of love 1967“ und das „Sommermärchen“ von 2006. Und so wie im blutigen Fanal des Rock-Konzerts von Altermont 1969 die Flower-Power-Träume von 67 wie Seifenblasen platzten und sich 2006 – passend zur UEFA-Euro – gerade als FIFA-Märchenstunde entpuppt, tut man gut daran, die Verheißungen und Konfliktlinien des Sommers 2015 aus der saisonal naherückenden Distanz von einem Jahr noch einmal in den Blick zu nehmen; wir werden noch länger mit ihnen zu tun haben. Be sure to wear some memories in your head… .

Katalog-Calzedonia-Badeanzüge-2015
Quelle: Caledonia Beachwear 2015

von Martina Rettul

2015 war ein Sommer unter mehr oder weniger offen erkennbaren eminent moral-theologischen Vorzeichen, die, teils banal, teils hochpolitisch, noch einmal zu dechiffrieren sind. Wir unterlassen an dieser Stelle Betrachtungen zur „heilsgeschichtlichen Mission der Kanzlerin“ (Christian Geyer, FAZ), zur willkommens-kulturellen Ebene (dazu an anderer Stelle mehr), sondern wenden uns vermeintlich Banalem zu, dem nichtsdestotrotz in nuce alles Wesentliche eingeschrieben ist.

Zu besichtigen ist in beiden Fällen die Hypermoralisierung der deutschen Gesellschaft auf der Zielgerade der Lutherdekade. Nicht von ungefähr: denn das Erbe der Reformation ist Moral; war es von Anfang an, obwohl sich Luther ja eigentlich aller Moral (der guten Werke) entledigen wollte. Man könnte auch sagen: „dumm gelaufen“.

Eine Bewegung, die die „Freiheit des Christenmenschen“ „allein im Glauben“ predigte, dann aber recht umstandslos u.a. auch ein kulturelles Massaker an liturgischen Bildern verübte und ein Verbot von Musik und Tanz in Calvins Genf auf die Zeitschiene setzte, sollte man heute nicht mit der schaumsprachigen Rede von der „Kirche der Freiheit“ durchkommen lassen, auch nicht mit den hehren „Anliegen“ und „guten Absichten“ der reformatorischen Trotzköpfe, sondern sie zum Nennwert nehmen: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, heißt es; an ihrer „öffentlichen Theologie“ (EKD), vulgo: ihrer Moralisierungskompetenz, wäre heute hinzuzufügen.

These: Nur das Dogma hat Ermöglichungs-Potential, nur Dogmatik setzt frei. Kein Dogmatiker ist Moralist und umgekehrt. Auch Nietzsche wußte das. Nur der Moralist verurteilt, der Dogmatiker nie (wenn er seinen grenzgängerisch-normativen Job kann). Ein Blick in das lesenswerte Buch von Christoph Möllers über Die Möglichkeit der Normen könnte das hier gemeinte vertiefen, wobei dann deutlich würde, daß die protestantische Rede von der „katholischen Doppelmoral“ intellektuell noch nie besonders tiefschürfend gewesen ist. „Denn nur da wo Normen gebrochen werden können, bewahren sie ihre Normativität. Und nur da, wo Normen operieren, können wir über das hinauskommen, was wir ohnehin sind.“ (Möllers S.456)

Da das protestantische Paradigma tief ins katholische Selbstverständnis eingedrungen ist, sind die hier angesprochenen Konfliktlinien natürlich nicht mehr entlang von Konfessionsgrenzen zu verorten sondern nurmehr an einer Mentalität, die entweder eine lateinisch zivilisierte ist oder eine im Kern differenzfeindliche – eine barbarische; ihr ist ihre gute Gesinnung alles.

Die vermeintlich banale Ebene: Die Calzedonia-Plakate hängen wieder. Andere auch. Wie jedes Jahr. Noch. Der deutsche Justizminister Heiko Maas wird ihnen wahrscheinlich bis 2017 von Amts wegen den anti-sexistischen, ikonoklastischen Garaus gemacht haben und sich u.a. auch damit als Exekutor der „öffentlichen Theologie“ der EKD erwiesen haben. Interessant daran: Heiko Maas 2016 ist der Widergänger des Psychiaters und Buchautors Manfred Lütz 2015. Maas: der neue – weitaus besser angezogene – Lütz.

Wir erinnern uns in einem theologisch-ästhetischen Rückblick auf den Sommer 2015 an das dogmatische Potential von Hotpants, Thigh-Gaps und Veggie-Würstchen und den hochsommerlichen, ikonodulen Triumph von Heidi Klum über den grillenden Bilderstürmer Manfred Lütz; an einen Sieg der ästhetisch-dogmatisierenden Hierarchie, der mit dem zeitgleichen Triumph der politisch-moralisierenden Obrigkeit – der Entgrenzungs-Agenda Angela Merkels 2015 – allerdings teuer bezahlt wird.

Vorab grundsätzlich: Was ist ein Modediktat, ein Must Have? Was sind Stilvorgaben, Essentials, Dresscodes, Key Pieces, oder auch der Bodymass-Index (BMI) eigentlich anderes als dogmatische Entscheidungen über Maßstäbe und Grenzen? Getroffen von Hohen Priestern und Priesterinnen des Metiers, die allesamt eine gleichsam apostolische Sorge tragen für den guten Geschmack, den festen Glauben an die saisonalen Farben und Schnitte und die ihr Leben weihen der verzehrenden Suche nach einer Ikonographie des schönen Scheins, der uns allen zur ästhetischen Orientierung dienen soll.

Welche andere Mentalität als eine zutiefst dogmatische – also katholische – sollte Verständnis aufbringen für diese Art der geistlichen Leitung? Fashion-Victims sind also „anonyme Katholiken“. Man sollte ruhig öfter bei Karl Rahner nachschlagen.

Alles Geschmackssache? Keinesfalls! Mode ist nur im protestantischen Kontext Geschmacksache, eine Frage der individuellen Gesinnung. Zumeist mit der textilen Maßgabe: praktisch, tragbar, schick. Auch gerne bei der Arbeit im Büro. Das katholische Kontrastprogramm hingegen lautet: unpraktisch, untragbar, unschicklich. Wenn´s sein muss auch gerne im Büro. Hier wäre Max Scheler hinzuzuziehen, der die Heiligung der Arbeit als den eigentlichen protestantischen Gottesdienst zu diskreditieren verstand und das katholische „gute Leben“ wesentlich als ein after-work-Geschehen avant la lettre zu beschwören wusste; ein Leben, das zu feiern ist, gerade weil es endlich ist.

Es liegen einfach Welten zwischen dem mündigen, auf Autonomie pochenden „hab ich alleine selber ausgesucht“, (wohl auch alleine an-gezogen) „und ich fühl mich wohl darin“ im Geiste der reformatorischen „soli“ und Luthers „pro me“ und der Nachfolge einer dogmatisierten Idee von Fleischwerdung, im Spannungsfeld von Verhüllung und Enthüllung, von Vergebung und Verführung: einem gerne-aus-gezogen-werden – durch und für andere.

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Sexistische Werbung? „So müsst Ihr nicht aussehen!“ Unbekannte beschmieren Calzedonia-Plakate in Köln

Sich in die Nachfolge eines Modediktates zu begeben bedeutet immer, Anteil nehmen an der saisonalen Objektivierung von Ideen, die nicht die eigenen sind, die sich aber anverwandeln lassen. Dies ist der katholische Glut-Kern einer jeden Mode: Raffinesse, Differenzierung, Ambivalenz und Tradition machen ein Angebot des Aufgehobenseins im überzeitlichen Strom des Schönen-Scheins, der zu feiern ist – mit Haltung und Stil. Es ist das „Geheimnis des Glaubens“ an überzogene Ideale, die verkörpert werden können. Ein katholisches Mode-Verständnis bedeutet, um dieses Überzogene zu wissen, es schön zu finden und die eigene, individuelle Abweichung damit augenzwinkernd in Einklang zu bringen. Was im Mode-Diskurs oft fehlt, ist dieses augenzwinkernd paradoxale, bei aller Ernsthaftigkeit immer auch distanzierte Verständnis. Nichtdistanz ist evangelisch. Mode geht im Grunde nur katholisch. Ansonsten droht eine Moral der Kleiderordnung, ein Terror der Authentizität mit dem Zwang zu fair gehandelte Klamotten, Sackleinen und Übergrößen, gerne auch zu Outdoor-Textilien. Gott, bewahre!

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Fortsetzung folgt.

Der Beitrag Das Konzil zu Calzedonia (1/2) erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von The Cathwalk verfasst.

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Die Zukunft hängt an der Liebe – Teil 3 https://www.thecathwalk.de/2016/04/18/die-zukunft-haengt-an-der-liebe-3/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-zukunft-haengt-an-der-liebe-3 https://www.thecathwalk.de/2016/04/18/die-zukunft-haengt-an-der-liebe-3/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-zukunft-haengt-an-der-liebe-3#comments Mon, 18 Apr 2016 14:30:56 +0000 http://thecathwalk.de/?p=2980 Von Georg Dietlein Wer regelmäßig Pornographie konsumiert und sich in der Sucht der Selbstbefriedigung verfangen hat, gehört nicht verurteilt oder verteufelt. Vielmehr muss ihm geholfen werden. Nicht nur Christen und Katholiken, sondern auch Ungetaufte sprechen ungern über ihr Verhältnis zu Pornographie und Selbstbefriedigung. Irgendwie ist uns das peinlich. Es ist uns peinlich, dass wir uns […]

Der Beitrag Die Zukunft hängt an der Liebe – Teil 3 erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Cathwalk verfasst.

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Von Georg Dietlein

Wer regelmäßig Pornographie konsumiert und sich in der Sucht der Selbstbefriedigung verfangen hat, gehört nicht verurteilt oder verteufelt. Vielmehr muss ihm geholfen werden. Nicht nur Christen und Katholiken, sondern auch Ungetaufte sprechen ungern über ihr Verhältnis zu Pornographie und Selbstbefriedigung. Irgendwie ist uns das peinlich. Es ist uns peinlich, dass wir uns auf ein solch tiefes Niveau herablassen und letztlich nur Sklave unserer eigenen Triebe geblieben sind.

Viele Menschen würden sich gerne aus den Schlingen von Selbstbefriedigung und Pornographie befreien, sind dazu allein allerdings nicht in der Lage. Ausnahmen werden bald zu regelmäßigen Lastern – und diese zu „eingefleischten“ Gewohnheiten, die man nur noch sehr schwer los wird. Der Apostel Paulus gibt uns dazu mit auf den Weg: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,21) – Mit anderen Worten: Gegen das Böse kommen wir nicht aus uns selbst heraus an. Wir brauchen ein Heilmittel, nämlich das Gute.

Erst wenn wir mit dem Guten gegen das Böse ankämpfen, kann es uns gelingen, dieses Böse zu überwinden. Darum sollten wir auch weniger darauf schauen, was wir eigentlich nicht tun sollten. Gewöhnen wir uns den krampfhaften und ängstlichen Blick auf Sünde und Schuld ab und starren wir nicht hoffnungslos auf das Ideal von Verzicht, Opfer, Enthaltsamkeit und Jungfräulichkeit. Wenn wir immer wieder über Selbstbefriedigung und Pornographie nachdenken, wird uns das Böse bald wieder in seinen Bann ziehen und uns überfallen. Vielmehr sollten wir darüber nachdenken, wie wir die Lücke füllen könnten, die dadurch entsteht, dass wir das Böse aus unserem Herz verbannen, es gleichsam aus unserem Herz „herausschneiden“. Diese Lücke kann man nicht mit Ge- und Verboten füllen. Halt gegen kann uns im Kampf gegen die Sünde allein: unsere unbedingte Hingabe an Jesus Christus und die Menschen – und die dazu erforderliche Gnade Gottes.

Abwendung vom Bösen durch Hinwendung zum Guten

Doch was bedeutet das konkret? – An erster Stelle sollten wir daran arbeiten, immer mehr aus uns herauszugehen, uns an andere Menschen zu verschenken und sie aufrichtig zu lieben. Wer sich wirklich in der Sucht von Selbstbefriedigung und Pornographie verfangen hat, der braucht „Ersatz“, der sucht nach etwas, das ihn wirklich erfüllt, befriedigt und ihm Halt gibt – und das ist die Liebe. Wir alle wissen, wie erfüllend und glücklich machend es sein kann, sich an andere zu verschenken. Wer einen ganzen Tag lang auf Kinder aufgepasst, wer lange Zeit kranke, alte und pflegebedürftige Menschen gepflegt, wer regelmäßig Ratsuchenden geholfen und Schüler in besonderen Lebenslagen betreut hat, der hat erfahren: Wer sich ganz gibt, der verliert nicht, sondern erhält mindestens das Doppelte zurück. Es gibt nichts Erfüllenderes als das Wissen darum, dass nicht nur wir selbst glücklich sind, sondern auch unser Gegenüber. Darum ist der erste Weg, um aus der Selbstbeschäftigung mit sich und seiner eigenen Sexualität herauszukommen, jener, den Blick vom Ich zum Du zu wenden und sich selbst in kleinen Taten der Hingabe und der tätigen Nächstenliebe zu verschenken.

Sich von der Gnade führen lassen

Doch dies alles bleibt ohne Frucht, wenn wir allein versuchen, uns selbst zu helfen. Niemand kann sich selbst helfen. Wer dies versucht, erliegt der hoffnungslosen Versuchung der Eitelkeit und des Stolzes. Gott allein kann uns helfen. Und: Er wird uns helfen. So beten wir in der Osternacht: „Denn niemand macht Fortschritte im Guten, wenn ihn nicht Deine Gnade führt.“

Wo beginnt das Wirken der göttlichen Gnade? – In den Sakramenten! Sie helfen uns dabei, uns von der Macht des Todes und der Sünde zu lösen und wieder mit der Liebe Christi in Berührung zu kommen. In unserem Leben werden wir immer wieder die Erfahrung machen, dass wir fallen, selbst in Momenten, in denen wir dies gar nicht einmal vermuten. Schlimm ist dabei noch nicht einmal die Niederlage, sondern das Liegenbleiben. Wer nach einer Niederlage sofort wieder aufsteht, sich besinnt, die eigene Schuld einsieht, bereut, im Sakrament der Beichte bekennt, büßt und sich bessert, der zieht aus der Niederlage so viel Kraft und Gnade, dass die Niederlage schließlich nicht zum Sieg des Teufels, sondern zum Sieg Christi wird. Besonders wichtig dabei ist das sakramentale Leben. Wer von der Sucht der Sünde loskommen möchte, sollte sich zunächst einem Priester anvertrauen, mit dem er sich alle zwei Wochen zur geistlichen Leitung und Beichte trifft.

Das Sakrament der Versöhnung ist dabei nicht nur der Ort, um für das Vergangene Vergebung zu erlangen, sondern auch im Künftigen besser zu werden. Dabei hilft uns die göttliche Gnade. Die Beichte ist wirklich nicht der Ort, vor dem man sich fürchten muss, sondern ein Geschenk, auf das man sich freuen kann. Wer wirklich demütig und selbstkritisch in sich geht, die eigenen Sünden voll Reue eingesteht und noch in der Beichte den ehrlichen Entschluss fasst, der Macht der Sünde abzuschwören, ist auf dem richtigen Weg. Er wird frohen Herzens und beschenkt mit so vielen Gnadengaben aus dem Beichtstuhl gehen! Freilich wird auch der reuige und zur Besserung entschlossene Sünder immer wieder vom Teufel in Versuchung geführt werden. Da gibt es einerseits die Rechtfertigungsversuche der Sünde: „Das ist doch alles gar nicht so schlimm. Das merkst Du doch. Du willst es doch auch …“ – und andererseits die Verzögerungsversuche: „Du kannst doch auch morgen noch damit anfangen, an Dir zu arbeiten. Heute doch nicht …“.

Wer den Mut hat, im Sakrament der Versöhnung demütig mit seinen Sünden vor Gott zu treten, diese offen auszusprechen und um Vergebung für seine Schuld zu bitten, der wird von Gott reichlich belohnt: Seine Demut im Umgang mit der eigenen Schuld wird in Starkmut im Kampf gegen den Teufel gewandelt, seine Abwendung vom Bösen in die Hinwendung zum Guten, seine Tränen in Freude.

Leistet Widerstand in der Kraft des Glaubens!

Oft ist es ratsam, sich von einem erfahrenen Priester geistlich ein wenig an die Hand nehmen zu lassen und sich regelmäßig zu treffen, unabhängig davon, ob es im sechsten Gebot Niederlagen gab: Was kann ich tun, um nicht erst gar nicht in Versuchung zu geraten? Was kann ich tun, um den Versuchungen des Satans zu widerstehen? Was kann ich präventiv unternehmen, um nicht in eingefleischte Gewohnheiten zurückzufallen?

Um den Kampf gegen den Teufel auch zu gewinnen, müssen wir ihn bereits weit vor den Mauern unserer Seele aufnehmen und nicht erst an den Festungsmauern selbst. „Gleichgewichtskünste am Rande des Abgrunds sind schlecht.“1 Wer sich auf unreine Gedanken und Phantasien einlässt und diese fortspinnt, ist bald nicht mehr Herr seiner selbst. Der Teufel nutzt auch den kleinsten Spalt in den Mauern unserer Seele, um sich unseres Herzens zu bemächtigen. So nimmt jeder Verstoß gegen das sechste Gebot stets seinen Anfang in unseren Gedanken und in unserer Phantasie. Vielmehr noch: Sexualität entwickelt sich immer zunächst in unserem Kopf. Begierde, Lust und Trieb sind zunächst psychische Dimensionen, die in einem zweiten Schritt auch in unserer Leiblichkeit zum Ausdruck kommen. Die frohe Botschaft dieser Einsicht lautet: Wir können unsere Sexualität, unsere Triebhaftigkeit und unsere Leiblichkeit beherrschen, solange wir unsere Gedanken beherrschen. Lassen wir uns hingegen von unseren Gedanken steuern und treiben, werden wir Sklave unserer Sexualität, unserer Triebhaftigkeit und unserer Leiblichkeit.

Ersticken wir unreine Gedanken und Phantasien bereits an der Wurzel! Lassen wir den Teufel auch nicht den kleinsten Schritt weit in unsere Seele eindringen, denn ansonsten wird er versuchen, sich unserer gesamten Seele zu bemächtigen. Unsere inneren Widerstandskräfte sind begrenzt. Hat es der Teufel einmal geschafft, sich in unsere Gedanken einzumischen, ist es ihm ein Leichtes, weiter in unser Herz vorzudringen und von dort aus unseren ganzen Körper zu infizieren. Dazu ein ganz konkretes Beispiel: Wer beim Surfen im Internet oder in sozialen Netzwerken wie facebook auf ein sexuell aufreizendes Bild stößt, ist gut damit beraten, weiterzuklicken, unmittelbar die Internetseite zu wechseln oder den Internetbrowser einfach für einen Moment zu schließen. Wer sich hingegen von dem anziehenden Bild leiten lässt – man möchte doch nur mal gucken … – und schließlich weiterklickt, gerät schnell außer Kontrolle. Gehen wir erst gar nicht auf Internetseiten, die uns in Versuchung führen könnten oder die sogar pornographisches Material beinhalten, damit sich nicht zunächst unsere Gedanken und dann unser Herz verfängt! Allzu schnell verselbständigt sich die Versuchung und erobert schließlich unser ganzes Herz. Leisten wir dem Eindringling Widerstand in der Kraft des Glaubens!

Die Erfahrung der Versuchung und des Scheiterns haben schon die engsten Freunde Jesu, die zwölf Apostel gemacht, als der Herr sie bat, ihn in den Garten Getsemani zu begleiten und dort auf ihn zu warten und für ihn zu beten. Die Szene im Garten Getsemani ist für Jesus keine unbedeutende Szene. Es ist der Abend des Gründonnerstages. Der Herr, von Judas verraten, steht kurz vor seiner Verhaftung und seiner Passion: „Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!“ (Mk 14, 34) Gerade in diesem wichtigen Moment versagen die Jünger Jesu und schaffen es nicht einmal, für einen guten Freund eine Stunde lang zu wachen und zu beten. Als der Herr von seinem Gespräch mit dem Vater zurückkommt, findet er die Apostel schlafend: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Mk 14, 38) Sicherlich hatten die Apostel die gute Absicht, wirklich wach zu bleiben und für Jesus zu beten. Doch der Teufel führte sie in Versuchung, eroberte ihre Gedanken und ließ sie schließlich fallen. Wer dem Teufel auch nur im Kleinsten nachgibt, ist schnell nicht der Herr seiner selbst. Aus dem „Ich mache nur mal kurz die Augen zu“ oder „Ich mache mal kurz ein Nickerchen“ wurde so der Schlaf der Apostel.

Um gar nicht erst zu Fall zu kommen, müssen wir präventiv tätig sein. Es wäre Sünde sich Gefahren auszusetzen, von denen wir wissen, dass wir ihnen unter Umständen nicht widerstehen können. Meiden wir etwa solche Orte, Zeiten, Medien und Personen, von denen wir wissen, dass sie unsere heilige Reinheit – die Reinheit des Herzens, der Sinne und des Leibes – gefährden könnten. Haben wir den Mut, feige zu sein, und folgen wir unseren Freunden etwa einmal nicht, wenn sie vorhaben, sich im Kino einen Film anzuschauen, von dem bekannt ist, dass er mit „schlüpfrigen“ und sexuell eindeutigen Szenen aufgeladen ist. In Zeiten des Internets können etwa auch Internetfilter für Computer und Handy hilfreich sein. Auch weitere individuelle Gefahren – Drogen, Alkohol, Fernsehen, Zeitschriften, Trägheit und Zerstreuung – sollten identifiziert und durch gute Vorsätze bekämpft werden. Oft sind sie das Einfalltor für den Teufel, der sich dann schnell unserer Sinne beraubt. In einem Buch las ich von dem beeindruckenden Zeugnis eines Ehepaares, das sich dazu entschlossen hatte, die allzu sexy Titelseite der jeweiligen TV-Programmzeitschrift einfach abzureißen.2 Ein guter Tipp, um nicht im Geiste Ehebruch zu begehen …

Schließlich geht es in heiklen Momenten darum, eine akute Versuchung zu versuchen und nicht als schöne Gelegenheit aufzufassen, noch einmal in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Vielmehr wird hier unsere kraftvolle Absage an Satan, Sünde und Tod gefordert. Fangen wir früh genug an, Nein zu sagen – und entlarven wir den Teufel als „Vater der Lüge“ (Joh 8, 44), die Sünde als den Weg ins Unglück und die Versuchung als trügerisches Nebellicht! Sagen wir dem Teufel ins Gesicht: „Das, was Du von mir willst, entspricht nicht der Liebe Jesu Christi.“

Fortsetzung folgt.

1 Josemaría Escrivá, Freunde Gottes, 2. Aufl., Köln 1980, Nr. 186.

2 Randy Alcorn, Behüte dein Herz. Warum es wichtig ist, mit Sexualität richtig umzugehen, Bielefeld (Christliche Literatur-Verbreitung) 2014, S. 66. Auch online verfügbar: http://clv-server.de/pdf/256153.pdf.

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Georg Dietlein (* 1992) ist katholischer Journalist und Publizist. Er begann sein Studium der katholischen Theologie an den Universitäten Bonn und Köln bereits als Schüler im Alter von 13 Jahren. Mit 15 Jahren veröffentlichte er sein erstes Buch. 2013 schloss er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln mit einer Arbeit zum kirchlichen Management ab. Zur Zeit beendet er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln.

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Wer Gott, der auch die Schönheit ist, auf die rechte Weise liebt, wird nicht nur Moralsünden meiden, sondern auch Modesünden.

Jede Saison aufs Neue wundert man sich über die seltsamen Kombinationen, die uns die Designer präsentieren. Letztes Jahr fiel besonders die pinke, löchrige Jogginghosen-Maxi-Bouclémantel-Kombination von Karl Lagerfeld bei Chanel auf.

Für die Saison Spring 2016 geht mir die Maxi-Blümchenrock-mit-Bändern-Retro-Skipullover-Kombination bei Chloé nicht mehr aus dem Kopf. Da fragt man sich automatisch, was das eigentlich soll.

Man kann diese seltsamen Kombinationen auf verschiedene Art und Weise erklären und interpretieren. Zunächst einmal haben sie wahrscheinlich pragmatische Gründe. Vielleicht hatte der Designer ein Inspirationsproblem oder er wollte einfach nur Aufmerksamkeit für seine Kollektion. Oder er ist ein Genie und wir haben es nicht gemerkt, weil wir nicht die ganze Show gesehen haben… Es gibt viele Erklärungen, aber kommen wir zu dem viel interessanteren Teil dieses Phänomens: was verrät uns der Chloé-Skipulli über Gott und die Welt, außer, dass im Jahr 2016 Skipullover auch fernab der Skipisten salonfähig sind?

Dieser Trainingspullover ist symptomatisch für eine Entwicklung ̶ die sicherlich parallel zur Entwicklung unserer Gesellschaft gesehen werden muss ̶ hin zu einem grenzenlosen Pluralismus. Eigentlich ist mittlerweile alles en vogue: Socken in Badelatschen, 70er Jahre – Schlaghosen, Midi-Röcke, Spitze, Samt, Plateau etc.pp. – selbst Batik-Krawatten sind, wie neulich auf einem angesagten katholischen Mode-Portal zu lesen war, durchaus als Sonntagsstaat denkbar. Das ist einerseits sicherlich problematisch, da es allgemein die Idee von etwas Absolutem untergräbt, anderseits hat es den großen Vorteil, dass man ohne Einschränkungen seinen Stil entwickeln kann und man auch alle möglichen Kleidungsstücke problemlos im Handel erwerben kann.

Darüber hinaus erkennt man in dieser Vielzahl von Möglichkeiten und der Ironie, die in diesem Skipullover steckt, was Mode sein sollte: eine Spielwiese, auf der man seinen Begriff von Schönheit zum Ausdruck bringen kann.

Mode ist kein Dogma, welches selbsternannte Moralwächter dazu auffordert, ihre Neurosen choram publico transparent zu machen.

Wenn man einen furchtbaren Stil hat, kann man das in den meisten Fällen nur ändern, indem man seine Philosophie ändert, denn wenn man einen christlichen Begriff von Schönheit als Symbol Gottes hat, dann kann man gar nicht anders, als darauf bedacht zu sein, sich gut zu kleiden. Der Gedanke des Augustus „Liebe und tu, was du willst“(„Dilige et quod vis fac“, In epistulam Ioannis ad Parthos, tractatus VII, 8), den man in seinen Schriften des Öfteren findet, lässt nur einen Schluss zu:

Wer Gott, der auch die Schönheit ist, auf die rechte Weise liebt, wird nicht nur Moralsünden meiden, sondern auch Modesünden.

Wer liebt kann alles tragen, auch Blümchenröcke und Retro-Skipullover (wobei es bei Socken-Badelatschen-Kombinationen schon sehr schwierig wird…), da er stets darauf bedacht sein wird, es so zu kombinieren, dass es der Idee von Schönheit gerecht wird. Nimmt man jedoch Schönheit nur als subjektive Illusion wahr und ist sonst eher dem Utilitarismus wohl gesonnen, dann ist man eigentlich mit seiner Multifunktionsjacke gut beraten; was nicht heißt, dass man nicht darüber nachdenken sollte, ob diese Jacke und was sie repräsentiert wirklich das ist, was man im Leben als Mensch anstreben sollte.

Überhaupt ist es interessant, wie manche Kommentatoren unter den Artikeln von The Catwalk, sei es auf kath.net oder auf dem Lifestyle-Blog selbst, sich in Modefragen als absolute Subjektivisten (und damit Modernisten) outen. Auch der in diesem Zusammenhang vollkommen deplatziert ins Spiel gebrachte Gegensatz zwischen Innerlichkeit und Äußerlichkeit erscheint mir für Katholiken, die auf einer würdigen, ästhetisch wertvollen und feierlichen Liturgie insistieren, als frivol. Diese Haltung kommt dem Sozialistischen Realismus näher als den katholisch-kulturellen Glanzzeiten des Barock.

Letztendlich reißt uns die Chloé-Blümchenrock-Skipullover-Kombi in ihrer Diskrepanz zu dem, was wir von Mode erwarten, aus unserer Alltäglichkeit heraus und gibt uns somit die Möglichkeit, über das Wesentlich im Leben nachzudenken. In diesem Sinne sollte man in dieser Adventszeit zur Besinnung zum Modemagazin – natürlich auch als Mann – greifen und das Potenzial, das in der Betrachtung der neuesten, aber auch schon älteren Entwürfe liegt, voll ausschöpfen.

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