Freitag, 26. April 2024

5. Fastensonntag: Das Opfer

Simon als Vorbild

In der Heiligen Schrift – gerade im Alten Testament – finden wir vieles zum Opfer und zur Opferung. Gott oder den Göttern wurden Brand- und Schlachtopfer dargebracht, Wertsachen und Gegenstände geopfert. Das war für die Menschen ganz normal, eine Pflichtübung. Ansonsten hatten sie Angst, dass Gottes Zorn über sie, ihre Familie und das ganze Volk kommen würde. Erst im Neuen Testament – mit Jesus Christus – wurde hier ein neues Verständnis geboren. Er als SOHN Gottes zeigte auf, dass all diese – zumeist tierischen Opfer – nicht dem entsprechen, was sich der VATER vom Menschen wünscht.

Das war für die Juden eine geistige Revolution! Sie wussten noch nicht, dass es doch noch ein Opfer geben wird, ein entscheidendes, ein letztes, dass all die Schuld und Sünde auf dieser Welt tilgen wird! JESUS selbst wird dieses Opfer sein – das LAMM GOTTES!

Daher kommt diese Bezeichnung. Jahrtausende wurden Tiere geopfert, hauptsächlich Lämmer und Ziegen, aber Gott erkannte, dass dies die Menschheit – genau, mich und Sie – nicht gerettet hätte. Das wollte und konnte Gott aber nicht zulassen, dass seine geliebten Kinder verloren gehen! Darum setzte er das liebste und kostbarste Opfer ein: seinen Sohn!

„Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Mk 1,11)

Jesus, der neue Adam ­– weil der erste und alte hatte ja gemeinsam mit Eva uns erst in diese Situation gebracht, eine Erlösung zu brauchen (die „Theologie des Leibes“ lässt grüßen …) – löste durch sein FREIWILLIGES und GEHORSAMES Sich-Hingeben, dem Leiden und Tod am Kreuz, für uns das Ticket zur Ewigkeit!

Dass auf diesem so unendlich schmerzhaften, grausamen Weg hinauf zum Ort des Todes ein Mann „mithelfen“ durfte und somit Teilhaber an der Erlösung wurde, ist noch kaum bedacht bzw. ins Leben übertragen worden – so mein unbedeutender Eindruck!

Simon von Cyrene, so hieß dieser Mann, war wohl dazu verdonnert worden, dem am Boden liegenden, halbtoten Jesus von Nazareth das Holzkreuz tragen zu helfen. Er war sicher nicht begeistert und motiviert, hier einem „Verbrecher“, wie es hieß, zu helfen und zu dienen. Das kostete ihn Überwindung! ABER so ließ Gott der Allmächtige zu, dass ein einfacher Mann etwas absolut Konkretes und Reales zur Erlösungstat von JESUS beisteuern konnte – das Tragen des Kreuzes am eigenen Körper, unter Einsatz von viel Muskelkraft!

Unser (Auf)Opfern bekommt SINN

Meine liebe Ehefrau und ich sitzen mit einem Freund in dessen Almhof, wir genießen sehr guten Rotwein, im Kamin knistert das Feuer. Dieser Almhof in einem kleinen Ort im Allgäu beherbergt viele Gäste, die die Nähe zum Herrn suchen und das mit einem Urlaub verbinden wollen. Man könnte jetzt sagen, es ist wie „Urlaub mit Gott“!

Wir sind als Familie im Allgäu, um mit den Kindern Ski zu fahren, im Schnee (es gibt Unmengen davon) zu spielen und einfach eine gute Zeit zu erleben. Gleichzeitig darf ich dort bei einem Männerwochenende über die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. referieren.

Als wir nun gemütlich beisammensitzen und uns gut unterhalten, kommen wir zu einem Punkt, der mich unglaublich berührt. Man muss wissen, dass der Freund nicht nur der Chef des Almhofes, sondern auch der Koch, eigentlich der Mann für ALLES ist – also auch Hausmeister, Fahrer, Kellner, Barkeeper, Gärtner, nicht geweihter Seelsorger und natürlich auch Unterhalter! So weit, so gut. Da staunt man schon mal, wie dieser Mann das alles hinkriegt. Sicher packen seine Ehefrau und seine drei Töchter mit an und machen dieses Haus zu einem so wunderbaren Ort, sodass mir jeder Vergleich fehlt! Ohne diese Frauenpower wäre das niemals möglich! Auf unsere Frage hin, wie er denn das alles schaffe und zudem jeden Morgen eine Fröhlichkeit ausstrahle, die ansteckend ist, erklärte er uns sein Geheimnis:

Wenn er aufwache und den ersten Fuß aus dem Bett gebe, sage er: „Alles aus Liebe zu dir, HERR!“ Er opfere schon am Morgen jeden dieser vielen kleinen und großen Handgriffe auf. „Jeden Topf, den ich abspüle, jede Karotte, die ich schäle und jeden Abfluss, den ich reinige, habe ich durch diesen Satz am Morgen schon Jesus übergeben und somit aufgeopfert!“, bringt er es auf den Punkt.

Er opfert diese Mühsal – da brauchen wir uns nichts vorzumachen, was es heißt, so einen Betrieb zu führen – für das Heil der Menschen, „für meine Schwestern und Brüder“, wie er liebevoll sagt. Er nimmt sein Kreuz auf sich und trägt es – so wie Simon – ein Stück weit für JESUS, um am Heilsplan mitzuwirken. Dadurch bekommen mühevolle Arbeiten und schwierige Situationen einen Sinn, wo man sich sonst nur abquält, ärgert und frustriert ist!

Ja, Sie haben recht: Das ist völlig uncool, absolut gegen die Mentalität unserer Zeit (es gilt, soweit wie irgendwie möglich, Lust zu maximieren und Unlust zu reduzieren) und extrem herausfordernd – aber wie nichts anderes effizient! Dieser Almhof ist eine Oase in dieser Welt – und das kommt nicht von ungefähr!

Schluss mit Jammern und Ausreden!

Dieses Zeugnis und diese Lebenseinstellung haben mich gerade auch deshalb so fasziniert, weil wir im Westen Weltmeister im Jammern und Ausreden sind! Wir leben auf einem der reichsten und friedlichsten Flecken auf diesem Planeten, aber was wir den ganzen Tag lang zu beklagen haben, ist sensationell! Das Wetter (der Klassiker, wie wenn es irgendetwas nützen würde, sich jeden Tag darüber zu empören, dass es nicht so ist wie gewünscht oder der Wetterfrosch es angekündigt hat), die schlimmen Kinder und Jugendlichen, die Fußball-Ergebnisse, die Lottozahlen (man könnte erst gar nicht spielen, weil dann gewinnt man bei jeder Ziehung – schon mal darüber nachgedacht?) und das absolute Lieblingsthema: die Politik! Fliegen uns denn die Bomben um die Ohren? Haben Sie schon drei Wochen lang nichts Festes mehr zu essen gehabt? Haben Sie ein Dach über dem Kopf und ein warmes und kuscheliges Bett? Ja? Gratuliere, denn dann gehören Sie zu den reichsten Menschen dieser Erde!

Wie paradox doch vieles ist! Wir verfügen über modernste Kommunikationsmittel, wissen aber kaum noch, wie es unserem Nachbarn oder der Oma geht. Wir bauen richtig große Häuser, wollen aber kaum noch mehr Kinder! Wir fliegen rund um die Welt und kaufen rund um die Uhr ein, wollen durchgehend Spaß haben, brauchen aber so viele Schlafmittel und Psychopharmaka wie noch nie! Ich denke, Sie und ich könnten noch mehrere Beispiele anführen.

Wie gut würde es tun, einmal mit Jammern und Ausreden aufzuhören! Wie gut würde es tun, sich einmal in die Ruhe zu begeben! Wie sehr würde es mein Leben verändern, einmal die schwierigen Dinge und Situationen anzunehmen, aus Liebe zu tragen und für jemanden – wenn Sie so wollen – aufzuopfern, für meinen Nächsten … für Christus!

Wenn ja, dann wäre die Fastenzeit die perfekte Chance, einmal damit anzufangen! Jesus hat sich in der Wüste genau darauf vorbereitet. Auf seinen Weg als Lamm Gottes!

Die Wochen-Challenge:

Klicken Sie sich bewusst aus diesem Sog des Jammerns und Beklagens aus! Am Arbeitsplatz, im Verein, in der Schule oder auch zu Hause! Unterbrechen Sie diesen Fluss des negativen Redens und Denkens! Danken Sie doch einfach mal wieder für all das Gute in Ihrem Leben!

Sie haben nichts zu danken? Atmen Sie, funktioniert Ihre Lunge? Danke! Ich hatte vor Jahren einen Lungeninfarkt – doppelseitig – und ich danke jeden Morgen für Luft in meiner Lunge!

Was oder wie reden Sie? Kennen Sie die drei Siebe des Sokrates? Überlegen Sie in dieser Woche, ob es WAHR – GUT – NOTWENDIG ist, was Sie reden! Ich lade Sie auch ein, sich in dieser Woche einmal mehr auf das Zuhören zu fokussieren. Fragen Sie diese Woche einen Ihnen sehr lieben Menschen (Ehepartner, Kind, Eltern, Großeltern), ganz gezielt, wie es ihm geht! Aber geben Sie sich erstens nicht mit Small Talk und einem „ja, geht schon“ zufrieden, und hören Sie zweitens zu und vor allem hin, was Ihnen diese Person erzählt.

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