Montag, 29. April 2024

Ostern 2023 – das Grab ist leer, die Schokohasen verputzt, der Bauchumfang größer und was nun?

Die Osteroktav liegt hinter uns, wir haben letzten Sonntag Weißen Sonntag gefeiert und somit ist das höchste Fest für uns Katholiken in diesem Jahr abgeschlossen. Ich möchte nun provokativ fragen: Haben wir die Freude der Auferstehung Jesu wirklich in unserem Herzen zugelassen, uns darauf bewusst eingelassen?

Das Lamm Gottes

Die Karwoche ist für mich immer eine sehr spezielle Woche. Ich versuche, mich in die Passion Christi soweit es irgendwie geht einzulassen und diese so besonderen Tage mit den speziellen Geschehnissen rund um Jesus, seine Apostel, seine Mutter und dem jüdischen Volk zu verinnerlichen.

Den Kreuzweg in dieser heiligen Woche zu beten, barfuß auf steinigen Boden und geführt durch den heiligen Geist die 14 Stationen zu betrachten, ist für mich ein fester Bestandteil zur Vorbereitung auf Ostern. Ja, wir alle wissen heute, dass die Auferstehung auf den Tod Jesu folgt, aber wir dürfen deshalb nicht den Leidensweg auf das Kreuz ausblenden! Mein persönlicher Eindruck ist, dass viele Christen heute nur noch von der Liebe Jesu, von seiner Kraft und der Auferstehung reden und predigen und seine Wunder proklamieren – aber ich höre kaum noch etwas von den 40 Tagen der Vorbereitung auf Ostern hin, dem Gebet im Garten Gethsemane und seiner absoluten Hingabe und Aufopferung als Lamm Gottes für UNS!

Ich hörte einmal jemanden vortragen, einen sehr bekannten Prediger, der davon sprach, dass Jesus von den Römern für uns ermordet worden wäre. Hier gibt es wohl einen gravierenden Fehler – entweder aus dem Gedankengang des Predigers oder aus seiner theologischen Ausbildung heraus!? Fakt ist, dass Jesus sich bewusst und mit voller Absicht dieser schrecklichen Folter, dem Kreuzweg und dem Tod am Kreuz hingegeben!! Denn Christus sagt: „Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh. 10 17f.). Das MUSS uns klar sein und darüber sollten wir nachdenken, diese Hingabe aus Liebe uns bewusst machen und reflektieren, was das für unser persönliches Leben bedeutet!

Das Grab ist leer

Jesus stirbt für uns am Kreuz …

Er ruft mit letzter Kraft noch: „ELI, ELI, LEMA SABACHTHANI?“

„Mein Gott, mein Gott – warum hast du mich verlassen? „. Das ist auch der Anfang von von Psalm 22.

Ich bin fest davon überzeugt, und das sagt uns die Heilige Schrift mit dieser Überlieferung, dass Gott Vater seinen Sohn Jesus den Abgrund der Verlassenheit hat ertragen lassen. Jesus hat die absolute Verzweiflung gespürt, den Schmerz der Gottverlassenheit! Haben Sie sich schon einmal von Gott im Stich gelassen gefühlt? Haben Sie Erlebnisse, wo Sie Gott in Frage gestellt haben? Wo ist dieser „liebe Gott“? Sie haben etwas gemeinsam mit seinem einzigen Sohn – mit Jesus selbst – wussten Sie das?! Lassen Sie niemals zu, das Sie denken, Jesus könnte sie nicht in Ihrem Schmerz erkennen oder Gott hätte Sie verlassen! Warum? Ja genau – nach dem Tod und all dem Schmerz und der Ohnmacht (man bedenke was die Muttergottes durchgemacht haben muss in diesen Tagen…) ist plötzlich dieses Grab leer!!

Kennen sie den Wortlaut vom Exsultet aus der Osternacht – der Auferstehungsfeier?

Auszug:

Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche.


Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.


Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser ge­rettet.


O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!


O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat.

O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!

Ich liebe diesen Text und freue mich jedes Jahr wie ein kleines Kind darauf! Vieles der Theologie des Leibes steckt in diesem unglaublich alten und kostbaren Wortlaut. Die Schuld Adams, die Knechtschaft, die Ketten des Feindes und die Kraft der Erlösung – einfach nur WOW!!

Lumen Christi – das Licht der Auferstehung ins Heute

Was bleibt nun von diesem leeren Grab, der Auferstehung JESU und dem Sieg über den Tod? Was sind die Früchte von Ostern im Jahr 2023? Die verputzten Schokohasen und der größere Bauchumfang?

Ganz ehrlich: Manchmal frage ich mich wirklich was los ist mit uns Christen, mit unserer katholischen Gemeinschaft? Haben wir wirklich verstanden, was Ostern bedeutet?

Ich hatte vor kurzem ein Erlebnis, das mich sehr nachdenklich machte, was generell unseren Glauben und unsere Standpunkte betrifft. Eine mir sehr wichtig und im Glauben sehr verankerte Person, hat mich persönlich sehr angegriffen und das, obwohl es dazu keinen Anlass gab. Ich war sehr verwundert und versuchte trotz allem im Frieden zu bleiben. Dennoch trieb mich eine Frage um: Wenn es diese Auferstehung JESU gab und sie wahr ist, wenn dieser Text des Exsultet, die Wahrheit in sich birgt, wenn nun das Licht – Lumen Christi in unser Leben strahlt: Warum sind wir dann oft noch so hart und verbohrt? Stellen die Nächstenliebe nicht über Befindlichkeiten oder Meinungsverschiedenheiten? Können wir nicht den Bruder, die Schwester im Glauben sehen, sondern nur das, was uns vielleicht unterscheidet an Lebenserfahrungen oder Überzeugungen?

Es ist eine große Gefahr, sich im Glauben zu „verstecken“, darin zu verharren aber daraus niemals Früchte hervorzubringen! Im Jakobusbrief werden wir vom Apostel regelrecht davor gewarnt:

Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?

So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.

Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.

Du glaubst: Es gibt nur den einen Gott. Damit hast du Recht; das Glauben auch die Dämonen und sie zittern.

Jakobusbrief 2, 14/ 2, 17-19

Ein mir sehr wichtiger Priester hat einmal als Einleitung zu einer Wallfahrt allen Pilger mitgeteilt: Bitte lasst Euer ganzes fromm sein Zuhause und kommt ohne diese Verhaltensregeln, ohne irgendwelche Masken oder Zugehörigkeiten zu Gott und seid einfach mal nur dieses Kind, das Gott so sehr liebt!

Ich habe mir das ganz fest in mein Herz geschrieben! Ich möchte immer dieses Kind sein, das unbekümmert zu Gott seine Zuflucht sucht und vorbehaltlos auf seine Macht vertraut!

So wünsche ich ALLEN Lesern, dass wir ganz NEU in dieses Licht der Auferstehung JESU eintauchen, die ganze Kraft der Auferstehung in unser Herz lassen und auf die Fürsprache unserer heiligen Gottesmutter, in die absolute Freiheit als Kinder Gottes kommen, so wie es uns das Exsultet verspricht!!

Im Gebet verbunden – SC

1 Kommentar

  1. Woran hat unser Herr gesagt, wird man seine Jünger erkennen? An der Nächstenliebe. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, um nicht ein steinernes Herz zu haben.

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