Freitag, 3. Mai 2024

Warum ist Gangster-Lifestyle so beliebt? – Das Spiel GTA V

Was soll ich tun? Was treibt mich an? Wie will ich leben? Welche Werte sind mir wichtig? Diese Fragen werden in GTA (Abkürzung für „Grand Theft Auto“: schwerer Autodiebstahl) durchgespielt. Beginnt man das Spiel kommt zuerst eine Warnung vor intensiver Gewalt, Blut, Gemetzeln, sexuellen Inhalten und Kraftausdrücken. GTA ist zu Recht ab 18, aber Millionen Jugendliche zocken es. Der Reiz des Verbotenen treibt die Verkaufszahlen nur noch mehr in die Höhe. Das Game setzt survial of the gunpower um: Recht hat der, der überlebt – weil er die größeren Fäuste hat oder zuerst schießt. Wild West in the 21st century!

Es geht im Spiel um den Gangster-Lifestyle, das so genannte „Thug Life“, also um Gewalt, Geld, Drogen, Prostitution usw. Medial wird dies als „cool“ vermarktet. Hinzu kommt, dass das Spiel keineswegs billig gemacht ist. Bei seinem Erscheinen war es auf dem höchsten grafischen und spieltechnischen Standard und es bietet gleichzeitig gutes Storytelling. Interessant ist vor allen Dingen, dass die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt. Denn im Kampf um Geld, Macht und Lustbeschaffung sind Polizei und Gangs gleichermaßen eingebunden. Ob der, den man unterstützt wirklich ein Freund ist und der, den man umnietet ein Feind, ist nie ganz klar, da man keinem vertrauen kann. Man weiß nie, wer auf welcher Seite steht.

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GTA spielt in der fiktiven Stadt „Los Santos“, die an die reale Stadt Los Angeles in Kalifornien angelehnt ist. Los Santos ist voll von Charlie Sheens mit Knarren, Gutmenschenhoffnung wird durch harte Gewalt zerschlagen. Es ist eine Welt ohne Bedeutung, man will nur irgendwie durchkommen im Leben. Durchaus kommt es vor, dass Gangs ausgelöscht werden oder andere Massentötungen durchgeführt werden müssen, um einen Auftrag erfolgreich auszuführen. Das Gesetz der Straße steigt aus der Gosse empor und fließt blutend wieder in sie hinein. Drogen schaffen eine kurze Flucht aus dem Misthaufen und sind leicht zu haben. Mit Lucy in the Sky with Diamonds flieht man vor hard work on the ground.

Die Charaktere in GTA V

Es gibt drei Hauptcharaktere, die man spielen kann. Einer davon ist Trevor Philips, der am häufigsten vorkommt. Er ist ständig „aggro“, legt von allen die brutalste Gewalt an den Tag und behauptet, dies alles als Teil einer „kohärenten Philosophie“ zu tun. Weiterhin gibt es Michael Townley, einen Gangster, der Frau und Kinder hat und, wie sich später herausstellt, auch mit der Polizei gegen seine Freunde gearbeitet hat. Schließlich Franklin Clinton, der anfangs bei einem Freund im Autohaus arbeitet. Im Laufe des Spiels kann man sich entscheiden, ob man einen der drei Gangster ausschaltet, um dadurch einen größeren Anteil an der Beute zu erhalten. Trevor wird einmal so sehr gereizt, dass er, obwohl er zunächst Freundlichkeit andeutet, jemanden nach unten stößt und ihn dann brutal ermordet. Bei Trevor, dem ehemaligen Air Force Soldaten, muss man stets aufpassen nicht durch einen seiner Wutausbrüche getötet zu werden. Ansonsten ist er recht loyal. Nie würde er für Geld einen Verrat begehen. Viele seiner Morde begeht er eher im Affekt. Er ist aggressiver Psycho, ein Getriebener, der sich dementsprechend auslebt. Michael ist zwar gemäßigter und niemand, der Affektmorde begeht, aber er ist auch kälter und berechnender. Michael verrät an einer Stelle Trevor, um sich und seine Familie zu sichern. Franklin steht irgendwo dazwischen. Er ist im Gegensatz zu Trevor und Michael kein Hardcore-Gangster, sondern eher Gelegenheitsdieb. Im Grunde ist er loyal und rettet auch an einer Stelle Michael, der bei einem Streit mit Trevor von der Mafia entführt wird. Aber auch Franklin ist unter gewissen Bedingungen bereit zumindest Trevor zu töten.
Es heißt, das Spiel karikiere die amerikanische Gesellschaft. Aber im Grunde zeigt es auch die Antworten von drei unterschiedlichen Personen in einer Welt ohne Wahrheit. Mit Nietzsche kam der Gottestod in die Philosophie, mit Heidegger die Frage nach der Eigentlichkeit. Trevors „kohärente Philosophie“ passt genau da hinein: Seine Gewalt und seine Exzesse sind seine Antwort auf den metaphysischen Nihilismus. Franklin ist eher ein hedonistischer Chiller und Michael hält es mit der sophistischen Einsicht: Man darf alles tun, aber sich nicht erwischen lassen.

Eine Welt ohne Heil

GTA V zeigt, wie totale Weltbezogenheit ohne Erlösung aussehen kann. „Uns aus dem Elend […] erlösen“, wie es in der Internationalen heißt, versucht man dort mit Waffen, Drogen und Geld. Manchmal sucht man Trost bei Prostituierten. Doch das bringt es alles nicht wirklich. Vor allem Trevor ist im Vollrausch oder ähnlichen Zuständen gerne mal im Bordell, jedoch weiß er nach dem Rausch oft nicht mehr, was vorher passiert ist. Manchmal regnet es dann auch Ziegen – ja, GTA deckt alle Absurditäten ab. Als Trevor einmal eine Frau liebt, entführt er sie. Die GTA-Welt kennt die christliche Weisheit: „denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst“, nicht. Das Spiel zeigt weiterhin, dass im Grunde jeder käuflich ist, wenn Preis und Bedingungen stimmen. Nur wenige „Einzelfälle“ setzen ihre Grundsätze über das Töten. Jedoch nur dann, wenn Freunde oder Familie berührt sind. Jenseits der eigenen Gruppe gibt es kein Recht auf Leben. Ob man es mit der Polizei oder mit Verbrechern zu tun hat, macht oft keinen Unterschied, denn beide Seiten handeln mit Drogen.

Erfüllung des Lebens in GTA V

Von Nietzsche stammt der Satz: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Ein Warum zum Leben gibt es in GTA nicht. Um das Wie kommt man jedoch nicht herum. Wenn es nicht erfüllt wird, bleibt eine Leere. In einem FAZ Artikel heißt es dazu: „Am erstaunlichsten empfand ich jedoch die Einsicht, wie verwandt mein Verhalten in Los Santos mit dem im realen Leben ist – nicht hinsichtlich spezifischer Handlungen, sondern allgemeiner, in dem Sinne, dass ich mir hier wie dort permanent irgendwelche Aufgaben auferlegte, für die es keinen existentiellen Anlass gibt.“ (Juan S. Guse, Für Spieler: „Grand Theft Auto V“)

Für die Gangster bleibt jedoch noch eine letzte Aufgabe zu erledigen, die man in GTA zu spielen hat: „the big score“. Die Gangstertruppe will einen großen Millionenraub begehen. Ein letztes Mal Geld und Gold rauben, um sich dann zur Ruhe zu setzen. Mit diesem Geld ist dann ein luxuriöses Leben gesichert mit allem was dazugehört: Frauen, Drogen, Gangmitgliedern. Man muss nur aufpassen, dass man nicht von anderen Neidern erschossen wird. Das wäre Pech.

Anziehung und Alternative

Millionen – vor allem männliche – Jugendliche spielen GTA. Warum? Weil GTA etwas thematisiert, was viele fasziniert. Das ist die augenscheinliche Omnipotenz der Gangster: I want, I can, I do. Es scheint nichts zu geben, was der Wunscherfüllung im Wege steht und alle Mittel scheinen erlaubt, Angst gibt es nicht. Stirbt man bei der Wunscherfüllung, lädt das Spiel einfach neu. Wenn die Träume in den Himmel wachsen, wächst man einfach mit. Stärke, Macht, Geld und Action werden in Szene gesetzt und dabei entsteht der „coole“ Eindruck. „You don’t mess with me“, kann Trevor sagen, bevor er andere dominierend erledigt. Aber, und das zeigt das Game auch: Er bleibt kaputt, frustriert, unerwachsen und letztlich allein. Das ist kein Zufall. Es liegt einfach daran, dass erfüllendes Menschsein woanders stattfindet, nämlich da, wo Freiheit, Heiligkeit und Liebe möglich sind. Doch dazu braucht man Gott.

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