Freitag, 3. Mai 2024

Allen alles werden, um auf jeden Fall einige zu retten

Von Sascha Vetterle

Mit großer Freude habe ich den „Appell an alle Cathwalk-Leser“ zur Kenntnis genommen. Er enthält Vieles, dem ich aus ganzem Herzen zustimmen kann. Ja, der katholische Glaube ist auch der größte Schatz meines Lebens! Ja, wir müssen „ALLES in unserer Macht stehende tun, um den katholischen Glauben im Internet zu verbreiten, damit durch unsere Mitarbeit diese herrliche Gnade so vielen Menschen wie möglich zuteil wird.“

Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, wie Dr. Peter Kwasniewski in seinem Buch „Neuanfang inmitten der Krise – Die heilige Liturgie, die traditionelle lateinische Messe und die Erneuerung der Kirche“ einen dreifachen Gedächtnisverlust beklagt: in Bezug auf die Liturgie, die katholische Soziallehre und die Person und das Denken des hl. Thomas von Aquin.

Tatsächlich gibt es in unserer Zeit reichlich Grund, um über die Krise und ihre vielfältigen Symptome zu klagen. Doch als Christen sind wir dazu gerufen, Menschen der Hoffnung zu sein und die Knospen neuen geistlichen Lebens zu entdecken und Gott für sie zu preisen.

Ich denke hier zum Beispiel an Maria 1.0 als eine innerkirchliche Reformbewegung, die getragen ist von inniger Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche. Ich denke an Profemina und 1000plus als sozial-karitative Organisationen, die Tag für Tag ganz konkret und praktisch an einer Kultur des Lebens und einer Zivilisation der Liebe bauen. Ich denke an cathwalk.de, als ein Medium, das die Alte Messe hochhält. Ich denke in diesem Zusammenhang aber auch an das von mir selbst gegründete Institut für ganzheitliche Ökologie, das bestrebt ist – und damit bin ich wieder beim erwähnten dreifachen Gedächtnisverlust – die katholische Soziallehre in ihrer gesamten Fülle, Breite und Tiefe unverfälscht und unverkürzt in den gesellschaftlichen Diskurs einzuführen und dies in einer Form, die auch kirchen- und glaubensfremden, ja sogar -feindlichen Menschen zugänglich ist – ganz im Sinne des heiligen Apostels Paulus, der allen alles geworden ist, „um auf jeden Fall einige zu retten.“ (1. Kor. 9:22)

Schon Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag 2011 auf die in den 1970er Jahren erwachte ökologische Sensibilität hingewiesen. Seitdem ist diese nur noch mehr angewachsen. Was jedoch (fast) vollkommen fehlt ist zweierlei:

  1. Eine Sensibilität für die gleichzeitig stattfindende Zerstörung der menschlichen Ökologie, von der schon Papst Johannes Paul II. 1991 in Centesimus Annus schrieb, dass sie noch schwerwiegender sei (vgl. CA 38) und
  2. Ein Verständnis für die spirituellen, theologischen und philosophischen Hintergründe dieser menschengemachten Doppel-Katastrophe.

Um es klar zu sagen: Die Antworten auf diese Probleme müssen nicht neu erfunden werden. Sie sind längst da, in der Überlieferung der Kirche und Papst Franziskus hat diese in seiner Enzyklika Laudato si in positivem Sinne weiterentwickelt mit seiner Lehre über die ganzheitliche Ökologie und das technokratische Paradigma, das man zurecht zurückführen kann auf die frühneuzeitliche Abkehr von der thomistischen Metaphysik, wie ich unter anderem hier, hier und hier argumentiert habe.

Was fehlt also? Die fortgesetzte, systematische Verkündigung dieser Antworten in die Breite der Gesellschaft hinein. Hierzu versucht das Institut für ganzheitliche Ökologie seinen bescheidenen Beitrag zu leisten. Das Schlüsselwort dabei ist jedoch „bescheiden“. Aus diesem Grund will ich mich dem Appell von Josef Jung anschließen und alle, die den Glauben bereits im Herzen tragen, dazu aufrufen, ihren Beitrag zu leisten, ihre Stimme zu erheben und auf ihre je eigene Weise Zeugnis von der Wahrheit abzulegen, die ihnen in Jesus Christus begegnet ist.

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