Montag, 6. Mai 2024

Der geistliche Kampf beginnt mit Misstrauen und Gottvertrauen

Lorenzo Scupolis Werk „Der geistliche Kampf“ wird von Franz von Sales als eine der besten Abhandlungen über das geistliche Leben geschätzt. Dabei geht es nicht um ein abwegiges Thema für einige wenige Mönche oder „besonders Heilige“, sondern um ein Grundmotiv des Lebens. Im Buch Hiob heißt es: „Ein Kampf ist des Menschen Leben auf Erden“ (Hiob 7,1). Wir müssen uns nur entscheiden, wofür wir kämpfen wollen.

Warum nimmt man den geistlichen Kampf auf? Um zur christlichen Vollkommenheit zu gelangen. Diese Vollkommenheit besteht „in nichts anderem, als in der Erkenntnis der Größe und Güte Gottes, wie auch in der Erkenntnis unserer eigenen Nichtigkeit und unserer Hinneigung zum Bösen; in der Liebe zu Gott und dem Haß gegen uns selbst …“

Scupoli fordert fordert dazu auf, alle Begierden und Wünsche, ob groß, ob klein, „hochherzig niederzuzwingen und vollkommen abzutöten“. Es sei ein Kampf gegen uns selbst und gleichzeitig würden wir !von uns selbst bekämpft“, deshalb sei der Kampf schwieriger als jeder andere, aber darum auch der Sieg ruhmreicher und Gott wohlgefälliger als jeder andere Sieg.

Die Abtötung jeder ungeordneter Neigung des Herzens, selbst die der kleinsten widerspenstigen Leidenschaft, erweise Gott einen größeren und wohlgefälligeren Dienst, „als wenn du dich bis aufs Blut geißeln und durch strenge Fasten und Enthaltsamkeit die alten Einsiedler und Mönche übertreffen oder Tausende von Seelen zu Gott bekehren würdest…“

Ganz wichtig in diesem Kampf ist das Misstrauen gegen sich selbst: „Infolge unserer verdorbenen Natur sind wir gar leicht geneigt, eine zu hohe Meinung von und selbst zu haben. Obwohl wir an sich doch nur ein Nichts sind, reden wir uns ein, wir seien doch etwas, und überschätzen deshalb ohne jeglichen Grund unsere eigenen Kräfte und bauen vermessentlich auf uns selbst. Dieser Fehler, den wir nur schwer erkennen, missfällt Gott sehr, weil er von uns die aufrichtige Überzeugung von jener untrüglichen Wahrheit wünscht, dass jede Gnade und Tugend von ihm als Urquell alles Guten herrührt und daß von uns selbst nicht einmal ein guter Gedanke stammen kann, der ihm wohlgefällig wäre (vgl. 2 Kor 3,5).“

Um dagegen vorzugehen empfiehlt Scupoli durch eifriges Betrachten zu der festen Überzeugung der eigenen Armseligkeit zu gelangen und sich klarzumachen, dass wir aus uns selbst nichts Gutes tun können, um den Himmel zu verdienen. Dann empfiehlt er das demütige Gebet, um ein Misstrauen gegen sich selbst zu erflehen. Es muss ganz klar werden, dass uns dieses Misstrauen fehlt uns wir es aus eigener Kraft nicht erlangen können. Wenn wir die göttliche Majestät aber oft darum bitten, ermutigt uns Scupoli, werden die es „zweifellos“ zu der Stunde erhalten, die die göttliche Vorsehung vorgesehen habe.

Gott, so Scupoli, lässt es zu, das wir fallen und scheitern, „damit du innerlich gewarnt und noch mehr erleuchtet, dich als ein armseliges Geschöpf einzuschätzen und verachten lernst und wünscht, auch von anderen ebenso eingeschätzt zu werden.“ Ohne eine derartige Gesinnung gebe es kein wahres Misstrauen gegen sich selbst, das nur auf wahrer Demut und praktischer Selbsterkenntnis gründe.

Nach dem Misstrauen gegen sich selbst, sind wir offen für die Größe Gottes. Es geht um ein rückhaltloses Gottvertrauen, „indem du nur von Gott allein alles Gute, Beistand und Sieg erhoffst und erwartest.“ Von uns selbst erwarten wir Niederlagen, von Gott den Sieg.

Um dieses Gottvertrauen zu erlangen, empfiehlt Scupoli das Gebet, die Betrachtung der Allmacht Gottes, für den nichts unmöglich und nichts zu schwer ist. Den Mut verlieren wir nur, wenn wir auf uns selbst vertrauen, statt auf Gott: „Mag daher eine Seele noch so sehr mit Sünden belastet sein; mag sie auch die Fehler der ganzen Welt an sich tragen … Dennoch darf sie das Gottvertrauen nicht sinken lassen und die Waffen nicht strecken, noch die geistlichen Übungen aufgeben, sondern sie muss hochherzig weiterkämpfen. Denn sie muss bedenken, dass der in diesem geistlichen Kampfe nicht unterliegt, welcher im Kampfe nicht nachlässt und beständig sein Vertrauen auf Gott setzt. Gott lässt es zwar mitunter zu, daß seine Kämpfer verwundet werden, aber er versagt ihnen niemals seine Hilfe. Darauf kommt alles an, daß man im Kampfe ausharrt. Den Kämpfern, die Gott und seine Hilfe suchen, stehen ja die Hilfsmittel zur Verfügung, und gerade dann, wenn sie es am wenigsten vermuten, liegen die Feinde bereits überwunden am Boden.“

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3 Kommentare

  1. Danke für den Buchtipp.
    Für viele wäre das sicher sehr wichtig, für mich auf alle Fäle….aber ich frage mich immer: wie verhält sich das für Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, die aus der Erziehung und von der Umwelt ständig niedergemacht wurden/werden, oder Opfer von Missbrauch….und sich deshalb minderwertig und schmutzig fühlen…
    Wie hilft man ihnen, zu erkennen, dass Gott sie liebt…und sie aber trotzdem an sich selber arbeiten müssen, resp. den Hl Geist bitten, an ihnen zu wirken…um sich eben nicht lebenslang auf die Opferrolle festzulegen?

    • Als Person mit geringem Selbstwertgefühl darf ich Ihnen versichern, dass Gott, wenn man ihm begegnet, Heilung bewirken kann. Man lernt Stück für Stück sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, sie loszulassen und sich selbst als von Gott geliebt zu fühlen. Ein schon vorhandenes geringes Selbstwertgefühl macht es dann viel leichter, von sich nichts, und von Gott alles zu erwarten. So gesehen ist es sogar von Vorteil!

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