Freitag, 13. Dezember 2024

Die neue Religion

In der Aufklärung wurde eine neue Religion geboren. Friedrich Schiller hat sie wunderschön zusammengefasst und der Revolutionsmusiker Beethoven zur Symphonie erhoben:

„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.“

Das Christentum ist überwunden. Die Alten Griechen sind zurück. Die Natur entthront die Gnade. Vorbei die Zeit des Leids und der Buße. Jetzt werden alle Menschen Brüder, die Menschheit frohlockt im Zauber und ewiger Freude.

Die Verheißung ist grandios. Lessing eilt ebenfalls hinzu und gibt uns einen philosophischen Überbau in „Nathan der Weise“. Ob es eine wahre Religion gebe, könne man nicht sagen, stattdessen solle man sich in „Liebe“ üben, egal, was man glaube. Wahrheit spielt keine Rolle mehr.

Auf Schillers „Ode an die Freude“ (1785) und Lessings „Nathan der Weise“ (1779) folgte 1789 die Französische Revolution, die grausamste Revolution seit der Antike: Massenmorde in Frankreich, ein Weltkrieg mit Millionen Toten. Es war das Ende des Königreichs Frankreichs und das Ende des Heiligen Römischen Reiches. Der „aufgeklärte Humanismus“ hat den Kontinent für immer verändert – bis heute.

Eigentlich hätte spätestens auf dem Wiener Kongress 1815 klar sein müssen, dass die Ideen der Aufklärung krachend gescheitert sind und dass das Menschenbild der Aufklärung grundfalsch ist. Doch es geschah nicht. Zumindest nicht grundlegend genug. Bis heute gibt es Schwärmer für den Humanismus der Aufklärung, obwohl er von Anfang an eine Bewegung der Gewalt war und bis heute ist. Die Ursachen dafür liegen im falschen Menschenbild und der falschen Philosophie der Aufklärung.

Menschenbild und Philosophie der Aufklärung

Nach der Aufklärung und dem Humanismus gibt es keine Erbsünde. Der Mensch ist von Natur aus gut und wird, ähnlich wie im Kommunismus, erst durch „Entfremdung“ böse. Seine „Erlösung“ besteht in der Befreiung von Unterdrückung, Armut und mangelnder Bildung. Er muss nur recht erzogen und materiell gut ausgestattet werden, dann wird er zum bürgerlich-aufgeklärten Edelmenschen, zum freiheitlich-liberalen Mitmenschen, der allen nur das Beste wünscht. Gleichzeitig machen Lessing und später Hegel und Kant deutlich, dass die Aufklärung nicht an die Erkennbarkeit einer objektiven Wahrheit glaubt. Dogmen und der Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche müssen daher fallengelassen werden. Alles sei im Wandel und im Werden. πάντα ῥεῖ: Alles fließt und nichts bleibt! Die Welt ändert sich evolutionär! Ewige Wahrheiten gibt es nicht.

Menschenbild und Philosophie des Christentums

Das Menschenbild des Christentums ist davon grundverschieden. Die Erlösung besteht nach dem Christentum nicht in „Selbsterlösung“ durch Bildung und materielle Güter, sondern in der Erlösung durch Christus. Sie besteht in der Gnade, nicht in der Natur. Die Dogmen lauten: „Die Sünde Adams ist durch Abstammung, nicht durch Nachahmung auf alle seine Nachkommen übergegangen. De fide.“ Und weiterhin: „Die Seelen, die im Stande der Erbsünde aus dem Leben scheiden, sind von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen. De fide.“ Damit die Erbsünde getilgt werden kann und man in den Himmel gelangen kann, braucht man die Taufe: „Die Taufe verleiht die Rechtfertigungsgnade. De fide.“(Alle De-Fide-Zitate: Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik). Die Taufe ist es, die die heiligmachende Gnade verleiht und erlöst. Der dadurch erlangte Stand der Gnade ist das Kostbarste, was es gibt. Alle Heiligen legen davon Zeugnis ab. Wunder, übernatürliche Phänomene und Charismen sind dann möglich.

Das Christentum glaubt an die Erkennbarkeit einer objektiven Wahrheit. Deshalb kann die katholische Kirche ewig gültige, unveränderliche Dogmen aufstellen und behaupten, die wahre und einzige Kirche Jesu Christi zu sein. Die philosophische Methode ist aristoteltisch-scholastisch, nicht hegelianisch-evolutionär.

Das moderne Christentum und das Menschenbild der Aufklärung

Das große Problem unserer Zeit ist, dass das moderne Christentum weitgehend das Menschenbild der Aufklärung angenommen hat. Weil man nicht mehr an eine erkennbare, objektive Wahrheit glaubt und gleichzeitig den Menschen verklärt, stehen die Tore weit für „alle Menschen werden Brüder“ offen. Konkret führt das zu Ökumenismus, Interreligiösität, Dialog und „Imagine“ von John Lennon. Diese schwache, neue Religion schafft „Nice Guys“ und „People Pleaser“, die zu nichts anderem taugen, als anderen nach dem Mund zu reden und dabei mit leichtem Übergewicht zu lächeln. Einen Franz Xaver oder Franz von Assisi bekommt man so nicht.

Unfähig auf Gewalt und Grausamkeit zu reagieren

Die neue Religion hat kein wirkliches Konzept vom Bösen und Abgründigen und ist daher nicht in der Lage, auf Gewalt und Grausamkeit zu reagieren. Es ist eine Tatsache der Geschichte, dass es immer Gewalt, Grausamkeit und Krieg gibt. Nicht nur, weil es zu wenig Bildung und Nahrung gibt, sondern weil Menschen das Böse wählen können und es tatsächlich tun – man schaue sich nur in der Welt der Gegenwart und unseren Kriegen um. Der Kirche war das immer klar. Deshalb gibt es den Grundsatz: „Die Natur des Menschen ist zum Bösen geneigt.“ Das ist die Folge der Erbsünde. Die neue Religion kennt die Erbsünde nicht, sondern glaubt an die Utopie eines irdischen Paradieses. In Wirklichkeit kommt es aber durch „Imagine there’s no Heaven“ zum Terror der Starken und Gewaltbereiten, die keine Skrupel mehr brauchen und keine Opposition mehr haben. Alle bürgerlich Anständigen sparen lieber CO2 ein oder „retten das Klima“, als zu streiten, zu leiden und zu kämpfen.

Unsere Lösung: die katholische Tradition

Es muss klar sein, dass wir in einer gewaltigen Krise stecken und die Kirchenvertreter oft Teil des Problems sind, weil die den Glauben verloren haben und eine neue Religion angenommen haben. Den vollständigen katholischen Glaube, der uns in den Himmel führt, finden wir in dem, was man heute oft katholische Tradition nennt und im Grunde nichts anderes ist, als der katholische Glaube, wie er immer war. Ganz wichtig ist, dass wir Glaubenswissen bekommen, die Alte Messe besuchen, beichten, fasten und um Gottesfurcht beten, denn „die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (Spr. 1,7). Und das führt zu einer Erkenntnis, bei der die Alten Griechen tatsächlich richtig lagen: Nur der Weise ist frei.

1 Kommentar

  1. Wäre noch zu erwähnen, daß es sich bei der „Ode“ um eine Auftragsarbeit für eine Freimaurer-Loge handelte, nämlich die Loge „Zu den drei Schwertern“ in Dresden. Weiter, daß die Ode zur Hymne der EU bestimmt wurde, was bedeutet, daß die offizielle Religion – die Religion civile, um mit Rousseau zu sprechen – der EU die Religion der Freimaurer ist.

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