Josef Jung, Autor bei cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/author/josef-jung/ Abendland & Alte Messe Sat, 20 Apr 2024 17:08:22 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://www.thecathwalk.de/wp-content/uploads/sites/2/2017/04/cropped-Logo-The-Cathwalk-transparenter-Hintergrund-150x150.png Josef Jung, Autor bei cathwalk.de https://www.thecathwalk.de/author/josef-jung/ 32 32 „Dignitas infinita“ enthält alles, was seit dem Konzil falsch läuft https://www.thecathwalk.de/2024/04/09/dignitas-infinita-enthaelt-alles-was-seit-dem-konzil-falsch-laeuft/?pk_campaign=feed&pk_kwd=dignitas-infinita-enthaelt-alles-was-seit-dem-konzil-falsch-laeuft https://www.thecathwalk.de/2024/04/09/dignitas-infinita-enthaelt-alles-was-seit-dem-konzil-falsch-laeuft/?pk_campaign=feed&pk_kwd=dignitas-infinita-enthaelt-alles-was-seit-dem-konzil-falsch-laeuft#comments Tue, 09 Apr 2024 17:06:53 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38938 Dignitas infinita – „unendliche Würde“ ist das neue Dokument aus dem Vatikan, das am 8. April 2024 vorgestellt und auf den 25. März datiert ist. Nicht zufällig ist wohl das Fest Mariä Verkündigung gewählt worden und gleichzeitig will das Dokument des „Dikasteriums für die Glaubenslehre“ wohl an die Enzyklika „Evangelium vtiae“ vom 25. März 1995 anknüpfen. […]

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Dignitas infinita – „unendliche Würde“ ist das neue Dokument aus dem Vatikan, das am 8. April 2024 vorgestellt und auf den 25. März datiert ist. Nicht zufällig ist wohl das Fest Mariä Verkündigung gewählt worden und gleichzeitig will das Dokument des „Dikasteriums für die Glaubenslehre“ wohl an die Enzyklika „Evangelium vtiae“ vom 25. März 1995 anknüpfen.

Das Dokument ist als Zeitzeuge sehr wichtig, weil es alles enthält, was seit dem Konzil falsch läuft. Deshalb hilft es, klug mit dem Schreiben umzugehen, denn ein genaues Studium des Dokuments stärkt im überlieferten (traditionellen) Glauben und im Widerstand gegen Verfälschungen.

Der Theologe Peter Kwasniewski weist auf Facebook zurecht darauf hin, dass sich wieder viele finden werden, die das Dokument aus konservativer Sicht verteidigen, schließlich spricht es sich ja auch gegen Abtreibung aus: „Oh, es mangelt an Definitionen, Unterscheidungen und innerer Konsistenz, geschweige denn an Übereinstimmung mit einigen früheren Lehren, aber kritisieren Sie es nicht – es ist gut gemeint und sagt viel Gutes aus, und die Verwendung einer übertriebenen Sprache wie ‚unendliche Würde‘ ‚ dient der rhetorischen Wirkung. Und ich würde den Zitaten von Karl Rahner nicht zu viel Gewicht beimessen. Dies ist eine Zusammenfassung der Verteidigungslinie, die wir in den kommenden Tagen von den Konservativen hören werden.“ In dem Maße aber, wie Kwasniewski ausführt, dass vatikanische Dokumente nicht klar und kohärent sind und aus einwandfreien Quellen hervorgehen, kann man ihnen nicht zustimmen.

Gleichzeitig weist Timothy Flanders von OnePeterFive darauf hin, dass wir nicht sofort allergisch reagieren sollten, wenn wir das Wort „Menschenwürde“ hören: „Die Lehre von der „Menschenwürde“ ist an sich durch und durch traditionell. Der Ausdruck selbst ist in einem schönen Gebet im antiken römischen Ritus (im Offertorium) enthalten. Daher müssen wir als Tradis die Falle vermeiden, alles, was von „Menschenwürde“ spricht, allein durch die Tatsache zu verurteilen, dass dieser Ausdruck verwendet wird. Ja, obwohl er per se traditionell ist, ist der Ausdruck in der postliberalen Ära äußerst gefährlich …“

So wichtig dieser Hinweis ist, die Falle scheint hier eher im Dokument selbst zu liegen, das den Begriff der Würde überdehnt, verfälscht und den Menschen dadurch überhöht und den Narzissmus füttert. Bereits die ersten Worte des Dokuments sind theologisch falsch. Eine „unendliche Würde“ kommt nicht „jeder menschlichen Person“ zu, sondern nur Christus und der Jungfrau Maria. Pius XI. betonte das in der Enzyklika Lux veritatis (1931): „Ja, der Aquinate schreibt sogar die herrlichen Worte: „Weil die selige Jungfrau die Mutter Gottes ist, so hat sie eine gewisse unendliche Würde von dem unendlichen Gut her, das Gott ist. (Thomas von Aquin, Sum. theol., I q.25 a. 6.).“

Man kann fragen, ob das Dignitas infinita nicht sogar die Ursünde wiederholt: So sein zu wollen, wie Gott. Diesmal spielt die „unendliche Würde“ die Rolle der verbotenen Frucht. Auch der Hinweis, die Begriffe „unendlich“ und „Würde“ würden hier in einer besonderen Definition verwandt, hilft nicht weiter. Der erste Satz in Dignitas infinita ist nicht zu retten und damit basiert das gesamte Dokument auf einem Irrtum. Wie sich zeigt, ist der Irrtum verhängnisvoll. Die Behauptung einer „unendlichen Würde“ will anscheinend eine neue Theologie festigen, die auf dem Kult des Menschen basiert. Es geht um den „neuen Humanismus“ im Geiste von Gaudium et Spes, bei dem die Taufe und die anderen und Sakramente keine Rolle mehr spielen. Im Zentrum steht die natürliche Menschenwürde und in diesem Zusammenhang wird die Menschenrechtserklärung der UNO (1948) positiv hervorgehoben. Die Kirche wird in Dignitas infinita zu einer Verkünderin der Menschenwürde, zu einem einen Lebenshelfer, den eigentlich niemand will und niemand braucht. Wer möchte ausschließen, dass die Hölle bald sogar als Angriff auf die „unendliche Würde“ gesehen wird? So wird eine Allerlösung durch die Hintertür eingeführt, mit katastrophalen Folgen für das ewige Leben.

Wie wird die allgemeine Menschenwürde begründet? Sie wird nicht moralisch, sondern „ontologisch“, wesenhaft, verstanden und vage mit der Gottesebenbildlichkeit (Gen 1,27) verbunden. Dann fälschlicherweise vollkommen überladen. Zwar unterscheidet sich der Mensch durch die Gottesebenbildlichkeit vom Tier, aber durch die Erbsünde ist die Gnade verloren gegangen. Deshalb reicht die natürliche Würde nicht nicht aus, sie rettet nicht vor der Hölle und macht aus dem Menschen kein Kind Gottes. Durch die Sünde kann die Würde sogar, wie Thomas schreibt, verloren gehen: „Indem der Mensch sündigt, weicht er von der Ordnung der Vernunft ab und fällt folglich von der Würde seines Menschseins ab, insofern er von Natur aus frei ist und für sich selbst existiert, und er fällt in den sklavischen Zustand der Tiere, indem er entsprechend seiner Nützlichkeit für andere verwertet wird.“ (Summa theologiae II-II, Q. 64, Art. 2). Entscheidend ist daher nicht die Menschenwürde, sondern die Taufwürde, jene Würde, welche die Sünden vergibt und uns zu Kindern Gottes macht.

Wenn die Menschenwürde überbetont wird, wird meistens die Todesstrafe kritisiert. So auch in Dignitas infinita: „Auch das Thema Todesstrafe muss hier erwähnt werden: Auch die letztere verletzt unter allen Umständen die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen“. Diese Behauptung widerspricht dem überlieferten Glauben. Das Werk „By Man Shall His Blood Be Shed: A Catholic Defense of Capital Punishment“ von Edward Feser und Joseph Bessette zeigt eindeutig, dass die Kirchenväter einmütig die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe anerkannt haben und es keinen Dissens darüber gab. Die Opposition zur Todesstrafe kommt aus einem aufklärerisch-humanistischen Geist, der das Ziel des Menschen im Hier und Jetzt sieht und nicht mehr an den Himmel glaubt.

Dignitas infinita ist durchzogen von einem Geist der Innerweltlichkeit. Nirgendwo im Fließtext kommen Taufe, Himmel oder Hölle vor. Lediglich in Fußnote 34 wird am Rande von der „neuen Würde“ der Getauften gesprochen, die im Dokument aber keine eigentliche Rolle spielt. Es geht um innerweltlichen Humanismus, um den Kampf gegen Armut (12x), um die Freiheit (41x) und die Welt (36x). Die „unendliche Würde“ ist das Schlagwort für einen immanenten Pursuit of Happiness.

Das Dokument offenbart das Verständnis einer neuen Religion, die innerweltliches Glück herstellen will. Seit wann ist das die Botschaft des Evangeliums? Was ist mit der Selbstverleugnung und der Kreuzesnachfolge? Das Ziel des Lebens besteht darin, in den Himmel zu gelangen, wie Ignatius von Loyola deutlich macht: „Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott Unseren Herrn zu loben, Ihn zu verehren und Ihm zu dienen, und so seine Seele zu retten.“ Die Aufgabe der Kirche ist es, Menschen durch die Sakramente in den Himmel zu bringen. All das wird seit dem Konzil vergessen. Stattdessen werden ein „neuer Humanismus“ (Gaudium et Spes) und eine „unendliche Würde“ (Dignitas infinita) heraufbeschworen, romantische Hymnen, die weder Heil noch Erlösung geben und den Menschen in seinen Sünden zurücklassen.

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Die wichtigste Frage der Menschheitsgeschichte: Wer ist Jesus Christus? https://www.thecathwalk.de/2024/03/30/die-wichtigste-frage-der-menschheitsgeschichte-wer-ist-jesus-christus/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-wichtigste-frage-der-menschheitsgeschichte-wer-ist-jesus-christus https://www.thecathwalk.de/2024/03/30/die-wichtigste-frage-der-menschheitsgeschichte-wer-ist-jesus-christus/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-wichtigste-frage-der-menschheitsgeschichte-wer-ist-jesus-christus#comments Sat, 30 Mar 2024 18:03:29 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=32975 Es gibt viele Fragen, die man sich stellen kann, aber keine Frage ist so wichtig wie diese: Wer ist Jesus Christus? Warum ist diese Frage die wichtigste? Weil es dabei um alles geht. Entweder ist Jesus Christus Gott, der Erlöser, der Heiland, der Retter der Welt, der uns den Himmel öffnet oder er ist ein […]

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Es gibt viele Fragen, die man sich stellen kann, aber keine Frage ist so wichtig wie diese: Wer ist Jesus Christus? Warum ist diese Frage die wichtigste? Weil es dabei um alles geht. Entweder ist Jesus Christus Gott, der Erlöser, der Heiland, der Retter der Welt, der uns den Himmel öffnet oder er ist ein Lügner, Betrüger und Verführer. Dazwischen gibt es nichts.

Wer sagt: „Bevor Abraham war, ich bin [ἐγώ εἰμι] (Johannes 8,58) und damit dieselben Worte benutzt wie Gott bei seiner Offenbarung der Zehn Gebote (Exodus 3,14), kann kein „Wanderprediger“ sein. Wer sagt: „Ich bin [ἐγώ εἰμι] der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14,6), ist entweder alles oder nichts.

Seit 2000 Jahren fragen Menschen nach Christus und seit der Aufklärung wird die Göttlichkeit und Erlösung Christi wieder stärker bezweifelt. Die Scheintodhypothese wird wieder diskutiert (vor allem von Johannes Fried) und auch der „Raub des Leichnams“ ist gelegentlich mediales Thema. Theologen vergangener Tage wussten dem noch deutlich Paroli zu bieten: „Die Wirklichkeit der Auferstehung steht historisch fest. Sie wird bezeugt a) durch das Bekenntnis der ersten christlichen Generation (1 Kor 15,4); b) durch die älteste apostolische Predigt (Apg 10,39-41), besonders durch das Zeugnis Pauli (1 Kor 15, 3 ff); c) durch den übereinstimmenden Bericht der Evangelien … Der Unglaube leugnet die Auferstehung, beweist sie aber gleichwohl durch die Absurdität der Hypothesen, welche die Entstehung des Auferstehungsglauben erklären sollen“ (August Reatz, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 1. 1930).

Ist die Leugnung der Auferstehung Christi eine „Absurdität“? Dazu sollten wir uns Folgendes bewusst machen: Alle Apostel Christi bis auf Johannes haben den Märtyrertod erlitten. Die Begegnung mit Christus hat das Leben der Apostel für immer verändert. Von Anfang an sind Menschen für Christus in den Tod gegangen. Christus anzunehmen ist keine bloße „Moral“, oder eine „Zustimmung“ zu irgendwelchen Lehren, es ist ein fundamental neues Leben in der heiligmachenden Gnade. Paulus schreibt vom Leben im Heiligen Geist, das sich durch „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ kennzeichne.

Vor über 2000 Jahren wurde Jesus Christus geboren und es gibt seitdem eine unendliche Geschichte von Wundern und Heiligen, die die Welt durchzieht. Wie viel Liebe ist in die Welt gekommen, seitdem Jesus Christus geboren wurde? Wie viele Menschen haben Gott kennengelernt, ihre Würde, die Vergebung ihrer Sünden, den inneren Frieden, seit sie Christus kennen? Wie viele Verbrechen und wie viel Unheil wurde verhindert, weil Menschen zu Christus fanden? Bleibt einem da noch etwas anderes übrig, als wie der heilige Thomas auf die Knie zu gehen und staunend zu sagen: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh. 20, 28).

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Der heilige Josef https://www.thecathwalk.de/2024/03/19/der-heilige-josef/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-heilige-josef https://www.thecathwalk.de/2024/03/19/der-heilige-josef/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-heilige-josef#respond Tue, 19 Mar 2024 05:00:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=33538 Heute, am 19. März, ist das Fest des heiligen Josef (1. Klasse, Farbe weiß). Im Volksmissale von Pater Martin Ramm FSSP lesen wir: „Der heilige Joseph ist ein Nachkomme Davids (Lk 1, 27) . Von ihm heißt es, dass er ‚gerecht‘ war (Mt 1, 19). Diese Gerechtigkeit besagt ein umfassendes „in Ordnung sein“ vor Gott […]

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Heute, am 19. März, ist das Fest des heiligen Josef (1. Klasse, Farbe weiß).

Im Volksmissale von Pater Martin Ramm FSSP lesen wir: „Der heilige Joseph ist ein Nachkomme Davids (Lk 1, 27) . Von ihm heißt es, dass er ‚gerecht‘ war (Mt 1, 19). Diese Gerechtigkeit besagt ein umfassendes „in Ordnung sein“ vor Gott und den Menschen. Vom heiligen Joseph sind nicht Worte überliefert, sondern Taten. Mit wachem Herzen hat er dreimal den Anruf Gottes gehört und unverzüglich gehandelt: als es darum ging, Maria zu sich zu nehmen (Mt 1,20), bei der Flucht nach Ägypten (Mt 2, 13) und bei der Rückkehr in die Heimat (Mt 2, 20).

Unser Bild vom heiligen Joseph ist stark von der vorbildhaften Gestalt des Patriarchen Joseph gerprägt, von dem der Pharao sagt: ‚Könnten wir wohl einen Mann finden, in dem Gottes Geist so wäre wie in diesem?‘ (Gen 41, 38). So wie der Pharao den alttestamentlichen Joseph zum Herrn seines Hauses eingesetzt und ihm seinen ganzen Besitz zur Verwaltung anvertraut hat (Gen 41, 40), hat auch Gott sein Wertvollstes der Obhut des heiligen Joseph anvertraut: den menschgewordenen Gottessohn und dessen jungfräuliche Mutter Maria. Und auch diese Aufforderung des Pharao: ‚Venite ad Joseph! – Geht zu Joseph, und was er euch sagt, das tut!‘ (Gen 41, 55) überträgt die Kirche auf den heiligen Joseph, den sie als ihren Schutzherrn verehrt.

Die Verehrer des heiligen Joseph sind sich darüber einig, dass Joseph nicht ’nur‘ der Bräutigam Mariens, sondern dass er ihr ein ‚würdiger‘ Bräutigam und dem Gottessohn ein ‚würdiger‘ Nährvater war. Die Vorzüge des heiligen Joseph rühmt die Kirche in den Anrufungen der Josephslitanei.

Der Beruf des heiligen Joseph wird im griechischen Urtext mit dem Wort Téktôn bezeichnet. Das ist mehr als nur ein „Zimmermann“. Man darf sich den heiligen Joseph als einen Handwerker vorstellen, der ein ganzes Haus aufzurichten und rundherum instandzuhalten verstand. Dies ist ein guter Grund, mehr, den heiligen Joseph in den Stürmen und Nöten der Zeit in allen Anliegen der Kirche vertrauensvoll als mächtigen Fürsprecher anzurufen!“

Joseph Freundorfer schreibt im Lexikon für Theologie und Kirche (1933): „Am 8. Dezember 1870 erklärte Pius IX. Joseph zum Schutzpatron der ganzen Kirche und erhob sein Fest zum Fest 1. Klasse … In den ältesten Bildern ist er ein gereifter, aber noch jugendlicher Mann, später in der byzantinischen und Renaissancekunst ist die Vorstellung des greisen Joseph vorwiegend. Seine Attribute sind: Jesuskind, Lilie, Palme, Zimmermannswerkzeuge (bes. Säge), Wander- oder blühender Stab.“

Heiliger Josef, bitte für uns

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„Wen der Herr liebt, den züchtigt er …“ https://www.thecathwalk.de/2024/03/10/wen-der-herr-liebt-den-zuechtigt-er/?pk_campaign=feed&pk_kwd=wen-der-herr-liebt-den-zuechtigt-er https://www.thecathwalk.de/2024/03/10/wen-der-herr-liebt-den-zuechtigt-er/?pk_campaign=feed&pk_kwd=wen-der-herr-liebt-den-zuechtigt-er#comments Sun, 10 Mar 2024 18:31:52 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38888 "Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; / er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat" (Hebräer 12,6).

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… “ er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat.“ (Hebr 12,6). Dieser Satz klingt für moderne Menschen skandalös. Wenn man aber lange genug lebt, weiß man, dass er stimmt. Viele Bekehrungen gehen darauf zurück, dass man nicht das bekam, was man wollte, das Gott Leid und Schläge zugemutet ist, Demütigungen und Enttäuschungen. Die Heiligen sind nicht deshalb heilig, weil ihnen jeder Wunsch erfüllt wurde, sondern weil genau das Gegenteil geschehen ist: Die Gnade hat sie geschlagen und aus der Welt in das Reich Gottes geführt.

Eine der berühmtesten Bekehrungen in der Spätantike ist die des heiligen Augustinus. Im Jahr 386 geriet Augustinus in eine intellektuelle, psychische und körperliche Krise. Am 15. August desselben Jahres, an Maria Himmelfahrt, hatte er ein Bekehrungserlebnis. Er schreibt darüber in seinen Confessiones 8, 12:

„Als aber eine tiefe Betrachtung aus geheimem Grunde all mein Elend hervorzog und vor dem Angesichte meines Herzens sammelte, da brach ein gewaltiger Gewittersturm, den Tränen in Strömen begleiteten, in mir los. Ihm freien Lauf zu lassen, erhob ich mich und ging hinweg von Alypius; denn die Einsamkeit erschien mir geeigneter, um mich ausweinen zu können; ich ging hinweg, so weit, daß mich seine Gegenwart nicht mehr zu stören vermochte. So war ich damals und jener fühlte mit mir.

Ich glaube auch, daß ich schon etwas gesagt hatte, wobei der tränenschwere Ton meiner Stimme stockte, und so erhob ich mich denn. Er blieb, wo wir uns niedergesetzt hatten, zurück, von Staunen erfüllt. Ich aber warf mich am Stamme eines Feigenbaumes nieder und ließ meinen Tränen freien Lauf, und der Quell des Auges strömte hervor, ein Opfer, das du gern empfingst, und ich sprach, zwar nicht mit denselben Worten, aber doch in diesem Sinne, vieles zu dir: Du, o Herr, wie lange noch? Wie lange, Herr, wirst du zürnen? Sei nicht eingedenk unserer vorigen Missetat. Denn von ihr fühlte ich mich gefesselt und stöhnte laut in kläglichem Jammer. Wie lange noch? Wie lange noch dieses Morgen und immer wieder morgen? Warum nicht jetzt, weshalb setzt nicht diese Stunde meiner Schande ein Ende?

So sprach ich und weinte bitterlich in der Zerknirschung meines Herzens. Und siehe, da hörte ich eine Stimme aus einem benachbarten Hause in singendem Tone sagen, ein Knabe oder ein Mädchen war es: Nimm und lies! Nimm und lies! Ich machte eine andere Miene mich und sann nach, ob vielleicht Kinder in irgendeinem Spiele dergleichen Worte zu singen pflegen, konnte mich aber nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben. Da drängte ich meine Tränen zurück, stand auf und legte die gehörten Worte nicht anders aus, als daß ein göttlicher Befehl mir die heilige Schrift zu öffnen heiße und daß ich das erste Kapitel, auf welches mein Auge fallen würde, lesen sollte. Denn ich hatte von Antonius gehört, daß er beim Vorlesen des Evangeliums in der Kirche, zu dem er zufällig gekommen war, das Wort, das da vorgelesen wurde, als eine Ermahnung auf sich bezog: Gehe hin und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach. Durch solche Gottesstimme sei er sogleich bekehrt worden. Und so kehrte ich eiligst zu dem Orte zurück, wo Alypius saß und wo ich bei meinem Weggehen die Schriften des Apostels Paulus zurückgelassen hatte. ich ergriff das Buch, öffnete es und las still für mich den Abschnitt, der mir zuerst in die Augen fiel: Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Schlafkammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet an den Herrn Jesum Christum und pfleget nicht des Fleisches in seinen Lüsten. Ich las nicht weiter, es war wahrlich nicht nötig, denn alsbald am Ende dieser Worte kam das Licht des Friedens über mein Herz und die Nacht des Zweifels entfloh.“

Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass Gott uns in unserer Weltlichkeit und in unserem Stolz gewähren lässt. Es gibt keine schlimmere Strafe, als in der Eitelkeit zu leben und zu sterben. Für jeden Schlag Gottes, der uns näher an den Himmel führt, sollten wir dankbar sein. Durch die Erbsünde und die gefallene Natur ist es oft nicht anders möglich anders als durch Leiden und Schicksalsschläge gereinigt zu werden – und so zu Gott zu finden. Die größte Tragik in unserem Leben ist die Sünde und alles, was diese bekämpft und uns zu Gott führt, verdient unsere Dankbarkeit und unseren Lobpreis.

Wunderschön ist das Gebet des heiligen Nikolaus von Flüe: „Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.“

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Was sagt der katholische Glaube über Volk und Vaterland? https://www.thecathwalk.de/2024/03/03/was-sagt-der-katholische-glaube-ueber-volk-und-vaterland/?pk_campaign=feed&pk_kwd=was-sagt-der-katholische-glaube-ueber-volk-und-vaterland https://www.thecathwalk.de/2024/03/03/was-sagt-der-katholische-glaube-ueber-volk-und-vaterland/?pk_campaign=feed&pk_kwd=was-sagt-der-katholische-glaube-ueber-volk-und-vaterland#comments Sun, 03 Mar 2024 21:08:58 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38829 Am 22. Februar 2024 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz eine Erklärung mit dem Titel “Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar”. Deutlich erkennbar ist, dass keine Unterscheidung zwischen rechts und rechtsextrem unternommen wird und alles als rechtsextrem geframt wird, was im Volk mehr sieht als einen „Demos“, eine „Gemeinschaft der Gleichberechtigen … auf der Grundlage der Menschen- […]

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Am 22. Februar 2024 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz eine Erklärung mit dem Titel “Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar”. Deutlich erkennbar ist, dass keine Unterscheidung zwischen rechts und rechtsextrem unternommen wird und alles als rechtsextrem geframt wird, was im Volk mehr sieht als einen „Demos“, eine „Gemeinschaft der Gleichberechtigen … auf der Grundlage der Menschen- und Bürgerrechte”. Damit wird der Volksgedanke von der Bischofskonferenz de facto abgeschafft und durch den losen Begriff einer zusammenhanglosen Masse ersetzt. Damit wäre im Sinne der DBK selbst das Grundgesetz “rechtsextrem”, weil es unter Volk durchaus eine ethnische sowie historisch und kulturell gewachsene Größe versteht (vgl. u.a. Art. 116). Ebenfalls wird deutlich, dass es in der Erklärung keine Abgrenzung zum linken und linksextremen Spektrum gibt. Rechts hingegen kommt nur als “rechtsextrem” vor. Damit wird gleichsam unterstellt, es gebe keine legitime rechte Position, sondern nur rechtsextreme Verfassungsfeindschaft, die eine Wiederkehr des Nationalsozialismus wolle. Auch die Demonstrationen „gegen rechts“ – bei denen teilweise selbst Christdemokraten unerwünscht waren, werden gelobt. 

Die Erklärung der Bischöfe lässt den Vorwurf real erscheinen, dass wir als Katholiken wurzellose Weltbürger seien, die keine Herkunft und keine natürlich gewachsene Ordnung schätzten. Die größte Opposition zu solchen Aussagen äußern nicht irgendwelche rechte Parteien, sondern die Päpste selbst. So sagte Pius X. bei einer Ansprache am 19. April 1909: „Wäre der Katholizismus vaterlandsfeindlich, so wäre er keine göttliche Religion mehr. Vaterland ist ein heiliger Name, der unsere teuersten Erinnerungen wachruft und unser Herz höher schlagen lässt. Da sind wir ja geboren und daran binden uns Bande des Blutes und edle Gesinnung und Überlieferung. Darum verdient es nicht nur unsere Liebe, sondern unsere Vorliebe.” 

Die Position von Papst Pius X. gilt heute als rechts, ist aber nichts anders als katholisch. Überhaupt, was soll das heißen, rechts? Heute wird es oft mit „rechtsextrem“ gleichgesetzt und damit mit Nationalsozialismus, Völkermord und dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Nichts könnte falscher sein. Rechts sein hat gar nichts mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen zu tun. In gewissem Sinne haben die Nazis in ihren Kulturbrüchen, dem nationalen Sozialismus und ihrem Pakt mit Stalin durchaus links agiert. Rechts sein im katholischen Sinn schließt ein Bekenntnis zu Tradition, Heimat, Familie und Religion ein. Das Gewordene steht über dem Neuen und Revolutionären. Im Gegensatz zum linken Denken wird an ewig gültigen und natürlichen Gesetzen festgehalten, wie dem Naturrecht. Es wird davon ausgegangen, dass es unveränderliche Wesenheiten und von Gott gegebene Unterschiede gibt, die man zu achten habe. Hierarchien und Ungleichheiten sind im rechten Denken kein abzuschaffendes Übel, sondern gottgewollt. Dieses Denken findet man sowohl bei den Päpsten der Moderne wie Gregor XVI., Pius IX. Leo XIII., Pius X. und Pius XII. als auch bei Philosophen und Schriftstellern wie Joseph de Maistre, Nicolás Gómez Dávila, J. R.R. Tolkien, Pfarrer Hans Milch und vielen anderen.

Volk und Vaterland müssen vom Katholiken geliebt werden 

Das Volk wird im katholischen Glauben traditionell nicht als neutrale Größe verstanden, als kalter „Demos“ mit bloß politisch-rechtlicher Bedeutung. Volk ist die größere Dimension der Familie. Die Liebe zum Volk folgt aus dem vierten Gebot: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Der Katechismus der katholischen Kirche (1997/2003) sagt: „Die Heimatliebe und der Einsatz für das Vaterland sind Dankespflichten und entsprechen der Ordnung der Liebe.“ Im Volkskatechismus von Franz Spirago steht: „Der Christ darf und soll seine Nation mehr lieben als eine fremde; denn diese Liebe liegt schon von Natur aus im Menschen und wird durch die christliche Religion nicht aufgehoben, sondern verklärt … “ Die Nation sei eine große Familie, die Liebe zu ihr entspreche dem Naturgesetz und dieses wiederum komme von Gott. Pater Theodor Grentrup schreibt im „Lexikon für Theologie und Kirche“ (1. Auflage): „Die Auffächerung der Menschheit in Völker ist das vereinigte Ergebnis ursprünglicher Schöpfung, schicksalhafter Prägung und eigen- oder fremdwilliger Formung. Jedes Volk soll seine arteigenen Werte zum Blühen und Reifen bringen, dadurch zur Erfüllung des reichen, vielgestaltigen Schöpfungsplans beitragend.“ Gleichzeitig betont er die Einheit der Menschheitsfamilie, weil alle Menschen historisch von Adam und Eva abstammen und das gleiche Ziel haben: die Erlösung in Christus.

Über das Vaterland schreibt Pater Grentrup im selben Lexikon, dass es ein „Geschenk des Schicksals“ sei. Vaterland bedeute auch ein Verbundensein mit Menschen seiner Art und Sprache, dies sei ein „ethischer Wert“, denn „für die meisten wirkt das Gefühl vollkommener Vereinsamung seelisch zerstörend.“ Deshalb sei auch die Verbannung aus Heimat und Vaterland „eine der härtesten Strafen.“

Der Einsatz fürs Volk ist ein Gebot der Liebe

Es ist dem katholischen Glauben also fremd, Volk nur als „Demos“, als „eine Gemeinschaft der Gleichberechtigen … auf der Grundlage der Menschen- und Bürgerrechte“ zu sehen. Das Volk gilt als erweiterte Familie. Es zu lieben ist christliches Gebot. Gleichzeitig aber, so macht Spirago im „Volkskatechismus“ deutlich, ist es verboten, fremde Nationen zu verachten oder zu hassen. Ebenfalls wird die Einheit der Menschheit betont und das universelle Ziel in Christus. Damit ist die katholische Tradition klar universalistisch und nicht partikularistisch. Daraus folgen universelle Rechte und Pflichten gemäß dem Naturrecht und ein universeller Missionsauftrag. Der katholische Laie unserer Zeit soll sich für sein Volk und Vaterland in guter Weise einsetzen. Das ist weder rechtsextrem noch „ewig gestrig“, sondern einfach nur katholisch.

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Der Kult des Menschen https://www.thecathwalk.de/2024/03/02/kult-des-menschen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=kult-des-menschen https://www.thecathwalk.de/2024/03/02/kult-des-menschen/?pk_campaign=feed&pk_kwd=kult-des-menschen#comments Sat, 02 Mar 2024 11:28:08 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=37665 Warum wehen heute überall „Regenbogenfahnen“, die Werbung für Homosexualität machen? Warum gelten heute Dinge als gut und moralisch, über die man früher nicht mal diskutiert hätte? Warum stellt man heute überall den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt und schweigt über Gott und das Himmelreich? Die Antworten auf diese Fragen findet man am besten, […]

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Warum wehen heute überall „Regenbogenfahnen“, die Werbung für Homosexualität machen? Warum gelten heute Dinge als gut und moralisch, über die man früher nicht mal diskutiert hätte? Warum stellt man heute überall den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt und schweigt über Gott und das Himmelreich?

Die Antworten auf diese Fragen findet man am besten, wenn man sich mit dem Kern einer Kultur befasst: mit ihrem Kult. Kult und Kultur sind verwandte Begriffe. Jede Kultur definiert sich durch ihren Kult. Der Kult ist die rituelle Ausdrucksform der Religion. Heute haben wir es mit einer ganz besonderen Kult zu tun: dem Kult des Menschen. Dieser Humanismus ist die falsche Grundlage unserer Kirche und damit verantwortlich für die schlechte Kultur in unserer Gesellschaft. Wenn wir diesen Irrtum bei seiner Wurzel fassen, können wir ihn verstehen und überwinden.

Leo XIII. (1878-1903) hat in der Enzyklika „Immortale Dei“ (1885) das historische Vorbild genannt, an dem wir uns orientieren können: „Es gab eine Zeit, wo die Weisheitslehre des Evangeliums die Staaten leitete. Gesetze, Einrichtungen, Volkssitten, alle Ordnungen und Beziehungen des Staatslebens waren in dieser Zeit von christlicher Klugheit und göttlicher Kraft durchdrungen. Da war der Religion Jesu Christi in der Öffentlichkeit jene Auszeichnung gesichert, wie sie ihr gebührt; da blühte sie überall unter dem wohlwollenden Schutz der rechtmäßigen Obrigkeiten und Regenten, da waren Kirche und Reich in glücklicher Eintracht und durch gegenseitige Freundesdienste miteinander verbunden“. Diese Zeit war das Mittelalter. Sie ist untrennbar mit dem Papsttum und der christlichen Ordnung Europas verbunden. Seit Leo der Große sich 452 vor Mantua dem Hunnenkönig Attila entgegenstellte bis zum Glaubensabfall durch die Reformation, herrschte etwa 1000 Jahre Christentum in Europa. Man lebte für den Himmel, baute Kathedralen, betete, faste und feierte.

Zurück zum Mittelalter

Das Mittelalter erlitt bereits vor der Reformation starke Schwächungen. Direkt zu Beginn des 14. Jahrhunderts ließ Philipp der Schöne ein Attentat auf Bonifaz VIII. durchführen. Damit ging die hochmittelalterliche Geltung des Papsttums unter. Das Avignonesische Papsttum begann und das Mittelalter löste sich mehr und mehr auf. Spätestens im 15. Jahrhundert kann man die Renaissance als neue Epoche festmachen. Mit Renaissance ist nicht das Studium der Antike gemeint und das Erlernen von Latein und Griechisch. Renaissance meint eine neue Mentalität. Nicht mehr Gott steht im Mittelpunkt, sondern der Mensch. Nicht mehr die Gnade ist entscheidend, sondern die Natur. Die Renaissance ist in diesem Sinne als Humanismus zu verstehen. Wie in der Antike spielt die Erbsünde keine Rolle mehr. Deshalb werden Sinnlichkeit und Nacktheit zelebriert. Körperkult und Natur ersetzen Fasten und Gnade.

Die Reformation ist auch als Gegenbewegung zu diesem Trend der Re-Heidnisierung zu verstehen, sie liefert aber nicht die richtigen Antworten, und verschlimmert das Problem, weil Luther und Calvin einen brutalen Augustinusmus ohne freien Willen predigen und daher keine Umkehr und Heiligung erreichen können, sondern nur eine Verweltlichung (Luther) oder einfach einen Teil der Menschen gleich als zur Verdammung vorherbestimmt ansehen (Calvin). In gewissem Sinne bringt die Reformation eine Mentalität hervor, die aus der Trennung zwischen Glaube und Taten besteht. Was subjektiv geglaubt wird, kann vollkommen abweichen von dem, was objektiv getan wird. Diese Dissonanz ist eine der Grundlagen der modernen Welt. Die Gender-Theorie, die zwischen einem gefühlten Geschlecht („gender“) als dem eigentlich relevantem und dem objektiven oder biologischen Geschlecht („sex“) als dem irrelevanten unterscheidet, steht in dieser philosophischen Tradition der Trennung zwischen „innen“ und „außen“ oder der Trennung zwischen subjektiv und objektiv.

Die Epoche der Aufklärung

Ein weiterer starker Einschnitt bringt der 30-jährige Krieg (1618-1648). Nach diesem brutalen Krieg gerät die Metaphysik in eine starke Krise. Es entsteht eine neue Epoche: die Epoche der Aufklärung. Ludwig Baur (1871-1943) schreibt in seinem Artikel „Aufklärung“ im Lexikon für Theologie und Kirche (1930), dass „Aufklärung als geschichtliche Erscheinung die theoretische und praktische Tendenz [ist], von der christlichen Offenbarung und Kirche und allem, was mit ihr zusammen hängt, als einer ‚Verfinsterung des Geistes’ sich frei zu machen und nur einen Glauben, den an die sola ratio, anzuerkennen.“ Damit wird die Aufklärung als kirchenfeindlich und antichristlich definiert.

Dann unterteilt Baur die Aufklärung in einen theoretischen und praktischen Teil. Die theoretische Aufklärung beruht auf dem Grundsatz der „Autonomie der Vernunft“, die sich „in ihrer schrankenlosen Herrschaft“ auch auf das „Gebiet der Offenbarung (Rationalismus)“ ausdehnt. Die Voraussetzungen dafür liegen in einem Traditionsbruch, der die aristotelische Philosophie durch neue Ansätze ersetzte, unter dem Einfluss von Descartes, Baco, Kant u.a.

Die Aufklärung änderte die Ethik (u.a. inspiriert durch Baco, Spinoza und Kant) und suchte eine „rein natürliche Begründung“ zu finden, es entwickelte sich das Ideal der Humanität, das Sittliche sollte sich aus „den Bedürfnissen des Menschen“ ableiten, demgegenüber stand eine „theologische Moral“. In der Rechtsphilosophie (u.a. durch Machiavelli, Hobbes, Locke, Rousseau) änderte sich die mittelalterliche theologische Auffassung vom Ursprung und Zweck des Staates und seinem Verhältnis zur Kirche vollständig.

In Deutschland und England gibt es eine andere Aufklärungstradition als in Frankreich. Hier herrschen Versuche einer Verbindung von Aufklärung und Christentum vor, die u.a. von Locke, Leibniz und Kant geprägt sind, während die klassischen Aufklärer in Frankreich jede positive Religion ablehnen. Diese Versuche einer Synthese müssen allerdings sehr kritisch gesehen werden, weil mit der natürlichen Religion der Aufklärung eine „Erschütterung des Glaubens“ verbunden ist. So konstatiert Baur: „Die Aufklärungskritik wandte sich gegen die Lehre von der Inspiration der Bibel, gegen die Lehre von der metaphysischen Gottessohnschaft Jesu, gegen den Erlösungs- und Auferstehungsglauben.“ Stattdessen gibt es eine „moralisierende Grundtendenz“.

Viele katholische Fakultäten standen im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Aufklärung. So waren die rheinischen Kurstaaten „völlig aufklärerisch“. Viele theologische Fachblätter verbreiteten aufklärerische Thesen. Der aufklärerische Geist propagierte eine Feindschaft gegen die Orden, besonders gegen die Jesuiten, auch gegen den Zölibat, die lateinische Kultsprache, die Liturgie, die Heiligen- und Reliquienverehrung, Wallfahrten und religiöse Bräuche aller Art.

Der Modernismus und das Konzil

Die Aufklärung bildet eine Art Symbiose mit dem Humanismus und führte während der Französischen Revolution zu nie gekannter Gewalt. Von Frankreich ausgehend kam es zum größten Kulturbruch Europas, der uns bis heute prägt. Überall ersetzten die Ideen der Aufklärung und des Humanismus die Tradition. Im frühen 20. Jahrhundert war die katholische Kirche davon tief durchdrungen. Deshalb schrieb Pius X. 1907 eine Enzyklika gegen den Modernismus. Modernismus ist im Grunde ein neues Wort für Liberalismus und meint die Geisteshaltung, die sich aus Humanismus (Leugnung der Erbsünde) und Aufklärung (Ablehnung des Theismus) speist. Pius X. definiert Modernismus als „Sammelbecken aller Häresien“.

Der „Mustermodernist“, gegen den sich die Enzyklika vor allem richtete, war der französische Professor Alfred Loisy. Dieser lehrte, dass es einen Unterschied zwischen Dogmen und historischen Ereignissen gebe. Das heißt konkret: Der historische Christus sei nicht von den Toten auferstanden. Glaube und Geschichte hatten bei Loisy nichts miteinander zu tun, auch nicht der Theologe und der Historiker. 1908 wurde Loisy exkommuniziert. Er wurde Humanist, wandte sich vom Christentum ab und pantheistischen Lehren zu. 

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam nun alles zusammen: Aufklärung, Humanismus, die moderne Welt, Fortschrittsoptimismus, die Bealtes und der Erfolg der liberalen USA. Theologen der Nouvelle Théologie, die vorher verbannt wurden, erhielten hier eine Bühne. Der Thomismus hatte abgedankt. Jetzt ging es um Religionsfreiheit, Ökumene, Heilswege außerhalb der wahren Religion und um den Humanismus. In Lumen Gentium heißt es, dass “ die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen … mit uns den einen Gott anbeten“.

Das Dokument „Gaudium et Spes“ erklärt eine Art Humanismus zum neuen Weg der Kirche. John Kardinal Heenan, Erzbischof von Westminster stellte der Konstitution ein hartes Urteil aus: „written by clerics with no knowledge of the world“ – geschrieben von Klerikern, die die Welt nicht kennen. Damals wurde Gaudium et Spes als Gegen-Syllabus gelesen, wie es das Time Magazine seinerzeit tat, als „mutiges Schema“, das die Kirche mit der modernen Welt versöhne.

So heißt es in GS 55: „Immer größer wird die Zahl der Männer und Frauen jeder gesellschaftlichen Gruppe und Nation, die sich dessen bewußt sind, selbst Gestalter und Schöpfer der Kultur ihrer Gemeinschaft zu sein. Immer mehr wächst in der ganzen Welt der Sinn für Autonomie (vgl. auch GS 36,1) und zugleich für Verantwortlichkeit, was ohne Zweifel für die geistige und sittliche Reifung der Menschheit von größter Bedeutung ist. Diese tritt noch deutlicher in Erscheinung, wenn wir uns die Einswerdung der Welt und die uns auferlegte Aufgabe vor Augen stellen, eine bessere Welt in Wahrheit und Gerechtigkeit aufzubauen. So sind wir Zeugen der Geburt eines neuen Humanismus, in dem der Mensch sich vor allem von der Verantwortung für seine Brüder und die Geschichte her versteht.“ Klar ist, wie Pfarrer Milch sagt, dass es keine sittliche Reifung der Menschheit gibt! Im Gegenteil, das 20. Jahrhundert war das grausamste in der gesamten Menschheitsgeschichte.

Johannes Paul II. und Franziskus

Vor allem ein Papst steht für Umsetzung von Gaudium et Spes: Johannes Paul II. Er interpretierte das Konzil anscheinend als einen Aufbruch zum Menschen hin. Die Antritts-Enzyklika des Papstes Redemptor hominis (1979) verkündet einen optimistischen Humanismus, ähnlich wie das Konzilsdokument Gaudium et Spes. Es wird davon gesprochen, dass „der Mensch der Weg der Kirche ist“. Die Stimmung des Dokuments tendiert sehr zu einem Erlösungsoptimismus: „Dieses tiefe Staunen über den Wert und die Würde des Menschen nennt sich Evangelium, Frohe Botschaft. Dieses Staunen rechtfertigt die Sendung der Kirche in der Welt, auch und vielleicht vor allem »in der Welt von heute«. Dieses Staunen und zugleich die Überzeugung und Gewißheit, die in ihrer tiefsten Wurzel Glaubensgewißheit ist, die aber auf verborgene und geheimnisvolle Weise auch jeden Aspekt des wahren Humanismus beseelt, ist eng mit Christus verbunden … Dieser Mensch ist der Weg der Kirche, der in gewisser Weise an der Basis all jener Wege verläuft, auf denen die Kirche wandert; denn der Mensch – und zwar jeder Mensch ohne jede Ausnahme – ist von Christus erlöst worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen nicht bewußt ist: »Christus, der für alle gestorben und auferstanden ist, schenkt dem Menschen« – jedem einzelnen und allen zusammen – »fortwährend Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung entsprechen kann«.“

Die zentrale Frage zwischen Johannes Paul II. und der Tradition ist: Kann man mit einem moralisch-humanistischen Anspruch die Welt retten oder braucht es nicht auch Alte Messe und Tradition? Der Zeit-Journalist Jan Roß beantwortet diese Frage mit der Polenreise Johannes Pauls II. 1991. Damals herrschte kein „Grundton der Ermutigung und des Vertrauens, sondern lauter … bittere oder verzweifelte Warnungen vor einer libertinen Wegwerfgesellschaft, vor Pille, Prostitution, Pornographie und … Abtreibung. Das Bild von Johannes Paul II. als lebensfremdem Doktrinär und Mann von gestern setzte sich fest, selbst bei alten Weggefährten und Bewunderern.“ Johannes Paul II. hat sehr viel erreicht im Kampf gegen den Kommunismus und im Einsatz für eine Kultur des Lebens. Aber die Fragen nach der Kirche selbst, nach der Liturgie, der Theologie und der Tradition, sie sind entscheidend für das Leben der Katholiken und für die Mission.

Johannes Paul II. hat noch gegen den moralischen Relativismus gekämpft. Diese Front wird heute aufgegeben. Papst Franziskus macht nicht nur mit der Ökumene weiter und verschlimmert den interreligiösen Wahn – er ändert auch die Morallehre. Mit „Amoris laetita“ (2016) wurde gleichsam der Weg zum Kommunionempfang für Menschen ermöglicht, die „wiederverheiratet Geschiedene“ sind. Gegen den „Synodalen Weg“ wird nichts getan, die Alte Messe mehr und mehr verboten, James Martin in den Vatikan eingeladen. Es geht sogar noch weiter: Erstmals wird eine Abtreibungsbefürworterin, Mariana Mazzucato, Mitglied der päpstlichen Akademie für das Leben und von Papst Franziskus gelobt. Seit der Erklärung „Fiducia supplicans“ (2023) werden homosexuelle Paare gesegnet. Jetzt brechen alle Dämme.

Die Rückkehr zur Tradition

Die Moderne beruht auf den falschen Grundlagen von Humanismus und Aufklärung. Deshalb gibt es keine Mission mehr, sondern nur noch eine Hinwendung zum Menschen und zur Welt. Dasselbe propagiert auch der Kommunismus. Die Erbsünde und die Notwendigkeit von Gnade und Umkehr werden nicht mehr gesehen. Im Gegenteil, es wird allgemein angenommen, dass alle in den Himmel kommen und es keiner Bekehrung mehr bedarf. Es gilt nicht länger als notwendig, katholisch und heilig zu werden, denn die Hölle gilt als leer. Alles, worauf es noch ankommt ist, ein „anständiger Mensch“ zu sein. Und das heißt heute, für Gender, LGBTQ und Wärmepumpen zu sein. Gleichzeitig werden wir heute Zeugen vom Ende des Humanismus, der durch einen Klimakult abgelöst wird. Die Erde, das Klima und CO2 werden zunehmend zu Götzen, denen sich moderne Menschen freiwillig unterwerfen – sogar zu ihrem eigenen Nachteil. Damit ist ein klassischer Paganismus zurück, einer für den man opfert, leidet und verzichtet. Wie jede Revolution frisst auch der Humanismus seine eigenen Kinder. Es begann mit der Leugnung der Erbsünde. Darauf folgte das Ende der Anbetung Gottes. Heute unterwirft sich der „aufgeklärte Mensch“ seinen Leidenschaften, der Natur und den kosmischen Kräften. Er ist zum Sklave Gaias geworden – ohne es zu merken. Die moderne Knechtschaft unter Maschinen im Neonlicht offenbart das ganze Dilemma. Schlecht frisiertes „Humankapital“ zelebriert die Freiheit von Gott beim Ausfüllen von Excellisten. Eine Niederlage ohne Ende. Jeder Tag im Mittelalter hatte mehr Leben als die Stromberg-Office-Kultur der Gegenwart.

Wir müssen klar sehen, dass die Neuzeit und die Moderne keinen Fortschritt, sondern einen gewaltigen Rückschritt gebracht haben. Denn es ist völlig gleichgültig, ob wir heute „wohlhabender“ sind, um die Welt fliegen können und W-Lan haben. Wir sind geschaffen, um Gott Unseren Herrn zu loben, Ihn zu verehren und Ihm zu dienen, und so unsere Seele zu retten. Deshalb ist das Mittelalter die wahre Hochkultur. Und deshalb führt an der Rückkehr zur Tradition kein Weg vorbei.

Der Beitrag Der Kult des Menschen erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Die schöne Nonne: Bernadette Soubirous und das Wunder von Lourdes https://www.thecathwalk.de/2024/02/11/die-schoene-nonne-bernadette-soubirous-und-das-wunder-von-lourdes/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-schoene-nonne-bernadette-soubirous-und-das-wunder-von-lourdes https://www.thecathwalk.de/2024/02/11/die-schoene-nonne-bernadette-soubirous-und-das-wunder-von-lourdes/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-schoene-nonne-bernadette-soubirous-und-das-wunder-von-lourdes#comments Sun, 11 Feb 2024 13:54:15 +0000 https://network.cathwalkmediengruppe.de/thecathwalk/?p=14983 Es gibt viele Vorurteile über Nonnen und eine Nonne, die sie alle widerlegt: Bernadette Soubirous, die Heilige von den Pyrenäen. Die schöne Französin wurde von der schönsten aller Frauen auserwählt, um das Schöne des Glaubens zu zeigen. Noch heute ist Lourdes einer der schönsten, heitersten und fröhlichsten Wallfahrtsorte der katholischen Welt. Der Festtag Unserer Lieben […]

Der Beitrag Die schöne Nonne: Bernadette Soubirous und das Wunder von Lourdes erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Es gibt viele Vorurteile über Nonnen und eine Nonne, die sie alle widerlegt: Bernadette Soubirous, die Heilige von den Pyrenäen. Die schöne Französin wurde von der schönsten aller Frauen auserwählt, um das Schöne des Glaubens zu zeigen. Noch heute ist Lourdes einer der schönsten, heitersten und fröhlichsten Wallfahrtsorte der katholischen Welt. Der Festtag Unserer Lieben Frau von Lourdes ist am 11. Februar.

Bernadette wurde 1844 in Lourdes geboren. Frankreich hatte die schlimmsten Verwüstungen der Revolution überwunden und die Monarchie war zurück. Aber die Kirche konnte an ihre ehemalige Stellung nicht mehr anknüpfen. Die Versuche der Revolution, die Kirche total zu vernichten hatten tiefe Narben hinterlassen. Zu viele Bischöfe, Ordensleute und Priester wurden ermordet oder mussten emigrieren.

Das ist die Zeit, in der große Heilige geboren werden. Denn Heilige kommen selten bei Sonnenschein und Wunder geschehen meist in Dunkelheit. Gnaden ereignen sich, wenn Gott es will. Bei Bernadette hat er es gewollt. Sie gab Hoffnung für ganz Frankreich und später für die ganze Welt. Dabei begann ihr Leben so unscheinbar. Ihre Eltern waren arm. Ihr Vater war Müller und ihre Mutter half im Betrieb mit. Später musste die Familie die Mühle verkaufen und zog in ein leer stehendes Armenhaus.

Das Leben von Bernadette verlief wie das aller Mädchen – bis zu dem Tag, an dem der Himmel entschied, das Schicksal der armen Müllerstochter für immer zu ändern. Es geschah am 11. Februar 1858. Bernadette ging Holz sammeln. Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, denn die Bäume bewegten sich nicht mehr im Wind. Dann schaute sie zur Höhle und sah die Erscheinung einer schönen Frau.

„Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“

Als Bernadette anderen von der Erscheinung berichtete, wurde ihr nicht geglaubt. Im Gegenteil, sie wurde für verrückt erklärt. Auch der Pfarrer war gegen sie. Bei der dritten Erscheinung, am 25. März 1858, fragte Bernadette die Erscheinung nach ihrem Namen und sie antwortete im örtlichen Dialekt: „Que soy era Immaculada Councepciou“ (auf Französisch: „Je suis l’Immaculée Conception“) – Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Es fällt auf, dass Maria nicht gesagt hat, sie sei die Jungfrau, die ohne Erbsünde empfangen wurde. Stattdessen personifiziert sie ein Dogma, sie antwortet als Dogma.

Kurz zuvor, 1854, hatte Pius IX. dogmatisch verkündet, dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde (unbefleckte Empfängnis). Kannte Bernadette das Dogma? Das kann man nahezu sicher ausschließen. Daher ist diese Privatoffenbarung an sie umso erstaunlicher. Die Erscheinungen sollten Bernadette für immer verändern. Sie wurde dafür ausgelacht, angefeindet und bedroht. Aber nichts war für sie realer und schöner als die Erscheinung der Frau an der Grotte, für die sie alles gab und kein Opfer scheute.

In Lourdes gibt es Heilungswunder: Blinde sehen, Gelähmte gehen und Kranke stehen wieder auf.

Für diese Welt gestorben

Bald schon wurden die Ereignisse von Lourdes kirchlich untersucht. Damit erreichten die Geschichten von Lourdes auch eine neue Stufe der Ernsthaftigkeit. In der gleichnamigen Verfilmung des Buches „Das Lied von Bernadette“ wird die Bedeutung dieser Untersuchung, vor allem für Bernadette, hervorragend in Szene gesetzt:

Dechant Peyramale: „Vielleicht kommt man zu der Erkenntnis, dass du von überirdischen Mächten auserwählt wurdest […] Verstehst du auch, was das heißt?“

Bernadette (unsicher): „Nein“.

Dechant Peyramale: „Es bedeutet, dass jahrzehntelang die größten Männer unserer Kirche über dich wachen werden. Und dann vielleicht, wenn wir anderen schon lange tot und vergessen sind, wirst du …“

Bernadette (weint): „Nein, das will ich nicht. Das kann nicht sein.“

Hier wird deutlich, was Erwählung bedeutet: Bernadette will ihr bisheriges Leben weiterführen, aber sie soll es nicht. Und wenn sie ihre Gnade in der Tiefe begreift, kann sie es auch nicht. Das ist der Preis für eine Erwählung jenseits dieser Welt. Verlieben, heiraten, Kinder kriegen – das muss sie aufgeben. Bernadette ist für diese Welt gestorben. Das Opfer ist groß, die Tränen fehlen nicht, aber die Verheißung ist größer: Sie wird ins Kloster gehen und Nonne werden und mit ihrem Leben Zeugnis für das Reich Gottes geben.

Bernadette wurde auserwählt. Nicht, um in dieser Welt alt zu werden oder es leicht zu haben. Sie hatte Knochentuberkulose und litt im Kloster große Schmerzen. Einige Mitschwestern glaubten nicht, dass sie die Muttergottes gesehen habe und hielten sie für eine Wichtigtuerin. Bernadette opferte ihre tödliche Krankheit und den Neid ihrer Mitschwestern auf. Weil sie begnadet war, blieb sie auch in ihren Schmerzen heiter und froh.

Die Nonne aus Lourdes starb jung. Sie war erst 35 und lag schon in Agonie. Franz Werfel gibt dem Sterben Bernadettes eine angemessene Dramaturgie: Dechant Peyramale war in ihren letzten Stunden bei ihr im Kloster. Bernadette bestätigte noch einmal, dass sie Maria wirklich gesehen habe: „Monsieur le Curé, ich habe Sie nicht angelogen … Ich habe sie gesehen. Ja, ich habe sie gesehen …“ Bernadette starb im Beisein ihrer Mitschwestern. Ihre letzten Worte waren ein sanftes „J’aime … Ich liebe!“ Danach flüsterte Peyramale leise: „Dein Leben beginnt, o Bernadette.“

Pius XI. sprach Bernadette 1925 selig und 1933 heilig.

Literatur:

  • WERFEL, Franz, Das Lied von Bernadette

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„Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit“: Die irische Verfassung https://www.thecathwalk.de/2024/02/01/im-namen-der-allerheiligsten-dreifaltigkeit-die-irische-verfassung/?pk_campaign=feed&pk_kwd=im-namen-der-allerheiligsten-dreifaltigkeit-die-irische-verfassung https://www.thecathwalk.de/2024/02/01/im-namen-der-allerheiligsten-dreifaltigkeit-die-irische-verfassung/?pk_campaign=feed&pk_kwd=im-namen-der-allerheiligsten-dreifaltigkeit-die-irische-verfassung#respond Thu, 01 Feb 2024 18:04:50 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38660 Die liberale Demokratie interessiert sich im Allgemeinen nicht für die Wahrheit Gottes. Sonst wäre sie auch nicht liberal, sondern naturrechtlich. Eine Besonderheit nimmt die Verfassung von Irland (1937) ein. Sie versucht gleichsam einen „Mittelweg“ zwischen religiöser Gleichgültigkeit und katholischem Staat zu gehen. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil verlief das recht erfolgreich. Die Präambel der Verfassung […]

Der Beitrag „Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit“: Die irische Verfassung erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Die liberale Demokratie interessiert sich im Allgemeinen nicht für die Wahrheit Gottes. Sonst wäre sie auch nicht liberal, sondern naturrechtlich. Eine Besonderheit nimmt die Verfassung von Irland (1937) ein. Sie versucht gleichsam einen „Mittelweg“ zwischen religiöser Gleichgültigkeit und katholischem Staat zu gehen. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil verlief das recht erfolgreich.

Die Präambel der Verfassung Irlands ist für jeden Christen beeindruckend. Denn sie beginnt anders als die des deutschen Grundgesetzes nicht mit einem schwammigen Gottesbezug, sondern bekennt die Wahrheit explizit (Hervorhebungen vom Cathwalk):

„Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, von der alle Autorität kommt und auf die, als unserem letzten Ziel, alle Handlungen sowohl der Menschen wie der Staaten ausgerichtet sein müssen, anerkennen

Wir, das Volk von Irland,

in Demut alle unsere Verpflichtungen gegenüber unserem göttlichen Herrn, Jesus Christus, der unseren Vätern durch Jahrhunderte der Heimsuchung hindurch beigestanden hat,

in dankbarer Erinnerung an ihren heldenhaften und unermüdlichen Kampf um die Wiedererlangung der rechtmäßigen Unabhängigkeit unserer Nation,

und in dem Bestreben, unter gebührender Beachtung von Klugheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit das allgemeine Wohl zu fördern, auf daß die Würde und Freiheit des Individuums gewährleistet, eine gerechte soziale Ordnung erreicht, die Einheit unseres Landes wiederhergestellt und Eintracht mit anderen Nationen begründet werde,

nehmen wir diese Verfassung an, setzen sie in Kraft und geben sie uns.“

Éamon de Valera, Präsident Irlands von 1959-1973, war entscheidend an der Ausrichtung der Verfassung beteiligt und überwachte ihren Entstehungsprozess. Der irische Jurist John Hearne schrieb den Entwurf. Der Priester und spätere Erzbischof von Dublin, John Charles McQuaid, kümmerte sich um die Themen Religion, Bildung, Familie und den sozialen Bereich. Vertreter anderer christlicher Religionen wurden auch konsultiert.

Artikel 5 legt Irland fest als „souveräner, unabhängiger, demokratischer Staat.“

In seiner ursprünglichen Fassung wurde der katholischen Kirche in Artikel 44, Absatz 2 gesagt: „Der Staat anerkennt die besondere Stellung der Heiligen Katholischen, Apostolischen und Römischen Kirche als der Hüterin des Glaubens, zu dem sich die überwiegende Mehrheit der Bürger bekennt.“ Diese Passage wurde am 5. Januar 1973, acht Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, ohne Einwände der katholischen Kirche, gestrichen.

In den 80er-Jahren fand ein Einschub in Artikel 40 („Als Menschen sind alle Bürger vor dem Gesetze gleich“) Absatz 3 statt, der verschiedentlich auch als „Pro-Life-Einschub“ gilt, aber im Grunde durch seine Struktur die Abtreibung lanfgristig ermöglicht. Er besagt: „Der Staat anerkennt das Recht des ungeborenen Lebens, mit gebührender Rücksicht auf das Leben der Mutter, und er verbürgt sich in seinen Gesetzen, dieses Recht zu achten und, soweit dies durchführbar ist, es zu verteidigen und zu schützen.“ 1992 wurde betont, das dadurch die Reisefreiheit nicht eingeschränkt werden dürfe, was eine Reisefreiheit zur Abtreibung bedeutet. 2018 wurde das Abtreibungsverbot von 1983 gestrichen und ersetzt durch: „Bestimmungen zum Schwangerschaftsabbruch können gesetzlich geregelt werden“.

Im selben Jahr wurde auch die Strafbarkeit der Gotteslästerung abgeschafft (Artikel 40, Absatz 6 a: „Die Veröffentlichungen oder Äußerungen gotteslästerlichen, aufrührerischen oder unsittlichen Inhaltes sind Vergehen, die nach dem Gesetz bestraft werden“) – das Wort „gotteslästerlich“ wurde gestrichen.

Die Ehescheidung war ursprünglich verboten, Artikel 41, Absatz 3: „2. Es darf kein Gesetz erlassen werden, das eine Bewilligung der Auflösung der Ehe vorsieht.“ Dieses Gesetz wurde 1995 durch das Gegenteil verkehrt: „Ein durch ein Gesetz bestimmtes Gericht kann eine Auflösung einer Ehe bewilligen …“

Heute ist Irland ein säkulares Land, das seine katholische Tradition verlassen hat. Es braucht ein Wunder und viele Rosenkränze, um dieses Schicksal zu wenden. Aber wie heißt es so schön: „für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1,37).

Die komplette Verfassung Irlands (nicht aktuell): verfassungen.eu

Siehe auch:

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Bob Dylan wäre heute Piusbruder https://www.thecathwalk.de/2024/01/20/bob-dylan-waere-heute-piusbruder/?pk_campaign=feed&pk_kwd=bob-dylan-waere-heute-piusbruder https://www.thecathwalk.de/2024/01/20/bob-dylan-waere-heute-piusbruder/?pk_campaign=feed&pk_kwd=bob-dylan-waere-heute-piusbruder#respond Sat, 20 Jan 2024 08:57:51 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38622 Der berühmte Apple-Werbespot von 1997 "Think different" (Denk das Andere) bringt sehr gut auf den Punkt, wo der Geist des Genies und der Vision heute weht: nicht in den Beamtenstuben der Amtskirche, sondern in der katholischen Tradition, voller Schönheit und Ehrfurcht.

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Der berühmte Apple-Werbespot von 1997 „Think different“ (Denk das Andere) bringt sehr gut auf den Punkt, wo der Geist des Genies und der Vision heute weht: nicht in den Beamtenstuben der Amtskirche, sondern in der katholischen Tradition, voller Schönheit und Ehrfurcht.

An alle, die anders denken:

Die Rebellen,

die Idealisten,

die Visionäre, die Querdenker,

die, die sich in kein Schema pressen lassen,

die, die Dinge anders sehen. Sie beugen sich keinen Regeln,

und sie haben keinen Respekt vor dem Status Quo.

Wir können sie zitieren, ihnen widersprechen, sie bewundern oder ablehnen.

Das einzige, was wir nicht können, ist sie zu ignorieren,

weil sie Dinge verändern, weil sie die Menschheit weiterbringen.

Und während einige sie für verrückt halten,

sehen wir in ihnen Genies.

Denn die, die verrückt genug sind zu denken,

sie könnten die Welt verändern,

sind die, die es tun.

Die moderne Amtskirche ist spirituell bankrott. Auf allen Ebenen ist sie eine Niederlage. Schon ästhetisch gibt sie das Bild eines sterbenden Altherrenvereins ab. Es gibt heute nichts, dass mehr Mainstream, langweiliger und muffiger ist, als die Mentalität von SPD und Grünen zu vertreten. Ihre Statements: mechanisch, ihr Habitus: roboterhaft. Ihr Glaube: ?

Jeder, der heute Aufbruch, Reform und Schönheit will, geht zu den Visionären und Aposteln unserer Zeit, den Rebellen und Vordenkern im guten Sinn: zur katholischen Tradition. Wenn Bob Dylan heute jung wäre, würde er zu den Piusbrüdern gehen, dort wo die Gottesrechtsbewegung ist, die größte Revolution unserer Zeit. „The Times They Are a’Changin'“ for the Good.

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5 Minuten im Himmel https://www.thecathwalk.de/2023/12/25/5-minuten-im-himmel/?pk_campaign=feed&pk_kwd=5-minuten-im-himmel https://www.thecathwalk.de/2023/12/25/5-minuten-im-himmel/?pk_campaign=feed&pk_kwd=5-minuten-im-himmel#respond Mon, 25 Dec 2023 12:45:30 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38513 Jedes Jahr an Weihnachten kommt es zur Frage: Wer kommt mit zur Messe? Meist verlaufen die Überredungsversuche so erfolglos wie die Bekehrungsversuche. Wer sich offen zur Tradition bekennt, in Beruf, Freundeskreis und Familie, kennt die absurdesten Situationen. Kann man aufhören, mit der Alten Messe und dem überlieferten Glauben zu nerven? Die katholische Tradition ist die […]

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Jedes Jahr an Weihnachten kommt es zur Frage: Wer kommt mit zur Messe? Meist verlaufen die Überredungsversuche so erfolglos wie die Bekehrungsversuche.

Wer sich offen zur Tradition bekennt, in Beruf, Freundeskreis und Familie, kennt die absurdesten Situationen. Kann man aufhören, mit der Alten Messe und dem überlieferten Glauben zu nerven? Die katholische Tradition ist die größte Symphonie, die je geschrieben wurde und das beste, was einem im Leben passieren kann. Deshalb dürfen persönliche Eitelkeiten kein Schweigegrund sein, wenn man sprechen muss.

An Heiligabend ging ich diesmal etwas früher zur Kirche und bekam noch das Ende der Matutin mit. Der Priester stimmte das Te Deum laudamus an. Es wurde abwechselnd im Chor gesungen. Das war so schön, so erhebend, so weihnachtlich, dass ich gefühlt während des ganzen Chorals in den Himmel entrückt wurde. Es lohnt sich einfach alles, um den katholischen Glauben in der Tradition zu verbreiten. Die Kirche, der Glaube, unser europäisches Erbe, alles leuchtet in neuem, herrlichen Glanz, wenn wir zur Tradition finden. Wie sagt der Heilige Augustinus: „Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit, ewig alt und ewig neu.“

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„Je suis l’Immaculée Conception“ – Lourdes und das Dogma der unbefleckten Empfängnis Mariens https://www.thecathwalk.de/2023/12/07/je-suis-limmaculee-conception-lourdes-und-das-dogma-der-unbefleckten-empfaengnis-mariens/?pk_campaign=feed&pk_kwd=je-suis-limmaculee-conception-lourdes-und-das-dogma-der-unbefleckten-empfaengnis-mariens https://www.thecathwalk.de/2023/12/07/je-suis-limmaculee-conception-lourdes-und-das-dogma-der-unbefleckten-empfaengnis-mariens/?pk_campaign=feed&pk_kwd=je-suis-limmaculee-conception-lourdes-und-das-dogma-der-unbefleckten-empfaengnis-mariens#respond Thu, 07 Dec 2023 14:37:20 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=23372 Am 8. Dezember ist das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Die Makellosigkeit Mariens ist schon sehr lange Teil der Tradition. Dogmatisch verkündet und definiert wurde sie am 8. Dezember 1854 von Pius IX.: „Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und […]

Der Beitrag „Je suis l’Immaculée Conception“ – Lourdes und das Dogma der unbefleckten Empfängnis Mariens erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Am 8. Dezember ist das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Die Makellosigkeit Mariens ist schon sehr lange Teil der Tradition. Dogmatisch verkündet und definiert wurde sie am 8. Dezember 1854 von Pius IX.: „Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muß deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden. Wenn also jemand, was Gott verhüten wolle, anders, als von Uns entschieden ist, im Herzen zu denken wagt, der soll wissen und wohI bedenken, daß er sich selbst das Urteil gesprochen hat, daß er im Glauben Schiffbruch erlitten hat und von der Einheit der Kirche abgefallen ist“ (Bulle Ineffabilis Deus).

Es ist von Gott offenbart, dass Maria wurde ohne Sünde empfangen wurde (unbefleckte Empfängnis). Sie hatte eine besondere Gnade, die keinem anderen Menschen zuteil wurde und wurde so zur Mutter unseres Erlösers und Heilands, zur Muttergottes. Insgesamt gibt es vier Mariendogmen, die jeder Katholik glauben muss, weil sie von Gott offenbart sind:

Sie ist die Muttergottes (Konzil von Ephesus 431), die immerwährende Jungfrau (diverse Lehrentscheidungen, explizit auf dem Zweiten Konzil von Konstantinopel 553 erwähnt), die ohne Erbsünde Empfangene (Pius IX., Bulle Ineffabilis Deus 1854), die „mit Leib und Seele zur himmlischen Glorie aufgenommen wurde“ (Pius XII., Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus 1950).

Außerdem trägt Maria zahlreiche Titel wie Regina coeli – Königin des Himmels. Erst in jüngster Zeit hat der heilige Papst Paul VI. 1964 für Maria in den Anrufungen der Lauretanischen Litanei an zweiter Stelle nach Mutter Christi den Titel Mater Ecclesiae – Mutter der Kirche hinzugefügt.

Unbefleckte Empfängnis von Peter Paul Rubens im Museo del Prado

Unsere Liebe Frau von Lourdes

Die Marienerscheinungen in Lourdes gehen zurück auf das Jahr 1858. An diesem Tag war etwas anders im Leben von Bernadette Soubirous. Es geschah am 11. Februar 1858. Bernadette war damals 24 Jahre alt und ging Holz sammeln. Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, denn die Bäume bewegten sich nicht mehr im Wind. Dann schaute sie zur Höhle und sah die Erscheinung einer schönen Frau.

Als Bernadette anderen von der Erscheinung berichtete, wurde ihr nicht geglaubt. Im Gegenteil, sie wurde für verrückt erklärt. Auch der Pfarrer glaube ihr nicht. Bei der dritten Erscheinung, am 25. März 1858, fragte Bernadette die Erscheinung nach ihrem Namen und sie antwortete im örtlichen Dialekt: „Que soy era Immaculada Councepciou“ (auf Französisch: „Je suis l’Immaculée Conception“) – Ich bin die unbefleckte Empfängnis. Es fällt auf, dass Maria nicht gesagt hat, sie sei die Jungfrau, die ohne Erbsünde empfangen wurde. Stattdessen personifiziert sie ein Dogma, sie antwortet als Dogma.

Vier Jahre zuvor hatte Pius IX. das Dogma verkündet. Wusste Bernadette von dem Dogma? Das kann man nahezu sicher ausschließen. Daher ist diese Privatoffenbarung an sie umso erstaunlicher. Die Erscheinungen werden Bernadette für immer prägen. Sie wurde dafür ausgelacht, angefeindet und bedroht, aber nichts war für sie realer und schöner als die Erscheinung der Frau an der Grotte, für die sie alles gab und kein Opfer scheute.

In Lourdes kam es zu Heilungswundern, an Blinden, Gelähmten und vielen weiteren Kranken. Ebenfalls gab es immer mehr Prozessionen zur Grotte.

Bernadette wurde auserwählt. Nicht, um in dieser Welt alt zu werden oder es leicht zu haben. Sie hatte Knochentuberkulose und litt im Kloster große Schmerzen. Einige Mitschwestern glaubten nicht, dass sie die Muttergottes gesehen habe und hielten sie für eine Wichtigtuerin. Bernadette opferte ihre tödliche Krankheit und den Neid ihrer Mitschwestern auf. Weil sie begnadet war, blieb sie auch in ihren Schmerzen heiter und froh.

Die Nonne aus Lourdes starb jung. Sie war erst 35 und lag in Agonie. Franz Werfel gibt dem Sterben Bernadettes eine angemessene Dramaturgie: Dechant Peyramale war in ihren letzten Stunden bei ihr im Kloster. Bernadette bestätigte noch einmal, dass sie Maria wirklich gesehen habe: „Monsieur le Curé, ich habe Sie nicht angelogen … Ich habe sie gesehen. Ja, ich habe sie gesehen …“ Bernadette starb im Beisein ihrer Mitschwestern. Ihre letzten Worte waren ein sanftes „J’aime … Ich liebe!“ Danach flüsterte Peyramale leise: „Dein Leben beginnt, o Bernadette.“ Pius XI. sprach Bernadette 1925 selig und 1933 heilig.

In Fatima hat die Muttergottes uns ein Versprechen gegeben, dass uns durch alles tragen kann: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!“

Statue Unserer Lieben Frau von Lourdes in der Grotte von Massabielle bei Lourdes

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Franz Xaver: Geh hinaus in die ganze Welt und verkünde das Evangelium https://www.thecathwalk.de/2023/12/02/franz-xaver-geh-hinaus-in-die-ganze-welt-und-verkunde-das-evangelium/?pk_campaign=feed&pk_kwd=franz-xaver-geh-hinaus-in-die-ganze-welt-und-verkunde-das-evangelium https://www.thecathwalk.de/2023/12/02/franz-xaver-geh-hinaus-in-die-ganze-welt-und-verkunde-das-evangelium/?pk_campaign=feed&pk_kwd=franz-xaver-geh-hinaus-in-die-ganze-welt-und-verkunde-das-evangelium#respond Sat, 02 Dec 2023 06:00:00 +0000 https://network.cathwalkmediengruppe.de/thecathwalk/?p=15553 Was treibt einen jungen Spanier an, alles zu verlassen und eine lebensgefährliche Reise ans andere Ende der Welt anzutreten – ohne zu wissen, ob er überlebt und ohne zu wissen, ob er je zurückkehrt? In den Worten eines anderen seligen Jesuiten, Rupert Mayers, lautet die Antwort: „Der Herr, der Herr, der Herr!“ Und dann ist […]

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Was treibt einen jungen Spanier an, alles zu verlassen und eine lebensgefährliche Reise ans andere Ende der Welt anzutreten – ohne zu wissen, ob er überlebt und ohne zu wissen, ob er je zurückkehrt? In den Worten eines anderen seligen Jesuiten, Rupert Mayers, lautet die Antwort: „Der Herr, der Herr, der Herr!“ Und dann ist da noch etwas anderes: grenzenlose Liebe für die Menschen. Diese Liebe und der Eifer für die Sache Gottes sind es, die Franz Xaver ausgemacht haben, die verstehen lassen, wer er war, die verstehen lassen, was er tat und was er schrieb:

„Wie viele Bekehrungen bleiben wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, in diesen Ländern noch zu wirken! Es packt mich, wie oft, das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist; vor allem in Paris wollte ich’s alle hören lassen, deren Wissen größer ist als der Wunsch, hiervon guten Gebrauch zu machen; vor versammelter Sorbonne wollte ich’s ihnen zurufen: wie viele Seelen vom Wege des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verlorengehen durch ihre Gleichgültigkeit!“

„Wenn sie mit gleichem Eifer, den sie den Studien zuwenden, auch jene Rechenschaft überdenken würden, die Gott, unser Herr, dereinst von ihnen fordern wird; wenn sie mit der nämlichen Wachsamkeit die ihnen vom Herrn verliehenen Talente prüfen wollten – wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! Sie würden die Mittel zu ihrem Heile ergreifen, sie würden geistliche Übungen halten: diese Übungen, ausersehen sie im Inneresten ihrer Seele den heiligen Willen Gottes erkennen zu lassen und ihn zu begreifen in seiner Tiefe. Und sie würden sich diesem göttlichen Willen fortan bereitwilliger als ihren eigenen Neigungen hingeben, sprechend: Herr! Siehe, hier bin ich. Was willst Du, dass ich tun soll? Sende mich, wohin Du willst, und wenn es gut ist, selbst bis nach Indien!“

Das schrieb Franz Xaver am 15. Januar 1544 von Goa in Indien nach Rom, an Ignatius von Loyola, seinen Ordensgeneral. Zu dieser Zeit brannte das Herz Franz Xavers ganz für die heilige Mission und er fand großen Trost beim Schreiben dieser Worte. Franz Xaver ist in die Geschichte eingegangen als einer der größten Missionare überhaupt – wenn einer die Krone unter den heiligen Missionaren verdient hat, dann er.

Das Leben hingeben, um viele zu retten

Franz Xavers Weg begann ganz anders. Der sanguinische Spanier von adliger Herkunft kam 1525 nach Paris und studierte an der Sorbonne. 1530 machte er seinen Magister Artium. Er wollte auch noch Theologie studieren und seinen Doktor machen, um später ein gutes Auskommen von den Domherrenpfründen zu haben.

Dann schlug die Vorsehung zu. Franz Xaver begegnete Ignatius von Loyola. Ignatius ließ sich von Xavers Prahlerei und Zukunftsplänen nicht beeindrucken und antwortete nur: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele?“ (Mt. 16, 26). Und mit einem Mal stand alles Kopf.

Ignatius weckte etwas in Franz Xaver. Bald schon machte er geistliche Exerzitien und übergab sich Christus ganz. Zuerst wurde seine eigene Seele gerettet und wenig später sollte er zum Retter von Tausenden werden. Franz Xaver legte sein Leben in die Hände Gottes. Er wollte sein Leben hingeben, um so viele wie möglich zu Christus zu führen.

Am 15. August 1534 gelobten Ignatius von Loyola, Franz Xaver und 5 weitere Gefährten in einer Marienkapelle auf dem Montmartre in Paris Armut und Ehelosigkeit. Die Gesellschaft Jesu war gegründet. 1537 wurde Franz Xaver in Venedig zum Priester geweiht.

Aufbruch ins Ungewisse

Franz Xaver wurde der Sekretär der Gesellschaft Jesu und arbeitete zusammen mit Ignatius an deren Konstitutionen. Er war ein Jesuit der ersten Stunde und der engste Gefährte von Ignatius, ausersehen als sein Nachfolger. Der Weg in die Mission begann durch einen Zufall: 1540 wollte der König von Portugal Missionare nach Indien senden. Ignatius von Loyola konnte zwei seiner Gefährten dafür auswählen. Die erste Wahl des Ordensgenerals waren Simon Rodrígues und Nicolás Bobadilla. Weil Bobadilla krank wurde und auch der Ersatzmann ausfiel, blieb nur noch Franz Xaver. Er wurde vorgeschlagen – und er gehorchte.

Bild: Cornelis Claesz van Wieringen [Public domain]

Am 7. April 1541, an seinem 35. Geburtstag, brach er nach Indien auf. In Indien und Japan tat er alles, um so viele Menschen wie möglich für Christus zu gewinnen. Er schrieb nach Rom, er taufe so viele, dass ihm der Arm schmerze. Franz Xaver brannte für die Mission, er lebte für die Mission, er war die Mission. Wie viele Menschen hat er gerettet, wie viele verdanken ihm ihr ewiges Heil? Niemand kann ermessen, wie groß die Liebe des Jesuiten gewesen sein muss.

Das größte Wunder wirkte Franz Xaver in Japan. Es war die Auferweckung einer jungen adeligen Frau vom Tod. Der Vater der jungen Frau, ein Heide, ging zu Franz Xaver und warf sich ihm zu Füßen. Er bat ihn unter Tränen, seine einzige Tochter wieder zum Leben zu erwecken. Xaver, gerührt vom Glauben und Schmerz des Vaters, zog sich mit seinem Gefährten Fernandez zurück, um zu Gott zu beten. Nach einer kurzen Weile kehre er zurück und sagte: „Geh hin, deine Tochter lebt!“ Sofort war die Tochter wieder lebendig.

Der große Missionar stirbt einsam

Ein Herzenswunsch sollte ihm verwehrt bleiben. Franz Xaver war bereit, bis an die Grenzen der bekannten Welt zu gehen. Aber jetzt musste er an die Grenzen seines Glaubens gehen. China, seinen großen Traum, sollte er nicht mehr erreichen. Franz Xaver starb mit 46 Jahren am 3. Dezember 1552 – einsam und an Fieber erkrankt in einer Schilfhütte auf der Insel Sancian, vor dem chinesischen Festland. Nur sein Diener war bei ihm. Die letzten Worte des Missionars waren: „Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern!“ (Psalm 71,1). Und gescheitert ist er nicht: Was bleiben sind tausende Taufen und der missionarische Eifer, der ihn zum Patron der Mission machte.

Festtag: 3. Dezember

Attribute: Soutane, Chorrock, Stola, Ferraiolo, Kruzifix

Patronate (u.a.): Missionen, Glaubensverbreitung, Freising

Außerdem ist Franz Xaver der Patron von Cathwalk.de

Heiliger Franz Xaver, bitte für uns!

Literatur:

  • HAUB, Rita, Franz Xaver. Aufbruch in die Welt, Kevelaer 2002.

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Video-Rezension: Der ALTE und KÜNFTIGE RÖMISCHE RITUS von Dr. Peter Kwasniewski https://www.thecathwalk.de/2023/11/27/video-rezension-der-alte-und-kuenftige-roemische-ritus-von-dr-peter-kwasniewski/?pk_campaign=feed&pk_kwd=video-rezension-der-alte-und-kuenftige-roemische-ritus-von-dr-peter-kwasniewski https://www.thecathwalk.de/2023/11/27/video-rezension-der-alte-und-kuenftige-roemische-ritus-von-dr-peter-kwasniewski/?pk_campaign=feed&pk_kwd=video-rezension-der-alte-und-kuenftige-roemische-ritus-von-dr-peter-kwasniewski#comments Mon, 27 Nov 2023 19:46:12 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38471 Die Video-Rezension können Sie hier ansehen:

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Die Video-Rezension können Sie hier ansehen:

Hier kann das Buch bestellt werden: st-stephani-verlag.de

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Der Sinn der Glaubens- und Kirchenkrise https://www.thecathwalk.de/2023/11/12/der-sinn-der-glaubens-und-kirchenkrise/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-sinn-der-glaubens-und-kirchenkrise https://www.thecathwalk.de/2023/11/12/der-sinn-der-glaubens-und-kirchenkrise/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-sinn-der-glaubens-und-kirchenkrise#comments Sun, 12 Nov 2023 21:05:38 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38447 „Die fetten Jahre sind vorbei“, hieß ein Film aus dem Jahr 2004. Für den Glauben gilt dasselbe, ebenso für den Zustand der Kirche. Das ist keine neue Situation, aber sie nimmt mehr Fahrt auf. Ich weiß noch, dass ich um 2010 im Priesterseminar von Münster nicht selten aus dem Fenster schaute und den Dom ansah. […]

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„Die fetten Jahre sind vorbei“, hieß ein Film aus dem Jahr 2004. Für den Glauben gilt dasselbe, ebenso für den Zustand der Kirche. Das ist keine neue Situation, aber sie nimmt mehr Fahrt auf. Ich weiß noch, dass ich um 2010 im Priesterseminar von Münster nicht selten aus dem Fenster schaute und den Dom ansah. Gerade war die Missbrauchskrise da. Auch wurde immer deutlicher, dass der Zölibat nicht nur ein Charisma war, das aus Christusnachfolge angestrebt wurde, sondern viel zu oft auch ein Versteckspiel vor Homosexualität. Im Seminar ging man täglich am Fensterbild von Karl Borromaeus vorbei. Angesichts der massiven Krisen kommt man nicht darum herum, sich zu fragen, ob man heute noch so glauben kann, ob heute noch so geglaubt wird?

Die Wirkmacht Gottes wird im Religionsunterricht und in dem, was man „Theologiestudium“ nennt, heruntergespielt. Wenn es noch um Gott geht, dann um das Absurde daran, um das Leiden und den Menschen. Das moderne Christentum erinnert an das, was Albert Camus in „Der Mythos des Sisyphos“ schreibt: „auch der absurde Mensch hat seine Nächte von Gethsemane.“

Joseph Ratzinger schrieb in „Einführung in das Christentum“ (1968): „[Der Theologe] wird in seinen Clownsgewändern aus dem Mittelalter oder aus welcher Vergangenheit auch immer gar nicht ernstgenommen. Er kann sagen, was er will, er ist gleichsam etikettiert und eingeordnet durch seine Rolle. Wie er sich auch gebärdet und den Ernstfall darzustellen versucht, man weiß immer im Voraus schon, dass er eben – ein Clown ist.“

Der Theologieprofessor Bernhard Welte konstatierte in „Auf der Spur des Ewigen“: „Wir leben in der Stunde, in der alle Glaubensentwürfe an ihr Ende gekommen sind und wir das große Ende, das Schweigen und Dunkel bestehen müssen.“

Es ist tatsächlich so, dass das Christentum als gesellschaftsprägende Kraft zu Ende ist. Nicht erst seit heute, nicht erst seit gestern, sondern seit langer Zeit. Nietzsches Poesie bringt es auf den Punkt: „Christentum als Altertum … wie schauerlich weht uns dies alles, wie aus dem Grabe uralter Vergangenheit an! Sollte man glauben, daß so etwas noch geglaubt wird?

Es werden noch viele Kirchen geschlossen, viele Priester ihr Amt aufgeben und viele Skandale bekannt werden. Das alles ist aber Teil der Vorsehung Gottes.

Worum geht es? Ich glaube, dass es um die Wiederherstellung der Schönheit und Ordnung Gottes geht. Wir sind gleichgültig und bequem geworden und weder unsere Anstrengung noch guter Wille können das wieder umkehren.

Gott ist treu. Er wird es tun. Die Krise wird gewaltig werden aber danach wird die Kirche schöner und mächtiger auferstehen als jemals zuvor. Wir müssen vollständig Gott vertrauen, alles abwerfen, was Halbherzigkeiten und Absicherungen sind. Wir müssen wieder lernen, zu glühen. Gott macht alles neu.

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Die neue Religion https://www.thecathwalk.de/2023/10/21/die-neue-religion/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-neue-religion https://www.thecathwalk.de/2023/10/21/die-neue-religion/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-neue-religion#comments Sat, 21 Oct 2023 20:04:58 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38412 In der Aufklärung wurde eine neue Religion geboren. Friedrich Schiller hat sie wunderschön zusammengefasst und der Revolutionsmusiker Beethoven zur Symphonie erhoben: „Freude, schöner Götterfunken,Tochter aus Elisium,Wir betreten feuertrunken,Himmlische, dein Heiligthum.Deine Zauber binden wieder,Was die Mode streng getheilt,Alle Menschen werden Brüder,Wo dein sanfter Flügel weilt.“ Das Christentum ist überwunden. Die Alten Griechen sind zurück. Die Natur […]

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In der Aufklärung wurde eine neue Religion geboren. Friedrich Schiller hat sie wunderschön zusammengefasst und der Revolutionsmusiker Beethoven zur Symphonie erhoben:

„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.“

Das Christentum ist überwunden. Die Alten Griechen sind zurück. Die Natur entthront die Gnade. Vorbei die Zeit des Leids und der Buße. Jetzt werden alle Menschen Brüder, die Menschheit frohlockt im Zauber und ewiger Freude.

Die Verheißung ist grandios. Lessing eilt ebenfalls hinzu und gibt uns einen philosophischen Überbau in „Nathan der Weise“. Ob es eine wahre Religion gebe, könne man nicht sagen, stattdessen solle man sich in „Liebe“ üben, egal, was man glaube. Wahrheit spielt keine Rolle mehr.

Auf Schillers „Ode an die Freude“ (1785) und Lessings „Nathan der Weise“ (1779) folgte 1789 die Französische Revolution, die grausamste Revolution seit der Antike: Massenmorde in Frankreich, ein Weltkrieg mit Millionen Toten. Es war das Ende des Königreichs Frankreichs und das Ende des Heiligen Römischen Reiches. Der „aufgeklärte Humanismus“ hat den Kontinent für immer verändert – bis heute.

Eigentlich hätte spätestens auf dem Wiener Kongress 1815 klar sein müssen, dass die Ideen der Aufklärung krachend gescheitert sind und dass das Menschenbild der Aufklärung grundfalsch ist. Doch es geschah nicht. Zumindest nicht grundlegend genug. Bis heute gibt es Schwärmer für den Humanismus der Aufklärung, obwohl er von Anfang an eine Bewegung der Gewalt war und bis heute ist. Die Ursachen dafür liegen im falschen Menschenbild und der falschen Philosophie der Aufklärung.

Menschenbild und Philosophie der Aufklärung

Nach der Aufklärung und dem Humanismus gibt es keine Erbsünde. Der Mensch ist von Natur aus gut und wird, ähnlich wie im Kommunismus, erst durch „Entfremdung“ böse. Seine „Erlösung“ besteht in der Befreiung von Unterdrückung, Armut und mangelnder Bildung. Er muss nur recht erzogen und materiell gut ausgestattet werden, dann wird er zum bürgerlich-aufgeklärten Edelmenschen, zum freiheitlich-liberalen Mitmenschen, der allen nur das Beste wünscht. Gleichzeitig machen Lessing und später Hegel und Kant deutlich, dass die Aufklärung nicht an die Erkennbarkeit einer objektiven Wahrheit glaubt. Dogmen und der Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche müssen daher fallengelassen werden. Alles sei im Wandel und im Werden. πάντα ῥεῖ: Alles fließt und nichts bleibt! Die Welt ändert sich evolutionär! Ewige Wahrheiten gibt es nicht.

Menschenbild und Philosophie des Christentums

Das Menschenbild des Christentums ist davon grundverschieden. Die Erlösung besteht nach dem Christentum nicht in „Selbsterlösung“ durch Bildung und materielle Güter, sondern in der Erlösung durch Christus. Sie besteht in der Gnade, nicht in der Natur. Die Dogmen lauten: „Die Sünde Adams ist durch Abstammung, nicht durch Nachahmung auf alle seine Nachkommen übergegangen. De fide.“ Und weiterhin: „Die Seelen, die im Stande der Erbsünde aus dem Leben scheiden, sind von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen. De fide.“ Damit die Erbsünde getilgt werden kann und man in den Himmel gelangen kann, braucht man die Taufe: „Die Taufe verleiht die Rechtfertigungsgnade. De fide.“(Alle De-Fide-Zitate: Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik). Die Taufe ist es, die die heiligmachende Gnade verleiht und erlöst. Der dadurch erlangte Stand der Gnade ist das Kostbarste, was es gibt. Alle Heiligen legen davon Zeugnis ab. Wunder, übernatürliche Phänomene und Charismen sind dann möglich.

Das Christentum glaubt an die Erkennbarkeit einer objektiven Wahrheit. Deshalb kann die katholische Kirche ewig gültige, unveränderliche Dogmen aufstellen und behaupten, die wahre und einzige Kirche Jesu Christi zu sein. Die philosophische Methode ist aristoteltisch-scholastisch, nicht hegelianisch-evolutionär.

Das moderne Christentum und das Menschenbild der Aufklärung

Das große Problem unserer Zeit ist, dass das moderne Christentum weitgehend das Menschenbild der Aufklärung angenommen hat. Weil man nicht mehr an eine erkennbare, objektive Wahrheit glaubt und gleichzeitig den Menschen verklärt, stehen die Tore weit für „alle Menschen werden Brüder“ offen. Konkret führt das zu Ökumenismus, Interreligiösität, Dialog und „Imagine“ von John Lennon. Diese schwache, neue Religion schafft „Nice Guys“ und „People Pleaser“, die zu nichts anderem taugen, als anderen nach dem Mund zu reden und dabei mit leichtem Übergewicht zu lächeln. Einen Franz Xaver oder Franz von Assisi bekommt man so nicht.

Unfähig auf Gewalt und Grausamkeit zu reagieren

Die neue Religion hat kein wirkliches Konzept vom Bösen und Abgründigen und ist daher nicht in der Lage, auf Gewalt und Grausamkeit zu reagieren. Es ist eine Tatsache der Geschichte, dass es immer Gewalt, Grausamkeit und Krieg gibt. Nicht nur, weil es zu wenig Bildung und Nahrung gibt, sondern weil Menschen das Böse wählen können und es tatsächlich tun – man schaue sich nur in der Welt der Gegenwart und unseren Kriegen um. Der Kirche war das immer klar. Deshalb gibt es den Grundsatz: „Die Natur des Menschen ist zum Bösen geneigt.“ Das ist die Folge der Erbsünde. Die neue Religion kennt die Erbsünde nicht, sondern glaubt an die Utopie eines irdischen Paradieses. In Wirklichkeit kommt es aber durch „Imagine there’s no Heaven“ zum Terror der Starken und Gewaltbereiten, die keine Skrupel mehr brauchen und keine Opposition mehr haben. Alle bürgerlich Anständigen sparen lieber CO2 ein oder „retten das Klima“, als zu streiten, zu leiden und zu kämpfen.

Unsere Lösung: die katholische Tradition

Es muss klar sein, dass wir in einer gewaltigen Krise stecken und die Kirchenvertreter oft Teil des Problems sind, weil die den Glauben verloren haben und eine neue Religion angenommen haben. Den vollständigen katholischen Glaube, der uns in den Himmel führt, finden wir in dem, was man heute oft katholische Tradition nennt und im Grunde nichts anderes ist, als der katholische Glaube, wie er immer war. Ganz wichtig ist, dass wir Glaubenswissen bekommen, die Alte Messe besuchen, beichten, fasten und um Gottesfurcht beten, denn „die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (Spr. 1,7). Und das führt zu einer Erkenntnis, bei der die Alten Griechen tatsächlich richtig lagen: Nur der Weise ist frei.

Der Beitrag Die neue Religion erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Der wichtigste Bischof des 20. Jahrhunderts https://www.thecathwalk.de/2023/10/19/der-wichtigste-bischof-des-20-jahrhunderts/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-wichtigste-bischof-des-20-jahrhunderts https://www.thecathwalk.de/2023/10/19/der-wichtigste-bischof-des-20-jahrhunderts/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-wichtigste-bischof-des-20-jahrhunderts#respond Thu, 19 Oct 2023 19:48:41 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38398 Im Dezember 1965 endete das Konzil. Roberto de Mattei schreibt in seinem epochalen Buch „Das Zweite Vatikanische Konzil“, der Modernismus zu Zeiten Pius X. erscheine wie ein „Heuschnupfen“ angesichts der gegenwärtigen Krise. Selbst wenn man das Konzil und seine Intention mit dem allergrößten Wohlwollen interpretieren möchte und beste Absichten unterstellt, kann man die Jahre danach […]

Der Beitrag Der wichtigste Bischof des 20. Jahrhunderts erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Im Dezember 1965 endete das Konzil. Roberto de Mattei schreibt in seinem epochalen Buch „Das Zweite Vatikanische Konzil“, der Modernismus zu Zeiten Pius X. erscheine wie ein „Heuschnupfen“ angesichts der gegenwärtigen Krise. Selbst wenn man das Konzil und seine Intention mit dem allergrößten Wohlwollen interpretieren möchte und beste Absichten unterstellt, kann man die Jahre danach nur als absolute Tragödie, als Katastrophe, werten. Paul VI., der große Konzilspapst, sah das selbst. „Die Kirche durchquert heute eine Zeit der Unruhe. Einige üben sich in Selbstkritik, man könnte sogar sagen, in Selbstzerstörung. Es ist wie ein heftiger und vielschichtiger Umsturz, den niemand nach dem Konzil erwartet hatte … Die Kirche wird von denen angegriffen, die zu ihr gehören“ (Ansprache am 7. Dezember 1968).

Ein „zweites Pfingsten“ war ausgeblieben, stattdessen kam die große Depression. 1972 verschärfte der Papst seine Kritik noch. Er habe den Eindruck, „dass der Rauch Satans durch irgendwelche Ritzen in den Tempel Gottes eingedrungen sei. Das sind der Zweifel, die Ungewissheit, die Problematik, die Unruhe, die Unzufriedenheit das Vergleichen. Man vertraut der Kirche nicht … Man glaubte, nach dem Konzil wäre ein Sonnentag für die Kirchengeschichte angebrochen. Stattdessen ist ein Tag voller Wolken, Sturm, Dunkelheit, Suche und Ungewissheit angebrochen…“

Als der Papst 1978 starb, soll er sehr unter Depressionen und großer Traurigkeit gelitten haben. Im Zuge des Konzils bestätigte er in seiner letzten Enzyklika „Humanae vitae“ 1968 zwar die Morallehre, führte aber 1969 eine neue Messe ein und ändere schließlich auch die Texte für alle anderen Sakramente. In Rom selbst schuf man den Begriff „Konzilskirche.“ Hochaltäre landeten auf dem Sperrmüll, die alte Strenge wurde verächtlich gemacht, eine neue Zeit brach an, in der Experimente und Verwirrung gang und gäbe waren.

Zeitgleich zu dieser Krise, im Jahre 1970, gründete Marcel Lefebvre, ein Erzbischof im Ruhestand, auf Betreiben von jungen Seminaristen, die Priesterbruderschaft St. Pius X. In der großen Not der Nachkonzilszeit beknieten sie den Bischof, er möge sie ausbilden. Sie zogen von Seminar zu Seminar aber fanden nirgendwo eine Ausbildung, die dem überlieferten katholischen Glauben entsprach. Der Erzbischof wollte sie zuerst nach Freiburg im Üechtland (Schweiz) schicken, aber auch dort herrschte die neue Zeit. Econe wurde zum Seminar des Wiederaufbaus. Der Erzbischof erkannte die Dimension der Krise und sagte zu seinen Seminaristen: „Es ist alles kaputt und Sie müssen es wieder aufbauen.“ Die Krise der Kirche ist eine Krise des Glaubens und sie betrifft alle Bereiche: das Priestertum, die katholischen Familien, die katholische Bildung, die katholische Gesellschaft.

Erzbischof Lefebvre ist der größte Bischof des 20. Jahrhunderts, weil er mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. das katholische Priestertum in seiner überlieferten Form bewahrt hat. Vom Priestertum und der Alten Messe entspringt das katholische Leben für die gesamte Gesellschaft. Der Geist des Opfers und der Frömmigkeit ist für die Heranbildung von kinderreichen katholischen Familien in der Ordnung der Tradition unabdingbar. Er ist auch unabdingbar für die Bildung von echten heiligen Priestern und Laien, die Christus nachfolgen. Die Messe aller Zeiten gibt einen Widerstandsgeist gegen die gefallene Welt und ihre Versuchungen. Christus gleichförmig zu werden ist ohne den überlieferten katholischen Glauben nahezu unmöglich.

Nach dem Tod Pauls VI. wurde mit Johannes Paul II. ein charismatischer Bischof Papst. Er prägte den Typ des „konservativen Katholiken“, der in Fragen der Sexualmoral auf der Linie von Paul VI. war: Empfängnisverhütung, Abtreibung und Ehescheidung waren absolut verboten. Gleichzeitig vertrat er einen Heilsoptimismus, der schon in seiner Antrittsenzyklika „Redemptor hominis“ (1979) deutlich wurde. Manche sagen sogar, er sei Anhänger der Häresie der „Allerlösung“ gewesen. Leider gibt es Aussagen von ihm, die in diese Richtung gehen. So sagte er 1981 in seiner Botschaft an die Völker Asiens: „Im Heiligen Geist sind jede Person und alle Völker, durch das Kreuz und die Auferstehung Christi, Kinder Gottes geworden, Teilhaber an der göttlichen Natur und Erben des ewigen Lebens.“ Was soll das bedeuten? Es sollte eigentlich in jedem Katechismus-Unterricht gelehrt werden, dass jeder Mensch im mit der Erbsünde geboren wird und damit nicht als Kind Gottes zur Welt kommt. Erst in der Taufe erhält man die Gnade und wird zum Kind Gottes und gewinnt, wenn man im Stand der Gnade stirbt, das ewige Leben. Genau deshalb ist die Taufe heilsnotwendig. Genau deshalb gab es einen Franz Xaver, Maximilan Kolbe oder Vinzenz Ferrer. Die heilsoptimistischen Aussagen Johannes Pauls II. erklären seine ökumenischen Aktionen, die interreligiösen Assisi-Treffen und den Hang, ständig den Menschen zu loben. Leider erwies sich diese Haltung bereits zu Lebzeiten des Papstes als erfolglos. Zeit-JournalistJan Roß schrieb über die Polenreise Johannes Pauls II. 1991. Damals herrschte kein „Grundton der Ermutigung und des Vertrauens, sondern lauter … bittere oder verzweifelte Warnungen vor einer libertinen Wegwerfgesellschaft, vor Pille, Prostitution, Pornographie und … Abtreibung. Das Bild von Johannes Paul II. als lebensfremdem Doktrinär und Mann von gestern setzte sich fest, selbst bei alten Weggefährten und Bewunderern.

Der Geist des Liberalismus herrscht seit dem Konzil in der Kirche und sein Regiment ist grausam. Ich erinnere mich selbst in meine Jahre in Münster von 2008 bis 2017. Thomistische Theologie gab es nicht. Es gab mehr Angst vor psychologischen Störungen als vor Sünden und anstatt katholischer Dogmatik lehre die Professorin Dorothea Sattler Dinge, von denen ich nicht weiß, wie ich sie nennen soll. Ich war mittendrin und Teil des Problems. Mein damaliger Regens bezeichnete in einem 3sat-Interview 50% der Priester als homosexuell und hat kurze Zeit später sein Amt aufgegeben. Einige der Seminaristen, die mittlerweile geweiht sind, segnen heute homosexuelle Beziehungen. In Haltern am See war die katholische Kirchengemeinde St. Sixtus auf den „Impuls“ einer Firmgruppe hin, maßgeblich an der Veranstaltung eines CSD beteiligt. In meiner eigenen Heimatpfarrei gibt herrscht der Synodalen Weg. In der Kirche, die sich auf das Konzil beruft, scheint die absolute Apostasie zu herrschen. Johannes Paul II. und Benedikt XVI, haben daran nichts geändert. Ich kann deshalb nicht verstehen, wie man, wenn man all das sieht, Sehnsucht nach den Zeiten von Johannes Paul II. oder Benedikt hat. Das so genannte Konservative hat die Krise nicht überwunden, bestenfalls nur verlangsamt und ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Es kann in der Kirche selbstverständlich auch nicht nur um Sexualmoral gehen. Es muss der Kirche zuerst um das Heil der Seelen gehen, um die Rettung der Menschen, um die heiligmachende Gnade und das beinhaltet viel mehr als Moral. Die Sakramente sind das Herz der Pastoral, allen voran die Taufe, die Eucharistie und die Beichte. Genau dazu sind Priester da und genau deshalb absolut notwendig. Im Bistum Münster herrschte eine große Identitätskrise. Weil es den überlieferten katholischen Glauben nicht mehr gab, war auch unklar, wozu es überhaupt Priester braucht. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Dieser Zustand der Kirche im Bistum Münster ist der typische Zustand der Kirche in Deutschland. Ich kann es nur als Wunder der Gnade Gottes bezeichnen, dass dieser trostlose Zustand nicht der einzige Zustand der Kirche ist. Denn es gibt einen Ausweg: die katholische Tradition. Was Erzbischof Lefebvre mit der Piusbruderschaft geschaffen ist, ist ein großes Rettungswerk. Die Piusbruderschaft, die Petrusbruderschaft, das Institut Christus König, die Rückkehr der Alten Messe in viele Bistümer, das Aufblühen der Tradition … all das verdanken wir dem Erzbischof.

Es ist klar, dass dieser Weg des Widerstands nicht ewig weitergehen kann. Viele, die mit der Tradition aufgewachsen sind, kennen mittlerweile die Welt der Tradition sehr gut und sind sich der Gefahren, der Brüchigkeit und der Kämpfe nicht mehr bewusst. Leicht droht so Gefahr, die moderne Kirche und das verführerische Werben der gefallenen Welt zu unterschätzen. Wir brauchen ein Wunder, mit Fatima gesprochen: den Wiederaufbau der Kirche und den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens. Er wird kommen. Bis dahin müssen wir durchhalten. Wir haben die Alte Messe, die Beichte und die traditionelle Frömmigkeit. In der Messe zu knien und das Te Deum laudamus zu hören, macht selbst das Durchhalten schön.

Siehe auch:

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Margareta Maria Alacoque https://www.thecathwalk.de/2023/10/17/margareta-maria-alacoque/?pk_campaign=feed&pk_kwd=margareta-maria-alacoque https://www.thecathwalk.de/2023/10/17/margareta-maria-alacoque/?pk_campaign=feed&pk_kwd=margareta-maria-alacoque#respond Tue, 17 Oct 2023 04:00:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=31237 Margareta Maria Alacoque ist eine heilige Salesianerin und die neuzeitliche Begründerin der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Sie wurde am 22. Juli 1647 in Lauthecour (Burgund) geboren und starb am 17. Oktober 1690 im Kloster Capilla de la Visitación in Paray-le-Monial. Dort ist sie noch heute beerdigt. Die Heilige verlor früh ihren Vater, hatte mehrere […]

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Margareta Maria Alacoque ist eine heilige Salesianerin und die neuzeitliche Begründerin der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Sie wurde am 22. Juli 1647 in Lauthecour (Burgund) geboren und starb am 17. Oktober 1690 im Kloster Capilla de la Visitación in Paray-le-Monial. Dort ist sie noch heute beerdigt. Die Heilige verlor früh ihren Vater, hatte mehrere Brüder und lebte zu Hause nahezu klösterlich mit Andachts- und Bußübungen, bei denen sie Erscheinungen von Christus, der Muttergottes und von Engeln und Heiligen hatte.

1671 wurde sie ins Kloster Capilla de la Visitación in Paray-le-Monial aufgenommen und weihte sich dem Heiligsten Herzen Jesu, dessen Verehrung Franz von Sales als Ordensstifter empfohlen hatte. Als Novizenmeisterin verfasste sie Unterweisungen über Tugenden und Andachten und feierte in glühender Begeisterung das Heiligste Herz Jesu.

Margareta Maria Alacoque hatte am 27. Juni 1673 ihre Haupterscheinung mit dem Auftrag, jeden ersten Freitag im Monat zu kommunizieren, eine Stunde zu wachen und an Christi Leiden teilzunehmen. „Die Dornenkrone des Herrn fühlte sie ihr Haupt verwunden.“ Mit ihr eiferten für die Verbreitung und die öffentliche Anerkennung der seit dem Mittelalter privat geübten, vom heiligen Johannes Eudes (1601-1680) in die Liturgie eingeführten Herz-Jesu-Verehrung ihre Beichtväter, die Jesuiten Claude de la Colombière (1641-1682), François Rolin, Jean Croiset (1656-1738, Verfasser des von der Heiligen beratenen Herz-Jesu-Buches), Froment, Charollays (Verfasser von Herz-Jesu-Andachten, 1686).

Nach ihrem Tode entbrannte ein Kampf um die „neue“ Andacht, 1704 wurde Croisets Buch indiziert. Erst als die Andacht über ganz Europa verbreitet war, erfolgte 1765 die öffentliche Anerkennung. Alacoque wurde am 24. April 1864 von Pius IX. selig- und am 13. Mai 1920 von Pius XI. heiliggesprochen. Die Sühneenzyklika Pius‘ XI. Miserentissimus (8. Mai 1928) verkündet die Gedanken Alacoques der ganzen Welt. Sie schrieb 142 Briefe und drei Selbstbiographien.

Festtag: 17. Oktober (Alte Messe) | 16. Oktober (Novus Ordo).

Patronate: Kinderlähmung, Herz-Jesu-Anhänger, Verlust der Eltern.

Quelle: Franz Xaver Buchner, Alacoque, Marie Marguerite, in: LThK 1 (1930), Sp. 191 f.

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Liberalismus, Logos und die Postmoderne: Drei Artikel zum Aufbau der europäischen Kultur https://www.thecathwalk.de/2023/10/10/liberalismus-logos-und-die-postmoderne-drei-artikel-zum-aufbau-der-europaeischen-kultur/?pk_campaign=feed&pk_kwd=liberalismus-logos-und-die-postmoderne-drei-artikel-zum-aufbau-der-europaeischen-kultur https://www.thecathwalk.de/2023/10/10/liberalismus-logos-und-die-postmoderne-drei-artikel-zum-aufbau-der-europaeischen-kultur/?pk_campaign=feed&pk_kwd=liberalismus-logos-und-die-postmoderne-drei-artikel-zum-aufbau-der-europaeischen-kultur#respond Tue, 10 Oct 2023 18:47:09 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38374 Wohin bewegen wir uns in Europa? Was hat unsere Kultur geprägt? Was sind unsere Krisen, was macht uns stark? Drei Artikel beschäftigen sich mit den großen Krisen und den noch größeren Fundamenten Europas. Es sind Plädoyers unsere Kultur, das Abendland und die Zukunft Europas.

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Wohin bewegen wir uns in Europa? Was hat unsere Kultur geprägt? Was sind unsere Krisen, was macht uns stark? Drei Artikel beschäftigen sich mit den großen Krisen und den noch größeren Fundamenten Europas. Es sind Plädoyers unsere Kultur, das Abendland und die Zukunft Europas.

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Gottestod und Gottsuche https://www.thecathwalk.de/2023/09/25/gottestod-und-gottsuche/?pk_campaign=feed&pk_kwd=gottestod-und-gottsuche https://www.thecathwalk.de/2023/09/25/gottestod-und-gottsuche/?pk_campaign=feed&pk_kwd=gottestod-und-gottsuche#comments Mon, 25 Sep 2023 06:00:00 +0000 https://network.cathwalkmediengruppe.de/thecathwalk/?p=15079 Was kommt nach dem Gottestod? „Nacht und mehr Nacht“. Selbst am hellen Tag müssen Laternen angezündet werden, denn: „Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet – wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir […]

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Was kommt nach dem Gottestod? „Nacht und mehr Nacht“. Selbst am hellen Tag müssen Laternen angezündet werden, denn: „Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet – wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Gottes sind?“

Es gibt nach diesem „religiösen“ Gottesmord zunächst einmal keinen Trost und Nietzsche fragt daher verständlicherweise: „Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen?“ – Nur wird der Mensch das nie können. Wenn Gott als Lebensmittelpunkt, Grund und Ziel allen Daseins ermordet wurde, muss man mit etwas ganz Neuem beginnen.

„Die Große Gesundheit“

Die Therapie liegt nach „Nietzsche daher auch in einem völligen Neuanfang, den er „die große Gesundheit“ nennt:

Die große Gesundheit. – Wir Neuen, Namenlosen, Schlechtverständlichen, wir Frühgeburten einer noch unbewiesenen Zukunft – wir bedürfen zu einem neuen Zwecke auch eines neuen Mittels, nämlich einer neuen Gesundheit, einer stärkeren, gewitzteren, zäheren, verwegneren, lustigeren, als alle Gesundheiten bisher waren. […]

Ein andres Ideal läuft vor uns her, ein wunderliches, versucherisches, gefahrenreiches Ideal, zu dem wir niemanden überreden möchten, weil wir niemandem so leicht das Recht darauf zugestehn: das Ideal eines Geistes, der naiv, das heißt ungewollt und aus überströmender Fülle und Mächtigkeit mit allem spielt, was bisher heilig, gut, unberührbar, göttlich hieß; für den das Höchste, woran das Volk billigerweise sein Wertmaß hat, bereits so viel wie Gefahr, Verfall, Erniedrigung oder, mindestens, wie Erholung, Blindheit, zeitweiliges Selbstvergessen bedeuten würde; das Ideal eines menschlich-über menschlichen Wohlseins und Wohlwollens, das oft genug unmenschlich erscheinen wird, zum Beispiel wenn es sich neben den ganzen bisherigen Erden-Ernst, neben alle Art Feierlichkeit in Gebärde, Wort, Klang, Blick, Moral und Aufgabe wie deren leibhafteste, unfreiwillige Parodie hinstellt – und mit dem, trotzalledem, vielleicht der große Ernst erst anhebt, das eigentliche Fragezeichen erst gesetzt wird, das Schicksal der Seele sich wendet, der Zeiger rückt, die Tragödie beginnt …“

Eine Tragödie ohne Ende …

Wie wahr: die Tragödie beginnt. Denn dieses „Ideal eines menschlich-über menschlichen Wohlseins“ ist letztlich nichts als ein hedonistisches Unwohlsein. Was das bisher nebulöse Pathos konkret heißt, kommt in „Ecce homo“ zum Vorschein. Es geht um die Fokussierung auf „das Fleischliche“. Dies erläuert Nietzsche mit dem Ausdruck „Der heilige Geist des Lebens“. Nietzsche sieht diesen Geist gleichsam als Antigeist zum Heiligen Geist des Neuen Testaments.

Während das biblisches Pneuma geistlich orientiert sei, sei der heilige Geist des Lebens die radikale Bejahung alles Geschlechtlichen und Fleischlichen: „Jede Verachtung des geschlechtlichen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff ‚unrein‘ ist das Verbrechen selbst am Leben, – ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist des Lebens.“

Man kann den „heiligen Geist des Lebens“ als all das bezeichnen, was Lust verschafft, es ist also eine Theorie des Hedonismus. Dass Hedonismus kein langfristiger Weg zum Glück ist, zieht sich durch die Geschichte des Westens. Bereits in vorchristlicher Zeit hegen Stoiker und Platoniker ernste Zweifel an der Befreiung durch den Hedonismus. Aber ihre leibfeindliche Grundeinstellung ist noch weit entfernt von der Menschwerdung Gottes.

Im frühen Christentum sind es vor allem die Wüstenväter, die merken, dass das zügellose Füttern der Leidenschaften kein Glück bringt, sondern versklavt. Der Mensch wird eben nicht glücklich und frei, sondern gefangen, wenn er sich seinen Begierden ergibt. Wer die Begierden stillen will, muss stets die Dosis erhöhen. Es ist keine Freiheit, sondern Knechtschaft, die Lust führt zum Laster. Eine Tragödie ohne Ende.

Da ist keine Hoffnung und keine Zuversicht, keine Freiheit und keine Erlösung. Das führt entweder in die völlige Depression oder in den kalten Egoismus. Der Mensch ist kein reines Instinkt- und Triebwesen, kein nacktes Tier, das durch Nahrung, Sexualität und Gemeinschaft vollends Erfüllung findet. Der Mensch ist auf Wahrheit, Sinn und Hingabe ausgerichtet.

Neu nach Gott fragen

Der Mensch fragt über sich selbst hinaus. Auch Nietzsche kommt davon nicht los. Der von ihm verkündete Tod Gottes ist zuerst, wie Bernhard Welte schreibt, eine analytische Anfrage an die Wirkmächtigkeit Gottes in seiner Zeit: „Diese geschichtliche Möglichkeit des Leer- und Totwerdens des Gedanken Gottes kann, wenn sie eingetreten ist, auch durch das nicht einfach aus der Welt geschafft werden, was als Gottesbeweis etwa formuliert werden kann und formuliert worden ist. Was von Nietzsche her in Frage steht, ist nicht deren logische Geltung, sondern deren geschichtliche Macht.“ – Welte, Auf der Spur des Ewigen.

Was Nietzsche mit dem Gottestod ausdrückt, ist eine Metapher für das radikale Ende alles Bisherigen und die Entscheidung für einen absoluten Neuanfang. In der Gegenwart haucht ihn die Ohnmacht Gottes an. Das bisher Geglaubte erweist sich für Nietzsche als machtlos, gleichgültig, nutzlos, morsch und schwach. So muss er neu nach dem fragen, was stark ist und wirklich erlösen kann:

„Aber irgendwann, in einer stärkeren Zeit, als diese morsche, selbstzweiflerische Gegenwart ist, muß er uns doch kommen, der erlösende Mensch der großen Liebe und Verachtung, der schöpferische Geist, den seine drängende Kraft aus allem Abseits und Jenseits immer wieder wegtreibt, dessen Einsamkeit vom Volke mißverstanden wird, wie als ob sie eine Flucht vor der Wirklichkeit sei – während sie nur seine Versenkung, Vergrabung, Vertiefung in die Wirklichkeit ist, damit er einst aus ihr, wenn er wieder ans Licht kommt, die Erlösung dieser Wirklichkeit heimbringe: ihre Erlösung von dem Fluche, den das bisherige Ideal auf sie gelegt hat.

Dieser Mensch der Zukunft, der uns ebenso vom bisherigen Ideal erlösen wird als von dem, was aus ihm wachsen mußte, vom großen Ekel, vom Willen zum Nichts, vom Nihilismus, dieser Glockenschlag des Mittags und der großen Entscheidung, der den Willen wieder frei macht, der der Erde ihr Ziel und dem Menschen seine Hoffnung zurückgibt [….] – er muß einst kommen“ (Zur Genealogie der Moral).

Die Frage und Sehnsucht nach Erlösung, nach dem wirklich Erfüllenden und Befreienden bleibt. Nietzsche hofft, dass er kommt. Damit ist er mitten im Evangelium: „Bist du der Kommende?“, fragen die Jünger von Johannes dem Täufer Jesus. Johannes sitzt im Gefängnis und ist unsicher. Diese Frage, voll Hoffnung und Zweifel, stellt Nietzsche in der Moderne auf seine Weise neu.

Die Frage nach Gott ist immer aktuell und wird besonders in der Not zur entscheidenden Frage. Es ist die „ernsteste, die abendländischste, die menschlichste [Frage], die es gibt“ (Welte). Niemand wird dieser Frage dauerhaft ausweichen können und niemand muss an der Antwort verzweifeln: Jesus Christus.

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Die Demokratielehre von Pius XII. https://www.thecathwalk.de/2023/09/24/die-demokratielehre-von-pius-xii/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-demokratielehre-von-pius-xii https://www.thecathwalk.de/2023/09/24/die-demokratielehre-von-pius-xii/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-demokratielehre-von-pius-xii#respond Sun, 24 Sep 2023 18:11:42 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=38292 Die katholische Kirche zu Zeiten Pius XII. legitimierte sich aus der Tradition. Anstatt Neuerungen einzuführen, ging es Pius XII. darum, alle Lehraussagen im Lichte ewiger Prinzipien zu verstehen. Sie sollten aus der Offenbarung und der natürlichen Schöpfungsordnung ableitbar sein. Damit sollten auch die Aussagen über die Demokratie nicht als Neuerfindung des Pacelli-Papstes gelten. In seiner […]

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Die katholische Kirche zu Zeiten Pius XII. legitimierte sich aus der Tradition. Anstatt Neuerungen einzuführen, ging es Pius XII. darum, alle Lehraussagen im Lichte ewiger Prinzipien zu verstehen. Sie sollten aus der Offenbarung und der natürlichen Schöpfungsordnung ableitbar sein. Damit sollten auch die Aussagen über die Demokratie nicht als Neuerfindung des Pacelli-Papstes gelten. In seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944 bezog er sich in päpstlicher Tradition auf seine Vorgänger. Die Referenz war Leo XIII. (1878-1903). Pius XII. zitierte aus dessen Enzyklika Libertas praestantissimum vom 20. Juni 1888: „die Kirche lehnt keine der vielen verschiedenen Formen ab, die eine Regierung haben kann, sofern sie nur geeignet ist, das Wohl der Bürger [utilitati civium] zu sichern.“ Die Enzyklika Libertas praestantissimum ergänzte die Enzyklika über Staat und Kirche, Immortale Dei, vom 1. November 1885. Nach der Herrschaftsauffassung Leos XIII. kann es keine Volkssouveränität geben, sondern nur die „Oberherrschaft Gottes“. Die als „leonische Designationstheorie“ bekannte Lehre definierte Leo XIII. in der Enzyklika Diuturum Illud vom 29. Juni 1881 wie folgt: „Bei dieser Wahl freilich wird der Herrscher bestimmt [designatur], werden nicht die Rechte der Herrscher übertragen; auch wird nicht die Herrschaft übergeben, sondern festgelegt, von wem sie auszuüben sei.“

Hatte Pius XII. nun in der Weihnachtsansprache die Volksouveränität akzeptiert und die Designationstheorie abgelöst? Dies behauptet zumindest Berkmann.1 Wenn Pius XII. dies täte, hätte „dies notwendig die Aufhebung des neuscholastisch-organistischen Systemdenkens zu Folge haben müssen.“2 Davon könne nach Uertz jedoch nicht ausgegangen werden.3 Allerdings habe der Papst Lehrmeinungen bekundet, die bisher unbekannt waren.4 Der Hauptsozialethiker des Papstes, Gustav Gundlach, schrieb in seiner Auslegung über die Demokratielehre Pius XII., dass der Papst, „nichts Neues einführe.“5 Pius XII. begreife Demokratie „als eine Form der öffentlichen Gewalt im Staat“, streng politisch und nicht im Sinne einer christlichen Demokratie wie Giuseppe Toniolo. Die Autorität des Staates, so Gundlach, leitet sich wie der Staat von Gott ab. Denn Pius XII. sage klar, dass „die menschliche Person, der Staat und die öffentliche Autorität […] aufs engste zusammenhängen, gemeinsam stehen und fallen, weil sie ein und dasselbe Fundament haben, nämlich Gott“. Der Staat werde davor gewarnt, „eine falsche Majestät des positiven Gesetzes aufzurichten.“ Vielmehr müsse die absolute Ordnung immer gewahrt bleiben, denn diese sei „als unantastbarer Maßstab von Gott gesetzt“. Wo dies nicht geschähe, schlage Demokratie in Tyrannei um. Damit gibt es keine menschliche Souveränität in der Gesetzgebung, weil die Ordnung Gottes immer berücksichtigt werden muss. Es tut sich eine hermeneutische Divergenz auf, bei der Frage, wie Pius XII. Demokratie genau verstand. Diese liegt vor allem daran, ob man Pius XII. in der Tradition Leos XIII., wie Gundlach es tat, sieht, oder sie eher personalistisch liest.6

Ein weiterer Blick in die Weihnachtsansprache von 1944 offenbart, dass sich alte mit neuen Aussagen kreuzen. Pius XII. machte darauf aufmerksam, dass die katholische Lehre über den Ursprung und die Anwendung der staatlichen Macht gewahrt bleiben müsse.7 Das hieße Gott als den Ursprung und damit den souveränen Rechtsträger und den Menschen als Herrschaftsanwender zu verstehen. Gleichzeitig schreibt der Papst dann jedoch vom Menschen, „der, weit davon entfernt, ein passives Element des sozialen Lebens zu sein, sein Träger, Fundament und Zweck sein und bleiben soll.“ Diese Aussage ist, wie Uertz anmerkt, „ein Novum der katholischen Soziallehre.“8 Die mögliche moderne Sprengkraft dieses Satzes, die den Menschen zum Rechtssubjekt macht und ihm damit autonome bzw. souveräne Züge gibt, wird jedoch durch andere Aussagen relativiert. Der Papst sieht, wie Gundlach bereits ausführte, eine „absolute Seins- und Zielordnung“ gegeben, die auf Gott zurückgeht. Die Würde des Staates liege „in der Teilnahme an der Autorität Gottes.“ Noch weniger als jede andere Staatsform könne die Demokratie diese Verbindung auflösen. Eine Politik, die in ihrer Autorität nicht den Auftrag sehe, die von Gott gewollte Ordnung zu verwirklichen und bei der Selbstsucht vorherrsche, sei nur eine „formelle […] Demokratie“ und eigentlich „sehr wenig demokratisch“.

Nur die klare Einsicht in die Ziele Gottes könne verantwortungsvolle Politik gewährleisten. Die Männer, die in einer Demokratie Macht ausübten, müssten „Männer von klarer und gesunder Lehre“ sein. Weiterhin richte sich „eine gesunde Demokratie“ an „den unveränderlichen Grundlagen des Naturgesetzes und den geoffenbarten Wahrheiten“ aus und wende sich gegen den Staatsabsolutismus. Ein wesentlicher Teil zur Errichtung der Demokratie werde der „Religion Christi und der Kirche zukommen“ [das ist eine verklausulierte Bezeichnung für die katholsiche Kirche]. Die Kirche verteidige die Wahrheit und gebe Gnadenkräfte, um die Ordnung des Seins und Sollens zu verwirklichen. Diese Ordnung sei die letzte Grundlage und Richtschnur jeder Demokratie.

Trotz des „Novums“ in der Ansprache, bleibt der eigentliche Souverän einer Demokratie nach Pius XII. nicht das Volk, sondern Gott bzw. dessen Ordnung. Uertz fasst zusammen: „Gerade indem Pius es sich versagt, auf die praktisch-technische Seite der Ordnung der Gesellschaft […] einzugehen, nimmt er Abstand von dem Gedanken, die Demokratie ‚vom Volke‘ zu legitimieren.“9 Ist Demokratie nach Pius XII. also nur ein „Anwendungsfall der der katholischen Naturrechtslehre vertrauten Staatsformenlehre“10? Dies kann bejaht werden, zumal Pius XII. in dieser Weihnachtsansprache als Formen der Demokratie sowohl die Republik als auch die Monarchie nennt und die absolute Monarchie nicht verwechseln will mit dem „Absolutismus des Staates“. Den Absolutismus des Staates verwirft der Papst deshalb, weil sich dieser gegen Glaubenswahrheiten und das Naturrecht stellen kann. Über diese Wahrheiten darf es aber laut Pius XII. keine Abstimmung geben. In einer späteren Anspräche bedauert der Papst eine „Verachtung alles dessen, was Religion, Christentum, Unterwerfung unter Gott und sein Gesetz, zukünftiges Leben und Ewigkeit heißt.“11 Der Papst geht von einer von Gott gegebenen Weltordnung aus, unter die sich der Mensch zu unterwerfen habe:

„In einem Punkt müssen alle ihre Mitglieder gleich sein: […] in der Hingabe an die Sache der Kirche, im Gehorsam gegenüber denen, die der Heilige Geist als Bischöfe eingesetzt hat, um die Kirche Gottes zu lenken, in der kindlichen Unterwerfung unter den obersten Hirten, dessen Sorge Christus seine Kirche anvertraut hat.“12 

Dass Pius XII. Gott als den eigentlichen Souverän ansah, wird auch in einem Brief an Präsident Truman deutlich. Dort sagt der Papst unmissverständlich: „Auch die bürgerliche Gesellschaft ist göttlichen Ursprungs und in der Natur selbst angelegt. […] Wenn der Staat einmal unter Ausschluß Gottes sich selber zur Quelle der Rechte der menschlichen Person gemacht hat, so ist der Mensch damit zu einem Sklaven oder zu einer rein bürgerlichen Ware herabgewürdigt, um für die selbstsüchtigen Zwecke einer Gruppe, die zufällig an der Macht ist, ausgebeutet zu werden. Die Ordnung Gottes ist umgekehrt.“13

Der Papst spricht sich jedoch nicht für eine Theokratie aus, insofern der Staat keine Sünden sanktionieren oder religiöse Gebote durch Zwangsmaßnahmen umsetzen soll. Der Staat soll sich auf das öffentliche Recht beschränken. Er soll sich um das Gemeinwohl kümmern und sich nur mit „schulhaften Handlungen [befassen], die [sich] gegen das geordnete Zusammenleben nach der gesetzlich festgelegten Ordnung“ [richten].14 Somit verlangt der Papst vom Staat nicht, als Religionspolizei zu agieren. Jedoch schränkt der Papst ein, dass staatliche Strafgesetze, die im Widerspruch zu göttlichen Gesetzen stünden, keine Grundlage besäßen und keine Schuld feststellen könnten. Das Strafgesetz gehöre insofern nicht zum heilsfreien Raum, denn solange Menschen leben, „kann und muß auch diese [Strafe] seinem ewigen Heil dienen“48. Der Strafvollzug sei religiös bezogen, indem Gott durch die Menschen strafe.49 Der Papst entzieht dem Menschen also die absolute Kompetenz, Gesetze zu erlassen. Hier wird ein Rechtsverständnis deutlich, das bereits in der Weihnachtsansprache 1944 anklingt: Gott ist der Souverän. Pius XII. erteilte dem Rechtspositivismus eine klare Absage, ebenso jener Demokratie, deren Grundlagen in der Willkür des menschlichen Gesetzgebers liegt. Ziel der staatlichen Gewalt ist es, dem Gemeinwohl zu dienen und die öffentliche Ordnung zu wahren. Es dürfen keine Gesetze erlassen werden, die im Widerspruch zum Naturrecht und der Offenbarung stehen. Insofern steht jede Demokratie laut Pius XII. unter einem letzten Vorbehalt: Die Rechte Gottes sind unantastbar.

Fußnoten:

1 Vgl. Berkmann, Burkhard Josef, Katholische Kirche und Europäische Union im Dialog für die Menschen. Eine Annäherung aus Kirchenrecht und Europarecht (Kanonistische Studien und Texte Bd. 54), Berlin 2008, S. 182 u. 211. In Bezugnahme auf Gnägi, Albert, Kirchenverfassung und Staatsmodell, in: Concilium 18 (1982), S. 471-475, hier 473, behauptet Berkmann (Fußnote 56, S.211): „Während nach der Designationstheorie Leos XIII. durch Wahlen nur die Person des jeweiligen Amtsträgers bestimmt aber keine Vollmacht übertragen werden kann, akzeptiert das Lehramt seit Pius XII. die Volkssouveränität“. 

2 Uertz,Rudolf, Vom Gottesrecht zum Menschenrecht. Das katholische Staatsdenken in Deutschland von der Französischen Revolution bis zum II. Vatikanischen Konzil (1789-1965) (Politik und Kommunikationswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft Bd. 25), Paderborn München Wien Zürich 2005, S. 371.

3 Vgl. ebd. S. 371 f. 

4 Ebd. S. 374. 

5 Gundlach, Gustav, Grundlagen der Demokratie, S. 598. Gundlach, Grundlagen der Demokratie.

6 Vgl. dazu auch Uertz, S. 374. 

7 Pius XII. Weihnachtsansprache vom 24.12.1944.

8 Uertz, Gottesrecht, S. 374. 

9 Uertz, Gottesrecht, S. 375.

10 Ebd.

11 Pius XII. Ansprache an Frauen der Katholischen Aktion Italiens vom 24. Juli 1949, in: UTZ, Bd. I. S.491-499, hier 494. 

12 Pius XII. Ansprache an Mitglieder der katholischen Aktion in Italien vom 3. Mai 1951 [abweichend in AAS: 3. April 1951], in: UTZ, Pius XII., Bd. II, S. 1524-1530, hier 1529f. 

13 Pius XII. Brief des Heiligen Vaters an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Truman, vom 26. August 1947, in: UTZ Bd. 2, S. 1933-1936, hier 1934. 

14 Pius XII. Ansprache an die Teilnehmer der sechsten Studientagung der Vereinigung katholischer Juristen Italiens vom 5. Dezember 1954, in: UTZ, Pius XII, Bd. III, S.2622-2657, hier 2625.

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Umkehr statt Anbiederung https://www.thecathwalk.de/2023/09/24/umkehr-statt-anbiederung/?pk_campaign=feed&pk_kwd=umkehr-statt-anbiederung https://www.thecathwalk.de/2023/09/24/umkehr-statt-anbiederung/?pk_campaign=feed&pk_kwd=umkehr-statt-anbiederung#respond Sun, 24 Sep 2023 05:31:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=20192 Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise seit der arianischen Häresie. In dieser Krise meinen einige, man gewinne, indem man den Weg der Weltlichkeit gehe. Noch mehr Anbiederung, noch mehr Weltlichkeit, dann werde die Kirche wieder voll. Bischöfe loben Greta und Klima-Demos. Theologen wollen den Zölibat abschaffen, der Gender-Ideologie ihren Segen geben und sexuelle Sünden […]

Der Beitrag Umkehr statt Anbiederung erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise seit der arianischen Häresie. In dieser Krise meinen einige, man gewinne, indem man den Weg der Weltlichkeit gehe. Noch mehr Anbiederung, noch mehr Weltlichkeit, dann werde die Kirche wieder voll. Bischöfe loben Greta und Klima-Demos. Theologen wollen den Zölibat abschaffen, der Gender-Ideologie ihren Segen geben und sexuelle Sünden segnen (Synodaler Weg). Christus aber erschütterte bis ins Mark als er sagte: „Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr“ (Mt. 21,31).

Die katholische Kirche ist zwar finanziell die Reichste der Welt, aber endlos verschuldet, wenn es den Glauben und die Sitten geht. Der Herr warnt uns: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“ (Mt. 16,26). Wer kennt heute noch den katholischen Glauben – voll und ganz? Wer beichtet noch, was Sünde ist?

Christus weist uns den Weg. Genau deshalb sind die Scheinlösungen von vielen Theologen so unverständlich. Wie kann man heute noch so blind sein? Wie kann man so ignorant sein vor dem Evangelium und vor 2000 Jahren Kirchengeschichte? Die Kirchengeschichte beweist: Niemals hat Laxheit, niemals hat Weltlichkeit eine Kirchenkrise gelöst. Sie wurde immer von Christen gelöst, welche die Nachfolge Christi voll und ganz ernst nahmen: Buße, Reue, Umkehr, Hinwendung zur Heiligkeit: das ist der Weg, der die Kirche aus jeder Krise geführt hat. Dazu gibt es zahllose Beispiele. Zwei davon sind Franz von Assisi und Ignatius von Loyola.

Franz von Assisi

Franz hörte die Stimme Christi: „Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ Franziskus wurde ein strenger Mönch und betete viel. Nichts fürchtete er mehr als die Sünde. Er war kein Klima-Guru, sondern ein Bettelmönch mit strenger Askese. Der Franziskanerorden baute die Kirche in Europa wieder auf. Überall entstanden Klöster, in denen Armut, Fasten und Beten geboten war und gute Werke getan wurden. Der franziskanische und der dominikanische Bettelorden haben Europa so geistig und moralisch wieder aufgebaut.

Ignatius von Loyola

Ignatius wurde durch Gnade und Glaube neu geschaffen. Dieser Weg war jedoch nicht ohne Mühe. Ignatius erinnerte sich an sein früheres Leben als Offizier. Er war bekannt als Spieler und Schürzenjäger, ganz davon eingenommen, nahezu süchtig, weltlichen Ruhm und Lust zu finden – grenzenlos, rücksichtslos. Als ihm die Leere und Sinnlosigkeit seiner bisherigen Bestrebungen klar und deutlich wurde, erkannte er wie weit er sich dadurch von Gott entfernt hatte und erlebte schwere Depressionen und innere Kämpfe.

Nach vielen Problemen, mehrfacher Inquisitionshaft und gescheiterter Wallfahrt nach Jerusalem, studierte Ignatius schließlich in Paris und gründete 1534 zusammen mit 6 weiteren Männern eine Gemeinschaft. Sie legten erste Gelübde auf dem Montmartre in Paris ab und nannten sich später „Societas Jesu“ – Gesellschaft Jesu. 1539 konstituierten sie sich als Orden und wurden 1540 Orden durch Papst Paul III. bestätigt. Wichtig war Ignatius die Heiligung der Christen, die Vermeidung der Sünde und das Charisma Gott in allen Dingen zu finden. Zu den Gründervätern des Ordens zählen neben Ignatius bedeutende Missionare wie Franz Xaver, Peter Faber oder Petrus Claver. Schon wenige Jahre nach der Ordensgründung wurde die ganze Welt vom jesuitischen Geist erfüllt. In Europa, Nord- und Südamerika, Indien, Japan und Afrika – überall wurde in missionarischer Hingabe Christus verkündet. Damals reisten Missionare nicht um die Welt, um Sozialarbeiter zu sein, sondern um Seelen zu retten.

Für uns bleibt eine Frage: Welchen Weg müssen wir heute gehen, um der Welt Christus zu bringen?

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Pater Pio: Der größte Heilige des 20. Jahrhunderts https://www.thecathwalk.de/2023/09/22/pater-pio/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pater-pio https://www.thecathwalk.de/2023/09/22/pater-pio/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pater-pio#comments Thu, 21 Sep 2023 22:00:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=14345 "Vater von Millionen", "Apostel des Beichtstuhls", "Der Heilige von Pietrelcina" – es gibt viele Namen und Titel, mit denen Pater Pio in Verbindung gebracht wird.

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Ursprüngliche Veröffentlichung: 23. September 2018

„Vater von Millionen“, „Apostel des Beichtstuhls“, „Der Heilige von Pietrelcina“ – es gibt viele Namen und Titel, mit denen Pater Pio in Verbindung gebracht wird. Neben Anerkennung gibt es auch Ablehnung von denen, die den Heiligen nicht verstehen und ihm Betrug, Lügen und Schlimmeres unterstellen. Im Gebet und im Gehorsam hat Pater Pio das alles getragen und ist zum beliebtesten Heiligen Italiens geworden. Zu seinem 50. Todestag würdigt der Cathwalk den Volksheiligen.

25. Mai 1887: In Pietrelcina, einem unscheinbaren Ort in Süditalien, der von der Landwirtschaft lebte, wurde Francesco Forgione geboren. Noch dachte niemand daran, dass Francesco einmal Pater Pio heißen und Millionen Menschen zur Umkehr und Nachfolge Christi führen wird.

Francesco stammte aus einer kleinbäuerlichen und frommen Familie. Schon früh zeigten sich Anzeichen einer religiösen Berufung. Bereits mit 5 Jahren entschloss er sich ins Kloster zu gehen. Er war Klassenbester, fromm und bestrebt dem Herrn ganz zu dienen. Mit 15 Jahren wurde ihm klar: Kapuziner mit Bart, das will ich sein.

Am Dreikönigstag 1903 verabschiedete sich Francesco von seinen Eltern und ging ins Noviziatskloster nach Morcone. Am 22. Januar empfing er aus der Hand des Oberen sein Ordenskleid: Armut, Keuschheit und Gehorsam wird er geloben und Fra Pio heißen. Sein Noviziat war nicht einfach. Der sensible Pio weinte viel und beichtete häufig.

Er hatte mystische Visionen und ergab sich ganz dem Gehorsam. Einmal kniete er zwei Stunden vor dem Zimmer seines Magisters, weil dieser nicht auf das Klopfen antwortete. Erst ein Mitbruder konnte Fra Pio davon abbringen am kalten Wintertag noch länger vor der Tür zu frieren und brachte den halb Erfrorenen zum Kamin.

Es blieb nicht bei inneren seelischen Kämpfen des jungen Kapuziners. Der Teufel suchte ihn heim und wollte ihn vom Weg der Heiligkeit abbringen. Bis zu seinem Lebensende musste Pater Pio härteste Stunden der Anfechtungen, Versuchungen und Kämpfe durchstehen. Der Teufel konnte ihn nicht besiegen.

Wie Ignatius von Loyola oder sein Ordensvater Franz von Assisi wuchs Pater Pio an den Angriffen des Feindes in Heiligkeit und Opferbereitschaft. Mit Paulus konnte er sagen: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“

Die Stigamta Pater Pios

Am 10. August 1910 wurde Fra Pio zum Priester geweiht. Aus dem Bruder wurde ein Pater. Das Weihemotto des Paters lautete: „Mit dir sei ich für die Welt/Weg, Wahrheit, Leben, und für dich ein heiliger Priester/ein vollkommenes Opfer.“ Schon bald sollte Pater Pio genau das durchleben und durchleiden. Er wurde ein Priester, der zum Heil anderer Opfer brachte und zum Opfer wurde.

Auch wenn dieses Wort heute erschaudern lässt, einen besseren Ausdruck gibt es nicht: Pater Pio war eine Opferseele. Aus Liebe hat er die Gnade erhalten, wie Christus die Nächte von Getsemani zu durchleben und wie Christus auf Golgatha gekreuzigt zu werden – um am Ende an seiner Auferstehung teilzuhaben und Tausende, wenn nicht Millionen in den Himmel zu führen. Er hat für uns gelitten. Er hat gelitten, damit wir uns bekehren und gerettet werden.

Die erste Wunde, die Pater Pio erlitt, war nicht sichtbar. Sie traf sein Herz. In der ersten Augustwoche 1918 wurde sein Herz, ähnlich wie bei der heiligen Theresia von Avila, mystisch mit einer Lanze durchbohrt (Transverberation). Es war eine lieblich-schmerzliche Verwundung. Pater Pio litt große Schmerzen und wurde gleichzeitig näher zu Christus geführt.

Die Zeichen der Kreuzigung an Händen und Füßen, die Stigmata, auch Stigmen genannt, erschienen bei Pater Pio zum ersten Mal 1911. Seit 1910 hatte er Schmerzen an Händen und Füßen. Erst am 20. September 1918 sollte er äußerlich sichtbar und dauerhaft mit Christus gekreuzigt werden. Sein Herz: durchbohrt, verwundet an der Schulter, der Seite, den Händen und den Füßen. In der Messe wurde er dem Gekreuzigten am Ähnlichsten: „Während der hl. Messe stehe ich nicht, da hänge ich!“ Die Stigmatisation beschrieb Pater Pio in einem Brief an seinen Seelenführer, Pater Provinzial Benedikt:

„Vergangenen Monat, es war am Morgen des 20. Septembers, befand ich mich nach der Zelebration der hl. Messe im Chor, als ich von der Ruhe ähnlich wie von einem süßen Schlaf überrascht wurde. Alle inneren und äußerlichen Sinne und auch die Seelenfähigkeiten befanden sich in einer unbeschreiblichen Ruhe. In all dem herrschte vollkommenes Stillschweigen um mich her. Dazu kam plötzlich ein großer Friede und eine Hingabebereitschaft zur vollkommenen Entäußerung … Und all das geschah in Blitzesschnelle“ (Ritzel, 93).

Wie heute viele Stigmatisation für Unsinn halten, so gab es auch damals viele Skeptiker und Zweifler. Die Kirche selbst will keinem Aberglauben Vorschub leisten und ordnet bei solchen Phänomen immer eine Überprüfung an.

Drei Ärzte haben Pater Pio untersucht. Der erste Arzt, Dr. Romanelli, kam zu folgendem Ergebnis: „Ich habe Pater Pio in 15 Monaten fünfmal untersucht. Obwohl ich einige Modifikationen feststelle, konnte ich keine klinische Formel finden, die mir gestattet, diese Wunden zu klassifizieren“ (Ritzel, 101). Der zweite Arzt, Dr. Bignami aus Rom, war sehr skeptisch. Er ordnete an, dass die Wunden mit einem Verband versiegelt würden, dann wartete man ab.

Die Wunden hörten nicht auf zu bluten, es gab keine Infizierung und keine Eiterung. Von ihnen ging vielmehr ein Wohlgeruch aus. Der dritte Arzt, Dr. Festa, kam zu dem Schluss, dass die Tatsachen über alle Theorien gingen und sich dem Zugriff der Wissenschaft entzögen.

Der Jesuit Augustin Poulain hat im „Handbuch der Mystik“ beschrieben, wie sich echte von unechten Stigmata unterscheiden: Bei echten Stigmata gebe es wirkliche und häufig blutende Wunden. Unechte Stigmata, die selbsterzeugt oder nicht übernatürlichen Ursprungs seien, wiesen keine dieser Phänomene auf. Echte Stigmata seien dauerhaft oder periodisch, während die unechten schnell verschwänden. Weiterhin könnten echte Stigmata nicht mit Arznei geheilt werden, seien schmerzhaft und immer von Ekstasen begleitet.

All diese Kriterien für echte Stigmata treffen auf Pater Pios Wundmale zu. Dennoch gab und gibt es in der Kirche Zweifel an der Echtheit der Stigmata Pater Pios. Franziskanerpater Agostino Gemelli war damals der prominenteste kircheninterne Kritiker.

Papst Benedikt XV. starb 1922. Benedikt war eine große Stützte für Pater Pio. Im Pontifikat Pius’ XI. wuchs der Einfluss Gemellis. Er wollte Pater Pio ohne eine schriftliche päpstliche Anweisung untersuchen, was Pater Pios Kloster verweigerte. Die Ablehnung befeuerte Gemellis Skepsis. Nun begann er, aktiv gegen den Stigmatisierten vorzugehen.

So kam es zum so genannten „schwarze Jahrzehnt“ von 1923-1933. Es wurde Pater Pio zeitweise verboten die Messe in der Öffentlichkeit zu lesen und Gläubige sollten keinen Kontakt mehr ihm haben. 1931 durfte er nicht mehr die Beichte hören, erst 3 Jahre später folgte die Rücknahme des Verbots. Bis in die früheren 60er Jahre hinein gab es immer Sanktionen von kirchlichen Autoritäten.

Die Wunder Pater Pios

Pater Pio akzeptierte die kirchlichen Sanktionen. In den Weisungen der Oberen sah er den Willen Gottes verwirklicht. Er gehorchte und musste sich zurückziehen. Aber das änderte nichts an seinem Wirken. Bezeugt sind vor allem vier Dinge: Bilokation, Seelenschau, Heilungsgabe und Prophetie. Die Zeugenaussagen zu diesen Phänomenen sind zu zahlreich, um sie alle wiederzugeben.

Was die Bilokation betrifft, seien drei Beispiele genannt: Pater Pio wurde während der Heiligsprechung der Thérèse von Lisieux in Rom gesehen, obwohl er in seiner Klosterzelle war. Während des Zweiten Weltkrieges erschien er vielen Soldaten und rettete ihnen das Leben in ausweglosen Situationen. Beeindruckend ist das Erlebnis von zwei amerikanischen Piloten. Sie sahen unabhängig voneinander vor ihrem Cockpit während des Fluges Pater Pio. Er erschien ihnen in der Luft, um einen Bombenabwurf zu verhindern. Als sie sich nach der Landung erkundigten, wer ihnen da erschienen sei, führten sie die Beschreibungen zu Pater Pio, den sie dann auch sofort erkannten, als sie ihn besuchten. Kurze Zeit später konvertierten sie zum katholischen Glauben. In der Todesstunde berichteten mehrere Personen, dass ihnen Pater Pio erschienen sei, um eine gute Sterbestunde zu ermöglichen.

Seelenschau: Das ist ein Charisma. Wer die Seelenschau hat, kann in die Seele einer Person schauen. Alle Sünden und das Innere der Person können dann gesehen werden, ohne dass auch nur ein Wort gewechselt wird. Pater Pio besaß dieses Charisma. Auch deshalb war er als Beichtvater so beliebt.

Die Heilungsgabe ist ebenfalls von sehr vielen bezeugt. Unzählige Menschen sind durch die Fürbitte Pater Pios geheilt wurden: körperlich, seelisch, geistig. Wie alle Heiligen, wirkt er natürlich auch nach seinem Tod weiter. Eine der beeindruckendsten Ereignisse zu einen Lebzeiten ist die Heilung der Blindgeborenen Gemma di Giorgi. Sie kam ohne Pupillen zur Welt und hat noch heute keine. Organisch gesehen, ist es unmöglich, dass sie sehen kann.  Nach ihrer ersten Kommunion hat Pater Pio ihr mit seinem Daumen ein Kreuz über die Augen gezeichnet. Seitdem kann Gemma klar und deutlich sehen – bis heute. Eine weiteres Beispiel ist die Heilung einer jungen Mutter, die unheilbar an Krebs erkrankte. Wanda Półtawska wurde geheilt, nachdem Karol Wojtyła, der spätere Johannes Paul II., in einem Brief Pater Pio um sein Gebet gebeten hatte. Wichtiger als das heilen körperlicher Leiden war für Pater Pio das ewige Heil: Die Seelen in den Himmel zu führen war seine größte Mission.

Zur Prophetie kann gesagt werden, dass Pater Pio vielen Menschen wahre Ereignisse vorausgesagt hat. Auch hat er mehrere Prophezeiungen gemacht und Aussagen über den Verlauf der Geschichte getroffen. Diese sind allerdings nicht einfach zu verstehen. Sie werden hier nicht erwähnt, um keine falschen Aussagen oder Interpretationen darüber zu tätigen.

Pater Pio als Beichtvater

„Die Werke Gottes gehen oft mit vielen Leiden voran. Leiden und Schwierigkeiten sind geradezu ein göttliches Signal für die Echtheit einer Berufung“, schreibt Ferdinand Ritzel OFM in der Einführung über Pater Pios Berufung zum Beichtvater (Ritzel, 128). Und Pater Pio musste viele Leiden für seine Berufung zum Beichvater durchstehen. Denn zunächst erhielt er nicht die Erlaubnis, um die Beichte zu hören. Er schrieb 18 Briefe an den Provinzial – vergebens.

Als Begründung für die Weigerung die Beichte zu hören wurde vor allem seine schwache körperliche Gesundheit und seine angeblich mangelnde Kenntnis in Moraltheologie angegeben.  Pater Pio erhielt schließlich die Beichterlaubnis und die Menschen strömten zu ihm. Er hatte die Seelenschau, aber er war kein „Absolutionsautomat“ (Amorth). Im Gegenteil, er konnte sehr hart und abweisend sein, wenn er dies für geboten hielt:

Ich habe Fälle erlebt, wo Personen sich beim Beichten etwa so anklagten: „Herr Pater, ich habe die üblichen kleinen Sünden, die üblichen Dummheiten begangen.“ Pater Pio hätte in solchen Fällen heftig reagiert: „Was, kleine Sünden? Dummheiten? Beleidigungen Gottes! Geh weg von hier!“ Da war nichts mehr zu machen … Einem Beichtenden musste er sagen: „Siehst du denn nicht, wie schwarz du bist? Geh und bringe deine Sachen in Ordnung, ändere deinen Lebenswandel und dann komm ich werde dir die Beichte abnehmen“ (Gabriele Amorth, S. 57).

Er konnte auch Worte sagen wie: „Du Ruchloser, du fährst zur Hölle“, „Wann hörst du endlich auf, dich wie ein Schwein zu benehmen?“, „Weißt du denn nicht, dass es eine Todsünde ist? Weg, geh weg von hier!“ (Amorth, 61).

Pater Pio schaute nicht auf den Ruf oder die Stellung der Person, sondern direkt in die Seele. Auf der anderen Seite konnte er auch Gottes Barmherzigkeit betonen: „Du hast es bunt getrieben. Aber bedenke, deine Sünden, so zahlreich und schwer wiegend sie sind, sind begrenzt; die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich.“ (Amorth, 64).

Die Beichtpraxis Pater Pios kann man nur vor dem Hintergrund der Seelenschau verstehen, die Pater Pio hatte. Pater Pio erklärte die Methode seinem Seelenführer Pater Carmelo wie folgt: „Höre! … Ich behandele die Seelen, wie sie es vor Gott verdienen … Glauben Sie mir, mein Vater! Die Wutausbrüche oder der Hagel von Schimpfworten, die ich manchmal gehabt habe, sind verursacht worden …“ ( Ritzel, 275).

Pater Pio wollte erreichen, dass die Menschen umkehren und ihre Sünden bereuen, um gerettet zu werden: „Er schickte, ja er jagte manche direkt fort, nicht um sie fortzujagen, sondern um sie noch näher an sich zu ziehen. Als jemand gerade ein solches Fortjagen erlebte und sich darüber beklagte: „Aber Pater! Diese Seele haben Sie umgebracht!“ erklärte er: „Nein, ich habe sie an mein Herz gedrückt““ (Ritzel, 276).

Pater Pio musste sich dabei anstrengen wütend zu erscheinen, da sein Herz das genaue Gegenteil war: „Ich habe mich nur an der Oberfläche erregt; aber drinnen im Herzen ist immer eine solche Ruhe und Heiterkeit“ (Ritzel, 276). Anderen Mitbrüdern und Beichtvätern hat er seine eigene Methode nicht gestattet, da sie keinen Auftrag dazu hatten. Sie sollten auch nicht die Absolution verweigern mit der Begründung Pater Pio würde das bei einigen ebenfalls tun.

Pater Pio baut ein Krankenhaus

Pater Pio hegte schon lange den Traum, ein Krankenhaus zu errichten. Am 9. Januar 1940 zog er 10 Franken aus der Tasche, die eine Frau ihm geschenkt hatte, um damit etwas Gutes zu tun. Es war die erste Spende, um aus der Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Der Heilige musste gar kein großes Fundraising betreiben, die Spenden kamen dennoch.

Besonders nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging es los: 1946 erhielt das Krankenhaus seinen Namen: „Haus der Linderung des Leidens“.Die Spenden wurden immer zahlreicher, daher wurden auch die Baupläne immer größer.

1947 wurde mit dem Bau begonnen – in einem unwegsamen und unwirklichen Gelände. Aber Pater Pio wollte das Krankenhaus genau dort haben, weil Gott es so wollte. 1956 fand die Einweihung statt. 20.000 Pilger kamen zur Eröffnungszeremonie. Pius XII. sandte ein Segenstelegramm. Der arme Mönch im alten Kloster hat eines der modernsten und größten Krankenhäuser Europas bauen lassen. Der Glanz des weißen Marmors des Spitals erzählt uns noch heute, welche großen Werke Gott vollbringen kann, wenn wir ihm vertrauen.

Humanae vitae und die letzten Jahre

1968 nahm seine Gesundheit rapide ab. Am 29. März begann er einen Rollstuhl zu nutzen. Die Messreformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil machte er nicht mit. Zwar wurde die Neue Messe erst 1969/70 eingeführt, aber auch die „Zwischenformen“ feierte er nicht. Er holte sich stets eine Dispens, um nach wie vor die Messe nach den Büchern von 1962 zu feiern.

Am 12. September 1968 schrieb er einen Brief an Paul VI., in dem er den Papst für die Enzyklika Humanae vitae dankte:

„Ich weiß, dass Ihr Herz in diesen Tagen viel leidet wegen des Schicksals der Kirche, wegen des Friedens in der Welt, wegen der so vielen Nöte der Völker, vor allem wegen des Ungehorsams bestimmter Katholiken der hohen Lehre gegenüber, die Sie mit dem Beistand des Heiligen Geistes und im Namen Gottes erteilten. Ich biete Ihnen mein Gebet und mein tägliches Leiden an, damit der Herr Sie durch Seine Gnade trösten möge und Sie den geraden und schweren Weg weitergehen können, indem Sie die ewige Wahrheit verteidigen … Ich danke Ihnen auch für die klaren und entschiedenen Worte, die Sie insbesondere in der letzten Enzyklika Humanae vitae gesprochen haben, und ich bekenne erneut meinen Glauben und meinen unbedingten Gehorsam Ihren erleuchteten Weisungen gegenüber.“ (Amorth, 152 f.)

Am 22. September 1968 feierte Pater Pio seine letzte Messe. Er starb am darauffolgenden Tag, gegen 2:30, nachts, im Beisein seiner Mitbrüder. Johannes Paul II. sprach Pater Pio 2002 heilig. 500.000 Menschen kamen dazu auf den Petersplatz. Pater Pio war der Missionar Europas im 20. Jahrhundert, unser Franz Xaver. Heute helfen sie uns beide vom Himmel aus.

Es gibt etwas, das man von Heiligen lernen kann: Wer sich aus Liebe hingibt, rettet Seelen. Das sollte auch uns ermutigen. Wo immer wir leben, was immer wir tun, auch wir können beten, fasten, lieben und leiden – um uns und andere zu retten.

Festtag: 23. September

Patronat: Pietrelcina, Italien, Freiwillige des Zivilschutzes, Jugendliche

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Literatur:

  • AMORTH, Gabriele, Pater Pio. Lebensgeschichte eines Heiligen, Kisslegg , 5. Auflage 2016.
  • RITZEL OFM, P. Ferdinand, Pater Pio. Sein Leben, Lieben und Leiden, Gröbenzell 1976.
  • TORNIELLI, Andrea, Das Geheimnis von Pater Pio und Karol Wojtyla, Illertissen 2014.
  • Zur Frage, ob Pater Pio die Neue Messe feierte, bzw. „Zweischenformen, siehe: Padre Pio: on Vatican II & New Mass

Siehe auch:

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Mit dem Gottestod der Moderne ist die Ordnung verloren gegangen, der Glaube, die Tradition und der Sinn für das Objektive. So kann uns die Kälte der Welt zitternd erreichen und wir suchen Trost in der Gemütlichkeit.

Ganz anders ist der Weg Gottes: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; / er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat. Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet. Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt?“ (Hebräer 12, 6 f.).

Genauso wird man zum Champion: Per aspera ad astra – Durch das Raue zu den Sternen. Es ist wichtig, gut zu leiden, gut zu kämpfen und von Gott geschlagen zu werden. Für Männer besteht die große Versuchung dieser Zeit in der Effemination. Das das heißt, dass Gefühle der Vernunft vorgezogen werden.

Deshalb sollten wir Gott danken für jede Schwierigkeit, die er in unser Leben stellt, für jeden Schlag, jedes Hindernis, jeden Berg, jeden Schmerz – und besonders für die „schwierigen Personen.“ Denn: „Wen der Herr liebt, den züchtigt er.“ Wenn wir mit Christus gut leiden und kämpfen, können wir gut wachsen und das Böse und Lasterhafte in uns besiegen. Wir können Dinge erreichen, die wir nie für möglich gehalten haben. Dann können wir mit unserem gekreuzigten Herrn ein Ostern feiern wie noch nie zuvor. Es ist Christus, der alles zum Guten bewirkt und in uns siegt.

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Der fliegende Mönch: Josef von Copertino https://www.thecathwalk.de/2023/09/17/der-fliegende-moench-josef-von-copertino/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-fliegende-moench-josef-von-copertino https://www.thecathwalk.de/2023/09/17/der-fliegende-moench-josef-von-copertino/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-fliegende-moench-josef-von-copertino#respond Sun, 17 Sep 2023 04:00:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=23622 „Fra Giuseppe kann fliegen“ – wie unmöglich klingt dieser Satz? Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass Naturwissenschaften der Wahrheit letzter Schluss sind. Wunder und übernatürliche Dinge gelten als dumme Ammenmärchen für ewiggestrige Schwärmer, die ein Problem mit der Realität haben. Aber ist das wirklich so? Was ist Wirklichkeit? Was ist Wahrheit? So einfach ist […]

Der Beitrag Der fliegende Mönch: Josef von Copertino erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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„Fra Giuseppe kann fliegen“ – wie unmöglich klingt dieser Satz? Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass Naturwissenschaften der Wahrheit letzter Schluss sind. Wunder und übernatürliche Dinge gelten als dumme Ammenmärchen für ewiggestrige Schwärmer, die ein Problem mit der Realität haben. Aber ist das wirklich so? Was ist Wirklichkeit? Was ist Wahrheit? So einfach ist das nicht zu beantworten. Wundersame Phänomen gibt es. Die einzige Frage ist: Wie sind sie zu erklären?

Es gäbe keine Heiligen, wenn es keine Wunder gäbe. Einer der größten Wundertäter unter ihnen ist der heilige Josef von Copertino. Der Mönch, der fliegen kann. Wer mag von Zufall sprechen, dass die Apple-Stadt Cupertino, in der Träume in den Himmel wachsen, nach dem italienischen Heiligen benannt ist?

Josef von Copertino wurde 1603 im Bauerndorf Copertino geboren. Sein Vater starb vor seiner Geburt. Als Kind war er oft krank. Die Heilung einer schweren Krankheit sprach er dem wundersamen Eingriff der Muttergottes zu. Josef war fromm aber einfältig. Manche würden sogar sagen er sei „dumm“, gar „ein Idiot“ gewesen.

Was immer Josef von Copertino in den Augen der Welt gewesen sein mag, in den Augen des Himmels war er ein Heiliger. Ihn zeichnete eine Tugend aus, die ihn zum Himmel erhob: Demut. Josef war ein Vorbild der Demut. Sein Leben war begleitet von unglaublichen und dramatischen Ereignissen. Je kleiner man ihn machte, desto größer wurde er. Sein Leben gibt Zeugnis vom Magnificat. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“

Einer demütigenden und glaubenden Seele ist alles möglich. Das ist das Zeugnis von Josef von Copertino. Doch Demut gibt es nicht umsonst. Sie beginnt mit Demütigungen: 1620 trat er in das Kapuzinerkloster in Martina Franca ein. Schon wenig später wurde wegen Untauglichkeit entlassen. Die Kapuziner urteilten, er sei geistlos, in körperlich schlechtem Zustand, intolerant im Geist und ihm fehle die Fähigkeit körperliche Arbeit im Kloster zu verrichten. Als man ihm das Ordensgewandt wieder wegnahm, fühlte er sich, als ob man ihm seine Haut vom Leib reiße. Seine weltliche Kleidung fand er nicht mehr, so musste er halbnackt in die Dunkelheit fliehen.

Josef traute sich nicht nach Hause zurückzukehren – aus Angst, seine Mutter würde ihn anklagen. Verloren wanderte er nach Vetrara und suchte seinen Onkel. Sein Onkel wollte ihn nicht aufnehmen, er beschuldigte ihn unfähig und ein Vagabund zu sein, mit denselben Fehlen behaftet wie sein Vater. Schlimmer noch: Er verlangte von Josef die Schulden seines Vaters zu zahlen. Trotz aller Anklagen und Beschuldigungen nahm er Josef auf. Zu Ostern brachte er Josef zurück nach Copertino. Jetzt war Josef den Vorwürfen seiner Mutter ausgesetzt. Sie überredete Superior Giovanni Donato, Josef als Oblaten im Franziskanerkloster Santa Maria della Grottella aufzunehmen.

Wie durch ein Wunder

Im Franziskanerkloster erkannte man die Tugenden Josefs. Er wurde bald als Novize aufgenommen und sollte Priester werden. Aber Josef wusste, dass er auf normalem Wege niemals Priester werden konnte, weil ihm dazu die Intelligenz fehlte. Josef konnte das Evangelium nicht aufsagen, mit Ausnahme von Lukas 11, 27: („Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat!“). Um aber Diakon zu werden, musste man das Evangelium kennen. Einzelne Stellen des Evangeliums wurden in einer Prüfung vor der Diakonweihe abgefragt.

Wie sollte Josef nur die Prüfung bestehen? Er vertraute auf Gott und ging zur Prüfung. Sie wurde abgehalten von Monsignor Giovanni Franchi. Der Monsignor öffnete das Evangelium und seine Augen fielen auf Lukas 11, 27. Diese Stelle sollte Josef auslegen. Er bestand die Prüfung und wurde am 20. März 1627 zum Diakon geweiht. Jetzt stand noch die Priesterweihe an. Hier war die Prüfung noch härter und der Prüfer Monsignor Giovanni Battista Deti galt als rigoros. Die Prüfung zur Priesterweihe fand in einer kleinen Gruppe statt. Die ersten Kandidaten antworteten so brilliant, dass der Prälat alle bestehen ließ. Josef musste nicht mal einen einzigen Satz sagen. Am 4. März 1628 wurde er zum Priester geweiht.

Nach seiner Priesterweihe begannen die Levitationen. Ein Ereignis ereignete sich an Heiligabend: „Er flog wie ein Vogel durch die Luft zum großen Altar, mehr als zehn Meter und er umarmte den Tabernakel mit beiden Händen“ (Agelli, Joseph of Copertino). Seit der Priesterweihe soll Josef von Copertino ekstatisch gewesen sein. Immer wieder kam es zu Levitationen, besonders an Feiertagen. Auch wurde er hell leuchtend gesehen, mit Glut in seinen Händen, ohne zu verbrennen. Josef hatte prophetische Gaben und kannte die Geheimnisse anderer Menschen. Er konnte von weitem böse Einflüsse riechen und aufdecken.

Krankheiten heilte er mit dem Kreuzzeichen, mit dem Segen des Heiligen Franz von Assisi oder mit dem Öl seiner Lampe und den Worten: „Meine Kinder, vertraut Gott.“

Noch unzählige Wunder gäbe es zu berichten. In ihnen offenbart sich die Herrlichkeit und Macht Gottes. Eine frohe Botschaft können wir von Josef von Copertino lernen: Es lohnt sich, sich voll und ganz auf Gott einzulassen. Habt keine Angst. Fragt die Geschichte: Wunder geschehen. Viele haben sie gesehen.

Fest: 18. September

Patronat: die Städte Copertino und Osimo, Luftfahrt, Astronauten, geistige Behinderungen, Prüfungen, Studenten

Literatur: AGELLI, Paolo, Life of the Blessed Joseph of Copertino. An early Biography (1753). Translated by Christopher David Costanzo, North Charleston 2014.

Film auf YouTube ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=yt7ZgOc8qj0

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https://www.thecathwalk.de/2023/09/17/der-fliegende-moench-josef-von-copertino/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-fliegende-moench-josef-von-copertino/feed/ 0
Petrus Claver: Der Mann, der 300.000 Sklaven taufte https://www.thecathwalk.de/2023/09/09/der-mann-der-300-000-sklaven-taufte-und-das-reich-gottes-verkuendete-petrus-claver/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-mann-der-300-000-sklaven-taufte-und-das-reich-gottes-verkuendete-petrus-claver https://www.thecathwalk.de/2023/09/09/der-mann-der-300-000-sklaven-taufte-und-das-reich-gottes-verkuendete-petrus-claver/?pk_campaign=feed&pk_kwd=der-mann-der-300-000-sklaven-taufte-und-das-reich-gottes-verkuendete-petrus-claver#respond Sat, 09 Sep 2023 07:05:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=20787 „Kein Leben, abgesehen vom Leben Christi, hat mich so tief bewegt, wie das von Petrus Claver“, sagte Leo XIII. über den Jesuitenmissionar, den er 1888 heilig sprach. Petrus Claver ist der größte Missionar in der Neuen Welt. Seit Christoph Columbus Amerika entdeckte, hat niemand mehr Menschen in der Neuen Welt getauft und zum Himmel geführt. […]

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„Kein Leben, abgesehen vom Leben Christi, hat mich so tief bewegt, wie das von Petrus Claver“, sagte Leo XIII. über den Jesuitenmissionar, den er 1888 heilig sprach. Petrus Claver ist der größte Missionar in der Neuen Welt. Seit Christoph Columbus Amerika entdeckte, hat niemand mehr Menschen in der Neuen Welt getauft und zum Himmel geführt. Er ist der Franz Xaver des Westens, der Patron Kolumbiens, der Apostel der Sklaven.

Claver gab das Leben für Christus und hat seins gefunden: Als Missionar und Retter von hunderttausenden Menschen: von Männern, Frauen und Kindern, die in Afrika gefangen und als Sklaven verkauft wurden. Sein Zeugnis: einmalig, sein Dienst: unerreicht. Umso trauriger ist es, dass ein mittlerweile offline gestellter Artikel auf jesuiten.at die großen Verdienste des Heiligen auf Soziale Arbeit reduzierte: „38 Jahre lang setzte er sich für die aus Afrika ankommenden Sklaven ein, indem er sie mit Nahrungsmitteln versorgte und medizinisch betreute.“ Petrus Claver lebte nicht im Zölibat und wurde nicht Jesuit, um ein guter Sozialarbeiter zu sein, sondern um Seelen zu retten!

1580 in Spanien geboren, trat Petrus Claver 1602, mit 22 Jahren, in die Gesellschaft Jesu in Tarragona ein. Als er das Noviziat abgeschlossen hatte, wurde er zum Philosophiestudium nach Mallorca geschickt. Dort lernte er den heiligen Alphonsus Rodriguez kennen, einen Laienbruder, der für seine Heiligkeit und seine Gabe der Weissagung bekannt ist. Rodriguez meinte von Gott erfahren zu haben, dass Claver als Missionar in die spanischen Kolonien gehen sollte, und er forderte den jungen Studenten häufig auf, diese Berufung anzunehmen.

In der Personalakte schrieben die jesuitischen Ausbilder über Claver: „Talent: mittelmäßig; Urteilsfähigkeit: mittelmäßig; Klugheit: wenig; Lebenserfahrung: mittelmäßig; Charakter: melancholisch, ernst; apostolisches Talent: für die Predigt und die Arbeit unter den Sklaven; spirituelle Gabe: bestmöglich“ (BOTERO, Horacio, San Pedro Claver).

Claver meldete sich freiwillig für den Missionsdienst in den spanischen Kolonien und wurde in das Neue Königreich Granada geschickt, wo er 1610 in der Hafenstadt Cartagena ankam. Er studierte sechs Jahre Theologie, bevor er 1616 in Kolumbien zum Priester geweiht wurde und lebte zunächst in Jesuitenhäusern in Tunja und Bogotá.

Die Behandlung und die Lebensbedingungen der Sklaven trafen ihn mitten ins Herz. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war der Sklavenhandel in Amerika seit etwa 100 Jahren etabliert. Einheimische galten als körperlich ungeeignet, um in den Gold- und Silberminen zu arbeiten. Man setzte Sklaven aus Afrika für diese Arbeit ein. Trotz päpstlichen Verbots von Eugen IV., Paul III. und Urban VIII. (später wiederholt von Gregor XVI. und Pius IX.) florierte der Sklavenhandel. Sklaven wurden nicht als Menschen, sondern als Produktionsmittel gesehen. Dazu ging man in Afrika regelrecht auf Menschenjagd. Aus Angola und dem Kongo verschleppte man hunderttausende Menschen in die Neue Welt. Ein Drittel der Sklaven starb bereits während der Überfahrt.

Cartagena in Kolumbien war ein Zentrum des Sklavenhandels. 10.000 Sklaven strömten jährlich in den Hafen. Clavers Vorgänger in seiner späteren lebenslangen Mission, P. Alonso de Sandoval, SJ., war sein Mentor und seine Inspiration. Sandoval widmete sich 40 Jahre lang dem Dienst an den Sklaven, bevor Claver ankam, um seine Arbeit fortzusetzen. Sandoval versuchte, etwas über die Bräuche und Sprachen der Sklaven zu lernen. Er war so erfolgreich, dass er bei seiner Rückkehr nach Sevilla 1627 ein Buch über die Natur, Bräuche, Riten und Überzeugungen der Afrikaner schrieb. Petrus Claver selbst hatte übernatürliche Charismen. Er hatte die Seelenschau und Gott zeigte ihm auf rätselhalfte Weise, wo ein Sterbender seine Hilfe brauchte. Über 300.000 Sklaven soll er während seiner fast 40-jährigen Missionszeit getauft haben. Claver taufte in 10er-Gruppen und führte darüber Buch.

1622, als sein Ordensgründer Ignatius von Loyola und der große Jesuitenmissionar Franz Xaver heiliggesprochen wurden, unterschrieb Petrus Claver ein Ordensgelübde mit den Worten: Petrus Claver, aethiopum semper servus – Petrus Claver, für immer Sklave der Afrikaner. Am 8. September 1654 starb er in Cartagena. Er wird für immer als Apostel der Sklaven in Erinnerung bleiben.

Festtag: 9. September

Patronat: Sklaven, Kolumbien, Seeleute u.a.

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Mit Leo XIII. gegen Liberalismus und Sozialismus https://www.thecathwalk.de/2023/09/07/mit-leo-xiii-gegen-liberalismus-und-sozialismus/?pk_campaign=feed&pk_kwd=mit-leo-xiii-gegen-liberalismus-und-sozialismus https://www.thecathwalk.de/2023/09/07/mit-leo-xiii-gegen-liberalismus-und-sozialismus/?pk_campaign=feed&pk_kwd=mit-leo-xiii-gegen-liberalismus-und-sozialismus#comments Thu, 07 Sep 2023 17:12:29 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=25470 Pius IX. starb 1878. Vincenzo Gioacchino Kardinal Pecci wurde zu seinem Nachfolger gewählt und nahm den Papstnamen Leo XIII. an. Er galt als „Meister der Politik“. Der Pontifikat sollte einer der längsten überhaupt werden (25 Jahre) und erst am 20. Juli 1903 enden, im Alter von 93 Jahren. Leo galt als „eine geborene Herrschernatur“, als […]

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Pius IX. starb 1878. Vincenzo Gioacchino Kardinal Pecci wurde zu seinem Nachfolger gewählt und nahm den Papstnamen Leo XIII. an. Er galt als „Meister der Politik“. Der Pontifikat sollte einer der längsten überhaupt werden (25 Jahre) und erst am 20. Juli 1903 enden, im Alter von 93 Jahren. Leo galt als „eine geborene Herrschernatur“, als „sein eigener Kanzler, kühl und nüchtern in seiner Lebensauffassung.“ Er lobte seine Angestellten „selten oder nie und stellte ungeheure Anforderungen an das Pflichtgefühl der Mitarbeiter, denen er seinen eigenen Maßstab anlegte … Er suchte den Frieden und die Harmonie um jeden Preis, nach innen wie nach außen, so daß er mehr als einmal diesem Hang zum Politisieren und Diplomatisieren, wie man es genannt hat, schwere Opfer brachte, die hart an prinzipielle Zugeständnisse stießen.“ (Schmidlin, Papstgeschichte Bd. 2, S. 587f.).

Schon bald nach seiner Wahl wurde die (Neu)scholastik manifestiert und zur einzig zulässigen Methode erhoben (Enzyklika Aeterni patris vom 4. August 1879). Leos Politik war nicht liberal, zeigte aber pragmatische Züge. Die Abgrenzung zur Moderne machte sich besonders in der Verurteilung des Amerikanismus bemerkbar. Dem Voraus ging die Enzyklika Longinqua an die amerikanischen Bischöfe vom 6. Januar 1895, die auf den Unterschied zwischen zivilen und kirchlichen Gesetze (wie beim Thema Ehescheidung) aufmerksam machte. Anschließend verurteile Leo den Amerikanismus im Brief Testem Benevolentiae nostrae vom 22. Januar 1899, gerichtet an den Erzbischof von Baltimore, James Kardinal Gibbons. Den Kern des Amerikanismus sah der Papst im Irrtum, dass die katholische Kirche ihre Glaubenslehre (depositum fidei) an die neuen Zeitumstände anpassen müsse. Leo verwarf das, indem er sich auf die Konstitution Dei Filius des Ersten Vatikanischen Konzils berief.

Das päpstliche Staatsdenken war geprägt vom scholastischen Einheitsordo von Staat und Kirche. Durch die Betonung des Naturrechts war jedoch auch eine Möglichkeit gegeben, sich von der Monarchie als einzig legitimer Staatsform zu lösen und die Demokratie zu akzeptieren. Leo akzeptierte nicht die liberale Demokratie, in der es ein Recht auf Irrtum und Sünde gibt. Er akzeptierte nur jene Demokratie, die auf dem Naturrecht beruht. Damit eine Staatsform legitim war, durfte sie die menschliche Vernunft nicht autonom vom kirchlichen Lehramt und seinen autoritativ interpretierten Naturrechtsnormen betrachten. Der Staat müsse mindestens die Ordnung und Wahrung des christlichen Sittengesetzes garantieren. In seinen Enzykliken Diuturnum Illud vom 29. Juni 1881 und Immortale Dei vom 1. November 1885 klärte Leo die wichtigsten Grundsätze seiner neuscholastischen Staats- und Gesellschaftslehre. In Immortale Dei verurteilte er mit Verweis auf seine Vorgänger Gregor XVI. und Pius IX. die unbedingte Meinungs- und Pressefreiheit, da diese Wahrheit und Sittlichkeit bekämpften und ein Zeichen von religiöser Indifferenz seien.

Aus denselben Gründen wird in derselben Enzyklika Religionsfreiheit abgelehnt. Weil es, so Leo, nur eine wahre Religion gibt (die katholische), hat auch nur eine Religion die vollen Rechte. Die Staatsmänner, die anderen Religionen gleiche Rechte einräumten, um Übel abzuwenden, wurden jedoch nicht verurteilt. Nicht katholische Bekenntnisse und Religionen sollten allenfalls einen Toleranzstatus haben, der vom Gemeinwohl abhing.

In Diuturnum Illud verwarf Leo vor allem Autonomieansprüche, die Volkssouveränität anstrebten, als gottlose Häresie, da sie zu Gewalt führten. Den Beginn der Unruhen sah er in der Reformation und der Französischen Revolution. Hier zeigt sich die prägende Erinnerung an die Französische Revolution als Gewaltbewegung, die nicht davor zurückschreckte, Priester und Ordensangehörige zu töten und die bestehende Ordnung zu zerstören.

Leo stellte dem modernen Staatsgedanken den christlichen Gedanken von Kirche und Staat als jeweils eigene vollkommene Gesellschaft (societas perfecta) gegenüber. Die beiden vollkommenen Gesellschaften bleiben dennoch aufeinander bezogen: Der bürgerlich-politische Bereich ist demnach der Bereich des Staates. Alles, was mit dem Heil der Seelen zu tun hat, gehört aber zum Bereich der Kirche und ist damit der kirchlichen Gewalt und Entscheidung unterstellt. Als Musterbeispiel betrachtete Leo XIII. dabei die Monarchie. Der Papst argumentierte, dass bereits Paulus die Unterwerfung unter die Obrigkeit betonte; die Verweigerung des Gehorsams galt daher als Verbrechen gegen die göttliche Majestät.

Mit dem Bezug auf das Naturrecht und die societas-perfecta-Lehre, musste der Staat nicht unbedingt eine Monarchie sein, sondern hatte vor allem darauf zu achten, seinen eigenen Kompetenzbereich, das heißt das Rechtsgebiet des bürgerlich-politischen, nicht zu überschreiten. Der Staat durfte demnach keine religiösen Züge tragen oder sich in kirchliche Angelegenheiten einmischen. Die parlamentarisch-monarchische Verfassung Belgiens wurde von Leo XIII. akzeptiert. Auch machte er der französischen Regierung, die von Freimaurern geleitet war, weite Zugeständnisse und verlieh Bismarck wegen der Beilegung des Kulturkampfes den päpstlichen Christusorden. Leo XIII. war zwar nach Schmidlin nicht in dogmatischen, aber in politischen Fragen ein moderner Papst: 

So sehr Leo XIII. in dogmatischen und religiösen Dingen ihre [Gregors XVI. und Pius’ IX.] Erbschaft antrat und ihre Tradition ritterlich verfocht, hat er doch als echt moderner Papst allem guten in der menschlichen Zivilisation den Ölzweig dargereicht und ihre Vorzüge seiner Institution einverleibt: sowohl in der Politik gegenüber den Staaten und in seiner sozialen Aktion für die Volksmassen als auch hinsichtlich der geistigen und kulturellen Kräfte und Strömungen. Dadurch hat er als wahrer „Papstcäsar“ die moderne Welt mit inneren Banden wieder an die Tiara gefesselt und für sie zurückerobert (Schmidlin, Papstgeschichte Bd. II, S. 589).

Literatur:

Schmidlin, Joseph, Papstgeschichte der Neuesten Zeit.

Uertz, Rudolf, Vom Gottesrecht zum Menschenrecht.

Siehe auch:

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Pius X.: Verteidiger des Glaubens https://www.thecathwalk.de/2023/09/03/pius-x-verteidiger-des-glaubens/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pius-x-verteidiger-des-glaubens https://www.thecathwalk.de/2023/09/03/pius-x-verteidiger-des-glaubens/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pius-x-verteidiger-des-glaubens#respond Sun, 03 Sep 2023 06:51:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=28843 Ignis ardens – brennendes Feuer nennt die Malachiasweissagung Pius X. Das ist auch der Titel der Pius-Biographie von Wilhelm Hünermann, der den Papst als Mensch und Heiligen zu würdigen wusste. Seine schnelle Heiligsprechung durch Pius XII. 1954 macht deutlich, dass Pius X. ein besonderer Papst war. Aber wie alle großen Gestalten ist auch Pius X. […]

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Ignis ardens – brennendes Feuer nennt die Malachiasweissagung Pius X. Das ist auch der Titel der Pius-Biographie von Wilhelm Hünermann, der den Papst als Mensch und Heiligen zu würdigen wusste. Seine schnelle Heiligsprechung durch Pius XII. 1954 macht deutlich, dass Pius X. ein besonderer Papst war.

Aber wie alle großen Gestalten ist auch Pius X. nicht unumstritten. „Sanft und demütig von Herzen“, sagt seine Grabinschrift. Pius X. habe eine Organisation (das Sodalitium Pianum) gebilligt, gesegnet und ermutigt, um außerhalb und innerhalb der Hierarchie und sogar unter den Kardinälen zu spionieren, sagt Kardinal Gasparri. Er habe eine Art von Freimaurerei in der Kirche etabliert, etwas Unerhörtes in der Kirchengeschichte.

Wer war Pius X.? Ein antimodernistischer Inquisitor, der überall Feinde sah oder ein Heiliger, der die Kirche vor der inneren und äußeren Zerstörung bewahrte? Er hat einfach Gott und seine Mitmenschen geliebt, so Prälat Hesse. Sein bloßer Anblick habe einen Seminaristen zum Weinen gebracht und in seinen letzten Jahren sollen seine Augen hell geleuchtet haben. Auf jeden Fall war er eine Ausnahmeerscheinung auf dem Papstthron. Ein großer Mann aus kleinen Verhältnissen, der Sohn eines Postbeamten aus Venetien, das damals zum Kaisertum Österreich gehörte.

Pius X. wurde 1835 in Riese geboren und hieß mit bürgerlichem Namen Giuseppe Sarto. Er hatte 3 Brüder und 6 Schwestern und besuchte das kleine Seminar in Treviso und das Priesterseminar in Padua. 1858 wurde er zum Priester geweiht. Anders als viele adelige Päpste begann er seine Laufbahn als Landpfarrer.

Tolkien schrieb über ihn: „Ich denke, die größte Reform unserer Zeit war jene, die vom hl. Pius X. ausgeführt wurde. Sie überbietet alles, was das Zweite Vatikanische Konzil, mag es auch nötig sein, erreichen wird.“ (Brief an seinen Sohn Michael, Nr. 250, 1963). Die Reformen Pius X., die Tolkien hier lobte, sind wahrscheinlich die Einführung der Kinderkommunion (1910) und die Empfehlung, täglich die Kommunion zu empfangen, wenn man im Stand der Gnade ist.

Das Leben des Papstes wurde von vielen Wundern begleitet. Eigentlich sollte er nicht Papst werden, weil das Konklave zunächst Rampolla favorisierte, einen verdienten Diplomaten. Der österreichische Kaiser drohte für Rampollas Wahl sein Veto (Exklusive) an. Welchen Einfluss diese Drohung hatte, ist umstritten. Jedenfalls wurde Giuseppe Sarto am 4. August 1903 zum Papst gewählt und gab sich den Namen Pius X., weil die Pius-Päpste erfolgreich gegen Sekten und Irrtümer gekämpft hätten. Sein Motto war bewahrend und reformierend zugleich: Instaurare omnia in Christo – alles in Christus erneuern.

Maßnahmen gegen Modernismus

Zu der größten Reform, die während seines Pontifikats verwirklicht wurde, zählt auf der Ebene der Verwaltung die Kurienreform. Die pianischen Reformen hätten zwar nicht die Eleganz Leos XIII. dafür waren sie aber, so Joseph Schmidlin, von praktischer Erfahrung getragen. Pius X. verstand sich in erste Linie als Seelsorgepapst. Er galt mit seinen Reformen als zweiter Gründer der Kurie. An der Spitze der Kongregationen stand in dieser Neuordnung das Heilige Offizium, das die Lehre schützen und über Häresien entscheiden sollte.

Pius X. verfolgte einen strikt unnachgiebigen intransigenten Kurs gegen modernistische Strömungen. Die intellektuellen und politischen Strömungen waren stark gegenläufig. Es gab Versuche der Erneuerung und der Restauration zur selben Zeit. Während es Reformen im Bereich der Liturgie, der Kurie und der Kanonisation des CIC gab, war das Handeln in Bezug auf den Modernismus reaktionär-integralistisch.

Das Dekret Lamentabili (1907), die Enzyklika Pascendi (1907) und das Motu Proprio Sacrorum Antistitum mit dem Antimodernisteneid (1910) gelten als die drei Kernmaßnahmen gegen den Modernismus. Claus Arnold prägte dafür den Begriff „antimodernistische Offensive“. Damit war Ende 1910 der Antimodernismus als eine religiöse und disziplinäre Gegenmaßnahme in feste Formen gegossen.

Max Bierbaum urteilte, Pius sei „weder ein fremder“ Typ unter den Päpsten gewesen, noch habe er eine bloß durchschnittliche Intelligenz besessen. Ausgezeichnet habe er sich „durch Herzensgüte u. Volksverbundenheit … doch fehlte auch ein Zug herber Strenge nicht.“ (LThK 8, 1936)

Der menschliche Papst

Pius X. galt als volksnah und einfach und bildete damit einen starken Kontrast zu seinem Vorgänger Leo XIII. Hünermann berichtet in seiner Biografie, dass der Papst zunächst nicht in die Prunkgemächer des Vatikans einziehen wollte: „Ich bleibe lieber im dritten Stock … da unten in den seidebespannten Prunkgemächern mag wohnen, wer will, ich nicht!“

Pius X. soll unter der Last und Enge des Pontifikates sehr gelitten haben und Heimweh nach der Weite der Lombardei verspürt haben. Vieles am vatikanischen Protokoll war ihm fremd und wirkte abstoßend. So reagierte er heftig, als er merkte, dass sich die Arbeiter versteckten, wenn er die Vatikanischen Gärten betrat: „Ich bin doch kein wildes Tier oder ein Menschenfresser, daß jeden Sterblichen von meinen Wegen vertreibt! Lassen Sie die Leute in Zukunft ruhig weiter ihre Arbeit tun!“ (Hünermann).

Die Herzlichkeit des Papstes beschreibt eine weitere Anekdote: Einmal hatte eine Dame mit ihrem 4-jährigen Sohn eine Audienz bei ihm. Der Sohn legte dem Papst seine Hand aufs Knie. Seine Mutter war schockiert über den Bruch des Protokolls. Pius fragte nur: „Du hast etwas auf dem Herzen, John?“ – „Wann darf ich kommunizieren?“. Nach einer kurzen Unterhaltung stellte Pius die entscheidende Frage: „Wen empfängst du in der heiligen Kommunion?“ – „Jesus Christus!“, antwortete John. „Und wer ist Jesus Christus?“, wollte Pius wissen. John reagierte sofort: „Jesus Christus ist der Gottes Sohn!“. Pius war beeindruckt und sagte seiner Mutter: „Bringen Sie das Kind morgen früh um 6 Uhr hierher. Ich will ihm selbst in meiner Privatkapelle die heilige Kommunion spenden. Keinen Tag sollst du mehr warten …“ (Hünermann).

Als sich der Erste Weltkrieg immer deutlich ankündigte, wurde Pius immer schwächer. „Meine Kinder! Meine armen Kinder! … Ich leide für alle, die auf dem Schlachtfeld sterben! Oh dieser Krieg! – Ich spüre es, dieser Krieg ist mein Tod. Aber ich opfere mein Leben gern für meine Kinder und den Frieden der Welt!“ (Hünermann).

Nachts gegen 01:00 Uhr verstarb Pius X., der erste heilige Papst seit fast 500 Jahren (der letzte war Pius V., 1504-1572). Auf seinem Sarkophag stand: „Arm und reich. Sanft und demütig von Herzen. Der starke Verteidiger der katholischen Sache, bestrebt, alles zu erneuern in Christus, fromm entschlafen am 20. August im Jahre des Herrn 1914.“

Selig- und Heiligsprechung

Pius XII. sprach Sarto 1951 selig und 1954 heilig. In der Ansprache zur Seligsprechung, lobte Pius XII. Pius X. dafür, dass er die exakte Diagnose der Krankheiten und Irrtümer der Zeit geliefert hätte, wie auch das entsprechende Heilmittel. Pius X. habe mit den Augen eines heiligen Hirten die Pflicht gesehen, mit einer christlichen Gesellschaft gegen ein kontaminiertes Christentum, die Zeitirrtümer und die Perversion des Jahrhunderts, vorzugehen. Durch die Klarheit und von einem zarten Gewissen beleuchtet, habe er Beschlüsse getroffen, die nur denjenigen einleuchteten, die von gleichem Leuchten erfüllt seien. Pius X. sei ein „Verteidiger des Glaubens, Herold der ewigen Wahrheit, Hüter der heiligsten Traditionen [gewesen und offenbarte] einen feinen Sinn für die Bedürfnisse, Sehnsüchte und die Energien seiner Zeit. Daher gehört er zu den glorreichsten Päpsten, die auf Erden die treuen Sachverwalter der Schlüssel des Himmelreichs sind und denen die Menschheit jedes Voranschreiten auf dem rechten Wege und jeden wahren Fortschritt verdankt“ (Allocutio zur Seligsprechung Pius’ X. vom 3. Juni 1951).

Bei der Heiligsprechung 1954 pries Pius XII. ihn ebenfalls deutlich: „Man muss anerkennen, dass die Klarheit und Festigkeit, mit der Pius X. den erfolgreichen Kampf gegen die Irrtümer des Modernismus führte, bezeugen, zu welchem heroischen Grad die Tugend des Glaubens in seinem Herzen, dem Herzen eines Heiligen, brannte. Einzig darum besorgt, dass das Erbe Gottes unversehrt für die ihm anvertraute Herde bewahrt werde, kannte der große Papst keine Schwächen im Angesicht jedweder hoher Würdenträger oder Autorität von Menschen, kein Schwanken angesichts verlockender, aber falscher Lehren innerhalb und außerhalb der Kirche, und auch keine Furcht davor, persönliche Beleidigungen und ungerechte Verkennungen seiner reinen Intentionen auf sich zu ziehen. Er hatte eine klare Gewissenhaftigkeit dabei, für die heiligste Sache Gottes und der Seelen zu kämpfen. In ihm erfüllten sich buchstäblich die Worte des Herrn an den Apostel Petrus: ‚Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre, und du … stärke deine Brüder'“ (Lk. 22, 32)“ (Pius XII., Allocutio zur Heiligsprechung Pius’ X. vom 29. Mai 1954).

Festtag: 3. September

Patronat: Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), Erzbistum Atlanta, Auswanderer aus Treviso, Patriarchat von Venedig, Katecheten.

Quellen und Literatur:

Arnold, Claus, Kleine Geschichte des Modernismus, Freiburg i. Br. 2007. 

Bierbaum , Max, Pius X., in: LThK 8 (1936), Sp. 311-313.

Carpenter, Humphrey, Tolkien, Christopher (Hg.), The Letters of J.R.R. Tolkien, London 2006, hier: Brief an seinen Sohn Michael, Nr. 250, 1963.

Gasparri, Pietro, Testis 46 (7 ex officio), in: Sacra Rituum Congregatio, Disquisitio PII PAPAE X, Rom 1950, S. 6-11, hier S. 10.

Hünermann, Wilhelm, Brennendes Feuer. Papst Pius X. Innsbruck, Wien, München 1955.

Pius XII., Allocutio zur Seligsprechung Pius’ X. vom 3. Juni 1951, in: AAS 43 (1951), S. 468-478. 

Pius XII., Allocutio zur Heiligsprechung Pius X. vom 29. Mai 1954, in: AAS 46 (1954), S. 307-313. 

Schmidlin, Joseph, Papstgeschichte der neuesten Zeit, Band 3: Papsttum und Päpste im XX. Jahrhundert. Pius X. und Benedikt XV. (1903 – 1922), München 1936. 

Siehe auch:

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Tolkien als Vordenker der katholischen Tradition https://www.thecathwalk.de/2023/09/01/tolkien-als-vordenker-der-katholischen-tradition/?pk_campaign=feed&pk_kwd=tolkien-als-vordenker-der-katholischen-tradition https://www.thecathwalk.de/2023/09/01/tolkien-als-vordenker-der-katholischen-tradition/?pk_campaign=feed&pk_kwd=tolkien-als-vordenker-der-katholischen-tradition#comments Fri, 01 Sep 2023 18:26:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=37778 „Die moderne Welt ist nicht böse; in mancher Hinsicht ist die moderne Welt viel zu gut. Sie ist voll von wilden und verschwendeten Tugenden. Wenn ein religiöses System zerbrochen wird (wie das Christentum in der Reformation), werden nicht nur die Laster freigesetzt. Die Laster werden in der Tat losgelassen, und sie wandern umher und richten […]

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„Die moderne Welt ist nicht böse; in mancher Hinsicht ist die moderne Welt viel zu gut. Sie ist voll von wilden und verschwendeten Tugenden. Wenn ein religiöses System zerbrochen wird (wie das Christentum in der Reformation), werden nicht nur die Laster freigesetzt. Die Laster werden in der Tat losgelassen, und sie wandern umher und richten Schaden an. Aber auch die Tugenden werden losgelassen; und die Tugenden wandern wilder, und die Tugenden richten mehr schrecklichen Schaden an. Die moderne Welt ist voll von den alten christlichen Tugenden, die verrückt geworden sind. Die Tugenden sind verrückt geworden, weil sie voneinander isoliert worden sind und allein umherwandern. So kümmern sich einige Wissenschaftler um die Wahrheit, und ihre Wahrheit ist erbarmungslos. So kümmern sich einige Menschenfreunde nur um Mitleid; und ihr Mitleid ist (leider) oft unwahr“, schreibt G.K. Chesterton in „Orthodoxie“.

Chesterton behauptet, dass die moderne Welt eine zerbrochene, gebrochene Welt ist, in der auf der einen Seite die erbarmungslose Wahrheit der Wissenschaft stehe und auf der anderen Seite ein falsches Verständnis von Mitleid. Tolkien beschreibt auf seine Weise auch die Gebrochenheit der Moderne und versucht sie zu heilen. Er entwickelte in seinen literarischen Werken eine Philosophie, die sich aus der katholischen Tradition speist. In einem BBC-Interview outete er sich als „devout Catholic“. Sein Hauptwerk „Der Herr der Ringe“ sei katholisch. Das schrieb Tolkien selbst in einem Brief an den Jesuiten Robert Murray im Jahre 1953 (Letter 142): „Der Herr der Ringe ist natürlich ein durch und durch religiöses und katholisches Werk; anfangs unbewusst, aber bei der Überarbeitung bewusst.“

Was ist an „Der Herr der Ringe“ katholisch? Zuerst die Anthropologie. Die Menschen in der Trilogie erscheinen nicht als „völlig verdorben“ wie es die protestantische Theologie lehrt. Auch nicht als „edle Wilde“, die nur durch Entfremdung „böse“ Züge hätten, wie es Humanismus, Kommunismus und Liberalismus lehren. Sie erscheinen, wie in der katholischen Theologie, als gefallene Geschöpfe, deren Natur „zum Bösen geneigt“ ist. Als Geschöpfe, die sich gerne stärker geben als sie sind. Was letztlich Rettung bringt, ist die Güte, die sie zeigen und die am Ende für sie einsteht, wenn sie selbst zu schwach sind.

Deutlich wird Tolkiens katholische Anthropologie in seinem Brief an Michael Tolkien aus dem Jahre 1956 (Letter 181): „Aber an diesem Punkt wird die ‚Rettung‘ der Welt und Frodos eigene ‚Rettung‘ durch sein vorheriges Mitleid und seine Vergebung der Verletzung erreicht. Jeder vernünftige Mensch hätte Frodo zu jedem Zeitpunkt gesagt, dass Gollum ihn mit Sicherheit (nicht ganz sicher – die Unbeholfenheit in der Treue Sams war es, die Gollum schließlich an den Rand des Abgrunds trieb, als er im Begriff war, Buße zu tun) verraten würde und ihn am Ende ausrauben könnte. Ihn zu ‚bemitleiden‘, es zu unterlassen, ihn zu töten, war ein Stück Torheit oder ein mystischer Glaube an den ultimativen Wert von Mitleid und Großzügigkeit an sich, auch wenn er in der Welt der Zeit verhängnisvoll ist. Er beraubte und verletzte ihn am Ende – aber durch eine ‚Gnade‘ war dieser letzte Verrat genau zu einem Zeitpunkt, als die letzte böse Tat das Günstigste war, was jemand für Frodo hätte tun können! Durch eine Situation, die durch seine ‚Vergebung‘ geschaffen wurde, wurde er selbst gerettet und von seiner Last befreit. Ihm wurde zu Recht die höchste Ehre zuteil – denn es ist klar, dass er und Sam den genauen Ablauf der Ereignisse nie verheimlicht haben.“

Natur und Fortschritt

Das Naturbild in „Der Herr der Ringe“ und Tolkiens Blick auf Fortschritt und Verbesserung ist von der traditionellen katholischen Lehre beeinflusst. Der Sündenfall ist da. Nicht nur die Menschen sind dem Tode verfallen und streben rücksichtslos nach Macht, auch die Natur, die Bäume und Bäche, die gesamte Schöpfung ist gefallen. Deutlich wird das vor allem in den Büchern. Dort werden die Hobbits beinahe von Bäumen verschlungen und getötet. Tolkien vermittelt keine heidnische Naturromantik, aber lehnt entsprechend seines katholischen Weltbildes auch eine Ideologie der Zerstörung ab.

Es geht um die Wiederherstellung der gefallenen Schöpfung. Es geht darum, dass der Mensch durch die richtige Ordnung von Natur und Gnade geheilt wird. Das passt du den scholastischen Naturrechtsgrundlagen. Diese definieren das richtige Leben als ein Leben gemäß der Natur und Vernunft. Zwei bekannte Formeln lauten: secundum naturam vivere (gemäß der Natur leben) und secundum rationem (gemäß der Vernunft). Aus diesen Vorstellungen leitet Tolkien eine Ordnung der Schöpfung ab.

Tolkien glaubte nicht an einen menschlichen Fortschritt durch Technik und Maschinen. Er sah den Ring, wie sein Sohn Christopher in einem Interview deutlich machte, als die oberste Maschine. Denn Magie sei dem Wesen der Maschine ähnlich. Magie sei Zwang („coercion”), Zwang auf die Welt, der Versuch durch Maschinen die Welt zu verändern. Vor allem sei es sehr gefährlich, Zwang auszuüben, um ein „gutes Ende“ zu erreichen.

Tolkien ging davon aus, dass der Mensch mit Werkzeugen und nicht mit Maschinen die gefallene Welt wieder ordnen solle. Vor allem deshalb, weil die wirklichen Probleme mit Maschinen nicht gelöst würden. So schrieb er: „Die Tragödie und Verzweiflung aller Maschinen liegt offen zutage. Anders als die Kunst, die sich damit begnügt, eine neue sekundäre Welt im Geist zu schaffen, versuchen sie, das Verlangen zu verwirklichen und so Macht in dieser Welt zu schaffen; und das kann nicht wirklich zu echter Befriedigung führen. Arbeitssparende Maschinen schaffen nur endlose und schlechtere Arbeit. Und zu dieser grundsätzlichen Unfähigkeit eines Geschöpfes kommt noch der Sündenfall hinzu, der unsere Maschinen nicht nur am Begehren scheitern, sondern zu neuem und schrecklichem Bösem werden lässt.“

Tolkien über das Fernsehen

Eine Art „Fernseher“, sogar im wörtlichen Sinne, gibt es auch in „Der Herr der Ringe“, die „Palantiri“. Das Wort Palantir ist „Quenya“, eine Sprache, die Tolkien erfunden ist. Es setzt sich zusammen aus den Worten aus den Worten „palan“ – fern, weit und „tir“ – sehen, beobachten. Ein Palantir ist eine von mehreren unzerstörbaren Kristallkugeln. Sie werden zur Kommunikation und zum Sehen von Ereignissen in anderen Teilen von Mittelerde verwendet. An sich sind Palantiri nicht böse, aber gefährlich, weil man nur Ausschnitte, immer nur einen Teil der Wahrheit sieht und sie Gedanken miteinander verbinden. Es ist zudem unklar, wer alles im Besitz von Palatiren ist und Einfluss auf sie ausübt. Tolkien lässt Gandalf über Palantiri sagen: „Gefährlich, wohl, aber nicht für jeden … Aber es gibt nichts, dass Sauron nicht missbrauchen kann. Saruman hat es zu spüren bekommen. Der Palantir zog ihn ins Unglück, wie mir jetzt klar wird. Gefährlich für uns alle sind die Erfindungen einer Kunst, deren wir selbst nicht mächtig sind.“ Eine bessere Kritik am heutigen Fernsehen wird man kaum finden können.

In „Der Herr der Ringe“ und Tolkien Briefen findet man eine Weltanschauung, die den Sündenfall ernst nimmt und damit zur Opposition zum heute herrschenden Liberalismus steht. Denn nicht Fortschritt und Entwicklung, sondern die Heilung der Gebrochenheit ist das höchste Ziel nach Tolkien. In religiösen Worten: die Vergebung der Sünden und die (Wieder-)Herstellung der Gnade. Wie rettet man nach Tolkien die Welt? Durch einen priesterlichen Akt, das heißt, durch ein Opfer. Das ist Frodo. Er muss zu Sams Entsetzen das Auenland verlassen: „‚Aber‘, sagte Sam, und Tränen traten ihm in die Augen ‚ich dachte, auch du würdest noch Jahr um Jahr am Auenland deine Freude haben, nach alldem, was du getan hast‘ – ‚Das dachte ich auch einmal. Aber ich bin allzu tief verwundet, Sam. Ich habe das Auenland zu retten versucht, und es ist gerettet worden, doch nicht für mich. So geht es oft zu, Sam, wenn etwas in Gefahr ist: Der eine muss es aufgeben, es verlieren, damit die anderen es behalten können.'“

Tolkien über das Konzil und die Neue Messe

Konsequenterweise lehnte Tolkien den Optimismus und Humanismus des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Er war auch kein Freund der Liturgiereform, sondern blieb der Alten Messe verbunden. In der Neuen Messe gab er aus Protest immer die Antworten der Alten Messe auf Lateinisch. Adam Tolkien, einer seiner Enkel, beschrieb das in einem Interview: „Ich erinnere mich lebhaft daran, dass ich ihm in Bournemouth in die Kirche gegangen war. Er war ein frommer Katholik, und es war kurz nachdem die Kirche die Liturgie von Latein auf Englisch geändert hatte: Mein Großvater stimmte dem offensichtlich nicht zu und machte alle Antworten sehr laut auf Latein, während der Rest der Gemeinde auf Englisch antwortete. Ich fand die ganze Erfahrung ziemlich quälend, aber mein Großvater ließ sich nicht beirren. Er musste einfach tun, was er für richtig hielt.“

Tolkien resümierte schon 1967: „Die ‚protestantische‘ Suche rückwärts nach ‚Einfachheit‘ und Direktheit – die natürlich gute oder zumindest verständliche Motive enthält, ist ein Fehler und tatsächlich vergeblich. Weil ‚primitives Christentum‘ jetzt und trotz aller ‚Forschung‘ weitgehend unbekannt bleibt; denn ‚Primitivität‘ ist keine Garantie für Wert und ist und war ein Spiegelbild von Ignoranz. Schwere Missbräuche waren von Anfang an ebenso wie heute ein Element im christlichen liturgischen Verhalten.“

Traditionelle Vorstellungen von Kirche und Gesellschaft ziehen sich durch die gesamten veröffentlichten Briefe Tolkiens. Tolkien war ein Freund der Natur und des konservativen Lebensstils. Im kirchlichen Bereich lobte er Papst Pius X., der vor allem durch seinen Kampf gegen modernistische theologische Ansätze bekannt ist und einen Eid gegen den Modernismus einführte: „Ich denke, die größte Reform unserer Zeit war die, die vom hl. Pius X. ausgeführt wurde. Sie überbietet alles, was das Zweite Vatikanische Konzil, mag es auch nötig sein, erreichen wird.“

Über den Wandel nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schrieb Tolkien: „Die Kirche fühlte sich einst an wie ein Zufluchtsort („refuge“), jetzt fühlt sie sich oft an wie eine Falle („trap“). Wir können nirgendwo sonst hin […]. Wir können nichts tun als für die Kirche, den Stellvertreter Christi und uns zu beten.“

Tolkien sah in vielen Vorgängen der 60er-Jahre eine nahezu naive Schwärmerei und kritisierte einen vermeintlichen Rückgang der Kirche zu den Anfängen sowie eine zu starke Modernisierung. Stattdessen sprach Tolkien von der Kirche als einem lebenden Organismus und verglich sie mit einer Pflanze. Im „Aggiornamento“ sah er ernste Gefahren („grave dangers“), dies würde bereits die Geschichte zeigen. Ökumenismus begrüßte er auf der einen Seite, fand ihn aber auch verwirrend. Berücksichtigen muss man hier, dass Tolkien die Erfahrung von religiöser Ausgrenzung gemacht hat. Als seine Mutter katholisch wurde, wurde sie von der anglikanischen Verwandtschaft verstoßen. Tolkien hatte zeitlebens eine starke Abneigung gegen die „Church of England“.

In dem Brief an seinen Sohn Michael kommt auch die Frage auf, wie man mit Skandalen bei Laien und Priestern umzugehen habe. Dazu sagte Tolkien: „Die Versuchung zum ‚Unglauben‘ […] ist immer in uns. Ein Teil von uns sucht nach Entschuldigungen, die von außen kommen. Je größer die innere Versuchung, desto eher und heftiger sind wir bereit von anderen ‚skandalisiert zu sein.‘“

Tolkien sagt, er habe schrecklich gelitten unter „dummen, müden, stumpfen und schlechten Priestern“. Doch er hatte eine Gewissheit: „Ich kenne mich nun gut genug, um mir bewusst zu sein, dass ich nicht die Kirche verlassen soll“. Würde Tolkien die Kirche verlassen, hieße das für ihn die „heilige Kommunion“ zu verleugnen und den Herrn [Jesus Christus] einen Schwindler zu nennen. Er schrieb weiter, dass er an die Wahrheit der Evangelien glaube und daran, dass die Kommunion das einzige Heilmittel gegen das Nachlassen des Glaubens sei. Tolkien glaubte an die katholische Kirche: „Ich selbst bin überzeugt von den petrinischen Ansprüchen („Petrine claims“), auch wenn man sich überall auf der Welt umsieht, scheint es keinen großen Zweifel zu geben, welche (wenn das Christentum wahr ist) die wahre Kirche ist, der Tempel des Geistes, sterbend aber lebend, korrupt aber heilig, selbstreformierend und wiedererstehend.“ Die Hauptaufgabe der Kirche liege darin, diejenige zu sein, die die hl. Kommunion verteidigt.

Tolkien schrieb auch über die Gefahr des Zynismus und sagte, er neige weniger zum Zynismus, wenn er sich an seine eigenen Sünden und Torheiten erinnere (Nr. 250/1963). Seine Zeit jedoch sei geprägt von Hohn und Zynismus („sneer und cynicism“). Gleichzeitig gebe es aber eine „umgedrehte Heuchelei“, da Menschen sich schlechter darstellten als sie seien. In Christus sah Tolkien denjenigen, der letzte Hoffnung und Heilung geben kann: „Der Heiler (der Hailend wie der Erlöser üblicherweise auf Altenglisch genannt wurde) soll meine Fehler heilen und du sollst nie aufhören zu rufen: Benedictus qui venit in nomine Domini“ – Gelobt, der da kommt im Namen des Herrn.

Quelle der Zitate Tolkiens (übersetzt vom Autor):

  • Carpenter, Humphrey, Tolkien, Christopher (Hg.), The Letters of J.R.R. Tolkien, London 2006.

Siehe auch:

Der Beitrag Tolkien als Vordenker der katholischen Tradition erschien zuerst auf cathwalk.de und wurde von Josef Jung verfasst.

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Warum moderne Pädagogik absolut toxisch ist https://www.thecathwalk.de/2023/08/30/warum-moderne-paedagogik-absolut-toxisch-ist/?pk_campaign=feed&pk_kwd=warum-moderne-paedagogik-absolut-toxisch-ist https://www.thecathwalk.de/2023/08/30/warum-moderne-paedagogik-absolut-toxisch-ist/?pk_campaign=feed&pk_kwd=warum-moderne-paedagogik-absolut-toxisch-ist#respond Wed, 30 Aug 2023 10:00:00 +0000 https://www.thecathwalk.de/?p=36885 Das Modell des „Nürnberger Trichters“ ist 1000x menschlicher als die „Reformpädagogik“ der Odenwaldschule. Trotz aller Defizite ist das Auswendiglernen, Eintrichtern und formales Lernen unter äußerem Druck und Zwang viel menschlicher als Lernen und Erziehen durch Selbstmotivation und Innerlichkeit. Denn äußerer Zwang erlaubt innere Freiheit, während die Methoden der modernen Pädagogik übergriffig sind und über das […]

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Das Modell des „Nürnberger Trichters“ ist 1000x menschlicher als die „Reformpädagogik“ der Odenwaldschule. Trotz aller Defizite ist das Auswendiglernen, Eintrichtern und formales Lernen unter äußerem Druck und Zwang viel menschlicher als Lernen und Erziehen durch Selbstmotivation und Innerlichkeit. Denn äußerer Zwang erlaubt innere Freiheit, während die Methoden der modernen Pädagogik übergriffig sind und über das „Innenleben“ anderer Menschen verfügen wollen, das dritte nichts angeht und zu dem sie keinen Zugang haben. Hinzu kommt, dass moderne Pädagogik eine Lüge ist, weil sie eine „Freiwilligkeit“ suggeriert, die nicht existiert.

Ein Beispiel: Wenn moderne Eltern ihre Kinder fragen, ob sie ihre Hausaufgaben machen MÖCHTEN, verhalten Sie sich falsch. Sie schaffen eine toxische Form der Kommunikation. Denn das Kind hat hier ja gar keine Entscheidungsfreiheit. Wenn es „Nein“ sagt, soll es ja trotzdem seine Hausaufgaben machen. Es ist dann aber verwirrt und lernt, dass es Fragen gibt, die keine sind und Kommunikation nicht auf Ehrlichkeit beruht. So lernt es zu lügen und zu manipulieren. Daher sollen Eltern bei Anordnungen keine Fragen stellen, sondern von ihrem Autoritäts- und Erziehungsrecht gebrauch machen: „Mach bitte deine Hausaufgaben!“ Das ist klare und ehrliche Kommunikation, die das Kind versteht und nicht verwirrt und ihm auch kein „schlechtes Gewissen“ einredet, wenn es etwas anderes möchte, weil es einfach nur gehorchen soll.

Die Wurzeln der falschen Pädagogik reichen weit zurück, man findet sie im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, in der die klare Ordnung durch „innere Motivation“ ersetzt wurde, weil durch die Reformation das Christentum als einheitlicher Ordo zerbrach. Während Thomas von Aquin, ein Dominikaner, noch einfach nur auf die Befolgung von Anordnungen bestand, wollte der neuzeitliche Jesuitengründer Ignatius von Loyola schon über das Innenleben seiner Ordensangehörigen verfügen und urteilen. Es gibt eine ganze Liste von Psycho-Methoden, die daraus erwachsen sind.

Im kirchlichen Bereich finden wir in vielen modernen Bewegungen fast ausschließlich eine übergriffige Form des Gehorsams, die über Motivation und „innere Begeisterung“ gehen soll, und nicht über die Ordnung der Vernunft. Auch das ist ein Grund, warum man sehr skeptisch gegenüber vielen neuen Bewegungen sein sollte. Halten wir uns lieber an die katholische Tradition.

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„Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche. Das ist die Chance der Propheten – und sie kommen in Scharen“, wusste schon Chesterton. Und die Propheten kommen heute zu Millionen und verkündeten den Tod: Extinction Rebellion, Birthstrike, Veggie Day, Doomsday … Es gibt nichts, was freie, aufgeklärte Menschen nicht alles fürchten und nichts, was zu radikal scheint.

Der abendländische Tradi ist bei soviel apokalyptischer Prophetie leicht verwundert. Dann entspannt er und zündet sich sogleich eine Zigarette an, zischt ein Bier und grillt ein Steak. Glaubt der Tradi doch an Gott, der der Erde bestand verheißen hat und allein ihr Ende kennt. Der Tradi hat jene Heidenangst vor der Sonne, kosmischen Kräften und Lord Voldemort verloren, die überall Fahrt aufnimmt und viele in Furcht und Schrecken versetzt.

Die Gefahr geht nicht von der Natur aus, sondern von gut gemeinten Absichten, die aber menschenfeindliche Folgen haben: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten“, sagte Shaw. Wer für das Klima leib- und kinderfeindlich wird, wird am Ende nichts retten, sondern alles Menschliche zerstören. Darum ist der Tradi auch so kinderfreundlich, weil er weiß, dass es keine menschliche Gesellschaft ohne Kinder gibt. Wir brauchen keine Fridays for Future-Demos. Wir brauchen eine Gesellschaft, die es Männern erlaubt Väter zu sein und Frauen Mütter. Mit jedem Kind kommt Hoffnung und Heilung in die Welt. Jedes Kind ist ein Ja zum Menschen und zu Gottes Schöpfung und durch dieses Ja werden wir eine Zukunft haben.

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