Donnerstag, 12. Dezember 2024

Neue Analyse zeigt: Pornographie macht Männer unzufrieden mit der eigenen Beziehung

Von Mary Rezac

„Der Gebrauch von Pornographie steht in Zusammenhang mit einem niedrigeren Grad an Zufriedenheit in zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Ausgwertet wurden die Daten von Querschnittserhebungen, Längsschnittuntersuchungen, und Experimenten.“ Besonders ein erheblich „niedrigerer sexueller und relationaler Zufriedenheitsgrad“ unter männlichen Pornographie-Sehern wurde festgestellt.

Insgesamt wurden die Daten von 50.000 Teilnehmern in zehn Ländern analysiert.

Diese Meta-Studie widerspricht einem anderen kürzlich veröffentlichten Forschungsbericht, demzufolge Pornographie einen positiven Einfluss auf seine Nutzer hat. Wer hat also recht?

„Pixel statt Personen ist ungesund“

Für Kritiker der Industrie und ihrer Auswirkungen auf Menschen, Beziehungen und die ganze Gesellschaft ist der Fall mitlerweile wissenschaftlich klar. Auch für die Sexualität ist das Porno-Phänomen schädlich: „Pornographie ist sex-negativ“, so Dawn Hawkins, Direktorin des National Center on Sexual Exploitation (NCOSE) in einer Stellungnahme zur neuen Analyse.

NCOSE ist eine Organisation, die nach Angaben auf ihrer Webseite Pornographie bekämpft indem sie auf die Zusammenhänge zwischen Pornographie mit Menschenhandel, Gewalt gegen Frauen, Kindesmissbrauch und Sucht hinweist.

„Pornographie verdrahtet die Sexualität einer Person mit den Pixeln auf einem Bildschirm statt einer echten Person. Das ist an und für sich nicht vereinbar mit gesunden, biologischen Beziehungen. Umfangreiche Forschungsergebnisse weisen daraufhin, dass Pornographie in mehrfacher Hinsicht einen negativen Einfluss auf Frauen wie Männer hat, und diese neue Meta-Analyse leistet zu diesem Dialog einen wichtigen Beitrag.“

National Center on Sexual Exploitation (NCOSE)

Hawkins betonte, dass die Analyse den Ergebnissen der Studie widerspricht, die den Titel trägt „Porn Sex Versus Real Sex: How Sexually Explicit Material Shapes Our Understanding of Sexual Anatomy, Physiology, and Behaviour“ („Porno-Sex und Echter Sex: Wie sexuell freizügige Inhalte unser Verständnis sexueller Anatomie, Physiologie und Verhalten prägen“). Diese Studie behauptet dass Pornographie sich positiv auf Beziehungen und Sexualität auswirke Grundlage dieser Arbeit: Eine Erhebung über den wahrgenommenen Einfluss von Pornographie auf das Leben der Teilnehmer.

„Diese Forscher stellten den Umfrage-Teilnehmern Fragen über die Auswirkung ihres Pornographie-Konsums mittels einer fehlerhaften Methodik, die ausschliesslich zu positiven Ergebnissen führen konnte“, so Hawkins. „Und dann stellten sie diese Ergebnisse als unparteiisch und gültig dar, trotz der verzerrten Vorgehensweise“.

Wachsende Kritik in Politik und Gesellschaft

Tatsächlich ist Pornographie immer stärkerer Kritik ausgesetzt. Die gesundheitlichen und anderen Folgen von Porno-Konsum, etwa für zwischenmenschliche Beziehungen, steht dabei im Mittelpunkt.

In Ländern wie den USA und Großbritannien wächst der Widerstand auch politisch und in der Pop-Kultur. Die Partei der Republikaner bewertet seit der jüngsten „National Convention“ in ihrem Programm Pornographie-Konsum als gesellschaftliche Gesundheitskrise – wenige Monate zuvor hatte der US-Bundesstaat Utah eine solche ebenfalls ausgerufen.

Auch der britische Comedy-Star Russel Brand – selbst kein Kind von Traurigkeit – sowie bekannte Schauspieler, darunter Joseph Gordon-Levitt und Rashida Jones, der ehemalige Profi-Footballer und TV-Darsteller Terry Crews gehören zur wachsenden Gruppe der Prominenten, die sich mittlerweile öffentlich gegen Pornographie, sein Suchtpotential und seine schädlichen Wirkungen auf Beziehungen ausgesprochen haben.

„Wie Zigaretten in den 1950er Jahren“

Smartphones und andere mobile Endgeräte haben Pornographie noch leichter verfügbar gemacht als es das Internet ohnehin schon machte. Somit wächst auch die Pornographie-Sucht. Als Reaktion darauf haben sich viele Gruppen online gebildet, die Menschen unter anderem mit Beratung, neuen Apps und Videos dabei helfen, ihre Porno-Abhängigkeit zu überwinden.

Gleichzeitig gibt es – trotz der wissenschaftlichen Befunde – starke Vorurteile, denen zufolge Pornographie Teil einer gesunden Sexualität sein kann.

„Heutzutage ist Pornographie dermassen allgegenwärtig, dass viele Personen mit Porno-Konsum aufgewachsen sind und es als normalen und gesunden Teil von Sexualität betrachten“, sagte Haley Halverson, Kommunikations-Leiterin von NCOSE gegenüber CNA.

„Aber wir wissen, dass etwas nicht gleich gesund oder nützlich ist, nur weil es anerkannte Norm ist“, so Halverson. So sei es in den 1950er Jahren auch mit Zigaretten gewesen.

Mit Blick auf die Frage, ob das Problem dadurch gelöst werden könne, dass man zumindest ethische Prinzipien in der Industrie durchsetzte, sagte Halverson, dass dies nicht die Lösung sei. Der Schaden, den Pornographie anrichte, würde dadurch nicht verhindert.

„Pornographie bedeutet, eine Person zu dehumanisieren, indem man sie zu einer Ansammlung von Körperteilen zum Zweck der eigenen, selbstsüchtigen sexuellen Befriedigung reduizert“, so Halverson zu CNA. Einen anderen Menschen so zu sehen oder behandeln sei in sich nicht ethisch.

Nur eine Gesellschaft, die Pornographie ablehne, könne die Menschenwürde einer jeden Person auch wirklich achten.

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