Mittwoch, 24. April 2024

Rezension: Wahrer Gehorsam in der Kirche

Als ich noch Student an der Universität Münster war, ging ich oft in die ULB (Universitäts- und Landesbibliothek). Dort stand in großen roten Buchstaben die Aufforderung: „GEHORCHE KEINEM“. Bei einer Philosophievorlesung sagte der Professor, dass sich gegen diesen Slogan ein zweifacher Protest erhob: zum einen von den Germanisten, die sagten, es müsse „NIEMANDEM“ statt „KEINEM“ heißen, zum anderen von den Theologen, die sagten, man müsse Gott gehorchen.

Wem muss ich gehorchen und wie? Das ist die zentrale Frage. Peter Kwasniewski beantwortet sie in seinem Traktat „Wahrer Gehorsam in der Kirche. Ein Leitfaden in schwerer Zeit“ auf 69 Seiten mit zusätzlichen 30 Seiten an Endnoten. Der Traktat könnte aktueller nicht sein – angesichts von Pachamama, des China-Deals mit dem Vatikan, des Motu Proprio „Traditionis Custodes“ und der zahlreichen Restriktionen und drakonischen Maßnahmen gegen traditionelle Orden (man denke nur an die Fairfield Carmelites). In einem größeren Rahmen stellt sich diese Frage vermehrt seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Erzbischof Lefebvre rechtfertige sein Werk u.a. damit, dass der absolute Gehorsam nicht katholisch sei.

Kwasniewskis Buch ist für alle traditionellen Katholiken von großem Wert, weil es nicht irgendwelche Privatmeinungen wiedergibt, wie es heute oft geschieht, sondern die Tradition selbst befragt, vor allem die Referenz schlechthin: Thomas von Aquin. Die entscheidende Antwort ist daher ganz und gar thomistisch: „Nur Gott, der überaus und unendlich gut ist, der die Liebe selbst ist, verdient absoluten und bedingungslosen Gehorsam“. Der Gehorsam gegenüber Menschen, Thomas spricht von „Oberen“ (damit sind Vorgesetzte im Allgemeinen mit gemeint), ist damit immer ein bedingter Gehorsam.

Den kirchlichen Gehorsam, das heißt der Gehorsam gegenüber Oberen und Vorgesetzten im kirchlichen Raum, seien sie auch Bischöfe oder der Papst selbst, macht Kwasniewski wesentlich vom Gemeinwohl (bonum commune) der Kirche abhängig. Wenn Bischöfe dagegen verstoßen, schulden wir ihnen, so Kwasniewski, keinen Gehorsam. Das scheint mir eine sehr wichtige Feststellung zu sein, weil der Gehorsam ansonsten zu einem „Autoritarismus“ ausartet und völlig willkürlich alles gefordert werden kann, einzig, weil die Autorität es will.

Was heißt das nun für unser Leben als Katholiken? Kwasniewski schafft es in beeindruckender Weise, die Not unserer Zeit zu nennen und gleichzeitig Auswege aufzuzeigen. Traditionelle Priester werden ermutigt weiterzumachen: „Der traditionelle Priester kann ruhigen Gewissens weitermachen, weil er weiß, dass er in seiner eigenen Person die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet und durch seinen Dienst das große Geschenk weitergibt, das er erhalten hat …“

An uns Laien liege es, die Kirche angesichts „des großen Verrats durch die Kirchenmänner“ zu verteidigen. Wir sollen aktiv eine Strategie verfolgen und Priester fördern, die die Alte Messe lesen.

Der Traktat ist eine Ermutigung, eine Stärkung für jeden Katholiken, für jeden Priester und Laien, der durch die aktuelle Situation verwirrt oder entmutigt ist. Kwasniewski zeigt uns, dass wir ungerechten Maßnahmen nicht gehorchen dürfen und dabei die katholische Tradition, Francisco Suárez und viele andere auf unserer Seite haben. Die Lektüre dieses kleinen Büchleins empfehle ich daher herzlich allen Katholiken.

Hier kann „Wahrer Gehorsam in der Kirche“ bestellt werden.

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