Donnerstag, 28. März 2024

Knien – jetzt erst recht!

Der liberal gesinnte Christenmensch von Welt in der Kirchenprovinz Deutschland entwickelt Theorien, Meinungen und Betrachtungen, geht deutsch-synodale Wege, bedient sich im Fundus der alleinseligmachenden, einzig wahren „Humanwissenschaften“ aus dem Geist von Michel Foucault und bekennt sich als strammer Biedermann zu den Allgemeinplätzen der etablierten Kirchenkritik. Manche nehmen buchstäblich kniend die Lehrmeinungen dieser Welt an oder sind mit den Lehrmeistern des Säkularismus „auf Augenhöhe“, andere – nämlich ganz normale Katholiken – knien vor dem Herrn.

Judith Hahn, Professorin für Kirchenrecht in Bonn, hat in dem Beitrag „Körperlicher Entzug“ eine „ritualtheoretische Einordnung sinkender Gottesdienstteilnehmer*innenzahlen“ vorgenommen. Wer den Begriff Ritualtheorie noch nicht kannte, aber regelmäßig Rituale (etwa heilige Messen) mitfeiert, sei getröstet – auch mir war diese Sparte der Wissenschaft bislang unbekannt. Frau Hahn hat über den Rückgang der Gottesdienstbesucherzahlen nachgedacht und hält das „Narrativ der Corona-Pandemie“ für zu vordergründig. Die „Versammlungsverbote“ hätten „praktizierenden Katholik*innen“ die Gelegenheit zu einer kritischen Reflexion gegeben: „Während die ununterbrochenen Routinen eines durchritualisierten Alltags auf die intuitive Macht des Rituals bauen, um den Mitgliedern einer Ritualgemeinschaft reflexartige Partizipation abzuringen, versetzt ein Durchbrechen des rituellen Kreislaufs die Beteiligten in eine Außenperspektive.“ Die „Affirmation der liturgischen Normordnung“ sei ihnen fremd geworden.

Ein Corona-Lockdown ist also eine Art Revolutionstreiber. Wir einfach gläubigen Katholiken affirmieren zwar nichts und niemanden, aber wir feiern dankbar heilige Messen mit. Frau Professorin Hahn führt weiter aus: „Partizipation am Ritual ist niemals neutral. Sie ist Zustimmung zu der dem Ritual zugrundeliegenden Ordnung, insoweit der Mitvollzug des Ritus den Körper der Mitfeiernden zur Aussage von mit den rituellen Handlungen verknüpften Botschaften einsetzt. Rituelle Körper werden von Liturgien in Besitz genommen, um sie zu Trägern der amtlichen Bedeutungen zu machen, die der Vollzug der liturgischen Ordnung ihnen einschreibt.“ Sie entdeckt sogleich das, was in der deutschen Synodalwelt als Machtstruktur bezeichnet wird. In einer heiligen Messe „treffen Kleriker mit spezifisch ritueller Kompetenz auf Lai*innen, denen die liturgische Ordnung nur eine eingeschränkte Fähigkeit zuweist, das rituelle Geschehen aktiv mitzugestalten“: „Indem die Ritualgemeinschaft gemäß der liturgischen Ordnung feiert, erzeugt sie nicht nur die Liturgie, sondern bekräftigt auch die Geltung der Normordnung, auf der diese aufruht.“ In der Liturgie seien die liturgischen Normen einzuhalten – und ich dachte mir, als ich das las: Wie schön wäre es doch, wenn in einer römisch-katholischen Liturgie die liturgischen Normen eingehalten würden. Auch deswegen übrigens strömen viele junge Katholiken und Suchende in die „Alte Messe“, in der sich die Frage nach rituellem Eigensinn von Zelebranten überhaupt nicht stellt.

Frau Hahn nimmt sodann das Knien in den Blick: „Kniende werden – unabhängig von ihrer inneren Haltung – durch den Vollzug einer Kniebeuge zu einem Symbol der Unterwerfung. Das Niederknien als Symbol der Ergebung erzeugt kniende Körper als Symbole der Unterwerfung, gleichgültig ob die Knienden mit ihrer Geste eine Haltung der Ergebung ausdrücken wollen oder nicht. Indem der Akt des Kniens den Körper der Knienden in Gebrauch nimmt, werden sie zu dem, was der Akt besagt, ungeachtet dessen, ob sie diese Aussage tätigen wollen. Auf die dem Akt konventionell zugeschriebene Bedeutung haben die Knienden keinen Einfluss: Wer kniet, symbolisiert Unterwerfung. … Wer mit seinem Körper liturgische Riten vollzieht, kann nicht verhindern, dass dieser durch hoheitliche Bedeutungszuschreibungen zum Träger amtlicher Botschaften wird.“ Die „grundlegend dissentierenden Teilnehmer*innen“ wählen nach Ansicht von Wissenschaftlern also die „Möglichkeit eines radikalen Selbstausschlusses“.

Judith Hahn stellt fest: „Katholik*innen, bei denen sich durch den kalten Liturgieentzug des Lockdowns das Unbehagen darüber verstärkt hat, dass ihre Präsenz in amtlichen Gottesdiensten sie zu Symbolen einer sie befremdenden Ordnung macht, wählen mit einem dauerhaften Entzug das wirksamste Mittel, um den eigenen Körper nicht länger in den Kreislauf der Reinstitutionalisierung amtlicher Kirchenvorstellungen einzubinden.“ Wenn ich diese Überlegungen richtig verstehe, so wird im Rückgang der Gottesdienstbesucherzahlen in deutschen Nachkonzilszeitmessen eine Art Emanzipation gesehen. Anders gesagt: Wer die heilige Messe mitfeiert, stabilisiert allein durch seine Teilhabe ein säkulares Hierarchiemodell in der Kirche, das etwa auf dem Synodalen Weg mehrheitlich abgelehnt wird. Darüber klärt uns also die katholische Theologie auf, die heute an Universitäten gelehrt wird – mit dem Herrschaftsinstrument an sich, der „Missio canonica“, auf die eigentlich alle Kirchenkritiker freiwillig verzichten müssten. Denn warum lehren Theologinnen und Theologen im Namen und Auftrag der Kirche des Herrn, wenn sie sich vom Glauben, von der Lehre und der Liturgie der Kirche verabschiedet haben oder die katholische Kirche neu erfinden wollen?

Ich finde diese deutschkatholische Theorienwelt sehr kompliziert, ziemlich umständlich und natürlich nicht überzeugend. Und ich weiß seit meiner Kindheit: Der Glaube ist einfach – „Credidimus caritati.“ Wir haben der Liebe geglaubt. Das feiern wir in jeder heiligen Messe – und so ist es würdig und recht. Empfohlen sei hierzu auch der Podcast von Pater Engelbert Recktenwald. Lassen Sie uns frohen Herzens und in aufrichtiger Dankbarkeit nach Bethlehem gehen – um in wenigen Tagen selbstverständlich kniend das göttliche Kind, unseren Herrn und Erlöser, gläubig anzubeten.

3 Kommentare

  1. Ein Haufen konfuser Unsinn, den die Dame da verfasst hat. In einem hat Sie jedoch recht: das Knien ist eine Geste der Unterwerfung, der Unterwerfung gegenüber dem Allmächtigen. Dem gegenüber sie einzig angebracht ist. Dieser so einfache Sachverhalt ist jedoch der von einer knienden zur sitzenden changierten Kirche fremd geworden. Erst recht dieser Dame. Man fragt sich, wie solcher Geist zu einem Lehrauftrag in der katholischen Theologie kommen kann.

  2. Sie sind ja ganz schön hart im Nehmen. Ich habe die Zitate dieser Dame nur überflogen, aber wenn Sie deren vollständigen Text gelesen haben, dann haben Sie die Buße für die nächsten drei Beichten schon geleistet.

  3. Hallo Allerseits und Frohen 4. Advent,

    Ich finde es schade das oft der Unglaube bei denen vertreten ist die Theologie studieren.
    Und schon fast traurig macht es mich wenn diejenigen die Nicht glauben dann Lehren.

    Das ist so als ob ein Drogenabhängiger als Entzugsberater in einer Klinik arbeitet.
    Oder ein Krimineller bei der Polizei.
    Oder ein Feuerteufel bei der Feuerwehr.
    Ok vielleicht ist das ein bisschen übertrieben🤔

    In meinen Augen brauchen wir Hirten und Ehrenamtler die viel Liebe haben und vom ganzen Herzen an Gott glauben. 💝
    Und die den Wert der Katholichen Kirche schätzen.

    Leider ist es so dass diejenigen die sündig,synodal, säkular und politisch sind von den Medien gehört werden 🤔
    Aber denen die wirklich an Tradition, Liebe, Gemeinde und Kirche arbeiten gegen die werden Hetzkampanjen in den Medien gemacht 🙄
    Z.b. Maria 1.0, Kardinal Wölki usw.

    Zu den ganzen Wissenschaftlern die den Glauben oder die Kirche meinen schlecht zu machen:
    Nur weil ihr eure Thesen und Meinungen gut in Wissenschaftlicher Sprache verpackt heißt es noch lange nicht das es inhaltlich wichtig ist.📓

    Nehmen wir mal an ein Bauarbeiter und ein Wissenschaftler sehen ein Glas mit Wasser das zur Hälfte gefüllt ist.

    Bauarbeiter: Ďas Glas Wasser ist zur Hälfte voll.

    Wissenschaftler: Das Behältniss, welches mit Dyhydrogenmonoxid (H20) gefüllt ist weist einen Füllgrad von 50 % auf.

    Die Inhaltlische Aussage ist aber gleich. Somit hat der Wissenschaftler keinerlei eine Bessere Meinung.☺

    Unterwerfung ? Ich jedenfalls sehe das Beten auf Knien als ein Geschenk an. Wer vor Gott knien kann der kann vor dem Menschen stehen 😇
    Selbst wenn Ich allein bin bete ich oft im Sitzen oder knien.

    Gott ist Unser aller Himmlicher Vater 💝 Wir sind seine Kinder. Er ist schlauer und weiser als wir alle. Und er ist reiner an Liebe und Gnade als wir alle.
    Daher ist es ein Zeichen von Demut und Liebe wenn wir kniend beten.

    Ich würde mir wünschen das Kirchenkritiker mal Gott begegnen oder fühlen.😚

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