Donnerstag, 25. April 2024

Salve Regina: Die Geschichte der marianischen Antiphon

Das Salve Regina ist ein Schrei nach Gott. Es ist kein Praise and Worship, sondern wie Hiobs Ruf in der Dunkelheit. Hermann von Reichenau (1013-1054), auch Hermann der Lahme genannt, gilt traditionell als der Hauptverfasser dieses Meisterwerks. Der Schlussvers („O clemens, o pia, o dulcis virgo„) stammt vermutlich von Bernhard von Clairvaux. Das Salve Regina ist Hermanns Lebenserfahrung. Hermanns Hoffnung hat seinen Grund in der Erlösung, die nur Gott schenken kann. Damit ist mit dem Salve Regina die Antiphon der Hoffnung entstanden.

Hermann hatte eine körperliche Behinderung, wahrscheinlich litt er unter einer Form von ALS. Mit sieben Jahren kam er ins Kloster Reichenau: hochintelligent und körperlich eingeschränkt. Er bildete sich in Mathematik, Geschichte und Musik. Meist wurde er an einen Stuhl gefesselt und durfte das Kloster nicht verlassen, sprechen konnte er nur mit Mühe.

Von seinen Mitbrüdern erfuhr Hermann Leid und Ausgrenzung. Einmal, als es regnete, ließ man ihn draußen sitzen. Erst später holte man ihn, durchnässt und krank, wieder ins Kloster. Hermann war der Ungewollte, der Kranke, der Behinderte, der seinen Mitbrüdern Mühe machte und ihnen ständig das Leid vor Augen stellte, das man nicht heilen kann. In diesem Sinne erinnerte er an eine Weisheit Carl Friedrich von Weizsäckers: „Die tiefste Erfahrung von sich selbst, zu der der Mensch in seiner Natur und in der Gesellschaft vordringt, lautet nicht Freiheit, sondern Ohnmacht. Die tiefste Erfahrung vom Gelingen menschlichen Lebens ist nicht eine Erfahrung von eigener Macht, sondern von Gnade. Die tiefste Erfahrung des Menschen ist nicht der Mensch, sondern Gott.“

Hermann vertraute auf Gott, als er das Salve Regina schrieb. Zuerst bringt er sein ganzes Leid zum Ausdruck: „Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; / zu dir seufzen wir / trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen./“

Und dann, am Ende, nennt er seine ganze Hoffnung: „Wohlan denn, unsre Fürsprecherin, / deine barmherzigen Augen / wende uns zu / und nach diesem Elend zeige uns Jesus.“ Hermann schreibt nieder, worauf christlicher Glaube hofft. Die Erfüllung dieser Hoffnung ist die größte Freiheit und Freude, die man sich vorstellen kann: Gott schauen – von Angesicht zu Angesicht.

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