Samstag, 20. April 2024

„Warum ist das Böse in der Welt?“ Eine Antwort auf die Theodizeefrage

In einem berühmten Interview sagt Björn Höcke, einer der Chef-Ideologen der AfD, er glaube an eine „göttliche Initialzündung“, aber „der Schöpfer“ habe dann die Schöpfung sich selbst überlassen, sonst könne er sich nicht erklären warum das Böse ist der Welt sei. Damit outet sich Höcke als Deist, der den christlichen Glauben und das damit verbundene theistische Weltbild ablehnt, in dem Gott schafft, erhält und erlöst.

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Die Frage nach Gott, dem Leid und dem Bösen ist nicht neu. Eine weitere Version der Frage geht so: Wenn Gott allmächtig und allgütig ist, könne er kein Leid zulassen, vor allem nicht an Unschuldigen. Entweder sei Gott allmächtig oder allgütig. Beides sei aber nicht möglich, weil soviel Unschuldige leiden würden. Im Folgenden geht es vor allem um die Frage, wie man das Leid verstehen kann, das nicht änderbar ist. Denn es bleibt die Aufgabe des Christen, durch Werke der Barmherzigkeit Leid zu verringern und das Gute zu tun.

Die Theodizeefrage, also die Frage, wie ein guter Gott Leid zulassen kann, hat durchaus gute Antworten im Christentum gefunden. Aber es sind radikale Antworten, die alles in Frage stellen, was man ein „gutes Leben“ nennt. Man kann die Theodizeefrage mit einem Satz beantworten: Das einzig Böse ist die Sünde, das Leid ist die Folge des Sündenfalls und ein glückliches Leben in dieser Welt wird uns nicht versprochen, leiden kann unser Weg in den Himmel sein, denn wir sind auf Erden, um Gott zu ehren und in den Himmel zu kommen.

Das Christentum ist eine Erlösungsreligion. Es ist eine endzeitliche Religion. Der gefallene Mensch, der durch die Erbsünde die Gottesschau und Gnade verloren hat, wird durch Taufe und Sakramente wieder zu einem Kind Gottes. Das Ziel des Christentums ist, dass der Mensch in den Himmel kommt. Glück auf Erden ist nicht die Aufgabe des Christentums und es gibt auch keine Verheißung auf irdisches Glück. Pfarrer Milch sagt: „Was heißt den „gnädig“. Was will [Gott] denn mit der Gnade? – [Den Zöllner] will er, nicht dieses und jenes, nicht „sei mir gnädig, erhalte mir meinen Besitz“, nicht „sei mir gnädig, halte mich gesund“, nicht „sei mir gnädig, mach, daß meine Karriere läuft, daß ich dieses oder jenes bestehe, das Examen, die Prüfung, die Schwierigkeiten, daß alles glatt läuft, daß die Rechnungen aufgehen, daß mir Gerechtigkeit auf Erden widerfährt“. Das ist nicht „gnädig“! Da ist Gott gar nicht gnädig! Er will ja nichts von Dir – wie komme ich dazu, von Ihm etwas zu wollen? Das wäre nicht die Gnade: Gesundheit, Reichtum, Erhalt der Familie, Erhalt des Besitzes, Vermeidung von irdischen Katastrophen. Da ist gar nichts verheißen – nichts, gar nichts! „Gnädig, Sei mir gnädig“ – das heißt: Gehöre mir, gib Dich mir, ich will Dich. Das ist die vollkommene Liebe.“

Das Leid und Böse, das uns geschieht steht unter der Ordnung der göttlichen Vorsehung. Thomas von Aquin schreibt: „Unter der göttlichen Vorsehung verstehen wir den im Geiste Gottes von Ewigkeit vorherbestimmenden Plan der Hinordnung der Dinge zu ihrem Ziele, besonders zu ihrem letzten und höchsten Ziele, das in der Verherrlichung Gottes besteht.“

Wir sollten daher für alles danken, was uns als gefallene Menschen in den Himmel bringt, darunter fallen auch: Leid, Enttäuschung und Schmerz. Das alles wird uns von Gottes Vorsehung zugemutet. Die Theodizeefrage bekommt einen ganz anderen Blickwinkel, wenn wir sie von unserer Erlösung und vom Himmel her denken anstatt vom irdischen Glück. Leid kann uns reinigen, heiligen und uns ganz mit Gott vereinen.

Das Böse ist mächtig, aber es hat kein eigenes „Sein“. Es besteht vor allem in der Auflehnung gegen Gott und seine Ordnung. Der Teufel wird seit der christlichen Antike als Affe Gottes beschrieben, als jemand, der Gott und damit das Gute nachäfft. Thomas von Aquin beschreibt das Böse nicht als Prinzip oder Wesenheit, sondern als Mangel und Entstellung.

Diese Lehre vom Bösen als privatio boni (Beraubung des Guten) ist ganz fundamental, um zu verstehen, wie man richtig mit dem Bösen umgehen soll. Vor allem erschließt sich so der Sinn der Aufforderung: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Römer 12,21). Das Böse kann nichts schaffen, sondern nur zerstören und es lebt auch nur, sofern seine Geschöpflichkeit zum Tragen kommt. Das Böse muss letztlich dem Guten dienen und wird zugelassen, weil es eine Rolle im Heilsplan erfüllt, selbst, wenn sie uns unklar erscheint.

Tolkien versucht die Rolle des Bösen als Diener des Guten in „Der Herr der Ringe“ so aufzulösen: „Aber an diesem Punkt wird die ‚Rettung‘ der Welt und Frodos eigene ‚Rettung‘ durch sein vorheriges Mitleid und seine Vergebung der Verletzung erreicht. Jeder vernünftige Mensch hätte Frodo zu jedem Zeitpunkt gesagt, dass Gollum ihn mit Sicherheit (nicht ganz sicher – die Unbeholfenheit in der Treue Sams war es, die Gollum schließlich an den Rand des Abgrunds trieb, als er im Begriff war, Buße zu tun) verraten würde und ihn am Ende ausrauben könnte. Ihn zu ‚bemitleiden‘, es zu unterlassen, ihn zu töten, war ein Stück Torheit oder ein mystischer Glaube an den ultimativen Wert von Mitleid und Großzügigkeit an sich, auch wenn er in der Welt der Zeit verhängnisvoll ist. Er beraubte und verletzte ihn am Ende – aber durch eine ‚Gnade‘ war dieser letzte Verrat genau zu einem Zeitpunkt, als die letzte böse Tat das Günstigste war, was jemand für Frodo hätte tun können! Durch eine Situation, die durch seine ‚Vergebung‘ geschaffen wurde, wurde er selbst gerettet und von seiner Last befreit. Ihm wurde zu Recht die höchste Ehre zuteil – denn es ist klar, dass er und Sam den genauen Ablauf der Ereignisse nie verheimlicht haben.“

Wichtig ist letztlich eines: Wir dürfen nicht das Vertrauen in Gott verlieren. Wir dürfen nicht den Glauben an Gottes Liebe verlieren. Das Leid kann uns zum Heil werden und wir können unser Leid mit Christus tragen und es als Liebesopfer einsetzen. Christus hat durch sein heiliges Kreuz die Welt erlöst. Liebe erkennt man im Schmerz und Leid ist der Weg in den Himmel.

Siehe praktische Beispiele:

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