Mittwoch, 24. April 2024

Die Erlösung Jesu Christi nach der Lehre von Thomas von Aquin

Was ist die Erlösung Jesu Christi? Dieser Beitrag erklärt die Erlösung Jesu Christi nach den Grundsätzen des heiligen Thomas von Aquin. Dazu wird aus der katholischen Dogmatik von Franz Diekamp zitiert (Band 2, 1939).

Das Opfer Christi

Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz erlöst. Der Tod Christi war ein Opfer. Deshalb klärt Diekamp zuerst, was ein Opfer ist: „Opfer im allgemeinen ist die Hingabe eines Gutes für einen edlen Zweck, besonders wenn sie mit empfindlicher Entsagung verbunden ist. Opfer im religiösen Sinne sind nach dem biblischen Sprachgebrauche Leistungen aller Art, durch die der Mensch die freie Hingabe seiner selbst an Gott zum Ausdruck bringt.“ Als Beispiele nennt Diekamp: „Gebete, Werke der Barmherzigkeit, gerechter Wandel, Abtötung des Fleisches, Reue und Zerknirschung des Herzens.“

Thomas von Aquin sagt: „Omne illud, quod Deo exhibetur ad hoc, quod spiritus hominis feratur in Deum, potest dici sacrificium“ [Alles das, was Gott dargebracht wird zu dem Zwecke, dass sich der Geist des Menschen auf Gott richte, kann als Opfer bezeichnet werden] (3 q. 22 a. 2). Diekamp betont, dass ein rein äußerliches Opfer keinen Wert vor Gott habe, es müsse der Ausdruck der Opfergesinnung vorhanden sein.

De fide definiert ist: „Christus hat durch seinen Tod am Kreuze ein wahres und eigentliches Opfer dargebracht.“ Das Wesen des Kreuzesopfers besteht, so Diekamp, „darin, dass Christus die vollkommenste Selbsthingabe an den Vater sowohl innerlich in Gehorsam und Liebe als auch äußerlich durch die blutige Darbietung seines Leibes und Blutes in der Form einer Opfergabe vollzog.“

Die Wirksamkeit des Opfers Christi

Der Tod Christi hat nach der Lehre von Thomas von Aquin vier Gesichtspunkte (3 q. 48): Opfer, Loskauf, Genugtuung und Verdienst (sacrificium, redemptio, satisfactio, meritum). „Der Tod Christi als Opfer (per modum sacrificii) söhnt uns mit Gott aus und stellt das zerstörte Gnadenverhältnis wieder her. Als Loskauf (per modum redemptionis) befreit er uns aus der Knechtschaft der Sünde, des Gesetzes, des Teufels und des Todes.“

Die Sünde, so Diekamp weiter, „machte uns zu [Gottes] Feinden und zu Kindern des Zorns, wir waren mit dem Fluch beladen, tot in Sünden. Der Tod Christi bewirkt unsere Aussöhnung mit dem Vater. Christus aber hat uns mit Gott versöhnt.“

Die stellvertretende Genugtuung Christi

„Der Tod Christi ist auch als Genugtuung (per modum satisfactionis) wirksam. Christus hat an unserer Stelle durch sein heiligstes Leiden und Sterben Gott für die Sünden genuggetan“ (Fidei proximum).

Ähnlich wie die Heilige Schrift bezeugen die Väter oftmals, dass sich Christus „für uns“ zum Opfer dargebracht hat. Der Gedanke der Stellvertretung ist dabei erkennbar. Clemens von Rom schreibt: „Aus Liebe zu uns hat Jesus Christus unser Herr nach dem Willen Gottes für uns sein Blut hingegeben, sein Fleisch für unser Fleisch und seine Seele für unsere Seelen“ (1. Cor. 49, 6).

Die Genugtuung Christi wiegt die durch die Sünde geschehene unendliche Beleidigung Gottes vollständig auf.

„Christus hat durch seinen Tod nicht bloß für die Prädestinierten genuggetan“ (De fide). Er hat für alle Menschen genuggetan“ (Fidei proximum).

Das Verdienst Christi

„Das Kreuzesleiden Christi ist auch in der Weise des Verdienstes (per modum meriti) wirksam“ (De fide). Das Konzil von Trient lehrt, dass die Erbsünde nur durch das Verdienst Christi hinweggenommen wird. Das Verdienst Christi wird durch das Sakrament der Taufe allen zugewandt.

„Christus hat der gefallenen Menschheit alle und jede Gnade, die ihr zuteil wird, verdient“ (Sententia certa). Das Konzil von Trient lehrt: „Wir erhalten in der Wiedergeburt ‚durch das Verdienst seines Leidens‘ die Gnade der Gerechtigkeit“ (Sessio 6, cp.3). „Alle Verdienste, die der Gerechte sammelt, erwirbt er durch Gottes Gnade und Christi Verdienst“ (can. 32). Darum erflehe auch die Kirche in der Liturgie alles von Gott durch Christum unseren Herrn.

Quelle: Diekamp, Franz, Katholische Dogmatik nach den Grundsätzen des heiligen Thomas, Band. 2 (Lehrbücher zum Gebrauch beim theologischen Studium), Münster 1938, S. 304-328.

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Eine Erklärung der Abkürzungen De fide, Fidei proximum usw. hier:

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