Donnerstag, 1. Juni 2023

Warum sich über Franziskus ärgern aber nicht über Paul VI. oder Johannes Paul II. ?

Es ist ein Phänomen in katholischen Kreisen: Während Papst Franziskus kritisch gesehen wird, hält man seine Vorgänger in Ehren, besonders Johannes Paul II. Aber ist das gerechtfertigt? Ich meine, dass Franziskus in der „Tradition“ der Päpste seit dem Konzil steht und nur konsequenter vorgeht. Wer Franziskus kritisiert, sollte den ganzen Weg zurückgehen, bis zu den Grundlagen unserer aktuellen Kirchenkrise: zum Modernismus und dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Modernismus bedeutet in einem Satz, dass der Glaube keine objektive Wahrheit ist, sondern nur eine subjektive Motivation, ein Gefühl, eine Lebenshilfe, ein „Dienst am Menschen“, eine Art Humanismus. Ein Modernist nennt sich „katholisch“ ohne ein einziges Dogma im eigentlichen Sinne zu glauben – denn er leugnet ja nichts, sondern versteht es nur „neu“, (lat.: „modern“), „im Einklang mit der Wissenschaft.“

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und in den anschließenden Reformen wurde der Traditionsbruch vollzogen. Paul VI. hat auf der Grundlage von Erzbischof Bugninis Vorlage 1969 eine Neue Messe eingeführt und auch alle weiteren Sakramente geändert. Er hat den Taufritus geändert, den Firmritus, die Weiheriten, die Niederen Weihen „abgeschafft“ und und und. Er erlaubte die Handkommunion, die Einführung von Volksaltären und schaffte den Liturgischen Kalender komplett neu mit „Jahreskreisen“ anstatt sich an den höchsten Festen zu orientieren. Aber erst Franziskus soll das „Depositum fidei“ anrühren?

Papst Johannes Paul II. küsste den Koran, traf sich mit heidnischen Vertretern 1986 in Assisi, ließ es zu, dass eine Götzenstatue auf den Tabernakel gestellt wurde, predigte mehr über interreligiöses Miteinander und „Ökumene“ als über Mission und tolerierte allerhand Skandale im Vatikan und der Weltkirche. Im Heiligspechungsverfahren schaffte er den „advocatus diaboli“ ab und veränderte es so, dass nahezu jeder heiliggesprochen werden kann. Aber auch das ist kein Zufall, denn wenn Johannes Dörmann Recht hat, hat Johannes Paul II. bereits als Professor in Polen mit der „philosophia perennis“ gebrochen“ und sich der Phänomenologie und Existenzphilosophie zugewandt. Schlussenendlich resümiert Dörmann, dass Johannes Paul II. eine Theologie der Allerlösung vertreten habe. Das hieße, dass wir hier einen veränderten Glauben und einen Traditionsbruch annehmen können. Dieser wurde auf dem Konzil verstärkt, mit dem „anthropozentischen Offenbarungsbegriff“ in „Gaudium et Spes.“

Wir brauchen uns also nicht über Franziskus aufzuregen in dem Sinne, dass wir es hier mit einem ganz neuen Phänomen zu tun haben. Franziskus setzt den Traditionsbruch nur in der Moral fort – was konsequent ist. Er zerstört das Erbe Johannes Pauls II. in der Morallehre, die aufgrund des fehlenden Traditionsbezugs oft nur als Dissonanz wahrgenommen werden konnte.

Schlussendlich muss die Lösung klar sein: Es braucht keinen „Neuen Anfang“, keine Rückkehr zu den „80s“, sondern eine Umkehr zu den zeitlosen Grundlagen: Schrift und Tradition: Scholastik, Philosophia perennis, Alte Messe, Thomas von Aquin. Ein Papst wird die Wende bringen. Bis dieser heilige Papst kommt, müssen wir so viele Seelen für die Tradition gewinnen wie irgend möglich. Wir müssen beten, durchhalten und den Ratschlag von Erzbischof Lefebvre befolgen: „Garder la foi“ – Halte am Glauben fest!

Bildquelle: https://www.quirinale.it/

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1 Kommentar

  1. Ein wunderbarer Artikel. Ja, ich war sehr irritiert, dass Johannes Paul II. den Koran küsste. Ich habe es nicht verstanden. Beten wir, dass wir diese Zeit in unserer Familie gut überstehen und der Same des Glaubens erhalten bleibt. Das wünsche ich mir so sehr und hoffe es. Wir sind in diese Zeit gestellt. In der Alten Messe finde ich Ruhe. Ich kann einfach nicht mehr in eine Messe gehen, die so viel liturgischen Missbrauch hat. Wir fahren weit in eine Messe der Pius Brüder. Aber wir gehen gestärkt daraus hervor. Das ist ein Geschenk.

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